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Vom Mittelstädt zum Maxistädt

„Seine Position ist mit Nico Schulz derzeit zwar gut besetzt, aber wenn seine Entwicklung so weitergeht, kann er ein Kandidat für Jogi werden“, meinte Lothar Matthäus im Mai 2019 über Maximilian Mittelstädt. Der Rekordnationalspieler hat es also schon immer gewusst! Von Schulz spricht man nur noch im Zusammenhang mit einer Anklage wegen gefährlicher Körperverletzung, Mittelstädt dagegen klopft vier Jahre später tatsächlich bei der Nationalmannschaft an. Wer hätte das bei seiner Verpflichtung im Sommer gedacht (außer Matthäus natürlich)?

Ja, auch wir waren sehr kritisch. Das Mittel in seinem Namen hatten wir programmatisch gesehen: Maxi-mal Mittelmaß eben, und wir hatten wenig Phantasie, wie er Borna Sosa ersetzen soll, immerhin lange Zeit Leistungsträger und Publikumsliebling in Stuttgart. 12 Bundesligaspiele (5x in der Startelf) und eine DFB-Pokal-Partie (Startelf) später kann man sagen, dass wir uns geirrt haben: Es ist überhaupt nicht mittel, was Maxi anbietet: „Große Zweikampfstärke, aber auch nach vorne Impulse, immer hellwach zu sein, das zeichnet ihn aus”, lobte ihn zuletzt Sebastian Hoeneß. Kurz: Mittelstädt gibt immer Vollgas, egal ob er von der Bank kommt oder bei Anpfiff auf dem Feld steht. Maxi-males Engagement also.

Der linke Außenverteidiger ist ein absoluter Teamplayer, der sich stets für die Gruppe einsetzt. Bis zur letzten Minute, wie gesehen im Pokal gegen Dortmund oder im Liga-Spiel bei Union Berlin, als er gegen Ende – das Spiel war jeweils schon längst entschieden – sich in Zweikämpfe warf, sich selbst dafür hart feierte, aber auch vom Team und vom Publikum Applaus erhielt.

“Erst das Team, dann ich”
Diese Einstellung ist nicht unbedingt publikumswirksam und das ist nicht spektakulär, aber genau deshalb hat ihn Sportdirektor Fabian Wohlgemuth zum VfB geholt. Mittelstädt kam mit 145 absolvierten Bundesliga-Spielen nach Stuttgart. Erfahrung sollte er mitbringen, weil nicht mehr ausschließlich auf ganz junge Talente gesetzt werden sollte. Robustheit sollte er einbringen und eine gewisse Leistungskonstanz wurde von ihm erwartet. Keine Ausschläge nach unten, gerne aber nach oben.

Pre-Assist und Assist gegen Frankfurt, Vorlage zum entscheidenden 2:0 im Pokalspiel gegen Dortmund: Mittelstädt ist nicht nur ein Schaffer auf der linken Seite, sondern er kann doch auch spektakulär und stand durch seine Spielweise teilweise im Mittel-Punkt. Wie auch seine Soli, bei denen er energisch über die Mittel-Linie sprintet, durchaus beeindrucken, was man von seinem Torabschluss (noch) nicht sagen kann.

Mit seinen 26 Jahren hat sich Mittelstädt schnell in Stuttgart weiterentwickelt, wie übrigens viele seiner Mitspieler auch. Womöglich tut es ihm gut, den Sprung von seinem Heimatverein Hertha BSC in eine neue Umgebung gewagt zu haben. Unbelastet konnte er beim VfB starten, denn die Erwartungen waren nicht allzu groß. Eher so mittel.

