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“Es gibt nur einen VfB”

Vor etwa einem Jahr, da gab es beim VfB die Domino-Days: Rainer Mutschler, Bernd Gaiser, Stefan Heim, Jochen Röttgermann, Oliver Schraft gingen oder mussten als Folge der Mitgliederverarsche gehen. Heute ist es in eV und AG ein neuer VfB, nachdem Thomas Hitzlsperger den Stab an Alexander Wehrle übergeben hat.

Beim Verein sind die Präsidiumsmitglieder Christian Riethmüller und Rainer Adrion neu gewählt, der Vereinsbeirat um den Vorsitzenden Rainer Wenninger hat neben Mastermind Prof. Bühler und Marc-Nicolai Schlecht viele frische Gesichter. Und die AG? Hier wurde der Vorstand neu besetzt mit Dr. Thomas Ignatzi (Finanzen), Rouven Kasper (Marketing) und schließlich als neuer CEO und Sport-Vorstand Alexander Wehrle. Er trat offiziell seine Positionen am 21. März an und will die Verwerfungen beim VfB auflösen: “Für mich gibt’s keine Trennung in eV und AG, es gibt nur einen VfB!“. In der Tat scheint es eine der großen Herausforderungen zu sein, dass eV und AG nicht gegeneinander, sondern miteinander arbeiten.

Ansonsten sind es folgende Kernbereiche, in denen Wehrle Handlungsbedarf sieht:

Investor
Durch Corona musste der VfB Umsatzeinbußen von rund 80 Millionen Euro hinnehmen, muss zudem einen KfW-Kredit über 25 Millionen bedienen. Die Suche nach einem neuen Investor steht ganz oben auf Wehrles Prioritätenliste. Und der soll auch noch perfekt zum VfB passen. Eine echte Mammutaufgabe, wenn man bedenkt, dass der VfB schon vor Corona keinen zweiten großen Investor finden konnte.

Innovation & Digitalisierung
Hier ist der VfB nicht State-of-the-Art, sondern ziemlich weit hinterher. Die eSports-Team ist schon lange wieder offline und vor allem das Thema VfB TV ist ein großes Ärgernis für die Fans, jede Menge finanzielles Potential schlummert darin. Während zum Beispiel Eintracht Frankfurt eigene TV-Studios baut und Berlin eigene Talk-Formate sendet, muss beim VfB Holger Laser alles alleine machen. Die Fans wären eigentlich schon zufrieden, wenn sie überhaupt ein VfB-TV-Abo abschließen könnten, um die Spiele im “Relive” gucken zu können. Das wäre auf jeden Fall wichtiger als auf den NFT-Zug aufzuspringen, um den Fans noch mehr Kohle aus dem Kreuz zu leiern.

Internationalisierung
Erinnert sich nach jemand an die Collabo mit dem chinesischen Club Guangzhou? Die Aktivitäten zur Internationalisierung wirken bisher eher wahllos und unstrukturiert. Wie lauten die Zielmärkte und Ziele? Hier soll Marketing-Vorstand Casper seiner Erfahrungen bei Bayern München einbringen. Vielleicht heißt es dann bald endlich wieder:

Nachwuchs
Das NLZ ist natürlich einerseits die DNA des VfB. Andererseits ein Weg, um Werte zu schaffen, in dem man Spieler ausbildet und im besten Fall mit höheren Ablösesummen verkauft, wenn sie dem VfB entwachsen sind. Vor allem im U17-Jahrgang stecken große Hoffnungen. Die von Thomas Hitzlsperger, Sven Mislintat und Thomas Krücken angestoßene Umstrukturierung soll in den nächsten Jahren Früchte tragen und bereits in der kommenden Saison werden mit Sankoh, Tibidi, Schock und Kastanaras vier Spieler aus der U19 mit Profiverträgen ausgestattet sein.

Mädchen- und Frauenfußball
Dass der VfB Stuttgart eine Mädchen- und Frauenfußballabteilung bekommt, war eines der Wahlkampfversprechen von Claus Vogt, das mit der Kooperation mit dem VfB Obertürkheim eingelöst wurde. Doch obwohl die Damen ab der kommenden Saison mit dem roten Brustring auflaufen werden, war der Support seitens der AG bisher überschaubar. Unter Wehrle dürfte sich das ändern, denn er hat sehr ehrgeizige Pläne mit dem zukünftigen Frauenteam des VfB Stuttgart. Kein Wunder, denn in Köln spielen sowohl die Herren wie auch die Damen in der ersten Liga.

