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Es macht Spaß, Spielverderber zu sein

Letzte Woche war das Spiel des VfB teilweise wie eine Welle, die mich trägt. Mit dem Sieg gegen Gladbach wollte der VfB uns glauben machen, es gäbe was zu lachen, das 3:2 schien eine Befreiung zu sein, eine Pracht. Aber gegen Union wurde es ein anderes Spiel, von Pracht keine Spur. Oder im Trainer-Sprech: “Union ist eine extrem unangenehme Mannschaft, die sehr zäh zu bespielen ist und auch in der Defensive ihre Stärken hat“.

Unangenehm? Union ist eine Scheiß-Mannschaft, aber das kann Pellegrino Matarazzo ja nicht sagen. Eine Scheiß-Mannschaft, wie sie der VfB im Abstiegskampf auch sein sollte: hohe Intensität, giftige Zweikämpfe, die ständige Suche nach Körperkontakt, jede Schiri-Entscheidung wird diskutiert und selbst wird bei jeder Berührung so getan, als hätte man sich lebensgefährlich verletzt. Dazu ein Scheiß-Publikum, wir kennen das vom Relegations-Rückspiel, das am Ende auch noch sang „Ohne Schiri habt Ihr keine Chance“. In die Opferrolle geht Union auch gerne. Hätte Union lieber die bornöse Flanke von Sosa verteidigt und in der Mitte Sasa Kalajdzic am Torschuss gehindert. Hätte Timo Baumgarl so viel Energie in die Abwehr von Kalajdzic gesteckt, hätte er sich das peinliche Interview nach dem Spiel sparen können. Wäre Union ein Spieler, hieße es Davie Selke, wäre es ein Komiker, dann Mario Barth.

In dieser Saisonphase und bei dem Tabellenstand ist alles dramatisch. Eckbälle sind dramatisch, egal ob eigene oder gegnerische. Freistöße sind dramatisch, jedes Foul, Diagonalbälle, Dribblings, selbst Einwürfe. Alle Schüsse, Flanken, Kopfbälle sowieso. Sogar meine Überlegung, ob ich in der 32. Minute auf die Toilette gehen kann oder ob das Unglück bringt. Während des ganzen Spiels schwanke ich zwischen Hoffnung, Verzweiflung, Anspannung und Unsicherheit. Dass es dann wieder ein Elfmeter ist, wieder verursacht vom unglücklichen Dinos Mavropanos, es konnte nicht anders sein. Union Berlin zwar spielbestimmend, jedoch ohne wirkliche Chancen. Aber hätte man die Köpenicker gefragt, so hätten sie sicher noch zwei weitere Elfmeter und mindestens drei Tore verdient. Schlimm, wie der Tabellensiebte ständig benachteiligt wird, ein Fall für die DFB-Ethikkommission!

Feigheit vor dem Gegner der Qual kann man dem VfB in der zweiten Halbzeit nicht vorwerfen. Auch Matarazzo greift für seine Verhältnisse früh ins Spiel ein und wechselt Pascal Stenzel und Orel Mangala ein. Wahrscheinlich war das der Game-Changer. Von Stenzel wissen wir, was wir bekommen, vor allem Mangala bringt mehr Kultur ins Spiel des VfB. Mit seiner Ballsicherheit sorgte er für mehr Ruhe in den Offfensiv-Aktionen, seine Spielintelligenz brachte mehr Vertikalität. Womöglich tat es auch Chris Führich gut, von der Acht nach Außen zu wechseln.

Immer in der Endphase der Spiele gegen Union ist für den VfB Showtime. Im Hinspiel lässt Wahid Faghir die Kurve in der Nachspielzeit eskalieren, letzte Saison rettete Kalajdzic mit einem Doppelpack in den letzten fünf Minuten einen Punkt. So spielt Kalajdzic auch jetzt den Spielverderber, mit einem besonderen Doppelpack: Erst setzt er einen Ball an den Außenpfosten, um dann in der 90. Minute zur Stelle zu sein. Das hört sich so nüchtern an, was heisst zur Stelle? Er weiß wieder, wohin der Ball seine Freundes Sosa kommt, er zieht im genau richtigen Zeitpunkt den Sprint an, schiebt sich zwischen Robin Knoche und Baumgartl. Er trifft den Ball mit dem Schienbein, nur die besten treffen mit allen Körperteilen, Schienbein, Hinterkopf, Rücken, Hintern, Pimmel, fragt nach bei Mario Gomez. Verliebt bin ich jedoch in Sosas Halbfeldflanke (in Borna sowieso): Eigentlich dachte ich, er würde sich den Ball zu weit vorlegen, um ihn dann aus der Luft genau richtig zu treffen. Vorher hebt er den Kopf, sucht Kalajdzic, dann perfektes Timing, unglaubliche Präzision. Warum beschäftigen sich noch keine Mathematiker mit den Flanken von Sosa? Weil man wahrscheinlich nichts berechnen kann und Bornas Flanken aus Poesie, Schönheit und Zuneigung für Kalajdzic gemacht sind.

