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So wollen wir das!

Danke, Sankt Pauli! Danke, Daniel Didavi! Endlich mal die Schwäche eines Konkurrenten ausgenutzt, der sechste Heimsieg (die letzten drei ohne Gegentor) in Folge. Die Folge: ein Tabellenplatz, der zum direkten Aufstieg berechtigt.

In der ersten Halbzeit jedoch hat man den Eindruck, dass der Ball schwerer, leichter, kleiner oder größer ist als sonst. Oder als ob die VfB-Spieler zum ersten Mal zusammen spielen. Kaum ein Pass kommt an: zu kurz, zu weit, falsche Richtung, die Ballan- und -mitnahme misslingt regelmäßig. In den Hauptrollen: Daniel Didavi und Silas. Trotz vieler unpräziser Zuspiele hat der VfB einige Chancen, aber so richtig konsequent ist das alles nicht. Gejubelt wird trotzdem, in Tor-Lautstärke. 1:0 für Sankt Pauli, 2:0 für Sankt Pauli, darauf zwei Astra!

Das Traum-Tor von Orel Mangala – der beste Mann auf dem Platz, meine Meinung – wäre der Door-Opener gewesen. Aber Door-Man Harm Osmers hat etwas dagegen. Kann man so entscheiden, auch wenn es wieder einmal zeigt, was der VAR ist: Ein K.o.-Schlag für die Emotionen. Für Mangala, der sich irrsinig über sein vermeintliches Tor freut und natürlich fürs Publikum, das dachte, es sähe die so wichtige Führung und das Tor des Monats.

Kann man da noch einen drauf setzen? Ja, Daniel Didavi kann. Obwohl er in der ersten Halbzeit sehr fleißig und bemüht ist, gelingt ihm wenig, siehe oben. Er kann ja wie kaum ein anderer das Samtpfötige mit dem Rustikalen verbinden. Aber wann er was einsetzt, dafür fehlt ihm in der ersten Halbzeit das Gefühl. Bei seiner Torchance in der 35. Minute entscheidet er sich für den sanftesten Rückpass seit es Daniel Didavi gibt anstatt den Ball humorlos ins Netz zu dreschen.

Aber in der 55. Minute gibt es wohl keinen, der nicht Didavis linken Fuß küssen wollte. Wenn er immer diese Präzision im linken Fußgelenk hätte, würde er jeden Wettbewerb im Kerzen ausschießen gewinnen.

Nur eine Minute später schießt Gonzalo Castro das 2:0 nach schöner Vorarbeit von Silas und Castro hat sich das verdient. Immer wenn ich ihn in der Startaufstellung sehe, denke ich „Ach nö, Castro!“. Zu langsam, zu undynamisch spielt er in meinen Augen, alles im gleichen Tempo, wie Tempo 30 auf der Schnellstraße. Auch wenn er nicht sprinten kann, habe ich gegen Regensburg gesehen, dass Castro das Spiel schnell machen kann. Mit kurzen Ablagen, mit klugem one-touch-Fußball und mit feinen Zuspielen kann er Räume für Mitspieler öffnen. Vielleicht kann er auch das Sprungbrett sein für Lilian Egloff. Der wird für Castro eingewechselt und kommt zu seinen ersten Zweitligaminuten. Beinahe sogar zu seinem ersten Zweitliga-Tor, wenn nicht ein Regensburger seinen Schuss vor der Linie abgewehrt hätte. Aber das kann ein Modell für die Zukunft sein: Castro immer weniger Spielanteile, Egloff dafür immer mehr. Natürlich alles ganz behutsam und mit Augenmaß.

