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Hey Boss, ich brauch’ mehr Geld!

Schwaben wird nachgesagt, dass sie sparsam seien, dass sie ihr Geld zusammen halten. Nur ein Fußballverein aus der schwäbischen Hauptstadt, bei dem scheint das nicht zu stimmen. Obwohl einerseits immer wieder davon gesprochen wird, dass der VfB „voll handlungsfähig“ sei durch sein „Weltmarkenbündnis“ und nicht gezwungen sei, Spieler zu verkaufen, werden andererseits Transferumsätze von über 40 Millionen gefordert. Und auf dem Transfermarkt agiert der VfB bei Neuzugängen sehr defensiv, obwohl er mit Wataru Endo, Borna Sosa und Dinos Mavropanos massiv Substanz verloren hat.

In der Süddeutschen Zeitung gibt es freitags immer im Wirschaftsteil ein Interview mit dem Thema „Reden wir über Geld“. Vielleicht befragt die SZ einmal Alexander Wehrle: Er sprach von 90 Millionen für den Stadionumbau, die der VfB an den Gesamtkosten von 130 Millionen tragen muss.

Nur: Wie setzt sie sich das zusammen?

Es kursieren 30 Millionen, die der VfB für den Innenausbau (Digitalisierung, Hospitality, Küchen, „Tunnel-Club“) bezahlt. Die Stadt Stuttgart beteiligt sich mit 37,5 Millionen, während der VfB weitere 24,75 Millionen am Gesamtumbau übernimmt.

Dazu kommen 36,25 Millionen, die die Stadion NeckarPark GmbH & Co KG bezahlen muss, an der die Stadt Stuttgart mit 60 Prozent und der VfB mit 40 Prozent beteiligt sind. Diese Gesellschaft hat als einzigen Zweck die Verpachtung des Stadions (in erster Linie an die VfB Stuttgart Stadion GmbH) und übernimmt Wartungsthemen und Verwaltungsaufgaben. Die Pachtzahlungen des VfB erhöhen sich nach dem Umbau von rund 5,33 um ca. 1,6 Millionen auf rund 7 Millionen pro Jahr. Auf Strecke finanziert der VfB also die 36,25 Millionen ebenfalls. Die 90 Millionen von Wehrle sind nicht grundsätzlich falsch, wobei die 36,25 Millionen sich über 22,5 Jahre verteilen (Berechnungsgrundlage: die Erhöhung der Pacht um 1,6 Millionen). So kommt Wehrle wahrscheinlich auf seine 90 Millionen, nur ist das unscharf summiert und oberflächlich kommuniziert, aber das kennen wir von ihm.

Sport-Direktor Fabian Wohlgemuth denkt sich dabei:
“Ich wär’ so gerne Millionär, dann wär’ das Konto des VfB niemals leer“. Dann könnte er ganz anders auf dem Transfermarkt agieren. Von den sicheren 50 Millionen Transfereinnahmen durfte er nur einen Bruchteil einsetzen. Ein Nachfolger für Borna Sosa zu verpflichten, war nicht möglich. Mit Scheinargumenten – Sosa verlor zuletzt seinen Stammplatz, Linksverteidigerposition mit Hiroki Ito und Maxi Mittelstädt doppelt besetzt – wurde das begründet und macht ein anderes System als mit Viererkette schwer möglich. Dabei bevorzugte Sebastian Hoeneß beim Weg zum Klassenerhalt in der letzten Saison das Wingbacker-System. Auch einen Back-up oder Konkurrenten von Atakan Karazor sucht man im Kader vergeblich.

Wegen der angespannten Finanzen musste Wohlgemuth einfallsreich sein, weil sich die Überlegungen mit Chris Richards von Crystal Palace, Tomas Araujo von Benfica Lissabon und Paul Jaeckel von Union Berlin als zu kostspielig erwiesen. Dabei ist ihm ein echter Coup gelungen: Mit Anthony Rouault (22) vom FC Toulouse konnte er einen hochveranlagten Innenverteidiger verpflichten, der den Kaderplatz von Mavropanos übernimmt – ohne Leihgebühr und mit Kaufpflicht in Höhe von drei Millionen: Da hat der Sportdirektor wirklich mal gekocht!