Nach einer fast absolvierten Hinrunde muss man sagen: Maximilian Mittelstädt ist nicht wie von uns vermutet ein eher mittel-mäßiger Neuzugang, sondern eine maxi-male Verstärkung für den VfB. Aus Mittelstädt wurde Powerstädt, aus Mittelstädt wurde Maxistädt seit seinem Wechsel an den Neckar. Er ist der unerschrockene Arbeiter, der sich mit Hingabe und Selbstlosigkeit in Zweikämpfe wirft. Aber er kann nicht nur Kampf. Sein Spielverständnis und seine technischen Fertigkeiten sind immer wieder zu sehen, wenn er sich mit Chris Führich mit wenigen Ballkontakten auf kleinstem Raum durch gegnerische Abwehrreihen kombiniert und Pressingversuche umgeht.

Fehlt eigentlich nur noch ein Tor. Zwei Treffer gelangen ihm bisher in seiner Bundesligakarriere, die Premiere war 2018 – gegen den VfB. Ausgerechnet! Ein Treffer für den VfB wäre natürlich ganz großes Kino und wie würden wir ihn in Zukunft nennen?

Mad Maxi natürlich!

Bild: John MacDougall/AFP via Getty Images

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9 Comments

  1. Stephan says

    Wir schwäbischen Bruddler wurden eines besseren belehrt. Totaler Einsatz für unseren VfB. So darf es weitergehen. Toller Artikel! Wie wir es gewohnt sind. Danke dafür.

  2. Konny says

    Ehrlich gesagt konnte ich bei der Verpflichtung schon die vielen negativ Stimmen nicht nachvollziehen… war nie wirklich Borna Fan und bin extrem happy über die Art und Spielweise von MM7 😍 super netter Mensch, der sich wohl ins und im Schwabenland verliebt hat. Tolle Geschichte 🙏

  3. soundzecke says

    Ich habe ihn zu Saisonbeginn ja in Grund und Boden geschrieben, mea culpa.
    Was haben wir bezahlt, eine halbe Mille, sind die eigentlich dumm bei der Hertha?

  4. Marcus Fichter says

    Toller Artikel, Danke dafür !

    Ich denke, wir sollten wir uns angewöhnen, jedem Spieler ohne Vorurteile zu begegnen und demjenigen erstmal seine Chance geben. Das ist mir/uns ja nun schon ein paar Mal passiert.

    Aber zu den Neuzugängen: Der VfB verlor Endo, Mavropanos, Sosa und bekam Mittelstädt, Stiller und hatte schon in stetigem Wechsel Stenzel und Vagnoman.
    Dazu ein Trainer, der Spieler ( bis jetzt jedenfalls ) besser machen kann, entweder individuell oder im Mannschaftsgefüge richtig eingesetzt.
    Und dann passiert ein Märchen, ich wollte schon nicht mehr dran glauben, daß ich den VfB mal nochmal mit um die Meisterschaft/internationale Plätze spielen sehen darf.

    So, ich lehne mich jetzt mal aus dem Fenster und tippe komplett gegen den Mainstream…Guirassy bleibt im Winter beim VfB und bekommt im Sommer ne Gehaltserhöhung. Die Chance ist klein, ich weiß, aber F. Wohlgemuth hat auch ein wenig Hoffnung…vielleicht weiß er mehr !

    Evtl. schätzt Guirassy die Wohlfühl-Oase VfB mehr, als das er mit Kids und Sack und Pack noch nach England oder sonst wo hin wechselt.

    Ich träume, ich weiß, aber der VfB hat mir im halben Jahr gezeigt, daß Träume manchmal in Erfüllung gehen… 😉

  5. Achim Herzblutfan says

    Danke für euren Artikel.
    Spieler mit so einer Einsatzbereitschaft und Teamgeist wie MM7 sind goldwert.

  6. Gregor says

    Freut mich für Mittelstädt dass er in Stuttgart so gut eingeschlagen hat.
    Und, nur so nebenbei: seit es bei Ajax wieder aufwärts geht (die sind innerhalb von 6 Wochen vom letzten Platz auf den Platz 5 geklettert) sitzt Sosa hauptsächlich auf der Bank.

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