Dass der VfB Stuttgart unmittelbar nach dem Saisonabschluss zu einer Sonder-Pressekonferenz ruft, erinnerte nicht wenige an die legendäre Robin-Dutt-PK, in der dieser den Mund sehr voll nahm und viel weniger lieferte als er ankündigte. Und diesmal?
Jako. Massimo. Maffeo. Sosa. Insua. Kempf. Kopacz. Grahl. Gomez.
Michael Reschke und der VfB gehen in die Vollen! Aber sowas von. Und die Reschke-Rampe ist passé! Stattdessen heißt es jetzt: “Resch(ke)spekt!” Fünf Neuverpflichtungen, zwei Vertragsverlängerungen, eine 100%iges Bekenntnis von Mario Gomez zum VfB und ein neuer Ausrüster ab 2019. Doch Michael Reschke, vollmundigen Aussagen sonst nicht abgeneigt, drückt auf die Euphoriebremse. Andere Vereine – als Beispiel nannte er Borussia Mönchengladbach – hätten noch einen deutlichen Vorsprung vor dem VfB. Niemand solle bitte zu träumen anfangen, es gehe darum, den Verein zu stabilisieren und in der Bundesliga zu etablieren.
Bei Jako könnten einige auch fragen: Wo spielt der, wo kommt der her, kenn’ ich gar nicht. Kein Wunder: Jako ist kein defensiver Mittelfeldspieler aus Brasilien, er ist der neue Ausrüster aus dem Hohenlohischen. Das hatte sich ja schon lange angekündigt, mir wäre New Balance lieber gewesen, aber Jako ist der Korkut unter den Trikotausrüstern. Nicht sexy, aber solide und zuverlässig. Dass der VfB lieber die Nummer 1 (Grüße gehen nach Leverkusen) bei einem regionalen Ausstatter sein möchte als ein Hinterbänkler bei einer Weltmarke, wie Marketing-Vorstand Röttgermann sagt, ist durchaus nachvollziehbar. Und wenn es neben der erwähnten besseren Entlohnung dann auch mehr kreativen Spielraum bei der Gestaltung gibt: Warum nicht?
Mit Roberto Massimo von Bielefeld (wird zunächst zurück an die Arminia ausgeliehen) und David Kopacz (aus U19 von Dortmund) kommen zwei Nachwuchskräfte, deren Entwicklung abgewartet werden muss und die wohl nicht sofort helfen werden. Zwei Transfers, die auch von Jan Schindelmeiser hätten kommen können. Reschke bedankte sich übrigens nicht nur bei gefühlt jedem VfB-Angestellten, sondern explizit auch bei seinem Vorgänger und Hannes Wolf.
Marc-Oliver Kempf vom SC Freiburg dagegen kann sofort – sollte er verletzungsfrei bleiben – ein wichtiger Faktor in der Innenverteidigung werden. Denn so wie es klang, wird Holger Badstuber in der kommenden Saison nicht mehr das VfB-Trikot tragen. Pablo Maffeo und Borna Sosa bezeichnet Reschke als die Wunschlösungen auf den Außenverteidiger-Positionen, mehr als 15 Millionen lässt sich der VfB das kosten. Beide seien die Zukunft, auf die man sich freuen könne, so der VfB-Vorstand. Beide Spieler haben 5-Jahresverträge bekommen.
Wenn ich in den letzten 10 Jahren eins gelernt hab vom VfB, niemals einlullen lassen. Egal ob beim Spiel vom Gegner oder während PKs von wechselnden Herren. Schön & gut, dass Reschke motiviert ist aber da ist dann doch zu viel in den letzten Jahren passiert um euphorisch zu sein.
— 𝑔𝒾𝓃𝒶💋 (@snowwhizzl) May 14, 2018
Alle freuen sich mit und auf zwei weitere Jahre mit Emiliano Insua und Jens Grahl. Vor allem die Freunde von #SpielerfrauenTV, Insua dagegen hat sich mit seinem Instagram-Statement endgültig in die Herzen der VfB-Fans gebracht.
Und wir fragen uns immer noch: Was ist denn da bitte beim VfB Stuttgart los? Über Jahre wurden Neuverpflichtungen erst am Ende der Wechselperiode getätigt, was immer auch negative Folgen auf den Saisonstart hatte. Und jetzt eskaliert Michael Reschke völlig und präsentiert bereits am allerersten Tag der Sommerpause die gemachten Hausaufgaben. Streber!
Zum Glück gibt es aber auch etwas zu bruddeln: Unter den Neuzugängen ist weder ein Weltmeister noch einer mit Stallgeruch. Was ist mit Sami Khedira? Kommt der jetzt doch nicht als Teil einer großen Rückholaktion der Meister 2007? Und wenn nicht Khedira, dann wenigstens Sebastian Rudy?
Aber es ist ja noch viel Zeit und so wie Michael Reschke klang, war das nicht die letzte PK bis Ende August.