Alles in allem wurden die substanziellen 50 Millionen-Abgänge von Endo, Sosa und Mavropanos kompensiert mit
Angelo Stiller
Anthony Rouault
Leonidas Stergiou
Maxi Mittelstädt

Ein Downgrade.
(nix gegen die Spieler!)

Und dabei wollte der VfB ein stabiler Bundesligist werden und Leistungsträger langristig halten, so jedenfalls die Zielsetzung nach der Saisonanalyse. Die Finanzen verhindern das. Ein Blick darauf, was in diesem Bereich schief läuft, würde sich lohnen. Die undurchsichtige Kommunikation von Alexander Wehrle erschwert dies allerdings. Aber womöglich ist genau das die Intention des VfB-Bosses. Hieß es früher “Wo sind es die Gomez-Millionen?” fragt man sich jetzt: “Wohin fließen die Transfererlöse?”

Bild: Maja Hitij/Getty Images

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24 Kommentare

  1. winfried sagt

    “unscharf summiert und oberflächlich kommuniziert, aber das kennen wir von ihm”

    Wie kann man so einen Scheiß schreiben? Der letzte Krautblog würde sich das nicht trauen.

  2. Bacardihardy sagt

    Wenn ich mir die Zahlen oben zum Stadionumbau anschaue, zahlt der VfB auf Jahressicht den Innenausbau 30 Mio und weitere 24,75 Mio am Gesamtumbau, das sind 55 Mio auf Jahressicht.Da braucht’s natürlich kurzfristige Transfereinnahmen.
    Kann man nur hoffen, dass der VfB nach Fertigstellung über den Verkauf der Business Räume und Stadionplätze genügend erwirtschaftet, um die hohe jährliche Pacht von
    7 Mio abzudecken.
    Ist halt kein modernes Fußballstadion, eher eine Betonburg, ein Millionengrab.
    20 Jahre Pacht macht in Summe 140 Mio.
    Aber wahrscheinlich muss man den Tempel nach 20 Jahren wieder für 200 Mio sanieren.
    Kann man nur hoffen, dass wir in 10 Jahren wieder ChampionsLeaque spielen.
    Kurzfristig müssen wir in der Wintertransferperiode natürlich Guirassy für 50 Mio verkaufen, an die Frankfurter Eintracht, wenn sie Kolo Muani für 90 Mio zu PSG transferiert.
    Hat diese Woche nicht mehr gereicht, da AZ Alkmaar den Pavlidis nicht hergeben wollte.
    Die Zeit war zu knapp.
    Wenn man das alles bedenkt hat Wohlgemuth einen super Job gemacht.
    Alles Spieler welche man den Fans gerade noch so verkaufen kann.
    Respekt

    • Bernd sagt

      Die 24,75 werden fast komplett durch ein coronabedingtes Darlehen der Stadt vorgestreckt, was wir bis 2032 zurückzahlen müssen.

      Das Schlimme ist, dass die Transfererlöse eigentlich nur kurzfristig Löcher stopfen und gar nicht für Investitionen verwendet werden.

  3. Konny sagt

    Witzig, was mir in Sachen Borna zu rosa ist, ist mir hier zu schwarz/weiss gezeichnet.

    Als Borna, Dinos und Endo hier her kamen, waren sie No Names. Das Zeit als Borna mit den falschen Schuhen den Ball ins Ziel(er) sche Tor warf, Endo “nur” auf Drängeln von Gomez Spielzeit bekam und Dinos erste Zeit hier überwiegend verletzt und ungestüm agierte – ist noch nicht so lange her.

    Vielleicht kann man hier lobend einfügen, dass das Team um das Team die Spieler “besser” gemacht und entwickelt hat. Möglicherweise hat ein Endo durch Abstiegsk(r)ampf eine höhere Resilienz erworben oder Dinos durch unsere medizinische Abteilung ein besseres Gefühl für seinen Körper.

    Ich habe erstens ein gutes Gefühl, dass das unser jetziger Trainer sehr gut kann aus Spielern das ganze Potenzial herauszukitzeln und ich glaube auch, dass er einen Plan mit den neuen Spielern hat, die überwiegend ja aus seinen Ideen heraus verpflichtet wurden.

