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Gefühle, die wo man schwer beschreiben kann

Unglaube, Freude, Trauer, Respekt, Zuversicht, Irritation. In den letzten Tagen sind unsere Gefühle mit uns Gassi gegangen. Aber der Reihe nach:

Zunächst wurde gemeldet, für den Umbau des Neckarstadions seien kurzfristig nochmal 20 Millionen Euro mehr notwendig, um den Zeitplan bis zur EM zu schaffen. Es wurden Probleme im Fundament gefunden, die der VfB zu spät bzw. gar nicht kommunizierte und damit die Stadt unter Druck setzte, die für die 20 Millionen einspringen muss. „Wir stehen mit dem Rücken zur Wand“, klagte Finanzbürgermeister Thomas Fuhrmann. Sogar von einem Skandal war die Rede, dass der Gemeinderat der Finanzspritze innerhalb von 48 Stunden zustimmen musste, um die EM-Ausrichtung nicht zu gefährden. Auch, dass sich die Situation so dramatisch entwickelt habe, wurde angezweifelt: Das kann „nicht erst in den letzten Tagen eingetreten sein“, so Dejan Perc von der SPD. Auch andere Gemeinderäte machen dem VfB unverhohlen Vorwürfe.

Damit beläuft sich die Gesamtsumme auf 140 Millionen Euro, die sich der VfB, die Stadt und die Stadiongesellschaft teilen. Der Umbau ist zu eine Art Stadion 21 geworden, die ursprünglich veranlagten Kosten fast verdoppelt. Aber immerhin stellt „oben bleiben“ in dieser Saison kein Thema für den VfB dar. Spannend zu dem Thema auch das Interview bei STR mit Stadtrat Florian Pitschel:


Ein starkes Signal

Fabian Wohlgemuth ist es nach nicht immer einfachen Verhandlungen gelungen, den Vertrag mit Chris Führich bis 2028 zu verlängern. Natürlich mit Zugeständnissen beim Gehalt und einer Ausstiegsklausel, trotzdem ist die Vertragsverlängerung ein starkes Zeichen, dass der VfB seine Leistungsträger halten kann. Zuvor hatten bereits Waldemar Anton, Enzo Millot und Pascal Stenzel neue Verträge unterschrieben. Da kann etwas in Cannstatt entstehen. Dass Chris Führich seinen Kontrakt bereits vor einem möglichen EM-Auftritt verlängert, darf man durchaus so interpretieren, dass er es ernst meint, wenn er sagt: „Ich fühle mich hier in Stuttgart sehr wohl. Der Verein, unsere Fans und die Arena sind etwas ganz Besonderes. Das ist pure Tradition, die man auch bei jedem Heim- und Auswärtsspiel spürt. Es macht einfach sehr viel Spaß, Spieler dieses Vereins zu sein. Ich habe ein richtig gutes Gefühl und freue mich sehr auf alles, was kommt.“

Der freudigen Nachricht ging eine Horrormeldung voraus, die uns traurig gemacht hat:
Dan-Axel Zagadou hat sich im Knie das Kreuzband und das Innenband angerissen, er fällt damit für den Rest der Saison aus. Natürlich eine menschlich schlimme Nachricht, aber auch fürs Binnenklima beim VfB ein Rückschlag: Zagadou hielt die Truppe zusammen mit seiner verbindlichen, fordernden und zugleich fröhlichen Art und seiner klaren Kommunikation. Vor allem Enzo Millot profitierte von den deutlichen Ansagen seines französischen Landsmanns, der ihm die Flausen austrieb und zu mehr Professionalität antrieb. Und bei Deniz Undav hatte man zuletzt den Eindruck, er erziele seine Tore vor allem, um mit Daxo jubeln zu können. Den Ausfall will der VfB intern abfangen, mit Anton, Anthony Rouault, Hiroki Ito und Leonidas Stergiou befinden sich vier Innenverteidiger im Kader, dazu ist geplant, weitere Nachwuchsspieler ins Profi-Training zu integrieren. Aber Zagadou wird fehlen. Wie er fahrende ICEs mit einer Hand bremst, Bierkästen aus dem Strafraum köpft und mit seiner lässigen Ausstrahlung Ruhe und Sicherheit verbreitet. Auch mir wird er fehlen, ich hatte ihn im Verlauf dieser Saison richtig lieb gewonnen. Auch für ihn persönlich ist die Verletzung bitter, war er doch gerade dabei, mit 19 von 19 möglichen Einsätzen in dieser Saison das Label des verletzungsanfälligen Giganten abzulegen.


Mo ist in dahoud!

