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Der VfB steht über allem?

Verhaltenskodex, Teamplay, vielfältige Diskussionskultur, ein neues Miteinander: Zumindest in der Business-Kasper-Stichwort-Hitparade ist der VfB souveräner Tabellenführer – spätestens seit der Wahl von Wolfgang Dietrich zum Präsidenten beziehungsweise seit der Ausgliederung in die VfB Stuttgart 1893 AG.

Doch schlich sich allmählich das ungute Gefühl ein, dass dies alles nur Worte sind. Phrasenhafte Hüllen, die nicht mit Taten ausgefüllt werden. Als Wolfgang Dietrich sich von Jan Schindelmeiser trennte, fiel der schöne Satz „Über allem steht der VfB!“. So oder so ähnlich hieß die Formulierung auch bei der Trennung von Hannes Wolf. Das ist grundsätzlich natürlich richtig: Kein Vorstand, kein Präsident, kein Trainer, kein Spieler und kein Fan ist so groß wie der VfB. Nur wird man mittlerweile den Eindruck nicht los, dass es offensichtlich Personen gibt, die sich trotzdem für noch größer halten.

Guido Buchwald, Aufsichtsratsmitglied und in diesem Gremium das Feigenblatt der sportlichen Kompetenz, hatte wohl die Schnauze voll davon, nicht informiert zu werden und nichts (mit)entscheiden zu dürfen. Ein Rücktritt erschien aus seiner Sicht daher nur logisch. Ob er ein großer Verlust für den VfB und dieses Gremium ist, mögen andere beurteilen. Sein Rücktritt wirft jedenfalls mal wieder kein gutes Licht auf Präsident Wolfgang Dietrich: Seine Aufgabe sollte es doch sein, neben seiner eigenen Meinung auch die seiner Mitstreiter in den verschiedenen Organen des VfB zu hören und abzuwägen. Es scheint, als ob zumindest die Meinung von Guido Buchwald nichts zählte. Der Präsident scheint keiner zu sein – und das kommt wenig überraschend – der eint, der Diskussionen moderiert und andere Meinungen zulässt.

Dass der Ehrenspielführer dann auch noch die Verantwortung tragen soll für die aktuelle sportliche Misere – so erzählt es jedenfalls Buchwald – scheint ein Witz zu sein. Nur dass es eben nicht lustig ist und die Pointe mal wieder zulasten des VfB geht. Letztlich soll es nach dem Freiburg-Spiel im VIP-Bereich zu unschönen Szenen und zum offenen Disput mit Aufsichtsrat Porth gekommen sein. Und der war so heftig, dass Guido Buchwald nach einer “schlaflosen Nacht” dem Club den Rücken kehrt, mit dem er die größten Erfolge feierte. Keine Entscheidung, die man leichtfertig trifft.

Der VfB Stuttgart gibt bei der Darstellung in der Öffentlichkeit einmal mehr einen zweitklassigen Eindruck ab. Insofern ist es nur konsequent, dass die Spieler sich diesem Niveau auf dem Rasen anpassen. Und das ist auch das Kern-Problem des VfB: Von oben wird weder vorgelebt noch vorgegeben, was Leistungskultur bedeutet und wie man respektvoll miteinander umgeht. Es darf nicht um Egoismen, Selbstdarstellung und Selbstvermarktung gehen, sondern einzig und allein um den VfB.

Der VfB steht über allem.
Es wäre schön, wenn auch alle Entscheidungsträger diese Einstellung verinnerlichen würden.

Weitere Kommentare zum Buchwald-Rücktritt:
– in der Stuttgarter Zeitung
von Martin (Brustringtalk)

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9 Kommentare

  1. Was will man vom SPD Wendehals und dem Stuttgarter Comical Ali W.D. erwarten? Nicht mal nichts. Dem gehört nicht erst links und rechts eine an die Backen geschlagen seit er den NSU Ausschuss bewusst ins Bedeutungslosigkeit Nirvana geführt hat.
    Wie kann man so jemand überhaupt ins Boot holen außer man weiß, dass das Boot sinkt?!

