Mini-Feature, Querpass
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Die Cars der Stars: Falschparken 4 life! #vpbw

Herzlich willkommen zu Teil 3 der großen vertikalpass Boulevardwoche. Nach Musik und Fashion geht es heute – endlich – um Autos!

Manchmal träume ich, wie es wäre, ein Neuzugang beim VfB Stuttgart zu sein. Nachdem mich Dr. Best begutachtet hat, verhandle ich ein wenig nach, setzte dann meine Unterschrift unter den Vierjahresvertrag. Dann noch schnell die Arme verschränken und ein Bild mit dem Schindelmeiser machen und die Sache läuft. Ab ins Graf Zeppelin und anstoßen mit meiner 14-köpfigen Entourage und meinen drei Beratern , die den Deal ausgehandelt haben.

Als ich am nächsten Tag zum Training komme, fängt mich Jan Schindelmeiser ab. „Komm mal mit, wir gehen erstmal kurz rüber zu Mercedes, damit Du Dir Deinen Wagen aussuchen kannst.“ Okay, ich bin jetzt nicht so der Mercedes-Typ, aber das ist trotzdem ein Charlie-in-der-Schokoladen-Fabrik-Moment. Nur ohne Umpa Lumpas. Aber vielleicht gibt’s die auch bei Mercedes, wenn die VfB-Spieler kommen. Wer weiß das schon.

Jedenfalls stehe ich zwischen all den Sternen und muss mich entscheiden. Vielleicht so eine AMG S-Klasse. Nee, da bin ich noch zu jung für. Sowas fährt bestimmt der Aufsichtsrat. Vielleicht doch den SLS? Aber diese Flügeltüren sind bestimmt saumäßig unpraktisch. Ich wette, bei schlechtem Wetter tropft’s dir direkt auf den Kopf. Und beim VfB muss man tatsächlich noch draußen parken. Unfassbar eigentlich. Aber dieser CL 65 AMG sieht ganz nett aus. Und 630 PS reichen so gerade für den Weg von der Innenstadt zum Clubgelände.

Ein bisschen extravaganter sollte es aber eigentlich schon sein. Ich frage deswegen kurz nach, wo sie die Maybachs stehen haben. Aber anscheinend werden die nicht mehr gebaut. Schade eigentlich. Im Endeffekt entscheide ich mich dann für eine G-Klasse. So ein bisschen Offroad ist ja schon geil und die Straßen in Stuttgart sind auch nicht die besten. Und dank der Anhängerkupplung kann ich auch den Hänger aufs Stückle ziehen. Achja, und AMG natürlich. Carbonlack und Platinfelgen müssen auch sein. Ich will ja nicht rumfahren wie gewöhnliche G-Klassebesitzer. Hui, die Kiste wird ganz schön teuer. Gut, dass der Verein den Hobel zahlt. Da wäre sonst bestimmt ein Monatsgehalt draufgegangen!

Leider wache ich stets auf, bevor ich meinen neuen Wagen zum ersten Mal im Parkverbot abstellen kann. Aber hier gibt’s auch echt zu wenig Parkplätze.

Doch zum Glück gibt es ja genug Menschen, die meinen Traum fahren, ich meine leben. Nicht nur in Stuttgart, sondern in der gesamten Bundes zweiten Liga. Dabei haben es die Stuttgarter Profis noch ganz gut erwischt. In Wolfsburg und wohl auch in Bremen muss darf man sich nämlich nur einen Volkswagen rauslassen. Fun fact I: Per Mertesacker hat sich zu Werder-Zeiten für einen Golf GTI entschieden. Es gibt keinerlei Beweisfotos, ob er es je geschafft hat, einzusteigen.

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Ein ungleiches Duell, aber immerhin ist der Golf etwas größer als eine Eistonne.

Die Geschichten von Fußballern und ihren Fahrzeugen sind nahezu unerschöpflich. Eine der frühesten dürfte die von Günther Netzer und seinem Jaguar E-Type sein. Aber Netzer war ja schon früher eine coole Sau.

