Mini-Feature, VfB
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Dialog hoch vier.

Vorab aus Transparenzgründen: Der Verfasser des Textes war aktiver Teil der Veranstaltung.

Was ihr Vorgänger Wolfgang Dietrich gut gemacht hätte, wurden die beiden Präsidentschaftskandidaten Claus Vogt und Christian Riethmüller gefragt. Eine wirkliche Antwort fand keiner von beiden. Ich hingegen hätte eine. Denn ohne Wolfgang Dietrich und der Feldherrenart, mit der er das Amt des VfB-Präsidenten ausfüllte, wäre es nie zu dem Über- und Umdenken gekommen, das beim VfB seit Juli stattfindet. Spätestens am Tag nach der desaströsen Mitgliederversammlung war den meisten Verantwortlichen in der Mercedesstraße klar, dass es so nicht weitergehen kann. Dass es wieder einen echten Dialog zwischen Verein und seinen Fans geben muss. Danke Wolfgang Dietrich!

Denn gut vier Monate später sitzen die beiden Präsidentschaftskandidaten Claus Vogt und Christian Riethmüller auf einer kleinen Bühne in den Räumen des SSC in Sichtweite des Neckarstadions. Dort stellen sie sich den Fragen der Fans im Rahmen der „Viererkette“ – einem Projekt der vier nichtkommerziellen VfB-Podcasts. Vom krakeelenden Fan, der übelst verunglimpft wird, zum ernsthaften Gesprächspartner. Eine Entwicklung, mit der noch im Juli niemand rechnen konnte. Respekt, dass der Vereinsbeirat dieses Format angestoßen hat und vermutlich auch gegen interne Widerstände durchgebracht hat. Bemerkenswert, dass es von Vereinsseite keinerlei inhaltliche oder organisatorische Vorgaben gab.  Großartig, wie die vier Podcasts Brustringtalk, Nachspielzeit, Rund um den Brustring und VfBSTR das zusammen mit dem Fan-Projekt organisiert haben. Denn die Hütte ist voll: Knapp 200 Fans und Mitglieder hoffen, dass auch Fragen gestellt werden, mit denen die Kandidaten auf ihrer Wahlkampftour noch nicht konfrontiert wurden.

Auch alle Kandidaten, die am 15. Dezember für das Präsidium (Werner Gass, Rainer Mutschler) und den Posten im Vereinsbeirat (Hans Pfeifer, Marc Schlecht) kandidieren, sind vor Ort und bereit für den persönlichen Dialog mit den Mitgliedern. So muss das sein.

Dass eine von Fans organisierte Veranstaltung mit denen vom VfB mithalten kann, zeigt sich gleich zu Beginn: Massive Tonprobleme sorgen für einen holprigen Start, aber im Gegensatz zur Mitgliederversammlung im Juli gibt es eine Backup-Lösung: das gute alte Kabelmikro. Im folgenden Gespräch selbst erfährt man selbstverständlich auch noch mal das, was man schon häufiger von den Kandidaten gehört hat. z.B. ein klares Statement zum Frauenfußball vom VfB. Spannend wird sein, wie der zukünftige Präsident dieses klare Versprechen trotz infrastruktureller Mängel (zu wenig Plätze) und Budgetrestriktionen (zu wenig Geld) einlösen will.

Eine hoch interessante Erkenntnis des Abends: Beide Kandidaten wissen nicht, auf was sie sich einlassen. Sie kennen nicht ihre konkreten Verantwortungsbereiche, ihre Kompetenzen und den gesamten Gestaltungsspielraum, weil ihnen weder Geschäftsordnung noch Satzung der VfB AG 1893 im Vorfeld zur Verfügung gestellt wurden. Dieses Vorgehen finden nicht nur die beiden Kandidaten irritierend. Riethmüller und Vogt ist es hoch anzurechnen, dass sie sich trotz dieser Unsicherheit auf das Abenteuer einlassen wollen, es zeigt ihre tiefe Verbundenheit mit dem VfB und das sie für den Club brennen.

Der Abend hilft, besser zwischen den Kandidaten zu differenzieren: Vogt hat konkrete Pläne. Mit Rainer Adrion als Kandidat für den Aufsichtsrat und einer Mittelstandsbeteiligung vieler Unternehmen als zweiter Investor. Riethmüller hingegen möchte ohne Schattenkabinett ins Amt und sich erstmal ein Bild von der Lage machen. Beide Herangehensweisen finden Anklang, wie eine Probeabstimmung am Ende der Veranstaltung zeigt, die auf ein enges Rennen schließen lässt.

Das Einzige, was an diesem Abend gefehlt hat: Klarheit. Aufgrund der Unsicherheit über den genauen Gestaltungsspielraum konnten die Kandidaten in vielen Fällen nicht konkret werden, viele Aussagen konnten deshalb nur Absichtserklärungen sein.

Unabhängig von den Inhalten gab es nur Gewinner: Die Kandidaten selbst, die spürbar den Willen haben, sich mit Mitgliedern und Fans auseinander zu setzen und auf Augenhöhe zu kommunizieren. Die Mitglieder, die – egal wie die Wahl ausfällt – einen Präsidenten bekommen, der frischen Wind bringt. Der Vereinsbeirat, der das Format ermöglichte. Die Mitglieder, deren Fragen in die Diskussion einflossen. Und schließlich auch die vier Podcasts, die sich mit der “Viererkette” womöglich neben der Presse und den Fanclubs schon jetzt einen festen Platz in den Terminkalendern der Kandidaten 2020 gebucht haben. Wer mehr über den Weg zur Viererkette wissen möchte, dem sei dieser Text von Ron empfohlen.

Eine Aufzeichnung der gesamten Veranstaltung gibt es hier. Danke an dieser Stelle an Luis Foto Video für das Livestreaming!

Und wer sich in noch erfolgreichere VfB-Zeiten flüchten möchte, dem sei unser “Vertikalbuch” empfohlen!

Die Fußballfibel ist kürzlich erschienen und erzählt die Geschichte des VfB Stuttgart anhand des 19. Mai 2007. Alle Infos zum “Vertikalbuch” findet ihr auch hier.

Titelbild: Ute Lochner

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3 Kommentare

  1. Pierre Leschek sagt

    Gewinner?Wenn ich bedenke wie die Auswahl jener Kandidaten abgelaufen ist gibt es nur Verlierer,wenn ich sehe was in unserer Satzung verankert ist (ehrenamtlicher Präsident)mit 72000 Mitgliedern sehe ich nur Verlierer,das einzige worauf Dietrich stolz sein kann ist die neue Sportliche Führung den sowohl Hitz als auch Mislintat tun dem Verein gut ,und haben die im Sommer gestellte Herculesaufgabe gut bis sehr gut hinbekommen….

    Was jene Kandidaten betrifft Demokratie beinhaltet mehr als zwei Kandidaten das sollte jedem klar sein es ist jedoch die Beroihigungspille derer es bedarf um Ruhe ins Umfeld zu bekommen ….

  2. drhuey sagt

    In die positive Grundstimmung sei eine kritische Bemerkung erlaubt: einen Präsidentenkandidaten, der sich auf einen Posten einlassen möchte, dessen Profil er nicht kennt, finde ich nicht sympathisch sondern unprofessionell. Zusätzlich macht es deutlich zu welchem Papiertiger das Amt verkommen ist. Es ist daher wohl völlig Wurst welche Veränderungswünsche von den Kandidaten geäußert werden. Einziges Argument, das für mich übrig bleibt ist Adrion. Der Mann muss eingebunden werden.

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