Mini-Feature, VfB
Kommentare 2

VertikalGIF #VfBBVB: Der ganz normale Wahnsinn

Für Sebastian Hoeneß war es das erste Heimspiel als VfB-Cheftrainer, für die Fans die erste Partie im Neckarstadion seit vier Wochen. Da war natürlich die Neugierde groß, ob man einen sichtbaren Fortschritt auf der Baustelle erkennen würde. Die Antwort: nicht wirklich.

Völlig ungewohnt war das Gefühl, relativ gelassen in ein Heimspiel zu gehen, weil der VfB das Auswärtsspiel zuvor gewonnen hatte. Gegen den Tabellenzweiten aus Dortmund hofften die Fans vor allem auf einen guten Auftritt des VfB als Beweis, dass der Sieg in Bochum kein Zufall gewesen war.

Nicht auf dem Platz stand einer der Torschützen vom vergangenen Spieltag: Hiroki Ito musste passen und für ihn rutschte der Ex-Dortmunder Zagadou in die Startelf. Erstaunlicherweise zentral in der Dreierkette, dafür rückte Rechtsfuß Waldemar Anton auf die linke Seite. Aber er ist es ja gewohnt, positionsfremd zu spielen.

Für Serhou Guirassy hätte das Spiel unmittelbar nach dem Anstoß schon wieder vorbei sein können, wenn er Pech gehabt hätte. Bei seinem missglücktem Versuch, sich den Ball mit der Sohle vorzulegen, landete seine Stollen auf dem Schienbein von Emre Can. Dass es dafür nicht mal die gelbe Karte gab: erstaunlich. Aber es passte irgendwie auch zur nicht vorhandenen Linie von Schiedsrichter Harm Osmers.

Schon in der frühen Phase war klar, dass es ein unterhaltsames Spiel werden würde. Dortmund hatte die Qualität, der VfB den Willen, um Offensivaktionen zu generieren. So hatte Josha Vagnoman in den ersten 20 Minuten bereits zwei aussichtsreiche Chancen, die Führung zu erzielen. Der Neunationalspieler und auch Enzo Millot waren erneut auffällig und eine echte Bereicherung für das Stuttgarter Spiel. Wie man auf die beiden so lange verzichten konnte, weiß vermutlich nur Bruno Labbadia.

Aber kommen wir zur angesprochenen Qualität der Dortmunder, denn die musste man in der 26. Minute anerkennen, als Anton auf der linken Seite Malens Hereingabe nicht verhindern konnte, und Zagadou es nicht schaffte, Sebastian Haller am Abschluss zu hindern.

Der Rückstand kam überraschend, brachte das Team aber nicht aus dem Tritt. Wie schon in Bochum ließ sich die Mannschaft vom Gegentor nicht beirren, sondern versuchte, gleich etwas entgegenzusetzen. Und tatsächlich hatte Guirassy nach einem exzellenten Zuspiel von Chris Führich nur wenige Minuten später die Riesenchance auf dem Fuß, scheiterte aber an Gregor Kobel.

Das nächste Zuspiel von Führich führte dann zum Tor – leider auf der falschen Seite. Nach einer Dortmunder Ecke köpfte er den Ball zu Malen, der von keinem Stuttgarter so wirklich angegriffen wurde und zum 0:2 einschoss. Ein viel zu billiges Gegentor und ein ziemlicher Stimmungskiller. Noch schlechter wurde die Laune der Fans allerdings wenige Minuten später, nachdem es Dinos Mavropanos tatsächlich geschafft hatte, innerhalb von vier Minuten Gelb und Gelb-Rot zu kassieren. Und wie clever stellte er sich dabei an?

Und so ging es mit null zu zwei und zehn zu elf in die Kabine. Und sind wir ehrlich: Wir hätten vermutlich keine höheren Geldbeträge auf unseren Verein gesetzt. Dabei war das, was der VfB in der Offensive zeigte, durchaus ansprechend.

