Eine Baustelle ist geschlossen, eine neue eröffnet: Daniel Didavi kommt fürs zentrale Mittelfeld, Daniel Ginczek verlässt den VfB und sprengt damit den Gomczek-Sturm. Der VfB bekommt einen torgefährlichen Mittelfeldspieler – immerhin bester Scorer beim VfL Wolfsburg – der genauso verletzungsanfällig ist wie der abwandernde Stürmer. Gleiche Auslastung in der Rehawelt, aber 10 Millionen mehr in der Kasse.
Der VfB bekommt aber auch einen Spieler, der 2016 vor den Widerständen geflohen ist. Obwohl sein Wechsel nach Wolfsburg schon im April feststand, fühlte es sich an wie ein Abflug nach Abstieg. Alles unter dem Deckmantel „sich entwickeln zu wollen“ und „international spielen zu wollen“. Das ist irgendwie symptomatisch für Didavi, der auch auf dem Spielfeld oft Schwierigkeiten hat, Gegenwehr zu leisten. Wenn es eng wird, wenn die Stimmung in Mannschaft und Umfeld mal wieder schwierig sind, dann hat man “Dida” meistens nicht gesehen. Im Abstiegsjahr meinte man fast, er würde sich in den letzten Spielen sogar schonen. Klar, Didavi ist ein überragender Fußballer, mit einem sensationellen linken Fuß. Aber der VfB braucht auch Spieler, die sich in komplizierten Situationen zeigen, gerade im schwierigen zweiten Jahr nach dem Aufstieg.
Daniel Didavi kehrt zurück in die Komfortzone: Das unangenehme Jahr in der zweiten Bundesliga hat er sich gespart. Der Aufstieg ist geschafft, unter anderem Dank seiner damaligen Kollegen Christian Gentner, Emiliano Insua und Timo Baumgartl, die sich in Sandhausen, in Heidenheim, in Aue und in Karlsruhe voll reingehängt haben. Jetzt ist es bequem zurück zu kommen. Schließlich ist durch die Ausgliederung auch wieder Geld für ein ordentliches Gehalt drin. Für viele hat das ein G’schmäckle. Ob das innerhalb der Mannschaft auch so ist, muss abgewartet werden. Eine gewisse Skepsis ist aber sicher nicht unangebracht.
Natürlich wird die Verpflichtung von Daniel Didavi auch als Rückkehr eines VfB-Spielers verkauft. „Dr’ Bua kommt Hoim!“. Aber um es nochmals ganz klar zu schreiben: Stallgeruch ist kein Qualitätsmerkmal! Es ist schön, wenn ein Spieler aus der Region stammt, aber das sollte bei der Verpflichtung eine untergeordnete Rolle spielen. Zumal – gerade bei seinem Wechsel nach Wolfsburg – die Identifikation mit dem VfB Stuttgart anscheinend nicht so wahnsinnig groß ist, auch wenn Didavi auf Instagram im politisch korrekten Philipp-Lahm-Stil schreibt “Der VfB war seitdem ich denken kann, immer ein wichtiger Teil meines Lebens. Die letzten 2 Jahre haben mir gezeigt, dass ohne den VfB etwas in mir fehlt.”
Aber das alles sind natürlich wieder romantische Überlegungen. Ich werde abwarten. Daniel Didavi muss mich überzeugen. Erobern, so wie Daniel Ginczek, wird er mich wohl nicht.
Sorry aber vieles in dem Kommentar ist einfach blauäugig!
Jeder macht mal Fehler, trifft falsche Entscheidung.
Er dachte er könnte in VW Burg viel mehr verdienen und Champions League spielen ( was damals ja der Fall war)
Ist ihm das vorzuwerfen?
Es ist vom VfB nicht weg wegen dem Abstieg. Als er sich entscheiden hat weg zu gehen da dachten alle der VfB wäre gerettet.
Außerdem war er letzte Saison der Torgefährlichste Mittelfeldspieler der Bundesliga und das nicht bei Bayern sondern bei einer Gurken Truppe.
Außerdem wollte Ginni ja unbedingt zu VW nachdem er gehört hat was er dort bekommt. Fabers ihm der VfB sofort egal.
