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Der Stehblues-Spieler

Orel Mangala war einer der Spieler, auf die ich mich vor der Saison sehr freute und auf dessen Rückkehr ich sehnsüchtig wartete. Ein typischer Jan Schindelmeiser-Transfer, ein typischer Hannes Wolf-Spieler, aber nicht deshalb. Er verkörperte das Junge und Ungestüme im Zweitliga-Kader 2019/2020, auch wenn er kein Draufgänger ist, so verband ich mit ihm die Hoffnung auf mehr Dynamik im zentralen Mittelfeld. In seiner ersten Saison 2017/2018 absolvierte er immerhin 20 Bundesligaspiele und stand auch beim legendären 4:1 am 34. Spieltag gegen Bayern München in der Startelf (Video mit den Highlights, siehe unten). Nach einer guten Saison beim Hamburger SV kehrte er zum VfB zurück und sollte hier einer der Entscheidungsspieler und Hoffnungsträger werden. Trainer Tim Walter sah das anders und setzte zunächst eher auf Ata Karazor, so dass sich Mangalas Bilanz eher mittelmäßig liest: 15 Spiele, davon 6x eingewechselt und 4x ausgewechselt.

Das änderte sich als Pellegrino Matarazzo übernahm. Der 21-jährige ist nun wichtiger Bestandteil einer zentralen Achse mit Wataru Endo und Daniel Didavi. Endo ist der Terrier und Zweikämpfer und Didavi der Feinfüßige, der für die kreativen Momente zuständig ist. Und Mangala? Er ist beides, er ist Stabilisator und Initiator zugleich. Er kann defensive Räume schließen, mit seiner Robustheit wichtige Zweikämpfe für sich entscheiden, aber auch Bälle gewinnen, mit denen er dann offensive Akzente setzt. Er sucht dabei oft den Körperkontakt, es scheint, nur dann fühlt er sich wohl. Es ist, als umarme Mangala den Gegner. Mit seiner Stehblues-Taktik stimmt er die Gegenspieler milde, um sich dann mit seiner intuitiven Wendigkeit blitzartig aus der Umklammerung zu befreien. Dann ist das Feld offen: Entweder er treibt den Ball selbst, spielt einen seiner Pässe in die Schnittstelle oder sucht selbst vermehrt den Abschluss. Wie gegen Regensburg, als er in der 76. Minute erneut einen Gegenspieler abschüttelte und von der Strafraumgrenze nur knapp das Tor verfehlte.

Didavimania beim VfB
Aufgrund seines sensationell schönen Tores und seines Geburtstages konzentrierte sich in der Nachbetrachtung von Regensburg alles auf Daniel Didavi. Dabei kann Mangala unter Matarazzo zum Entscheidungsspieler werden. Zu dem Spieler, der beim VfB bestimmt, ob das Spiel schnell gemacht wird oder über das Positionsspiel der Ball nach vorne getragen wird. Er ist derjenige, der gesucht wird beim Spielaufbau. „Ich bin ein Spieler, der immer den Ball haben will“, erklärt er. „Ich versuche immer anspielbar zu sein. Ich bin keiner, der sich auf dem Platz versteckt.“

Der junge Belgier nennt Toni Kroos als eines seiner Vorbilder. Wie der deutsche Weltmeister ist Mangala eher der Mann für den vorletzten Pass, wie beim 1:1 auf Sankt Pauli, als er den weiten Ball auf Silas schlägt (siehe Video). Er spielt weniger Schlüsselpässe, dafür ist er meist als Erster ins Kombinationsspiel eingebunden. Seine Ball- und Passsicherheit sind das, was ihn für den VfB so wertvoll macht. Auch wenn es mein Blog-Kollege Sebastian nicht gerne lesen wird: Der Move von Santi Ascacibar zu Hertha BSC hat dem VfB gut getan. Klar haben wir alle es gerne gesehen, wie er alles und jeden abgrätschen wollte. Mangala profitiert von diesem Wechsel am stärksten und dadurch hat sich die VfB-Statik im Spiel ein wenig verschoben. Das Kämpferische und Unbequeme übernimmt nun Endo und Mangala ist dafür für viele spielerische Elemente zuständig, ohne dass es ihm an Widerstandsfähigkeit fehlen würde. Nicht erstaunlich ist es aufgrund seines jugendlichen Alters, dass es in seinem Spiel noch Schwankungen gibt. Sowohl innerhalb einer Partie als auch von Spiel zu Spiel. Wenn er sich stabilisiert, dann kann aus dem Sehnsuchtsspieler wirklich einer der prägenden Spieler des VfB werden.

(Foto: Stuart Franklin/Bongarts/Getty Images)

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2 Kommentare

  1. Andreas F. sagt

    In der Sache richtig, aber wegen Walter doch falsch? Vielleicht hat eben der Ex-Trainer einen offensiv völlig talentlosen Ascacibar nach vorne gezwungen? Ergebnis: Löcher in Mittelfeld und Abwehr und viele Gegentore. Fazit: unter Walter war nicht nur Asca schlecht.

  2. @abiszet sagt

    Hi Andreas,
    im Nachhinein war es sicher nicht der coolste Move, Ascacibar auf die Acht zu setzen mit gewissen offensiven Verantwortlichkeiten. Das hat ja Santi auch selbst so gesehen. Es gibt ja noch einen, der seine Fähigkeiten in keinster Weise aufs Feld bringt: Element. Das ist unter Matarazzo auch noch so, warten wir es ab. Im Moment scheint es so, dass das zentrale Mittelfeld mit Endo, Mangala und Didavi sehr gut besetzt ist. Wobei Endo wahrscheinlich jede Position spielen kann ;-)

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