So macht es jedenfalls Spaß, Spielverderber zu sein. Und Union weiß nun, wie es sich anfühlt, wenn einem das Spiel verdorben wird. Union ist damit Gott sei Dank abgehakt. Jetzt zählt’s im Heimspiel gegen Augsburg!

Was bringt der Punkt gegen Union?
Platz 16, immerhin. Die Bestätigung, dass es sich lohnt, bis zum Ende dran zu bleiben. Und vor allem die Erkenntnis, wie man gegen Scheiß-Mannschaften wie Union spielen muss. Nächste Woche wartet die nächste. Denn Augsburg wird genau so auftreten, wenn nicht schlimmer.

Zum Weiterlesen:
Sosakalajdzic Masterclass – das VertikalGIF zum Spiel.

Bild: Martin Rose/Getty Images

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25 Comments

  1. Bernd says

    Wenn wir den Klassenerhalt irgendwie doch noch schaffen sollten, dann fehlt mir irgendwie die Fantasie wie das in der kommenden Saison ohne Sosa-Sasa funktionieren soll.

  2. fritzo62 says

    Ich möchte keinen dieser unfairen Arschlöcher jeweils (wieder) im VfB-Trikot sehen. Von Baumgartl bin ich maßlos enttäuscht, Prömel sollte man aus den Stuttgarter Geburtsregister streichen. Kommen wir zum Spiel: warum zeigt der Schiri keine gelben Karten gegen die dauernden Maulereien der sog. Eisernen? Zu Gute halten kann man nur, dass jeder die A-Karte für ein Spiel bei der Union zieht und dafür hat er es noch ganz ordentlich gemacht. Beim VfB hat unser Grieche wieder enttäuscht – kann man nicht endlich mal trainieren einen Ball mit dem Bauch oder Hoden zu stoppen, statt dieses völlig dämliche Wegdrehen. Mich hätte interessiert ob Stenzel endlich mal Tomas ins Spiel gebracht hätte. Und: unser Trainer hat den Punkt eingewechselt, super getauscht!
    Bei unserem Torwart bekomme ich noch einen Herzinfarkt: das Abseits-Tor, brrr, dann die ewige Flanke in den 16er und Müller bleibt einfach auf der Linie – man muss endlich sehen dass es Müller in dieser Saison nicht bringt – wird es irgendwann besser? Kann ein Torwart so oft falsche Entscheidungen treffen bis er es endlich mal rafft? Ich hätte nix dagegen wenn unser 2. oder 3. Goalie mal ran muss, damit wir sehen wie wir die nächste Saison im Tor bestreiten, oder einen neuen brauchen.

    • UJS says

      Nach meiner Einschätzung werden wir zur neuen Saison einen richtigen Keeper brauchen. Müller ist es jedenfalls nicht. Gerne würde ich mal die Nr. 3 sehen, da der Kollege Bredlow keine Alternative darstellt.

      • @buzze says

        Florian Schock kann man mittlerweile regelmäßig bei der U21 beobachten.

    • Bernd says

      Müller ist schon okay, Kobel hat auch anderthalb Jahre gebraucht, bis er bei und zu einem starken Rückhalt wurde. Ich wüsste auch nicht wer realistisch in Frage käme und ein Upgrade darstellen würde. Im Sommer werden wir wahrscheinlich ohnehin dringendere Baustellen haben. In 3-4 Jahren könnte Seimen eine Option werden, bis dahin würde ich wenn nichts Unerwartetes passiert erstmal mit Müller planen.

