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Das große VfB-Puzzle

Es hat schon fast Tradition, dass wir uns vor Saisonbeginn die Frage stellen: “Wer soll eigentlich die Tore schießen?” Das fragten wir uns vor der Saison 20/21 und die Antwort lautete: Kalajdzic und Silas. Das fragten wir uns auch vor der abgelaufenen Saison und die Antwort war: Niemand.

Und auch für die kommende Spielzeit kann man die Frage stellen: Wer soll eigentlich die Tore schießen? Mo Sankoh ist nach seiner schweren Knieverletzung endlich wieder am Start, aber vermutlich eher ein Kandidat für die U21 oder eine Leihe ins Ausland. Silas ist nach seiner Schulterverletzung ebenfalls wieder voll integriert, wird aber noch Zeit benötigen, um wieder ganz der Alte zu werden, zumal auf einer neuen Position auf der linken Seite. Tiago Tomás ist zwar ein Riesenkicker, der sicherlich auf den Scoreboards auftauchen wird. Aber ist der 19-jährige Leihspieler wirklich unser Torgarant? Gleiches gilt für Neuzugang Perea: Nach 12 Treffern in 62 Spielen in der griechischen Super League sollte man besser nicht erwarten, dass er die Bundesliga kaputt schießt. Bleibt also nur Sasa Kalajdzic. Wenn er denn bleibt. Im Laufe der Transferperiode war der Österreicher schon fast bei den Bayern, fast in Dortmund, fast überall. Laut seinem Berater wird Kalajdzic den VfB Stuttgart mit 95 %iger Wahrscheinlichkeit verlassen, gleichzeitig plant Pellegrino Matarazzo fest mit ihm, bis er weg ist. Eigentlich absurd.

Zumal der Stürmer nicht die einzige Personalie ist, die nach wie vor komplett unklar ist. Denn Ähnliches gilt für seinen kongenialen Vorbereiter Borna Sosa und auch Orel Mangala, den es eventuell nach England ziehen könnte.

Drei Schlüsselspieler, von denen man nicht weiß, ob sie nach dem 1. September noch in Stuttgart sind. Einen wettbewerbsfähigen Kader zu planen, der sich vor der 92. Minute des letzten Spieltags den direkten Klassenerhalt sichert, muss das Ziel der Verantwortlichen sein. Aber wie baut man einen Kader, wenn man nicht weiß, welche Spieler zur Verfügung stehen?

Sven Mislintat muss aktuell das große VfB-Puzzle lösen. Ein Puzzle, von dem man weder weiß, wie viele Teile es hat, noch, ob die Eckstücke wirklich die richtigen sind. Dazu stehen mit Massimo, Klimowicz, Beyaz, Faghir, Klement und Awoudja noch zahlreiche Spieler im Kader, mit denen Pellegrino Matarazzo (vorerst) nicht mehr plant. Puzzleteile, die nirgends so recht passen.

Auch, wenn sich konstatieren lässt, dass die zweite Garde in den Testspielen überzeugen konnte, scheinen noch einige Puzzlestücke zu fehlen. Oder möchte man in Pflichtspielen wirklich eine Dreierkette Stenzel – Nartey – Mola sehen? Auch im defensiven Mittelfeld scheint es durch den Ausfall von Atakan Karazor Handlungsbedarf zu geben, selbst wenn Orel Mangala den VfB nicht verlassen sollte. Und im Angriff stellt sich die große Frage, ob und wie man einen Wechsel von Sasa Kalajdzic kompensieren möchte.

Seit neuestem auf der Speisekarte der Gerüchteküche: Der deutsche U21-Nationalspieler Mërgim Berisha, der aktuell noch bei Fenerbahce Istanbul unter Vertrag steht. Vielleicht ist er ja die Antwort auf die Frage, wer die Tore erzielen soll.

Eine weitere unliebsame Unwägbarkeit: Krankheiten und Verletzungen. Schon vor dem ersten Pflichtspiel meldeten sich Mangala (Corona) sowie Nartey und Coulibaly (je drei bis vier Wochen Verletzungspause) ab. Vielleicht wichtige Puzzlestücke, die zu Saisonbeginn fehlen.