  2. Arne sagt

    Was ist die Konsequenz?
    Jedes zweite Wochenende wieder ins Stadion, weil die Mannschaft uns braucht? Krönung des Ganzen ist dann ein „Dietrich raus“ Transparent. Wow!
    Danach wird das Nichterreichen der Ziele wieder schöngeredet (10 gute Minuten gegen Mainz, 30 gute Minuten gegen München und ungerechtes Geld-Rot gegen Freiburg..).
    Es ist der schlechteste VfB ever, schaut Euch nur den Spielaufbau über Zieler (gehört endlich auf die Bank) an … Wahrscheinlich darf dies in bestimmten Gremien so nicht gesagt werden, also müssen wir Fans reagieren, indem wir dem Treiben vor Ort fernbleiben. Dann traut sich der Präse sicherlich nicht mehr vors Mikrofon.
    Trotzdem werde ich immer treuer VfB Fan bleiben und immer mitfiebern! Das macht mir kein Dietrich, Reschke oder sonstwer kaputt.
    Ciao Arne

  3. Manfred Hurtig sagt

    Es gibt übrigens zum Thema Fussbsllkompetenz einen Herrn Hitzlsperger, viele weitere Trainer und eine Scoutingabteilung die alle – denke ich mal – Fußball Kompetenz haben – zumal sich die Frage stellt ob der AR Sportkompetenz haben muss – sondern primär im operativen sportlichen Bereich.
    Und zu Guido Buchwald, den ich sehr schätze:
    Jetzt die ‚Brocken‘ hinwerfen zeigt auch nicht das er es wirklich gut mit dem VfB meint – weil in der jetzigen Situation ist das kontraproduktiv
    Schade das er nicht versucht die Dinge intern zu klären – er ist kompetent und auch durchsetzungsfähig!!
    Manfred

    • @buzze sagt

      Wir wissen es natürlich nicht genau, aber der Verdacht liegt nahe, dass er keine Möglichkeit mehr sah, es intern zu klären.

      • Andre sagt

        Dass er keine Möglichkeit sieht – bleibt die Frage, was das genau bedeutet.
        In erster Linie wirft das für mich ehrlich gesagt eher ein schlechtes Licht auf Buchwald, der ja bereits im Dezember öffentlich ausscherte.
        Wovon man ihn sicher frei sprechen kann, ist die sportliche Misere.
        Das Sprichwort “Der Erfolg hat viele Väter” scheint sich zu bewahrheiten – wenn es läuft, will jeder der Grund dafür sein, wenn es mal nicht läuft, schiebt man die Schuld den anderen in die Schuhe.
        Der Mannschaft wird es sicher nicht helfen. Und am Ende, wenn wir in Liga 2 landen wird es ohnehin den nächsten, x-ten Neuanfang geben (müssen) :(

  4. Frank Teufel sagt

    Selbst wenn er kein Gehör mehr gefunden hat, es gibt kaum einen schlechteren Zeitpunkt für den Rückzug. Warum nicht in 3 Monaten nach der Spielzeit?
    Bei allem gerechtfertigten Unmut über Dietrich, der Rückzug lässt alles vermissen, was von einem Aufsichtsrat erwartet wird. Und zwar von allen Beteiligten. Offener Streit im VIP Bereich? Andauernde Indiskretionen und Gejammer über Interna? Rückzug im Stil einer “beleidigten Diva”?
    Das sprengt jegliche Vorstellungskraft an Dilettantismus.
    Buchwald führt uns nur vor Augen, dass nicht nur Dietrich inkompetent und überfordert ist, die gesamte Führung ist es.

    • @abiszet sagt

      Dem ist wenig hinzuzufügen, Frank. Das sind eben die professionellen Strukturen, zu denen offensichtlich auch gehört, dass nicht alle Mitglieder des AR gehört werden und sollten sie schwerhörig sein, wird eben gebrüllt ;-)

  5. oldfan1948 sagt

    Warum der Guido ausgerechnet jetzt die Brocken hinwirft, kann man nur vermuten. Da dürfte einiges zusammengekommen sein; er sollte aber jetzt nicht abtauchen, sondern die wahren Gründe benennen. Nur dann lässt sich was ändern, ggfs. auch mit starkem Druck der Mitglieder und Fans.
    Dietrich als VfB-Boss – das hat mir schon vor seiner Wahl nicht gepasst. Er war und ist ein Machtpolitiker, der seine Vorstellungen durchsetzen will, koste es was es wolle, notfalls auch den Rausschmiss eines Jan Schindelmeiser. Hätte der bleiben dürfen, wäre evtl. auch der Hannes Wolf geblieben.
    Ich gehe davon aus, dass es ohne Dietrich wieder aufwärts geht.

  6. andreas sagt

    Es ist ja nicht nur Dietrich, da gibt es auch noch einen Herrn P. der genau welche Kompetenzen hat? Und Z. guckt sich das an und sendet den nächsten Daimler-Mann rüber? Gibt es überhaupt noch einen VfB oder ist das längst ein Daimler der schlechten Art, ne Art Betriebssportgruppe für alte Herren mit Bauch.

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