Autor: @abiszet

Diamantenfieber in Leipzig

Der VfB hatte bisher ja nur Glück, hieß es: Mit dem Spielplan, mit den Spielverläufen, mit der Form der Gegner. Gegen Leipzig hat man dagegen gesehen – der VfB steht zurecht oben in der Tabelle, denn er zeigte dem Tabellenzweiten seine Grenzen auf. Eine gefestigte, taktisch hervorragend eingestellte Stuttgarter Mannschaft, die erneut nicht verlor, weil sie schlechter war. Leipzig gewann zwar verdient mit 3:1. Aber nur, weil es einen Precious Little Diomande in ihren Reihen hatte, der das Spitzenspiel entschied. Ein Eigentor von Jeff Chabot, ein Stockfehler von Alex Nübel: Zwei der drei Gegentore waren wie der Gegner, total unnötig. Letztlich gab es zwischendrin völlig zurecht Szenenapplaus von Sebastian Hoeneß. Er sah ein Team, das selbstbewusst auftrat und Leipzig teilweise tief in deren Hälfte drängte. Mit starkem Pressing und schönen Spielzügen, auch wenn der VfB aus seinem Ballbesitz zu wenig Gefahr erzeugte. Die klareren Chancen hatte Leipzig. Der VfB lief hoch und energisch an, teilweise standen sechs Stuttgarter am Leipziger Strafraum und verhinderten den Spielaufbau. Auch schnelle Umschaltmomente wurden meist früh unterbunden oder in letzter …

Die drei Erfolgsfaktoren des VfB

Nach dem zweiten Sieg gegen Mainz innerhalb von vier Tagen wissen wir: Alles, was Sebastian Hoeneß derzeit anfasst, wird zum Erfolg. Wenn sogar Atakan Karazor trifft, dann ist klar – es funktioniert einfach alles, zumindest in den nationalen Wettbewerben. Alle machen sich lustig, Deniz Undav schreibt auf Instagram von “Torjäger Karazor”. Ja, in Anführungszeichen, auch er konnte nicht glauben, wie souverän der Kapitän in der 73. Minute zum 0:2 einschob. Vorausgegangen war nach einem Ballgewinn ein schönes Zusammenspiel zwischen Chris Führich und eben Undav. Dessen Querpass ließ Angelo Stiller durch und Karazor konnte gar nicht anders, als ins lange Eck zu schieben. Es war erneut ein glanzloser Sieg, der gegen kriselnde und teilweise überharte Mainzer nur ganz selten in Gefahr geriet, obwohl der VfB zwischenzeitlich deutlich einen Gang zurück schaltete. Das ging gut, weil Mainz quasi nie aufs Tor schoss und sich der VfB auf seine drei Erfolgsfaktoren verlassen kann: Personelle Qualität Es scheint, Hoeneß könne jeden auswechseln, jede Position neu besetzen, ohne Qualitätsverlust. Immer herrscht ein gewisses Grundniveau, jeder spielt mindestens mal solide, kein …

Happy Place Cannstatt!

Die Aufregung um die Heavy Rotation von Sebastian Hoeneß war groß. Vor dem Spiel gegen Mainz. Die meisten waren sich sicher, dass das nicht gut gehen könne. Nach dem Spiel: Alles richtig gemacht. Und nebenbei hat der Trainer auch noch viele Spieler glücklich gemacht. Auf seinen Spielmacher Alex Nübel verzichtete Hoeneß natürlich nicht. Eine klassische B-Elf war es gegen Mainz auch nicht: Unter den zehn neuen Spielern in der Startelf im Vergleich zum Spiel gegen Istanbul befanden sich mindestens vier potentielle Stammspieler. Trotzdem zeigt die Maßnahme den Mut von Hoeneß, Dinge duchzuziehen, von denen er überzeugt ist. Er entschied sich für seine Spieler, ihm waren das Binnenklima und die Entwicklung im Zweifel wichtiger als das Ergebnis. Das Spiel war dann auch zäh. Aber so tritt der VfB in den letzten Wochen auf – Ausnahme Wolfsburg: Er gewinnt Spiele, ohne richtig zu überzeugen. Verliert Spiele, ohne schlechter zu sein (wie zuletzt gegen Istanbul). Ob zäh oder nicht, das sieht man in der Tabelle nicht. Aber man sah am Sonntag vor allem viele glückliche Gesichter. Dan-Axel Zagadou …

