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Der VfB isch stabil, Junge

Serhou Guirassy sprach nach dem 3:2-Auswärtssieg des VfB vor den Mikrofonen und auf X (vormals Twitter) von „a very important victory“ und einem „warrior match“. Frei übersetzt, von einem Kampfspiel, bei dem die Mannschaft vor allem gegen Ende alles reinwarf, um den siebten Auswärtsdreier der Saison zu sichern. Sieben! Das ist auch der Vorsprung, den der VfB auf den fünften Platz hat.

In unserer Vorbereitung auf das Spiel fragten mein Freund Sammy und ich uns, wie der Wolfsburger Mittelfeldspieler heißt, der eigentlich auf alles tritt, was sich in seiner Nähe befindet und sich ununterbrochen beim Schiedsrichter beschwert. Muss an der vorgerückten Stunde gelegen haben, dass uns sein Name nicht einfiel. In der 3. Minute des Spiels wussten wir es: Maximilian Arnold, als er eine gelbe Karte nach einem Foul an Enzo Millot bekam. Und sich natürlich darüber beschwerte. Es gibt vieles, worüber man sich lustig machen kann bei Wolfsburg. Zum Beispiel über die „Kinderdisco“ vor dem Spiel. Oder über Nico Kovacs Aussage nach dem Spiel:„Wenn wir das 1:1 ein bisschen länger gehalten hätten, hätten wir das Publikum wahrscheinlich auf unsere Seite gezogen.“ Welches Publikum?

In der Haltung zum Spiel begegneten sich beide Teams auf Augenhöhe. Das ist das, was Kovac seinen Mannschaften immer vermitteln kann: die Einstellung zum Spiel und zum Gegner. In der Spielanlage war bei beiden Mannschaften jedoch ein Klassenunterschied erkennbar. Wolfsburg hoch und weit, der VfB mit Variabilität im Spiel, mit hoher Ballsicherheit, mit Ballstaffetten, die den Gegner hinter her laufen ließen, die ihn ermüdeten und zusehends wütender machten. Bei aller Spielfreude und den Fähigkeiten im 1:1 von Chris Führich und Enzo Millot brachten die Geradlinigkeit beim VfB die Schienenspieler Maxi Mittelstädt und Josh Vagnoman ins Spiel. Mittelstädt war es auch, der eine Flanke auf Guirassy schlug. Der Mittelstürmer mit perfekter Positionierung und vorzüglichem Timing beim Kopfball beim 1:0. Vagoman erzielte das beruhigende 3:1 mit seinem Signature Move: Von rechts in die Mitte ziehen, mit links abschließen, unhaltbar ins lange Eck. Arjen Robben bekommt dabei feuchte Augen. Vagnoman bekam dafür einen Arschtritt von Guirassy.

Anton kann mit seinem Blick eine Rudelbildung auslösen
Der VfB ließ sich am Ende der Partie nicht von der Emotionalität der Wolfsburger anstecken. Blieb bei sich, blieb stabil. Sinnbildlich der süffisante Blick von Waldemar Anton, der den aufgeregten Kevin Paredes bei einer strittigen Situation einfach nur anlächelte und damit eine Rudelbildung auslöste. Der VfB trat souverän auf und blieb unbeeindruckt auch bei kritischen Spielsituationen: Wie nach dem schön herausgespielten Ausgleich von Joakim Maehle, wie bei der „Schlussoffensive“ der Niedersachen nach dem 3:2-Anschluss durch Luka Nmecha. Die entscheidenden Orientierungspunkte für ihre Mitspieler waren dabei Hiroki Ito und Angelo Stiller. Der eine fehlerfrei und mit niedrigem Puls in der Abwehr, der andere mit einer Mischung aus Emotionalität und Kaltblütigkeit in der Mittelfeldzentrale.

Gegen Spielende ließ der VfB allerdings einige gute Gelegenheiten fürs Umschaltspiel aus, weil die Einwechselspieler Jamie Leweling, Silas und Deniz Undav Schwierigkeiten in der Ballverarbeitung, Entscheidungsfindung und im Passspiel hatten. Dabei hätte es den dreien entgegen kommen sollen, dass die Wolfsburger ihre Defensive immer mehr entblößten. Ich befürchtete schon, das würde sich rächen. Aber der Ausgleich fiel trotz einiger turbulenter Szenen nicht mehr. Teddy Teclebrhan würde sagen: „Der VfB isch stabil, Junge!“.