    Dieses ewige Schwarzsehen hilft uns nicht weiter. Warum auch immer, es sind finanzielle Grenzen da, es wurde im Rahmen der Möglichkeiten nachjustiert und jetzt schenken wir um Gottes Willen diesen (neu) handelnden Personen doch einfach mal unser Vertrauen.

    Das eine oder andere wird wie bei Nübel schief gehen und das eine oder andere wird uns wie bei Millot positiv überraschen. Wir werden noch einiges an Lehrgeld zahlen, aber war es denn mit Endo, Dinos und Borna anders?

    Dortmund mußte heut gegen Heidenheim auch Lehrgeld zahlen und mich hat´s gefreut für das kleine Heidenheim… mal sehn, wies bei uns morgen läuft…?

    • Clemens sagt

      Für mich geht es eigentlich primär darum, dass wir irgendwann einmal ein stabiler Bundesligist sein wollen. Dafür musst du entweder Qualität zukaufen oder entwickeln. Was wir aber machen ist, Qualität entwickeln und regelmäßig verkaufen, um dann wieder mit neuen Jokern bzw Talenten dasselbe Spiel von vorne zu beginnen. Eine gefestigte Struktur ist die Grundvoraussetzung für Kontinuität und Erfolg. Aber eine solche Struktur lassen wir gar nicht erst entstehen.

      Speziell hier in diesem Artikel geht es aber eben auch um die Begründung, weshalb man Transfererlöse generieren muss, um wahnwitzige 90 Millionen Euro zu refinanzieren. Ich habe mir zu diesem Thema einige Artikel durchgelesen und zur Kenntnis genommen, dass eine Renovierung der Bausubstanz aus Sicherheits Gründen scheinbar alternativlos war. Aber das Chi-chi mit den Logen war eine unternehmerische Entscheidung der VfB Verantwortlichen, die sich scheinbar gerade rächt, weil sie auf Kosten der sportlichen Substanz geht.

  4. […] so wichtigen TV-Einnahmen haben uns selbst vermeintlich graue Mäuse längst den Rang abgelaufen. Die Investition in den Stadionumbau kommt in einer solchen Phase nicht nur ungelegen, sie fällt auc… Auch die Folgen der Pandemie schlagen aufgrund des großen Stadions und der hohen Personalkosten in […]

  5. soundzecke sagt

    Auch interessant der Artikel mit den Wegvermittlungen im Kicker.
    Irgendwo müssen wir ja führend sein, auch wenn wir nur Transfererlöse gleich an die Berater weitergeben.
    “Die meisten Wegvermittlungen 2021/22 in der Bundesliga sind auf den VfB Stuttgart
    zurückzuführen (5)”.

    • Clemens sagt

      Und die in diese Statistik einfließenden Transfers wurden scheinbar sowohl unter Reschke (Gonzalez), als auch unter Mislintat (Kobel) getätigt. Da kann man doch wirklich nur hoffen, dass diese Praktik irgendwann verboten wird und Berater mit diesen “Bedingungen” durch FIFA und UEFA finanziell sanktioniert und selbstverständlich gesperrt werden.

  6. Tommy Tomate sagt

    …kann alle Kommentare verstehen, welche den Qualitätsverlust bedauern. Möchte dennoch meine optimistischen Gedanken teilen: Grundsätzlich freue ich mich, dass Spieler beim VfB in den letzten Jahren günstig eingekauft und teuer verkauft werden konnten. Nach meiner Erinnerung gab es auch schon Phasen, wo teuer eingekauft wurde, die Spieler beim VfB schlechter wurden und dann günstig verkauft wurden. Da habe ich es doch lieber so, wie es aktuell läuft.

  7. Konny sagt

    Zum Thema Qualitätsverlust hat sich eben unser Trainer in der Lage der Liga geäussert. Super sympathischer Auftritt wie immer 🥰

  8. Benny sagt

    Also mir fällt generell auf, das viele Vereine eher auf Einnahmen angewiesen sind. Was hat Dortmund mit den Bellingham Millionen gemacht? Frankfurt hat ersatzlos seinen besten Stürmer abgegeben und die Nummer 2 zur Konkurrenz verliehen.

    Also aus der Entfernung betrachtet, scheint Wohlgemuth doch klasse gearbeitet zu haben, oder nicht?