Zu brav für den Hexenkessel in Istanbul

Der VfB verliert sein zweites Auswärtsspiel der Europa League in Istanbul, ohne die schlechtere Mannschaft zu sein. Weil er zwar den äußeren Umständen trotzt, jedoch international zu wenig aus seinen Möglichkeiten macht. Nicht zum ersten Mal. Das Şükrü-Saracoğlu-Stadion ist eine Herausforderung. Fairness und Respekt kennt es nicht. Sportsgeist ein Fremdwort. Aber der VfB nahm den Battle an, hielt der hitzigen Atmospähre Stand, nahm den Dauerkrach und das Dauerpfeifen hin. Musste am Ende aber auch erkennen: Das war ok, aber zu wenig. Denn dreckig kann die Mannschaft nicht. Genau das wäre womöglich notwendig gewesen. Nichts anderes konnte Fenerbahce. Istanbul war nicht besser, sondern cleverer. Fener war direkter, wilder, theatralischer, cleverer, fieser. Der VfB wollte sich von den äußeren Umständen nicht aus der Ruhe bringen lassen. Wollte die Nerven behalten. Wollte sich nicht auf das Niveau des Gegner begeben, „bei sich bleiben“ heißt das im Fußball-Sprech. Das gelang, der VfB blieb weitgehend stabil. Nicht unwahrscheinlich, dass ein bisschen mehr kalkulierte Emotion dem Stuttgarter Spiel gut getan hätte. Erst in der Nachspielzeit und nach Abpfiff zeigte das Team, …

Der Star ist die Mannschaft

Der VfB zeigt am 7. Spieltag eine völlig neue Facette: Wie eine routinierte, abgezockte, gar nicht mal so junge Spitzenmannschaft fährt sie einen nie gefährdeten 3:0-Auswärtssieg in Wolfsburg ein. Gegen zugegeben desolate Wölfe. Berti Vogts, Trainer der Europameister 1996, gilt als großer Fußballphilosoph: Er ist mehr für seine Sprüche bekannt als für seine Trainerleistungen. Dazu gehört „Wenn ich übers Wasser laufen würde, würdet Ihr sagen, dass ich nicht einmal schwimmen kann“. Sein größter Erfolg ist jedoch seine Aussage “Der Star ist die Mannschaft“. Müsste man den VfB-Erfolg in Wolfburg zusammenfassen, wäre es genau der Vogts-Satz. Oder ein bisschen zeitgemäßer ausgedrückt von Maxi Mittelstädt: „Die gesamte Mannschaft ist der Man of the Match” Vogts und Mittelstädt haben natürlich Recht: Der VfB erwies sich als coole, spielstarke Elf, die nichts ins Straucheln brachte und ließ total verunsicherten Wolfsburgern keine Chance. Alle Ideen, die Sebastian Hoeneß entwickelt hatte, gingen auf. Alle Maßnahmen und Mannschaftsteile griffen ineinander. Er stellte auf eine 3er Innenverteidigung um, schob Mittelstädt und Lorenz Assignon weit nach vorne – und überraschte mit Nikolas Nartey auf …

Hilfe, ich habe den Sturm geschrumpft!

In Hollywood hätte man den Plot wohl „Honey, I shrank the striker!“ genannt, in Stuttgart heißt es nüchterner: Der VfB hat keinen Mittelstürmer mehr. Dass Sebastian Hoeneß gegen den VfL Wolfsburg ohne echten Neuner dasteht, war von Sportvorstand Fabian Wohlgemuth selbstverständlich nicht so geplant. Dass es so kommen konnte, ist Pech, missratene Transferstrategie in letzter Sekunde, aber auch keine Überraschung. Wie in jedem guten Familienfilm gibt es unterschiedliche Meinungen, wer schuld ist. Der Boulevard machte aus einem Interview, das ausnahmsweise länger als eine Bildlegende war, gleich ein „Hoeneß hadert mit dem Transfersommer“. Ja, wer hadert eigentlich nicht außer Finanzvorstand Alex Wehrle, der diese Position bekanntlich seit kurzem mitverantwortet? Zurückblicken hilft wenig, außer um es in Zukunft besser zu machen. Hoeneß muss hier und heute das Problem nach der Verletzung von Ermedin Demirovic lösen: personell wie taktisch. Seine Möglichkeiten sind vielfältig, aber gleichzeitig begrenzt. Oder, um im Filmgenre zu bleiben: Er hat auf der Mittelstürmer-Position die Wahl zwischen mehreren Nebendarstellern, die plötzlich Hauptrollen übernehmen sollen. Deniz Undav Der Nationalspieler ist zurück, aber Hoeneß warnt, „ihn von …

VfB als Bayern-Verfolger Nr. 1!

Bayern zittert, der VfB ist zurück! Nach einem 1:0 gegen Heidenheim, das in Sachen Rasanz irgendwo zwischen Testbild und TÜV-Termin rangierte, steht der VfB Stuttgart plötzlich da, wo er hingehört: im direkten Windschatten des FC Bayern. Jetzt wird’s eng für den Rekordmeister! Vincent Kompany schaut genau nach Stuttgart. „Ein Glück halten wir die Konkurrenz mit unserem idealen Saisonstart auf Distanz!“. Aber auch er kennt die Geschichte. Denn die ersten drei Heimspiele der Saison in Folge zu Null zu gewinnen, das gelang dem VfB zuletzt 1991/1992 unter Christoph Daum und am Ende stand … ja, Platz 1. Und die Bayern wurden Zehnter. Das scheint unrealistisch, aber der VfB greift an. Es wird eng an der Spitze, so eng wie der Feierabendverkehr auf der B27! Man muss das Spiel gegen den Tabellenletzten vom Ergebnis her denken. Das 1:0 hat der VfB einem Geniestreich von Neuzugang Bilal El Khannouss zu verdanken. Alleine sein Name klingt schon nach Champions League. Er ist bereits nach kurzer Zeit zum Unterschiedspieler beim VfB geworden. Selbst in engsten Räumen findet er Lösungen. Wieviele …