Sind wir ehrlich: Das Wetter ist besser als das Spiel (zumindest in der ersten Halbzeit). Aber genau diese Spiele wollen wir doch sehen. Keine Zitterpartien mehr, kein ermüdender und ineffizienter Ballbesitz, keine Rückstände (dieses Mal VAR sei Dank), sondern ein weitgehend ungefährdeter Sieg. Ein erneuter Pflichtsieg natürlich, denn Regensburg zu Hause, gegen die muss der VfB mit seinen Aufstiegsambitionen auch mit verbundenen Augen gewinnen. Das hört sich arroganter an als es ist, zumal der Jahn zwei herausragende Chancen hat durch Ex-VfB’ler Marco Grüttner (Kopfball in den Winkel) und Chima Okorojis (Flachschuss ins Eck). Aber Gregor Kobel pariert beide im Stil eines Weltklasse-Keepers. Wie Ex-Trainer Tim Walter auf die Idee kam, ihn auf die Bank zu setzen, bleibt absolut rätselhaft, wie so vieles.

Die Urlaubs-Edition des vertikalGIF findet Ihr hier

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6 Kommentare

  1. drhuey sagt

    So langsam wird deutlich warum die Akte Walter richtigerweise geschlossen wurde. Fussball ist u.a. so faszinierend, weil es ein komplexes Spiel gleichzeitiger Bewegungen ist. Mit großem Vorteil führen diese Bewegungen in Ballbesitz zu Räumen und ermöglichen so, das Spielgerät in die gefährliche Abschlusszone zu bringen. Je smarter sich die ballbesitzende Mannschaft mit und ohne Ball bewegt, desto mehr Räume sollten entstehen. Aber ganz wesentlich bestimmt der Gegner halt schon wo und welche Räume entstehen können und wer das ignoriert (Spielsystem, Einzelakteure, etc.) beraubt sich unnötigerweise Handlungsoptionen. Von daher (!) liebe ich Matarazzos Gegneranalysen und denke, dass seine eigene Klarheit ihn auch befähigt seinen Jungs klar zu vermitteln wie er glaubt siegreich vom Platz zu gehen. Aber es ist nicht nur seine Analyse und Anpassung des Spiels. Ich habe auch den Eindruck, dass er mehr aus dem Kader herausholt als es Walter je gekonnt hätte. Kleiner Patzer heute von Bielefeld und schon sieht alles wieder viel freundlicher aus.

  2. Vieles sehen wir ähnlich, aber bei Silas sind wir anderer Meinung wie viele. Klar er bringt viel Dynamik ins Spiel, aber er ist durch seine Eigensinn in den letzten Spielen der Verhinderer von Chancen. Und seine eigenen Abschlüsse sind dann auch immer schlechter.

    Er ist jung,aber wenn ich sehe, wieviel er liegen lässt, würde wir gerne öfters mal Alternativen sehen wie Churlinov oder Sosa.

    Es war ein ungefährdeter Sieg, deswegen in Summe okay, für den Aufstieg oder die erste Liga muss man auf jeden Fall, die Ballkontrolle bei Abspiel oder Ballannahme verbessern.

    • Bernd sagt

      Silas ist mit Didavi zusammen unser Topscorer, seine Quote ist vergleichbar mit der von Carlos Mane seinerzeit. Gerade weil er zusätzlich noch in einigen Bereichen noch Luft nach oben hat, werden wir an ihm noch jede Menge Freude haben.

      • @abiszet sagt

        Absolut, das hoffen wir auch. Wobei vieles noch sehr zufällig wirkt. Aber mit 3 Assists (von 4 insgesamt) in der Rückrunde gehts in die richtige Richtung. Mané hatte 2017/2017 in 19 Spielen 9 Vorlagen und 6 Tore.

        • Bernd sagt

          Ah okay, ich hatte eine Quelle konsultiert, die fälschlicherweise 6 Assists für Mane genannt hatte. Das ist dann schon nochmal 30% mehr als bei Silas. Es ist sicher korrekt, dass vieles bei ihm noch zufällig wirkt, aber wer so scored wie er macht auf jeden Fall einiges richtig. Die logische Erwartung ist ja, dass das sogar noch besser wird wenn er mehr Konsistenz in seine Aktionen bekommt.

  3. […] nur auf Glück und den Freistoßkünsten eines Daniel Didavi basierten. Anders als die Kollegen vom Vertikalpass fand ich gerade das Passspiel in der Offensive wesentlich besser als noch in Bochum. Zwar blieben […]

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