Dabei war der VfB nach den Siegen von Dortmund und Leipzig nicht ohne Druck ins Topspiel des 24. Spieltags gegangen: Dortmund und Leipzig hatten mit Siegen vorgelegt. „Der Druck tut uns gut, das hat man heute gesehen“, stellte Kapitän Anton nach dem Spiel fest. Brach der VfB sonst stets unter diesem Druck zusammen oder baute einen angeschlagenen Gegner auf (Wolfsburg sieglos seit Mitte Dezember), trat die Mannschaft im Stile einer Spitzenmannschaft in der Autostadt auf. Eine Mannschaft, die weiss, was sie kann und sich dabei nicht überschätzt, sondern ihre Fähigkeiten selbstbewusst einsetzt.

Es ist nicht unrealistisch, dass die Mannschaft diese Fähigkeiten in der nächsten Saison in die Champions League bringen.

Zum Weiterlesen:
Unser vertikalGIF “Werksteam vs. Teamwork“ bezeichnet den Sieg in Wolfsburg als Pflicht und sieht in gegnerischen Standards in dieser erfolgreichen Saison das Kryptonit des VfB Stuttgart.

Stuttgart.International erkennt in den fünf Toren Guirassys gegen Wolfsburg ein Full House.

Die Süddeutsche Zeitung meint: “Eine Umfrage unter allen 18 Bundesligaklubs würde mit großer Wahrscheinlichkeit ergeben, dass mindestens 15 davon so wie der VfB Stuttgart sein wollen.“

Bild: Ronny Hartmann / AFP

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17 Kommentare

  1. Clemens sagt

    Hoeneß hat die perfekte Startelf für diesen Gegner gefunden und die Mannschaft hat auf dieser Grundlage ein “högscht” seriöses Spiel aufgezogen. Zusätzlich hat SR Brand der aggressiven Marschrichtung von Kovac durch frühe gelbe Karten schnell den Stecker gezogen. Das war bis zur 70 Minute eine absolute Top-Leistung der Stuttgarter .

    Das Wasser im Wein war allerdings die Performance der Einwechselspieler Leweling, Silas und Jeong. Fehlende Abstimmung, technische und taktische Unzulänglichkeiten. Im Hoeneß Fußball kommen die Stärken eines Silas leider nicht mehr zum Tragen wie in früheren Jahren. Und taktisch findet leider auch keine Weiterentwicklung statt. Ich vermute, dass sich die Wege von ihm und dem VfB demnächst trennen werden. Gleiches dürfte auch auf Leweling zutreffen.

    Um mit etwas Positivem abzuschließen, Rouault spielt so unauffällig gut, als wäre er bereits seit Jahren in der Mannschaft. Und Vagnoman hat nach der zuletzt eher schwachen Leistung in Köln eine tolle Reaktion gezeigt. Es zeigt sich aber damit auch, dass er sich in einem System mit Dreierkette als Außenspieler tendenziell wohler fühlt.

    Das alles fühlt sich zumeist immer noch an wie ein Traum. Und auch wenn ich mit CL im Grunde nichts anfangen kann, so hoffe ich inständig, dass am Ende wenigstens Platz 4 steht. Die Belohnung für erfolgreichen und schönen Fußball.

  2. Konny sagt

    Irgendwie kann man es nicht fassen…
    wie aus einem Chaoskunterbuntclub plötzlich eine Mannschaft mit Spielintelligenz, Coolness, Teamspirit zum Bayernjäger Nummer 1 geworden ist.

    Das Trainerteam kann man nicht oft genug loben.

    Maxi Maxistädt als upgrade für Sosa und Stiller für Endo. Rouault macht den Dinos, unfassbar… die Flanke von MM unglaublich gut. Vagnoman auch wieder auf Schiene.

    Klar, jetzt wo wir auf der Drei stehen, wäre die CL natürlich mega. Ich trau mich aber noch nicht zu träumen…

    Silas tut mir auch leid, aber defensiv war er halt noch nie der ganz grosse Meister. Ganz schlimm find ich grad seine Ballannahmen. Wenn man da Maxi (wo ist der Rotwein) Mittelstädt zuschaut, unfassbar, ich bin schockverliebt in MM7 😍⚽️

    • Achim Herzblutfan sagt

      MM7 ist eine tolle Wortschöpfung.
      wenngleich MM da noch einiges liefern muss um so heißen zu dürfen.

  3. drhuey sagt

    Alles ist plötzlich anders:
    -Die ekligen Wolfsburger, allen voran ein gewisser Arnold, kaufen Dir mit übertriebener Härte und gleichzeitiger Weinerlichkeit den Schneid ab – Fehlanzeige
    – Die härtesten Verfolger um die CL-Teilnahme legen vor und Dir rutscht das Herz in die Hose, weil Du jetzt etwas zu verlieren hast – Fehlanzeige
    – Nach einer ersten Halbzeit, die von Dominanz geprägt war, kommst Du schlecht aus der Kabine und die Konzernkicker drehen das Spiel – Fehlanzeige

    Ich bin maximal begeistert und mental schon etwas erfolgsbesoffen (das Team und Staff zum Glück nicht), aber dann dieses eingefrore “Was willst Du, Du Wurm?-Lächeln von Anton. Dieses etwas arrogante und selbstsichere Niederlächeln eines zunehmend genervten Gegners, der bis dahin nur hinterherläuft, hat das Zeug zum Meme und steht für mich sinnbildlich für den neuen VfB.