Gleichzeitig zu viele und zu wenige Spieler zu haben ist genauso ein Problem, wie die unklare Zukunft gleich dreier Leistungsträger. Man kann nur hoffen, dass Mislintat und Matarazzo echte Puzzle-Profis sind. Denn das Puzzle der Saison 2022/2023 hat 1893 Teile – mindestens!

Aber, wenn es einer lösen kann, dann der Mathematiker Matarazzo: Mit den vielen Spielern, die wechseln oder vielleicht auch nicht (Nein! Doch! Aaaah!) arbeitet der Trainer im Grunde an einer Gleichung mit mehreren Unbekannten und wir alle wissen aus eigener Erfahrung wie schwierig das ist. Das aufzulösen wird zu einer echten Herausforderung und ganz sicher gibt es das Ergebnis erst, wenn die Transferperiode abgeschlossen ist und bereits vier Spieltage gelaufen sind. Dann womöglich zu spät? Sollte Matarazzo nicht viel eher proaktiv davon ausgehen, dass Kalajdzic, Sosa und Mangala den Verein verlassen und sie gar nicht ersthaft einplanen? Konsequent wäre es, sich auf diesen Worst Case vorzubereiten.

Ansonsten wird es eine ungute Situation für den VfB, davon abhängig zu sein, bis sich dann die eigenen Mitarbeiter endlich mal entscheiden, ob und wohin sie wechseln. Denn dass sie wechseln (wollen), scheint so gut wie festzustehen. Aber gerade bei Mangala und Kalajdzic und ihren Beratern scheint die Selbstwahrnehmung deutlich über der Markt-Einschätzung ihres Leistungsvermögens zu liegen. Es gibt – Stand jetzt – scheinbar keine namhaften Clubs, die auf die beiden stehen. Leidtragender ist der VfB. Sollte Mislintat deshalb eine Deadline festlegen, bis wann die Transfers über die Bühne gehen sollen? Ansonsten müssen wir damit rechnen, dass Kalajdzic, Sosa und Mangala in den letzten Tagen der Transferperiode zu ihren Traumvereinen Crystal Palace, Brighton & Hove Albion, Sassuolo Calcio, FC Bologna, Celta Vigo oder FC Getafe wechseln. Wir können ganz sicher davon ausgehen, dass Mislintat für diesen Fall vorbereitet ist und mit entsprechenden Transfers reagiert – nur Matarazzo fängt am 1. September wieder von vorne an zu puzzlen.

Erste Erkenntnisse darüber, wie weit Pellegrino Matarazzo mit dem großen VfB-Puzzle ist, könnte das Testspiel gegen Valencia am Samstag liefern. Um 15:30 geht’s los und es scheint noch genug Tickets zu geben. Und wenn die Partie zu langweilig ist, kann man auf jeden Fall Baustellenwatching betreiben. Ein Blick auf die Haupttribüne passt zur sportlichen Situation des VfB: Denn auch die ist eine Baustelle.

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6 Kommentare

  1. Bacardihardy sagt

    Klar , wenn Sasa geht, ist ein adäquater Ersatz notwendig vorne. Im Mittelfeld sehe ich noch Bedarf auf der defensiven Position.
    Ebenso würde ich die Verteidigung noch stärken und einen Torwart verpflichten.
    Der VfB hat lauffreudige junge Spieler im Mittelfeld und vorne. Die Defensive ist wichtiger. Da würde ich Spieler kaufen.

  2. Konny sagt

    Es fühlt sich alles noch ein bisschen unrund an. Leider ist Kastanaras jetzt auch verletzt.
    Bei Sasa wäre ich, ehrlich gesagt froh, wenn es jetzt endlich mal was klares zu vermelden gibt. Ich hatte in Weiler schon das Gefühl, dass er nicht mehr so ist wie früher und innerlich bereits gekündigt hat. Glaube auch nicht, dass er bei Bayern unter kommt. Die haben einen Überhang an Offensivkräften. Wünschenswert wäre eine baldige Klarheit.

    Ein Defensiv Stabilisator wäre nicht schlecht. Ich sehe schon wie mein Vorredner in der Defensive die Schwachstellen und glaube leider nicht, dass Ahamada das übernehmen kann.

