Falls ihr in Württemberg (oder aber in Heidelberg!) wohnt, kennt ihr sie bestimmt: Die netten Damen und Herren mit den roten Westen, die das Stadtmagazin “Trott-war” verkaufen. Das besondere daran: Der Verkauf der Straßenzeitung bietet Menschen mit geringem Einkommen eine Perspektive. Denn 50 Prozent der Einnahmen gehen an die Verkäufer. Die anderen 50 Prozent bekommt der Trott-war e.V. für Projekte und Kosten.
Also definitiv eine unterstützenswerte Geschichte. Und falls ihr zu denen gehört, die bislang mit gesenktem Blick an den Verkäufern vorbei eilten, um ja nicht angesprochen zu werden: Kein Problem. Aber das wird sich definitiv ändern, wenn ihr diesen Text lest. Denn ab sofort ist eine fette Sonderausgabe zur WM auf der Straße erhältlich.
72 Seiten statt der üblichen 36. Dazu mit Fernsehplan und Poster zum Rausnehmen. Okay, das gibt es von anderen auch. Aber das Heft von Trott-war lohnt sich nicht nur wegen der guten Sache, sondern vor allem, weil es richtig gut gemacht ist und – noch besser – sehr VfB-lastig ist.
Dafür gesorgt hat unter anderem Roland Eitel, ehemaliger Sportredakteur bei der „Stuttgarter Zeitung“ und Pressesprecher beim VfB Stuttgart. Er hat seine Kontakte genutzt und geholfen, die Idee von Initiator Peter Klein erstklassig umzusetzen.
Unter anderen dabei sind Joachim Löw, die Khedira-Brüder, Jürgen Klinsmann, Guido Buchwald, Bibiana Steinhaus, Serdar Tasci, Dennis Aogo, Raffael Buschmann, Tom Bartels, Guido Buchwald, Hajo Seppelt und Ingmar “Außenreporter” Volkmann und viele mehr.
Das Schöne an dem Sonderheft ist die kritische Auseinandersetzung mit dem modernen Fußball. Das Ding ist kein Hochglanz-Werbemittel für die UEFA. Das würde auch gar nicht zu wortwörtlichen Street credibility von Trott-war passen. Ganz im Gegenteil: Themen wie Doping, die immer größer werdende Distanz zwischen Profifußball und Gesellschaft und die WM als Russlanda Propaganda-Werkzeug werden ausführlich besprochen. Jede Menge hochwertige Inhalte für lächerliche drei Euro. Also, kauft das Ding einfach!
Falls Trott-war in eurer Stadt nicht zu haben ist: Beim letzten Heimspiel gegen Hoffenheim wird es rund ums Stadion verkauft – unter anderem von Guido Buchwald! 50.000 Exemplare gibt es. Mal sehen, wie lange.
Achso, damit das Ganze hier nicht klingt wie eine bezahlte Werbung: Auf das zweiseitige Hoffenheim-Advertorial hätten wir auch gut verzichten können. Hoffentlich hat Herr Hopp dafür wenigstens tief in die Tasche gegriffen!
Ich erfreue mich regelmäßig am Vertikalpass. Die Beiträge stehen für mich für guten (Fußball-) Journalismus. Bei diesem Beitrag ist mit jedoch die Randbemerkungen ‘WM als Russlanda Propaganda-Werkzeug’ aufgefallen. Sie passt nahtlos zum größten Propaganda-Feldzug des Westens gegen Russland seit dem letzten Kalten Krieg und zeugt eben nicht von gutem, differenziertem Journalismus. Aber da seid ihr/bist du in ‘guter’ Presse-Gesellschaft.
Hi Thomas,
erstmal vielen Dank für das Lob. Zu der Formulierung: Der betreffende Artikel heißt „Das Propaganda-Werkzeug: Fußball und Politik“. Ich gebe also nur den Inhalt wieder. Aber grundsätzlich möchte ich anmerken, dass wir hier keinen neutralen Journalismus betreiben (wollen), sondern unsere Meinung formulieren. So habe ich zum Beispiel überhaupt keine Lust auf eine WM in einem Land, das systematisches und staatlich gesteuertes Doping betreibt und in dem Homosexuelle Angst um ihr Leben haben müssen. Aber das hat in dem Artikel über das WM-Sonderheft nichts verloren.