Dagegen hat sich der VfB mit der Leihe und Kaufoption (8,5 Millionen) von Mo Dahoud in der Breite verstärkt. Bisher musste man hoffen, dass Angelo Stiller und Atakan Karazor gesund bleiben und ihre Leistungen stabil bleiben. Dahoud hat keine guten Jahre hinter sich, in Dortmund oft außen vor und mit viel zu wenig Minuten in Brighton. Was er kann, haben wir in Mönchengladbach gesehen: Technisch versiert, mit großer Ruhe und Selbstsicherheit am Ball und dem Auge für Räume und den vertikalen Pass. Ob er das in den verbleibenden 15 Spielen einbringen kann, bleibt abzuwarten. Mit der Verpflichtung von Dahoud jedenfalls wird das Personalpuzzle im Sommer mit Leihen und Ausstiegsklauseln nicht gerade trivial für Wohlgemuth. Er wird beim Kochen sicher ins Schwitzen kommen, aber dass er mis-en-place beherrscht, hat er schon bewiesen.

Fulham lockte Silas
Aber das hat kaum jemand ernst genommen, oder? Ein Winterabgang in die Premiere League von unserem Silas, der erst kürzlich bis 2026 verlängert hatte, während er beim Afrika-Cup kickt: undenkbar! Es wäre auch kein guter Move gewesen, außer für den Berater. Aber der hat seinen Schützling ins Gespräch gebracht und den Blick auf den Spieler geschärft – denn unter Trainer Sebastian Hoeneß war er bisher kein uneingeschränkter Stammspieler gewesen, obwohl er immer für eine Überraschung gut ist. Oder wie Jürgen Klinsmann sagen würde: „Einfach traumhaft wie er eins gegen eins geht – und das gegen zwei Leute“. 

Schließlich fragte die StZ/StN: „Werden der Vorsitz des Aufsichtsrats und das Präsidentenamt auch in Zukunft weiter in einer Hand bleiben?
Weil bei der Ausgliederung 2017 versprochen wurde, dass der Präsident des e.V. zugleich Aufsichtsratsvorsitzender der AG ist, schien sich diese Frage bis dahin überhaupt nicht zu stellen. Unklar ist, warum diese Spekulation aufkommt. Soll Claus Vogt, der in seiner Amtszeit nie ohne Kritik blieb, entmachtet werden? Ist er amtsmüde geworden? Zur Erinnerung: 2025 ist Superwahljahr beim VfB.

„Jetzt ist aber Schluss mit Halligalli bei jeder Gesichtsbewegung“ (Jürgen Klinsmann)
Eine wilde Woche, die gezeigt hat: Mit dem VfB wird es nie langweilig. Hoffen wir, dass es auf dem Spielfeld gegen Freiburg ähnlich hoch her geht und niemand vom VfB sagen wird: „Vom Resultat her hätten wir gerne gewonnen“ (von wem wohl).

Zum Weiterlesen:
Rund um den Brustring hat sich bei Gladbach, BVB- und Brighton-Fans umgehört und meint in seinem Porträt von Dahoud, er benötige „das Vertrauen des Trainers und ein stabiles Umfeld“. Wenig zuversichtlich stimmt einen die Aussage von Brightons Trainer de Zerbi, der „mehr Qualität, mehr Persönlichkeit, Energie und Enthusiasmus” von Dahoud forderte.

Laut kicker sind in der Hängepartie um den neuen Sport-Vorstand die Chancen von Wohlgemuth gestiegen.

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3 Kommentare

  1. Bacardihardy sagt

    20 Mio Mehrkosten für den Wellnesstempel Umbau wundert mich nicht
    Soll nur niemand auf die Idee kommen, all die Investitionen aufzuzählen, welche in den vergangenen 60 Jahren ins Stadion geflossen sind

    Führichverlängerung ist „Top“

    Dahoud ist mir zu langsam und defensiv zu schwach

    Gute Besserung an Daxo

  2. Konrad sagt

    Schon witzig, ich habs noch plus/minus im Ohr, (nett ausgedrückt) wie nicht alle von der Daxo Verpflichtung begeistert waren und trotzdem hat er sich mega in unsere Herzen gekickt.

    Grad gegen Leipzig dachte ich noch wie super seine körperliche Stabilität geworden ist…. Und dann: Mist – von Herzen ❤️ gute Besserung !!!

    Aus diesem Grund finde ich es wichtig allen Neuzugängen eine Chance zu geben und Ihnen erstmal wertfrei zu begegnen… meckern kann man ja immer noch…

    Es wird kompliziert Daxos Loch zu schließen. Gut finde ich, dass wir Silas nicht gehen lassen. Macht ja null Sinn, schon gar nicht für Silas. Auf mehr Watte kann er ja gar nicht gebettet werden…sieht man ja bei Dahoud, dass nicht immer alles Gold ist was glänzt.

    Wird so gegen Freiburg nicht einfach 😬 bin gespannt und drücke alle Daumen. Irgendwas in mir hat immer wieder „Angst“ vor Rückfällen in den alten VfB Modus 🫣

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