Völlig richtig. Der Deal ist finanziell absolut in Ordnung und natürlich kann Dida nach Wolfsburg wechseln. Wie bei Ginczek auch ist ja gegen eine ordentliche Gehaltserhöhung nichts zu sagen. Ich hätte ihn eben nicht zurück geholt. Es hat etwas von “ins gemachte Nest setzen” und ob das für die Mannschaftshygiene so optimal ist, müssen wir abwarten.
Ich war noch nie ein Fan von ihm und werde es auch nicht werden. Das Ginczek geht ist sportlich schade, die Art und Weise, wie er sich geäußert hat nach dem Wechsel ist nicht die feine Art. Auch nach dem Abgang von Hannes hat er (ausgerechnet in Wolfsburg) sich einen blöden Post geleistet. Hoffe, dass noch ein Stürmer kommt.
„Sollte bei der Verpflichtung eine untergeordnete Rolle spielen“ das ist Quatsch. Das genaue Gegenteil! Seit Jahren sage ich es, der VfB sollte sich Bilbao als Vorbild nehmen – nur halt mit Schwaben satt Basken. Potential gäbe es genug im wunderschönen Württemberg. Und dann gäbe es auch wieder eine viel größere Identifikation mit Verein und Mannschaft. Es weiß doch jedes Kind, dass der Schwabe an sich verdammt stolz auf das Schwäbische ist. Macht doch mal ne Umfrage unter Württemberger „was seid ihr Europärer, Deutsche, Schwaben“ bin mir relativ sicher, der Großteil sagt das letzte.
Also ich bin halber Franzose, halber Deutscher (Opa aus Weilimdorf – Oma aus Bayern), geboren aus Schwaben und wohne bei Radolfzell (BADEN). Ich würde sagen ich bin Europäer.
Didavi spielte 5 Jahre Abstiegskampf hintereinander, wobei er 2014 und vor allem 2015 ein wichtiger Faktor war. In Wolfsburg war er trotz vieler Scorerpunkte in den wichtigen Spielen, u.a. der Relegation nicht zu sehen, im Gegensatz zu zB Josip Brekalo. Das ist genau das, was ich im Text oben angesprochen habe. 2016 meinte Didavi, er sei zu groß für den VfB. 2018 meine ich, ist Didavi für den VfB zu klein. Das ist nur meine Meinung und im Gegensatz zu manchen Diskutanten auf Twitter und FB denke ich nicht, dass sie die einzige richtige ist, aber wenn sie zur Diskussion beiträgt, ist es gut.
@Niklas
Bilbao ist ein spannendes Projekt, obschon ich es für den VfB überhaupt nicht sehe. Ich möchte nicht, dass darüber diskutiert wird, wo wer geboren wurde und woher seine Eltern kommen. Eine sehr ungute Entwicklung, zuletzt auch in der Nationalmannschaft, generell in Deutschland. Das hat also eher eine politische als eine sportliche Komponente. “Bilbaos Spieler legen eine große Loyalität zu dem Verein an den Tag und verbringen teilweise ihre gesamte Karriere im rot-weißen Trikot (Rojiblancos).” (Quelle Wikipedia). Klingt übertragen auf den VfB wenig realistisch.
@gerinjo
Danke ;-)
Ich kann dem Artikel voll und ganz zustimmen. Didavi hat im Abstiegskampf damals wenig gezeigt, auf jeden Fall nicht mehr als andere, dabei hätten wir ihn gebraucht. Aber er war, auch verständlich, gefühlt bereits in WOB. Bei mir wäre er schnell auf der Bank gelandet. Wer mich kennt, weiß auf wen ich gesetzt hätte. Aber das ist jetzt nicht so wichtig und hat sich auch erübrigt.
Als ich erstmals gehört habe, Didavi wolle zurück, war ich erstmal richtig wütend. Jetzt wo es wieder läuft, kommt er wieder. Hat ein Geschmäckle und ich weiß nicht, ob er wirklich das hält was er verspricht.
Die Chance bekommt er, ich hoffe nicht zu unrecht.