Ebenfalls cool, wenn auch auf eine ganz andere Art und Weise war der blonde Bäckerssohn aus Botnang, der mit einem Käfer Cabrio zum Training nach Bad Cannstatt fuhr. Das gleiche gilt für den VW-Bus, mit dem der ehemalige Werder-Keeper Andreas Reinke zum Training kam. Und ob Julian Schieber immer noch mit dem Firmenwagen der Baumschule seines Bruders durch die Gegend fährt, wenn er einen Heimatbesuch macht, darf man auch bezweifeln. Aber mit solchen Kisten guckt Dir heute auf der Theo halt auch keiner mehr hinterher.

Da müssen schon größere Kaliber her. Je auffälliger desto besser. Nach diesem Motto scheint auch Max Kruse seine Autos zu kaufen, wenn man sich seinen Maserati mit Camouflage-Lackierung anschaut. Preis: Über 100.000 Euro. Oder, wie Kruse es sagen würde: Weniger als zwei Taxifahrten. Und guter Geschmack bleibt zum Glück unbezahlbar.

Ein weiteren Beleg für die Stilsicherheit in Geschmacksfragen lieferte jüngst erst Martin Harnik, der sich mitten im derbsten Abstiegskampf einen purpurnen Porsche mit aufgeschraubtem Picknicktisch rausließ und sich damit fotografieren ließ. Sowas kommt natürlich immer gut bei den Fans an, die gerade überlegen, ob sie ihre sechs Jahre alte A-Klasse noch ein Jahr weiterfahren sollen.

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Mit seinem 911er fährt Harnik jetzt vermutlich in Hannover rum. Denn eines haben wahre Liebe und schlechter Geschmack gemein: Sie kennen keine Liga.

Wer sich mal angucken möchte, mit welchen Schlitten die Profis des VfB aktuell durch die Gegend cruisen, dem empfehle ich dringend einen Ausflug in den Stuttgarter Osten, genauer gesagt ins beschauliche Gablenberg. Da wohne nicht nur ich (allerdings nur noch ein paar Tage), sondern dort findet man auch den Wahlitaliener vieler VfB Spieler. Und das schon seit Armin Vehs Amtszeit – und zwar der ersten! Und spätestens seit Cristian Molinaro 2010 eigentlich täglich mit Vivaldi-Chef Nicola Blancone gemeinsam in der Küche stand, ist die Trattoria der Hotspot für VfB-Spieler und für VfB-Spieler-Auto-Spotter.

Fun Fact II:
Eine Zeitlang konnten die Profis ihr Schüsseln sogar direkt auf dem Gablenberger Marktplatz abstellen, weil die Stele, die ein Befahren verhindern sollte, nicht abgeschlossen war (was kein Zufall sein konnte!). Da hat sich mein Nachbar damals furchtbar über das Stelengate aufgeregt und sich beim Bezirksvorsteher beschwert. Seitdem ist das Ding wieder abgeschlossen. Ein Held des kleinen Mannes, mein Nachbar.

Andererseits ist es den Spielern aber auch wirklich nicht zuzumuten, mehrere Minuten Fußweg zurückzulegen. Das könnte sich negativ auf die Performance im nächsten Spiel auswirken; vom Verletzungsrisiko ganz zu schweigen. Das wissen auch die Profis und parken deshalb möglichst vivaldi-nah. Und so erkennt man die Dienstwagen der Spieler ganz einfach: Wenn es ein Mercedes ist, er teuer ist und im Parkverbot steht, gehört er einem VfB-Spieler.

Da ich abends öfters am Vivaldi vorbeikomme, hatte ich das Vergnügen, das Schauspiel in den letzten Monaten immer mal wieder protokollieren zu dürfen.

Kevin Großkreutz' R8 mit Dortmunder Kennzeichen. Bitte ummelden!

Kevin Großkreutz’ R8 mit Dortmunder Kennzeichen. Bitte ummelden!