Die junge Mannschaft also …

Nach der unnötigen 0:2-Niederlage in Basel sagte Sebastian Hoeneß: „Ich habe es immer wieder gesagt und wurde oft dafür belächelt: Wir sind eine junge Mannschaft“ und erklärte damit den erfolglosen Auftritt beim zweiten Europa League-Spiel. Ich musste wirklich lächeln und frage mich: Warum wählt er dann diese Aufstellung? Wenn Erfahrung gefragt ist, dann hätten Atakan Karazor und Jeff Chabot von Anfang an auflaufen müssen. Dann hätte er Pascal Stenzel für den Europa League-Kader nominieren müssen. Dann muss man erwarten, dass der 27-jährige Ermedin Demirovic den Elfmeter verwandelt, auch nach zugegeben „ekliger“ Wartezeit. Mit fehlender Erfahrung hat es auch nicht zu tun, dass der VfB zum Start des Spiels mal wieder ein Schläferli einlegte und früh zurücklag. Zu jung ist die Mannschaft auch nicht, um Bälle präziser und mit mehr Zug in der Offensive zu spielen. Mehr Erfahrung benötigt Jamie Leweling nicht, um zu erkennen, dass es keine gute Idee ist, sich jeden Schuss aus der zweiten Reihe zu nehmen und bei sechs Versuchen kein einziges Mal das Tor zu treffen. Nicht nur ich verdrehte dabei …

Jäger der verlorenen Form

Mehr als die halbe funktionierende Mannschaft gegen Köln rauszuroutieren, das war mutig von Sebastian Hoeneß. Vor allem, wenn sich drei von sechs neuen Spielern derzeit unverkennbar in einem Formtief befinden. Seine Zielsetzung jedoch klar: keinen zurückzulassen und die Spieler mit Vertrauen aus dem Loch rauszuholen. So schickte der VfB-Trainer Josha Vagnoman, Atakan Karazor und Chris Führich im Müngersdorfer Stadion auf eine besondere Expedition: Die Jagd nach der verlorenen Form. Kapitän Karazor trat sehr vorsichtig in Köln an: Jede Ballannahme war ein Schritt durch einen Tempel voller Fallen. Die Kölner Pressingangriffe lauerten heimtückisch auf Stockfehler. Der Aufsteiger jederzeit bereit, den kleinsten Fehltritt zu bestrafen. Karazor, anfangs gehemmt, kam langsam rein, agierte solide, blieb fokussiert und unerschütterlich und gewann an Sicherheit, in dem er die einfachen Sachen machte. Darauf konzentrierte er sich 90 Minuten und tastete sich so wieder an seine alte Form heran, ohne jedoch groß Akzente zu setzen. Im Moment scheint seine Zeit als Fährtenleser nocht weit entfernt zu sein, als Karazor in kaum vorhandenen Spuren die nächsten gegnerischen Angriffe vorausahnen konnte. Rechtsverteidiger Vagnoman begann …

Sebastian Hoeneß macht es unnötig spannend!

Der VfB-Trainer ist ein Ehrenmann. Er stellt sich immer vor seine Mannschaft, einzelne Spieler werden von ihm nie öffentlich kritisiert, Fingerpointing ist nicht seine Sache. Er kommuniziert klar und will seine Spieler mitnehmen. So auch beim Auftakt in die Europa League gegen Real Club Celta de Vigo: Nach dem 2:0 bringt er in einem vermeintlich entschiedenen Spiel Atakan Karazor, Josha Vagnomann und Chris Führich. Alle drei ein bisschen hintendran im Moment. Und mit seiner Einwechslung verspielte Hoeneß fast den verdienten Sieg gegen die Galizier. Es war eine Geduldsfrage gegen den letztjährigen Siebten von La Liga: Die Spanier gar nicht so raubeinig und kratzbürstig wie gedacht, dafür standen sie tief, machten vor allem vor und im Strafraum die Räume eng. Der VfB brachte dieselbe Energie auf den Platz wie gegen Sankt Pauli. Es wurde intensiv angelaufen, aggressiv gepresst und viele Meter gemacht. Die Folge: Hohe Ballgewinne, aus denen der VfB mehr hätte machen können und müssen. Manchmal wurde das Tempo rausgenommen, meistens war die Strafraumbesetzung nicht gut. Ermedin Demirovic stand oft auf alleine gegen fünf oder …