Was mir in der gesamten Diskussion – nicht nur in diesem Beitrag – zu kurz kommt, ist der Aspekt der Kaderzusammenstellung. Letzte Saison fehlte meines Erachtens ein offensiver Mittelfeldspieler, der selbst torgefährlich ist und vor allem Chancen für andere kreiern kann. Bei allem Erfolg sollte nicht vergessen werden, wie eindimensional das Offensivspiel letzte Saison über weite Strecken war.
Diesen Spieler hat der VfB nun. Ob er schon einmal hier gespielt hat, ist für mich eher zweitrangig. Sorgen mache ich mir auch weniger um seine Mentalität als um sein Knie. Hält es, ist der VfB viel flexibler als letzte Saison.
Insofern hat Michael Reschke diese Baustelle im Kader geschlossen und – wenn die kurisierenden Zahlen stimmen – wirtschaftlich einen sehr guten Tausch ausgehandelt. Mir fallen wenige Spieler ein, die die Qualität von Didavi haben und die der VfB in diesem Paket (Daniel Ginczek plus 10-12 Mio. Euro) hätte bekommen können. Oder anders gefragt: Wer wären denn die Alternativen gewesen, um diese Lücke im Kader zu schließen?
@Mietmaul
Du bringst eine unangenehme Sachlichkeit rein ;-)
Im Ernst: Sebastian wollte auch noch einen Text schreiben, der die Dinge nüchtern einordnet. Ich denke, der Tenor wird so sein wie Dein Kommentar.
Wie schon geschrieben: Finanziell ein Top-Deal und in wieweit der Körper von Ginni funktioniert ist ähnlich fraglich wie bei Dida. In der Tat fehlte letzte Saison ein zentraler offensiver Mittelfeldspieler – der Kader ist (in erster Linie von Schindelmeiser) mit Flügelspielern und mit Spielern (Adonis, Akolo) zsmm gestellt worden, deren Stärke nicht der finale „Vertikalpass“ ist. Ausser Bercay Özcan war keiner im Kader. Jetzt ist die Frage, ob es ein klassischer Zehner (wie Didavi) sein muss, der das Spiel lenkt. Denn Problem ist: Es gibt wenige dieser Zehner. Und weil die Kaderstelle besetzt ist, ist es das “Problem” noch nicht gelöst. Denn Didavi muss performen – und daran habe ich meine Zweifel.
Zu den Alternativen würde ich Dich an Herrn Reschke verweisen, der hatte doch sicher welche ;-) Ne echte 10 wäre Aaron Hunt gewesen (ja, nicht ernst gemeint), weniger klassische Zehner sind zB Bittencourt und Grifo, beide nicht mehr auf dem Markt. Aber Herrn Reschke fallen sicher mehr ein …
Professionell gesehen hat die AG alles richtig gemacht, 10-12 Mio dafür zu bekommen, dass die Reha-Abteilung gleich ausgelastet bleibt, ist mehr als in Ordnung. Plus die Chance, dass in den nicht Reha-Zeiten im Mittelfeld eine Lücke gestopft ist. Aus AG-Sicht also alles Top.
Ich als langjähriger Vereinsanhänger jedoch habe massive Probleme damit, eine jetzt doch unschöne Trennung eines Abstiegsverhinderers (Paderborn, aber das kann die AG ja nicht wissen…) mit der Rückkehr eines Gesichtes des Abstiegs emotional zu vereinen. Falsch, eigentlich nicht, aber die Emotionen gehen irgendwie in keine positive Richtung. Ob ich wohl pfeifen werden, wenn dieses Abstiegs-Gesicht wieder in meinem Vereins-Trikot aufläuft?
Aber egal, das hat die AG sicherlich alles einkalkuliert, wenn der dann Tore schiesst, vergisst der Fan seinen ABER schnell, das klappt immer. Und überhaupt, bei Korkut haben auch alle geschrieen und was haben wir AGler da nicht für einen guten Job gemacht.
Falls doch noch Zweifel sind, fragt doch mal bei Jogi nach, ob er nicht Parallelen zwischen Didavi, GündErdogan und Mannschaftsmotivation sieht …
[…] verlorener Sohn heim an den Wasen, wie Beck und Gomez vor ihm, sondern ein Judas, der sich, wie der Vertikalpass schreibt ins “gemachte Nest” der VfB-AG mit Geldspeicher setzt? Der VfB hätte ihn damals schon […]