    • @buzze says

      War nur ein Test, ob aufmerksam gelesen wird! Nee, danke: Der Wahidulla ist korrigiert! :-)

  3. Fahne says

    „….Verliebt bin ich jedoch in Sosas Halbfeldflanke (in Borna sowieso)….“
    Und ich bin noch zusätzlich verliebt in den Vertikalpass. Vielen Dank für deinen Blogartikel und die gebührende Beschreibung von Union.

    Liebe Grüße, Fahne

  4. Pierre Leschek says

    Ja sehr guter beitrag von dir für mich wae das Spiel ein echter mutmacher wenn man solche Spiele noch unentschieden gestalten kann,zeigt das das es im Team stimmt und genau das macht mir Mut auf unserem weiteren Weg ,neben der Tatsache das man sich durchaus steigern kann und selbst gegen eine solche Abwehr trifft

  5. Bacardihardy says

    Der Vfb ist bereit für den Abstiegskampf. Jetzt ein Sieg gegen Augsburg , das wäre schön. Unser Torwart ist für die Bundesliga zu schwach. Hätte schon gegen Gladbach mindestens 1 Tor verhindern müssen. Für ihn hat der Vfb definitiv zu viel gezahlt. Denke die Mannschaft weiss jetzt worum es geht.
    1 Punkt gegen Union ist gut. Weiter so. Die Einstellung stimmt jetzt. Warum Mavropanos sich auswechseln lässt, versteh ich nicht, da muss man doch auf die Zähne beissen und weiterspielen. Weichei ! Oder man hat ihn aufgrund schwacher Leistung ausgewechselt, Stenzel war O.K.

    • fritzo62 says

      Ich denke dass der Trainer genug hatte. Immer die gleichen Fehler, und keine Körperspannung mehr. Mavropanos steht am Scheideweg.

  6. Martina says

    Ich erinnere mich, als ich hier mal gesagt habe, dass Dinos entweder einen Sahnetag oder einen Unglückstag hat. Da waren die meisten nicht einverstanden.

    So wie Stenzel ohne großen Schwankungen nach oben oder unten spielt er eben nicht. Klar, ob es besonders geschickt ist so in den Ball reinzuhüpfen wie er das gestern gemacht hat…? Andererseits sehen wir die Szene in 400 Zeitlupeneinstellungen und er handelt halt in Bruchteilen. Es gibt ja auch einen Grund, warum ihn Arsenal relativ leicht gehen lässt.

    Mich persönlich stört an Dinos der etwas sehr ausgeprägte Hang zur Schauspielschule Salzburg, was mich aber bei allen stört. Dieses extrem übertrieben theatralische nervt mich ganz besonders bei Union, aber Dinos und Omar leiden schon ebenfalls exzessiv.

    Ich bin immer noch sprachlos von diesem Baumgartl Interview. Die sensen Ihre Gegner ohne Rücksicht auf Verluste um. Rennen dann zum Schiri und lamentieren gefühlte Stunden. Dieser grässliche Ritter hopst dann noch umeinander. Nicht meine Welt.

    Wenn die Spiele gegen Union rum sind, bin ich einfach nur froh, dass alle gesund geblieben sind.

    Arminia hat heute glücklicherweise verloren. Jetzt sollten wir halt Kopf und Körperlichkeit der zweiten Halbzeit bleiben, uns nicht auf den Lorbeeren ausruhen und die nächsten beiden Spiele gewinnen.

    Loben muss man jetzt mal Rino. Gestern hat er wirklich schnell reagiert und gut ausgewechselt.

    Die Entwicklung von Borna Sosa ist schon sensationell. Auch seine Einstellung und sein Wille. Das war schon großes Kino. Führich und Tomas lagen die Berliner offenbar nicht so besonders und Didavi macht nebenbei den Badstuber.

    Leider bin ich auch kein Müller Fan, dieses Wegfausten / Abklatschen ohne Not oder einfach stehen bleiben hat uns schon in manche kritische Situation gebracht. Er strahlt eher Hektik und keine Ruhe / Sicherheit aus.

  7. Chris says

    Du schreibst mir aus der Seele. Diese Berliner Dünnbrettbohrer haben einfach keine Sympathie verdient.

  8. drhuey says

    Union is a bunch of bastards! Sie bekommen von der begleitenden Journaille viel zu viele Sympathiepunkte. Der “eiserne” Wille des VfB zollt mir höchsten Respekt ab. Wenn Augsburg gewonnen wird werden sie die restlichen Spiele zum Klassenerhalt getragen.