Also alles auf Schadensbegrenzung in der zweiten Halbzeit? Das sah Sebastian Hoeneß wohl anders. Denn der reagierte auf den fehlenden Mavropanos nicht personell, sondern nur taktisch. Trotzdem hatte der VfB Glück, dass Dortmund zu Beginn der Halbzeit gleich zwei gute Chancen liegen ließ, bevor Guirassy nach toller Vorbereitung von Endo und Millot den Anschlusstreffer erzielte. Der wurde allerdings nach gefühlt fünfminütiger Überprüfung annulliert, weil der VfB-Stürmer angeblich 3,259 Millimeter im Abseits gestanden haben soll. Und was halten wir von VAR-Entscheidungen wie dieser?

Der aberkannte Treffer war für viele Fans der Punkt, an dem sie dachten: “Das wird heute nichts mehr.” Die VfB-Spieler dachten das offenbar nicht und spielten weiter mutig nach vorne und hatten in der der Defensive das nötige Glück, z.B. beim Lattentreffer von Reus. Auf der anderen Seite hatte der eingewechselte Silas in der 66. Minute eine hervorragende Chance zum Anschlusstreffer. Es ging hin und her.

In der 74.Minute wechselte Hoeneß französisch und brachte Coulibaly für Millot. Kein Wunder, schließlich weiß Coulibaly meist selbst nicht, was er mit dem Ball macht – wie soll es dann der Gegenspieler wissen? Und genau so kam es nur 5 Minuten später: Coulibaly verarbeite einen langen Ball aus der eigenen Hälfte, dribbelte mit Tempo in den Dortmunder Strafraum und sein abgefälschter Schuss landete im Dortmunder Tor. Der VfB war tatsächlich zurück – in Unterzahl gegen den Tabellenzweiten!

Und das Team machte einfach weiter – angefeuert von den knapp 50.000 Fans, die jetzt die Sensation witterten. Und nachdem Vagnoman zuvor schon eine gute Kopfballchance gehabt hatte, nutzte er die Unordnung im Dortmunder Strafraum nach einer Ecke und schoss in der 84. Minute zum 2:2 ein. Unfassbar!

Die Nachspielzeit betrug knackige 6 Minuten und die sollten es nochmals in sich haben. Denn der BVB raffte sich nochmal und schnürte den VfB am eigenen Strafraum ein. Leider mit schwerwiegenden Konsequenzen, denn der eingewechselte Reyna erzielte tatsächlich das 2:3. Sollte der ganze Kraftakt am Ende doch noch umsonst gewesen sein?

Doch dann erlebte das Neckarstadion wieder einen “Köln-Moment”. Diesmal nicht in der 92., sondern in der 97. Minute. Ein letztes Mal schickte Anton den starken Vagnoman auf die Reise, die Kurve virbrierte und auf der Gegentribüne saß auch schon lange niemand mehr. Der Neu-Nationalspieler brachte den Ball mit Tempo in den Dortmunder Strafraum, der schwarz-gelbe Coulibaly säbelte über den Ball und auf einmal kam Silas frei zum Schuss und traf tatsächlich zum 3:3!

Unter Hoeneß scheint die Mannschaft das zu tun, was Labbadia immer gefordert hat: Sie belohnt sich für gute Leistungen. Vor allem aber zeigt das Team gegen Dortmund wieder Einsatzwille, Resilienz und Mut – und das gegen einen Champions League Teilnehmer. Doch bei aller Euphorie: Der VfB bleibt auf Tabellenplatz 16 und muss die Leistung von gestern auch am kommenden Freitag in Augsburg auf den Platz bringen, um die Klasse zu halten. Aber der Glaube daran ist nach dem gefühlten Sieg zurück.

Darf gerne geteilt werden:

2 Kommentare

  1. OmaOhlicher sagt

    Das Wehrle in SWR 3 Sport……..es schwätzt sich raus aus der Verantwortung für die Misere, und der Antwerpes bietet ihm auch noch die Bühne dafür. Ist mir schlecht…..
    Ja, Herr Wehrle, es war kein klarer Fehler, Labbadia zu holen, ja Herr Wehrle, Mislintat hat Verantwortung für die Zusammensetzung des Kaders……und so weiter..
    Hoffentlich hat Andreas Waldner Erfolg mit seiner Initiative.
    Die Fans, Mannschaft und SH haben Besseres verdient als AW und KV.

Schreibe einen Kommentar zu OmaOhlicher Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.