Die sensationell schlechte und die Sensationell gute Halbzeit noch im Hinterkopf ging es für den VfB Stuttgart zum Tabellenletzten aus Dresden. Und die Fans bewegte vor allem eine Frage: Welches Gesicht würde ihr Team zeigen?
Und überhaupt: ausgerechnet Dresden! Die waren schließlich seit sieben Wochen ohne Pflichtspiel und erst seit kurzem wieder im Mannschaftstraining. Vorher hatten die Spieler nur “individuell trainieren” können – wobei es wohl zu wenig entsprechenden Trainingsgeräte gab. Also, wenn ich zuhause individuell trainiere, sieht das ja meist so aus.
Doch die Spieler von Dynamo Dresden wussten offenbar von der Stuttgarter Auswärtsschwäche und legten schwungvoll los. Zum Glück ohne den frühen Torerfolg, der dem VfB in den letzten Spielen stets das Leben schwer gemacht hatte. Und mit zunehmender Spieldauer kam auch der Favorit besser ins Spiel, ohne sich jedoch klare Chancen erspielen zu können.
Das änderte sich jedoch in der 18. Minute! Da flankte Clinton Mola in die Mitte und über Umwege landete der Ball bei Al Ghaddioui, der tat, was ein Ali G. nun mal macht: ein Tor. Der Schiedsrichter entschied allerdings auf Abseits, da Castro dem Keeper die Sicht versperrte. Der VAR sorgte für Aufklärung: Castro stand nicht im Abseits und das Tor zählte. Ein VAR-Entscheid pro VfB!
Eine frühe Führung gegen einen unterlegenen und schlecht trainierten Gegner: Dem Kantersieg stand eigentlich nichts mehr im Wege. Aber der VfB schraubte sein Engagement herunter und kam bis zur Halbzeitpause zu keiner nennenswerten Chance mehr – zum Unmut der Fans, die genau wissen, dass man sich auf einem Ein-Tore-Vorsprung nicht verlassen darf.
Leider ging es in der zweiten Halbzeit gerade so weiter. Mit dem einzigen Unterschied, dass Dynamo Dresden allmählich Morgenluft witterte, und immer öfter vor dem Stuttgarter Tor auftauchte. VfB-Fans kennen diese Phasen in einem Spiel zur Genüge: Die Zeichen standen auf Ausgleich.
Aber sind wir ehrlich: Besonders viel bekamen die tapferen Dresdner nicht mehr auf die Kette. Einzig der 2-Meter-Däne Makienok, der aussah wie der große kleine Bruder von Jan Schindelmeiser kam zu einer Halbchance. Dafür konnte der VfB noch einmal jubeln. In der 88. Minute staubte der eingewechselte Darko Churlinov zum 2:0 ab. Sein erster Treffer für den VfB!
Am Ende stand ein Auswärtssieg, der nicht wirklich überzeugend war. Eher effizient. Ein Spiel, das man vermutlich schnell vergessen haben wird. Aber die drei Punkte bleiben. Und die waren verdammt wichtig. Denn auch die Konkurrenz konnte gewinnen. So langsam geht es in die heiße Phase im Aufstiegsrennen!
Al Ghadduoi?? Ihr meint wohl Al Ghaddioui :-)
Ich habe mich vor dem Spiel tatsächlich in einem Anfall grenzenlosen Optimismus und auch einer gehörigen Portion Realitätsverlust, erwischt, wie ich von einem Sturmlauf des VfB träumte. Die Ausgangslage war klar: Hier hat eine Mannschaft null Wettkampfpraxis und hat vor der Coronapause auch nichts gerissen. Und auf der anderen Seite ein VfB, der einen Aufstiegsfavoriten niedergerungen hat. Aber leider kannst Du das vom VfB nicht haben. Ich kann noch nachvollziehen, dass man die erste Halbzeit etwas abwartend spielt, da der Gegner die Ausgangslage widerlegen möchte. Aber spätestens in der zweiten Halbzeitmusst Du das Tempo anziehen und zeigen wer hier aufsteigen möchte. Leider kann der VfB nur ein Tempo und das liegt nicht auf Erstliganiveau.