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From zero to hero

Alles angefangen hat es mit dem Viertelfinale beim 1. FC Nürnberg. Obwohl: Eigentlich mit dem 0:3 bei Union, in dessen Folge Bruno Labbadia gehen musste. Beim 1:0-Sieg beim Club stand Sebastian Hoeneß beim VfB Stuttgart zum ersten Mal an der Seitenlinie, es folgten bis heute 42 Pflichtspiele – 2,05 Punkte erzielte er bis heute pro Partie.

Übernommen hatte Hoeneß das Team auf dem letzten Tabellenplatz. Von Labbadia zwar fit gemacht, aber emotional ausgelaugt, taktisch herunter gewirtschaftet, spielerisch zugrunde gerichtet. Hoeneß begann bei Null: ohne wirkliche Hierarchie, ohne feste Spielabläufe, die Mannschaft hatte keinen Mut und verzweifelte an sich selbst. Nach einem Jahr Hoeneß steht der VfB in der sogenannten Hoeneß-Tabelle auf Platz 5 und begeistert weit über Stuttgart hinaus mit seinem schönen und erfolgreichen Spiel.

Dabei war Hoeneß bei seinem Amtsantritt nicht nur Begeisterung entgegen geschlagen. Kann er wirklich VfB? Nach zwei nicht immer erfolgreichen Jahren in Hoffenheim, mit farblosen Auftritten auf und neben dem Platz? Nach dem Pokal-Viertelfinale, einem 3:2-Sieg in Bochum und dem emotionalen 3:3 gegen Dortmund stieg die Zuversicht. Vor allem hatte man gesehen, dass Hoeneß dem Team wieder Haltung und Widerstandsfähigkeit beibrachte.

Er hat nicht nur die Mannschaft taktisch und spielerisch auf ein neues Niveau gehoben, er hat jeden einzelnen Spieler besser gemacht. Er hat moderne Spielprinzipien eingeführt, die zur Mannschaft passen, und klare Rollen definiert. Jeder weiß, woran er ist, alle kennen den Plan, alle setzen ihn mit Leidenschaft um.

Aber zur Wahrheit gehört auch: Von Sport-Direktor Fabian Wohlgemuth hat er einen Kader hingestellt bekommen, der optimal zu seinen Ideen zu passen scheint. Und das obwohl die Leistungsträger Wataru Endo, Dinos Mavropanos und Borna Sosa den Verein vor Beginn der Saison verließen. Oder vielleicht gerade deshalb? Das Hierachievakuum, das nach dem Abgang von Legendo entstand, haben Spieler wie Anton und Karazor in Rekordschnelle gefüllt – was ihnen selbst sichtlich gut tat.

Ob das dringend benötigte Upgrade im Tor mit Alex Nübel, ob Sensationstransfers wie Deniz Undav, Maxi Mittelstädt und Angelo Stiller oder wichtige Kaderspieler wie Anthony Rouault, Leonidas Stergiou und Jamie Leweling: Wohlgemuths Transfers sind voll eingeschlagen. Bis auf vielleicht Jeong Woo-Yeong, er hängt noch ein bisschen hinten dran, auch wegen seiner Länderspielspieleinsätze. Und Sebastian Hoeneß hat es verstanden, aus ihnen in Kombination mit dem hochtalentierten “Mislintat-Spielern” ein homogenes Team zu formen, das mehr ist als die Summe seiner Einzelteile.

Nach Außen tritt Sebastian Hoeneß klar und offen auf. Die Kommunikation ist überlegt und vorsichtig, aber nie verstellt. Auffällig ist: Er lacht wenig, maximal ein Schmunzeln ist zu sehen. Ihn zeichnet eine große Ernsthaftigkeit aus, die er der Mannschaft vorlebt, so dass sie nie abheben kann, von einzelnen Arroganzanfällen abgesehen. Stichwort: “Ich komme erst auf den Zaun, wenn es etwas zu feiern gibt.” Es scheint, als habe Hoeneß auch aus Misserfolgen gelernt, z.B. als er mit Hoffenheim in der Saison 21/22 von den letzten 9 Saisonspielen kein einziges gewinnen konnte und mit seinem Team von Rang vier auf den neunten Platz abstürzte.

Wenn ich so beim Schreiben auf das zurückliegende Jahr zurück blicke, wirkt die phänomenale Entwicklung auf mich fast wie ein Wunder. Dabei ist sie das Ergebnis von harter, aufopfernder Arbeit, an deren Ende womöglich wirklich etwas Großes stehen kann: die Königsklasse.

Es wäre in der Tat eine Entwicklung von zero to hero.
Für Sebastian Hoeneß. Aber vor allem für den VfB Stuttgart.