So hat z.B. Kevin Großkreutz die Sperrfläche in der Kurve adoptiert. Zuerst noch mit seinem R8 mit Dortmunder Kennzeichen, dann standesgemäßen mit einem Auto mit Stern, das für mich aussieht wie ein Walbaby. Ich dachte, er hätte den Audi verkauft, aber das ist wohl jetzt sein Zweitwagen, wie ein Bild aus dem August zeigt.

So einen prestigeträchtigen Parklatz muss sich ein junger Neuzugang wie Jean Zimmer erst noch verdienen. Vorerst parkt der Jungspund noch verschämt in der Seitenstraße – aber immerhin schon im Parkverbot.

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Auf Facebook wurde diskutiert, ob der Gute überhaupt an die Pedale seines Boliden kommt. Gemein! Da spricht der pure Neid, weil sie sich keine orangenen Rallyestreifen leisten können.

Aber man fragt sich tatsächlich, ob den Spielern statt eines Fahrsicherheits- ein Falschparktraning angeboten wird. Vielleicht sollte der Verein einfach das ohnehin umstrittene „Furchtlos und treu“ vom Mannschaftsbus kratzen und „Falschparken 4 life“ draufkleben und den dann bei Auswärtsspielen im Strafraum parken. So sieht eine echte Badass-Attitüde aus!

Doch egal, ob Kevin Großkreutz auf der Sperrfläche parkt oder Alexandru Maxim mitten in der Kurve vor der Linden-Apotheke, um sich die neueste Ausgabe der Apotheken-Umschau zu besorgen: Die aktuellen VfB-Spieler müssen noch hart an sich arbeiten, um an die automobilen Koryphäen des Vereins heranzureichen. Die heißen nach wie vor William Kvist, dessen Parkkünste in Stuttgart immer noch legendär sind und Arthur Boka, der mit seinem unauffälligen bananengelben Lamborghini durch den Kessel cruiste.

Neulich habe ich wieder geträumt. Allerdings war ich kein Neuzugang, sondern ich war … ich. Und ich habe unsere französische Familienschüssel direkt vor dem Vivaldi abgestellt. Sie wurde abgeschleppt. Was für ein Scheißtraum.

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2 Kommentare

  1. I. R-H sagt

    Ja, über diese beliebte Park-Mode habe ich mich auch schon gewundert. Kein Wunder, dass nach so einer Laufbequemlichkeit die Spiele/r so träge geworden sind. Man sollte ja glauben, dass bei solchen hochpreisigen Autos ein Beispiel der Schnittigkeit in Form und Tempo auf die Herren Spieler autom. übertragen wird. Aber nein, dies überlässt man dann den Müttern mit Kinderwagen, den Rollstuhlfahrern, den Gehbehinderten oder den Paaren die sich mit Kunst vorbei zirkeln oder einen Haken auf die Straße schlagen müssen. Dies auch noch, ohne den Fußball-Gott anbeten zu müssen und ohne Strafzettel. Die Polizei lässt eben dann dafür ein paar Normalbürger-Autos abschleppen, die abends um Parkplatz kämpfen weil sie dort wohnen, aber die kämpfen wenigstens. So viel zum Vorbild für die Jugend.

  2. Stammkeeper sagt

    Super Text, der alles pointiert auf den eigentlichen Punkt bringt. Ich habe ihn mit einem Lachen gelesen!
    Ähnlich verhält es sich hier in Nürnberg, wo die Leistung oft nicht stimmt, aber überbezahlte Zweitliga-Bankdrücker à la Petrak mit dicken Schlitten in Instagram posieren oder schlichte Gemüter wie Timo Gebhart mit hässlichen Porsches durch die City zu Prügeleien in Proll-Discos cruisen. Gut, Gebhart muss das ja mittlerweile in Rumänien oder Rostock machen, aber von Prinzip her ist es überall das gleiche Problem. Den Milchgesichtern wird zuviel Kohle in den Arsch geblasen und alles was sie können, ist albernes Posen mit lächerlichen Klamotten und hässlichen Autos. Charakter und Stil bleiben dabei auf der Strecke.
    In diesem Sinne! Macht so weiter und eine erfolgreiche Saison für den VfB! Grüße aus Nürnberg

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