Stadion
Es dauert nicht mehr lange bis die großen Umbauarbeiten an der Haupttribüne beginnen. Bis zum Sommer 2024 soll der VfB dann eines der modernsten Stadien Europas haben. Mit 2.000 zusätzlichen Stehplätzen, modernster Technik und ganz neuen Möglichkeiten auch im Sponsoring-Bereich. Diese optimal zu nutzen, wird auch eine Aufgabe des neuen CEOs sein.

Nachhaltigkeit
Der VfB Stuttgart bekam als sechster Profiklub aus Deutschland das Nachhaltigkeitszertifikat “sustainclub” der Dekra. Und das soll nur der Anfang sein. Wehrle möchte den VfB zur Nr. 1 in Nachhaltigkeit bei den deutschen Fußballclubs machen.

Über den genannten Tätigkeitsschwerpunkten steht natürlich der sportliche Erfolg. Nur, wenn es sportlich einigermaßen läuft, kann man sich wirklich auf die strategischen Ziele abseits des Platzes fokussieren. Erstes Ziel ist deswegen natürlich der Klassenerhalt. Wie die zukünftige Zusammenarbeit mit der sportlichen Leitung und mit einer eventuellen Besetzung eines Sport-Vorstands aussehen soll, dafür will Wehrle nach rund 100 Tagen dem Aufsichtsrat eine Empfehlung geben. Alexander Wehrle scheint den Weg, den Mislintat und Matarazzo eingeschlagen haben und den fast alle Fans mitgehen, zu schätzen. “Das sind zwei Schlüsselfiguren, keine Frage” sagte er bei seiner Vorstellung.

Alexander Wehrle hat für vier Jahre unterschrieben und man sieht schon: Ihm wird nicht langweilig werden. Neben dem kurzfristigen sportlichen Erfolg gilt es jetzt, den VfB Stuttgart zu gestalten. Den nötigen Freiraum dazu gibt es durch die personellen Neubesetzungen in allen Gremien. Es wäre ihnen und auch uns zu wünschen, dass endlich alle an einem Strang ziehen – für den einen VfB.

Bild: IMAGO / Sportfoto Rudel

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8 Comments

  1. Martina says

    Danke 🙏

    Dann fang ich halt mal (wieder) an…

    Ich fand es gut, was Herr Wehrle gesagt hat, auch das ihm bei den Lizenzspielern nicht alles gefällt. Vor allem der Athletikbereich nicht.

    In Summe war meine subjektive Wahrnehmung, dass er weiss von was er schwätzt und rein in Sachen Finanzen und Verwaltung sicher mehr Fachwissen, Erfahrung und Sachverstand mitbringt als der Vorgänger.

    Es wäre so schön, wenn das neue Dreigestirn den Klassenerhalt schafft und mit neuen Impulsen aus Köln dieses „sichere Etablieren (sportlich wie finanziell) in Liga 1“ hinkriegt.

    Vom Gefühl her glaube ich A.W. tatsächlich, dass der VfB sein Herzensverein ist und offensichtlich hat er es „nabrocht“ M&M für seine Ideen zu gewinnen. Das hört sich doch alles erstmal stimmig an.

    In diesem Sinn viel Glück ⚽️🍀🍄🍀🍄☘️⚽️

    • @abiszet says

      Ah, interessant:
      “Ich fand es gut, was Herr Wehrle gesagt hat, auch das ihm bei den Lizenzspielern nicht alles gefällt. Vor allem der Athletikbereich nicht.”
      Das habe ich von ihm weder gehört noch gelesen in verschiedenen Veröffentlichungen. Wo hast Du das her?

    • @abiszet says

      Wahnsinn, dann gehörst Du zu der Handvoll Leuten, die noch VfBTV Zugang haben.

      Interessant, dass diese beiden Themen sonst nirgendwo aufgegriffen wurden (im Gegenteil: eine langfristige Zusammenarbeit inkl. Verlängerung mit SM+PM ist eher das Thema von AW)

      • Bernd says

        Nunja, wessen Thema das letztendlich ist, lässt sich nur sagen wenn die endgültige Besetzung des Sportvorstands geklärt ist. Insofern fand ich da bezeichnender was Wehrle nicht gesagt hat als was er gesagt hat. Ein flammendes Bekenntnis zur aktuellen sportlichen Führung sieht jedenfalls anders aus und wenn er das gegenüber dem Aufsichtsrat genauso kommuniziert (SM selbst wird ja nicht gefragt), darf man sich nicht wundern, wenn spätestens 2023 der Laden auseinanderfällt.

  2. Elmar says

    Er hat das angesprochen – hauptsächlich bezogen auf die Ausstattung des Athletik- / Fitnessbereiches. Da scheint es im Vergleich zur Konkurrenz Aufholbedarf zu geben.

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