Gerade mal drei Tage waren seit dem überzeugenden 3:0 Sieg gegen Heidenheim vergangen, aber dennoch war klar, dass das Spiel in Hamburg ein ganz anderes werden würde. Dachte sich auch Pellegrino Matarazzo und stellte gleich mal auf vier Positionen um. Besonders überraschend: Pascal Stenzel fand sich zum ersten mal überhaupt nicht in der Startelf wieder.
Das Spiel begann wie so viele Auswärtsspiele des VfB Stuttgart in letzter Zeit: beschissen. Der Platz war ein Acker und der Schiedsrichter hieß Felix Brych, der in der zweiten Minuten bereits einen Elfmeter für den VfB hätte pfeifen können. Tat er aber nicht. Das gilt genauso für den Zweikampf zwischen Miyaichi und Kempf in der vierten Minute. Der Japaner ging mit der Schulter voraus in den Zweikampf. Der angeknockte Kapitän musste mit Verdacht auf Kieferbruch ins Krankenhaus. Gute Besserung!
Aber was für eine Woche für Kempf: Erst Geburtstag, dann der Führungstreffer gegen Heidenheim und jetzt Notaufnahme: Kuchen, Kischde, Kieferbruch und mindestens sechs Wochen Pause.
Für Kempf kam der ewige Stenzel dann doch zu seinem Fast-Startelf-Einsatz und spielte links in der Viererkette hinter Borna Sosa. Öfter mal was neues.
Wie befürchtet tat sich der VfB schwer. Das lag natürlich an den defensiv eingestellten Sankt Paulianern und vielleicht auch am tiefen Rasen, vor allem aber an der chronischen Ungenauigkeit im Passspiel. Kaum ein Ball fand seinen Weg zum Mitspieler.
Und da Sankt Pauli auf ähnlich bescheidenem Niveau unterwegs war, ging es konsequenterweise torlos in die Pause. Was ehrlicherweise auch noch das beste an der ersten Halbzeit war. Von der guten Stimmung aus dem Spiel gegen Heidenheim war jedenfalls nicht mehr viel übrig.
In der zweiten Halbzeit versuchte es Matarazzo mit Gonzalez für Sosa. Der Argentinier war ursprünglich für die Startelf vorgesehen, saß dann aber aus disziplinarischen Gründen nur auf der Bank, nachdem er zu spät erschienen war. Kann man so machen.
Aber auch mit neuem Personal wurde es nicht viel besser. Im Gegenteil: Nach 56 Minuten stand es 1:0 für Sankt Pauli. Veerman hatte in feinster Gerd Müller Manier getroffen. Besonders ärgerlich war allerdings der vorausgehende Ballverlust von Förster, der auf den Pass von Mangala einfach wartete, anstatt einen Schritt entgegen zu gehen.
In der 61. Minute kam dann endlich Silas für Klement und damit mehr Tempo auf dem Flügel. Es dauerte allerdings 20 Minuten bis sich das auszahlte. Aber dann startete Silas auf dem linken Flügel durch, legte clever in die Mitte, wo Mario Gomez problemlos zum Ausgleich einnetzen konnte. Geht doch!
Bei dem 1:1 blieb es dann auch nach 90 Minuten. Irgendwie wird man das Gefühl nicht los, dass dem VfB Stuttgart einfach die Mentalität fehlt, um unter solchen Umständen (unangenehmer Gegner, unangenehmer Platz, unangenehmes Wetter, unangenehmer Schiedsrichter) einen solches Spiel mit allen Mitteln gewinnen zu wollen. Immerhin hat Pellegrino Matarazzon in nur 180 Minuten das volle Spektrum VfB Stuttgart gesehen und weiß, dass noch viel Arbeit vor ihm liegt.