  3. Stephan sagt

    Das geht doch wieder so los wie letztes Jahr – 3 Verletzte, 1 Corona und 1 Häftling. Dazu keine echte Verstärkung, wenn Sosa und Sasa weg sind werden wir das neue Fürth und das Stehenden Auges 👁

  4. Benny sagt

    Guten Morgen. Auch wenn man ein Testspiel natürlich nicht überbewerten sollte, so war das gestern schon ein großer Lichtblick in mehrere Richtungen.

    Wer soll die Tore schießen? Sagt mein Schwiegervater auch immer ;) Gestern haben sich einige gefunden. Tomas sehr sicher im Abschluss. Silas scheint mehr und mehr zurückzukommen.

    Churlinov hätte ich schon vor dem Spiel nicht abgegeben, da wir ohnehin kaum Spieler haben die von der Bank kommen und Feuer legen können. Denke nach dem Auftritt gestern hat sich das mit dem Wechsel auch erledigt. Hoffe ich.

    Ahamada bockstark und bislang Gewinner der Vorbereitung. Kann er das halten? Mangala vermisse ich da nicht im Moment.

    Sasa fand ich total neben der Spur. Lustloser Auftritt, aber die Kreislaufprobleme erklären dies natürlich. Mit seinem Anbiedern bei Bayern (wenn er das so gesagt hat), hat er bei mir viel Kredit verspielt.
    Bayern holt jetzt auch noch Tel. Was sollen die mit ihm? Er könnte ein großer Verlierer werden. Soll einfach verlängern und einsehen dass er noch nicht in der Kategorie ist in der ihn Empacher sieht.

    Egloff ist nur zu gönnen dass sein Körper endlich hält. Auch gestern hat man wieder gesehen was er kann.

    Sankoh hätte ich nicht abgegeben.

    Schade dass wir am 1. Spieltag gegen die künstliche Geldmaschine spielen, gegen die wir noch nie was gerissen haben. Das könnte ein Stimmungskiller sein. Oder aber wir bestätigen unsere Form.

    Einen schönen Sonntag!

  5. Kerstin sagt

    Das kann ich zu 100% unterschreiben!
    Danke an Benny, denn ich war gestern auch im Stadion.

  6. Konny sagt

    Mir hat das Testspiel auch sehr gut gefallen. Obwohl ich es “nur” am TV gesehen habe, war ich ebenfalls begeistert, bin hin und wieder erschrocken, als ich die GroßBaustelle sah.

    Diese Tore, wie sie gefallen sind, hatte ich schon vermisst. Schnelle Pässe, am Gegner vorbei dribbeln und dann cool verwandeln. Das war wirklich schön anzusehen und hat mich für Darko als auch für Tomas und Silas richtig gefreut. Denke, es ist die richtige Entscheidung, wieder variabler als Flanke Sosa und Tor Sasa zu sein.

    Letzterer gehört für mich zu den Verlierern. Er war “früher” so ein überragend lustiger, lockerer, offener und netter Kerl. Jetzt hat man das Gefühl, er läuft überwiegend mit hängendem Kopf durch die Gegend und ist unzufrieden. Wirklich überzeugen konnte er in keinem Testspiel und bei Rangnick eher auch nicht. Wenn die anderen so gut sind, wie sie Samstag waren, könnte er sogar bei uns in die hintere Reihe fallen. Darko und Silas haben sehr gut harmoniert. Es ist extrem gut Silas wieder spielen und lachen zu sehen.

    Bei der Defensive habe ich hin und wieder Sorgen… Bei schnellen Kontern und Standards habe ich manchmal noch Schnappatmung…

    Mislintat hat sich wieder mal über die Fans mit dem Umgang mit Ata geärgert. Ich habs eher so empfunden, dass zumindest hier große Zurückhaltung geschah. Dass man bei den Dingen, die im Raum standen, nicht super, weiter so sagt, dürfte ja irgendwie schon klar sein.

    Stimmt, gegen Brause am 1. Spieltag. Vielleicht ist es besser gegen einen großen Gegner auf dem Boden der Tatsachen zu bleiben. Letztes Jahr sind wir nach dem Spieltag 1 etwas abgehoben und sahen uns schon in Europa. Die erste Frage ist allerdings, wie wir gegen einen Gegner, der mit 11 Mann verteidigt, klarkommen. Das waren nicht immer unsere Lieblingsgegner, weil sie keine Räume anbieten. Wird sicher ein nicht einfaches Spiel.

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