  9. Clemens says

    Andreas, ich betrachte dich fortan als meinen Nebenbuhler in Punkto Sosa. Auch ich bin nämlich schockverliebt in dessen rechten Fuß, der feinmotorisch mehr zu bieten hat als meine linke Schreibhand. Dazu noch seine Entwicklung vom schludrigen Talent, welches auch gerne mal einen Einwurf ins eigene Tor wirft, hin zu einem jungen Spieler, der sich zu einem echten Leistungsträger des VfB entwickelt hat und dem man seine Verbundenheit zu unserem Verein auch wirklich abnimmt. Leider ist er uns leistungstechnisch bereits entwachsen und wird uns am Saisonende vermutlich verlassen. Wenn ich als Sportdirektor Sasa kaufen würde, dann würde ich Sosa gleich mit kaufen. Dieses Duo dürfte dir in Summe 10-15 Tore pro Saison garantieren.

    Zu Union habe ich übrigens uneingeschränkt dieselbe Meinung. Und auch wenn ich kein gebürtiger Schwabe bin und den Ur-Berlinern am Prenzlauer Berg bislang keine 4,5 Zimmer-Wohnung weggenommen habe, ich kann diesen Verein und seine Fans nicht ertragen. Kult-Charakter, liberal und Multi-Kulti? Gerne mal nach „Rassismus + Union Berlin + Jugendabteilung“ suchen. Auch die Art des Fußballs ist bigott. Wenn ich körperlich so austeile, sollte ich auch entsprechend einstecken können. Dass Schiedsrichter Hartmann dem Treiben der Unioner so lange tatenlos zugesehen hat, wurde von Klein-Timo anschließend absolut nicht nachvollziehbar in seinen Aussagen nach Spielende ad absurdum geführt. Hätte er doch besser geschwiegen und sich bei Hartmann nach Spielende bedankt, dass Union die Partie mit 11 Spielern beenden durfte.

    Wo es Gewinner (bei einem Unentschieden) gibt, gibt es auch Verlierer. Mavropanos haut mittlerweile in jedem Spiel einen Klopper raus, der den VfB um den verdienten Lohn zu bringen scheint. Ist das immer nur Pech? Und mindestens genauso sehr schwitze ich mittlerweile bei sämtlichen hohen Bällen, die in den Strafraum segeln. Müller klebt beharrlich auf der Linie und man kann nur hoffen, dass Anton oder Mavropanos irgendwie per Kopf klären. Das Thema Torhüter muss für die kommende Saison auf der Mislintat-Agenda stehen, denn dieser Keeper ist noch nicht einmal Bundesliga-Durchschnitt.

    • @abiszet says

      Wir sind keine Nebenbuhler, Clemens. Bei mir isses sein linker Fuß 😉

  10. Martina says

    Hertha bleibt in schwäbischen Vergangenheits Händen 😳😵‍💫

    Haltet Ihr das für sinnvoll 🤷‍♀️?
    Der arme Kempfi 😖
    wäre er doch lieber im Ländle geblieben…

  11. Martina says

    Ich finde Magath schrecklich, den wünsch ich niemanden, außerdem mochte ich Kempf. Grundsätzlich hast Du natürlich Recht.

  12. Motzbackenbruddler says

    Eigentlich nervt mich in der Bundesliga vor allem RBL, aber die haben eine Mannschaft, die Fussball spielt (und das leider sehr erfolgreich). UB spielt keinen Fussball. Das nervt mich irgendwie mehr!

  13. Der Groundhopper says

    Fangen wir mit dem Negativen an: Die Zweite hat leider Freitag Abend verloren. Klimowicz und Massimo müssen wohl wieder ziemlich weit unter ihrem Potential geblieben sein. Und für Didavi sollte spätestens jetzt nur noch gelten, was für einen guten Hefeteig gilt: Der muss gehen!
    Davon allerdings abgesehen war es ein sehr gutes Wochenende.
    Die erste Mannschaft zeigt, dass sie doch Abstiegskampf kann. Macht Zuversicht für die kommenden Wochen. Und spät die Punkte zu holen macht ganz eindeutig viel mehr Spaß, als sie zu verlieren.
    Zudem haben sowohl U19 und U17 gegen den hochgelobten FCB-Campus gewonnen! Die U19 steht damit im Pokalfinale, die U17 ist weiter auf Kurs Meisterrunde. Alles sehr schön!
    Kommt gut in die neue Woche

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