  4. Konrad sagt

    Könnt Ihr mir bitte erklären, wo das Problem von Porsche und Claus Vogt ist? Ich hab natürlich den Podcast gehört, verstehe auch, dass der Präsident den Vorsitz hat. Was aber hat CV unterschrieben und wo ist das genaue Problem 🤔 danke für Eure Hilfe!

    • @buzze sagt

      Es scheint so zu sein: Porsche ist offenbar unter zwei Bedingungen als Investor beim VfB eingestiegen: Zwei Plätze im AR und ein AR-Vorsitzender, der nicht Vogt heißt. Das Problem: Dass der e.V.-Präsident auch gleichzeitig den Vorsitz im AR hat, war ein zentrales Versprechen im Zuge der Ausgliederung. Vogt war offenbar bereit, den Posten als Verhandlungsmasse in den Deal einzubringen. Das Problem: Weder er noch seine Präsidiumskollegen sind in der Position, dass zu entscheiden. Das kann nur die Mitgliederversammlung.

      Für Vogt natürlich eine vertrackte Situation. Lehnt er die Forderung von Porsche ab, steht am nächsten Tag in der Zeitung: “Vogt verhindert 100 Millionen-Deal mit Porsche.” Und stimmt er zu, betrügt er die Mitglieder, die ihn gewählt haben.

      • Konrad sagt

        Ah ok danke, das ist natürlich extrem explosiv 💥😬💥😬💥
        Wobei Meschke ja grad ziemlich Ärger in Österreich hat, weil er da bei Immobilien keine richtigen Angaben in Sachen 1. Wohnsitz gemacht hat und ihm ein Chalet wieder genommen wurde. Den Mann wollte ich als Mitglied auch nicht als Vorsitzender, wobei CV halt auch Dinge macht, die nicht so ok sind 🙈
        Oh weh… irgendwas ist ja immer….

      • Bernd sagt

        Tja, wenn der Präsident der Aufsichtsratsvorsitzende sein soll, dieser aber nicht Vogt heißen soll, dann hat sich Vogt wohl in eine Situation manövriert, aus der es nur noch einen Ausweg gibt…

        Interessant aber, dass Ihr die Angelegenheit letzten Sommer noch ins Land der Fabeln verwiesen habt. Diesen Seitenhieb kann ich mir nicht verkneifen. ;-)

  5. Marcus Fichter sagt

    Als Leweling das Tor gegen Mainz gemacht hat, war er der Gott. Macht er ein schwächeres Spiel will man ihn verkaufen. Es geht mir so was von gegen den Strich. Gebt den Jungs doch mal Zeit !
    Ein Führich hat vor zwei Jahren alles im Dribbling verstolpert, und jetzt ?
    Anton hat sich weiter entwickelt ! Karazor hat sich weiter entwickelt ! Auch Silas wird noch wichtig werden.

    Derzeit bringt man mit solchen Kommentaren eh nur Unsicherheit rein, das macht die Jungs sicher nicht besser. Der S. Hoeneß wird schon wissen mit wem er weitermachen will und mit wem nicht !

    • Hobbycamper sagt

      @Marcus Fichter
      “Der S. Hoeneß wird schon wissen mit wem er weitermachen will und mit wem nicht !”
      Wir können froh und dankbar sein, wenn er bei UNS weitermachen will, mich beschleicht da so ein gewisses Unwohlsein wenn man hört und liest wer alles an ihm dran ist und offenbar auch der VfB schon Nachfolgelösungen prüft.

  6. Konny sagt

    Und ich hab heut schon Rotz und Wasser bei der Meldung von SH2027 geheult. Super Move, auch vor heute Abend 🥰⚽️🥰⚽️🥰 D a n k e !!!

    • @abiszet sagt

      Ui, heulen wegen einer VL …

      Aber eigentlich alles angerichtet für eine Heimniederlage, oder? Das wäre jedenfalls der VfB, wie wir ihn kennen. Ein Glück scheint der VfB im Moment ganz anders zu sein (hoffentlich!).

      • Konny sagt

        Ich war selbst überrascht 😳 aber er ist der Erste seit langem, den ich menschlich und fachlich extrem gut finde. Das berühmte perfect match halt.

        Union ist immer kompliziert, ohne Waldi noch komplizierter 😬 es würde wohl eher niemand wundern….

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