    Klar, ein Karazor Backup fehlt, das ist richtig. Jetzt wenn Woo weg ist, wird es hinter den Spitzen auch dünn. Bei Enzo hat man manchmal bissl das Gefühl er braucht den Konkurrenzkampf.

    Der größte Unterschied ist für mich noch immer, dass wir jetzt einen Trainer haben, der aus dem vorhandenen Potenzial das Maximum herausholt, statt es zu begrenzen.

    Nach zwei Spieltagen sechs Punkte. Das sollte uns Mut machen.

    Entspannt euch mal :)

    • Clemens sagt

      Dortmund hat von seinen 100 Mio Euro für Bellingham immerhin 70 Mio Euro für Nmecha, Sabitzer und Füllkrug ausgegeben. Der VfB konnte keine 70% bzw 35 Mio Euro seiner 50 Mio Euro Einnahmen in den Kader reinvestieren.

      Und Frankfurt konnte so kurz vor Ende des Transferfensters nicht mehr tätig werden. Aber ich bin mir sicher, dass Frankfurt in der Winterpause noch einmal kräftig nachlegen wird. Und sei es, dass sie mit einem hohen Angebot an Stuttgart für Guirassy herantreten.

      Der Verweis auf unseren Trainer ist allerdings vollkommen korrekt. Hoeneß macht Stand jetzt einen tollen Job.

  9. Andreas sagt

    Dass Spieler irgendwann zu gross für den VfB werden ist leider bei dem wirtschaftlichen Gefälle in den europäischen Ligen unabwendbar. Das spricht für die Arbeit von Trainer, Scouting etc. und bringt ja dann erstmal Geld.

    Was mir unerklärlich ist, ist wirklich wo da ganze Geld hin geht. Wir haben laut Transfermarkt einen Überschuss von knapp 30m€. Ziehen wir mal noch 5m€ für Beratergebühren ab bleiben immer noch 25m€.

    Das nachdem Wehrle sagt dass wir wegen des Weltmarkendings nun handlungsfähig sein und auch nachdem ja niemand ernsthaft mit den 20m€ für Endo (bzw. 15m€ wenn man Stiller abzieht) rechnen konnte.

    Wo geht denn dieses Geld hin? Ins Stadion? Das wird ja über die Miete bezahlt. In irgendwelche sonstigen Mitarbeiter? Mit 25m€ kann man 3.000 Leute bezahlen, was sollen die denn alle tun? Verstehe ich wirklich nicht.
    Oder haben wir das Geld doch einfach nur gespart für schlechte Zeiten? Das wäre ja mal was

  10. Bastian Schüle sagt

    Zahlen bitte jetzt offen legen das läuft jetzt schon seit langer Zeit schief. Ihr steckt euch doch das Geld in die eigene Tasche. Ich würde das viel besser machen.

  11. Philipp sagt

    Hab den Artikel jetzt erst gesehen und auch nicht alle Kommentare gelesen. Ich denke die Transparenz und Kommunikation bezüglich der Finanzen des VfB sind wie immer Kreisklasse. Die Transfer Politik kommt mir aber in letzter Zeit zu negativ weg. 50 Mio Einnahmen heißt nunmal nicht 50 Mio Gewinn. Und außerdem muss man nicht jeden Spieler unbedingt extern ersetzen…
    Ja, man hat zweifelsohne an Qualität verloren. Aber Sosa und Dinos waren häufig verletzt und haben ihr Leistungsvermögen viel zu selten und inkonstant abgerufen. Dementsprechend hätten sie in der Viererkette vermutlich auch keinen Platz gehabt. In der Fünferkette wird Daxo befördert und Leonidas und Rouault machen den Kader breiter. Sosa kann defensiv (Mittelstädt, Ito/Daxo, im Zweifelsfall auch Vagnoman wenn z.B. Stenzel oder Massimo rechts spielt) oder offensiv (Führich, Silas, Leweling, Massimo, …) kompensiert werden.
    Schwer wiegt da nur der Abgang von Endo, birgt aber die Chance, dass sich Karazor, Millot und Stiller weiterentwickeln. Außerdem hat der VfB ja viele Talente auf der Position.

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