Bild: Christian Kaspar-Bartke/Getty Images

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5 Kommentare

  1. Hobbycamper sagt

    Hoeneß tut dem VfB gut, wer hätte das vor 1 Jahr geglaubt ? Vielleicht gehofft, erwarten konnte man zu diesem Zeitpunkt nichts (mehr). Was er nun in diesem einen Jahr erreicht hat ist riesig das muss man einfach mal so festhalten. Es wäre mehr als wünschenswert, wenn uns die Konstellation Hoeneß / Wohlgemuth / sowie die Schlüsselspieler auch in der nächsten Saison erhalten blieben, man muss abwarten was möglich ist.
    Ich bin auch derselben Meinung dass Hoeneß es vor allem versteht, einzelne Spieler besser zu machen. Wann hat es das zuletzt unter einem VfB-Trainer gegeben. Einzig und allein, so sieht es fast aus, “beisst” auch SH sich offensichtlich an Silas die Zähne aus. Warum der junge Bursche nicht (mehr) in die Spur kommt ist mir ehrlich gesagt ein Rätsel.

  2. Konny sagt

    Das lang ersehnt-erhofft-erwünschte perfect match 🤍❤️ SH&VfB.
    Danke für alles SH ⚽️🥤

  3. Michi Stahl sagt

    Zugegeben: skeptisch war ich auch, als er vom Verein als (Hoffnungs-)Trainer vorgestellt wurde. Alle möglichen Namen wurden nach der Entlassung von Bruno in den Raum geworfen, seiner war nicht dabei. Fein fein gemacht, Herr Wohlgemuth! Die Skepsis blieb aber, waren seine Erfolge als Trainer doch sehr… sagen wir, überschaubar.
    Dennoch: mit seiner wirklich bodenständigen und ruhigen Art tut er dem VfB wirklich gut… zuviel Radau die letzten Jahre haben viele Fans mürbe gemacht und aufgrund der ständigen Berg- und Talfahrt in der Liga wurde uns wirklich sehr viel abverlangt. Wenn man sich jetzt beim bruddeln, wie eben nach dem 3:3 gegen Heidenheim, ertappt, wirkt das schon auch wie ein kleines Märchen. Letztes Jahr dank Relegation noch gerade so der 2. Liga entkommen, heuer Champions-League Kandidat, und das sogar verdient und nicht glücklich.
    Ach was haben wir diejenigen ausgelacht, die prophezeit haben, dass nach dem 3. oder 4. oder 5. Spiel gar der Absturz erfolgt. Und was war? Nix war! Wir flogen weiter auf dieser Euphoriewelle, auch dank Sebastian Hoeneß und einem Team, welches wirklich zusammen gewachsen ist, sich als Einheit präsentiert, wo jeder ehrgeizig sein Ziel verfolgt, sich aber auch für die Mitspieler mitfreuen kann!

  4. s'Äffle sagt

    Ich finde, dass Hoeneß perfekt zum VfB passt. Sein bescheidenes Auftreten, seine Demut, seine innere Ruhe aber auch sein Wissen “wir können was” spiegelt eigentlich die schwäbische Mentalität wider. Dabei bleibt er authentisch, muss sich nicht verstellen. Der VfB weiß, was er an ihm hat. Umgekehrt wird auch Hoeneß wissen, dass der VfB ihn wieder auf das Trainerkarussell gesetzt hat und mit ihm im schlimmsten (und gar nicht so unrealistischen) Fall den Gang in die zweite Liga angetreten wäre. Dankbarkeit gibt es nicht im Profifußball, das weiß ich wohl. Zum jetzigen Zeitpunkt scheint es aber für beide Seiten zu passen. Ich für meinen Teil werde ihm auch bei einem mit Sicherheit eintretenden Fall der (vorübergehenden) Erfolgslosigkeit die Stange halten. Zu viel Kredit hat er bei mir erworben. Er hat den Verein wieder wachgeküsst. Lange habe ich nicht mehr so viele VfB-Trikots im Jugendtraining gesehen, wie in den letzten zwölf Monaten…

  5. Achim Herzblutfan sagt

    Danke Sebastian Hoeneß für die Begeisterung die du in Stuttgart entfacht hast.
    Zum Thema Begeisterung:
    Es sind noch drei Heimspiele. Frankfurt,Bayern und Gladbach.
    Meine Bitte an alle, aber wirklich alle Fans: Für die drei Spiele müsste es doch machbar sein, dass nur noch unsere Mannschaft angefeuert wird und zwar von der ersten bis zur 93.Minute. Keine Störgeräusche mehr, keine Proteste mehr.
    Macht meinetwegen ab 18.Mai 18 Uhr Protestaktionen, aber vorher sollte jeder 12.Mann /Frau unsere Mannschaft positiv unterstützen. Singen, Schreien, Hüpfen, aber bitte keine Stimmungskiller.
    Mit 100% Anfeuerung werden wir die CL erreichen. Gebt alles !!!!!!!!!!!

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