Mini-Feature, Rezension
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Fußballromantik fürs stille Örtchen

Bernd Sautter: Heimspiele

Vor ein paar Wochen ereignete sich ein Meilenstein in der Geschichte unseres kleinen Blogs: Wir bekamen zum ersten Mal ein Buch mit der Bitte um Rezension zugeschickt. Unaufgefordert! Absender war der Silberburg-Verlag und bei der Lektüre handelte es sich um „Heimspiele“ von Bernd Sautter. Und hier wird es spektakulär.

Auch, wenn er es mittlerweile wahrscheinlich längst wieder vergessen hat: Mit eben jenem Bernd Sautter stand ich vor ein paar Jahren selbst ein paar Mal auf dem Platz. Sonntags in Hofen auf dem Kunstrasenplatz neben dem Vereinsgelände der SKG Max-Eyth-See. Er war damals einer von denen, die in grauer Vorzeit zum Inventar des Sonntags-Kicks gehörten, dann aber nur noch selten die Zeit fanden. Eine Rolle, die ich mittlerweile perfekt ausfülle. Als ich vor ein paar Wochen mit den anderen Sonntagskickern  zur Studienfahrt nach Frankfurt aufbrach, kam das Gespräch auch auf dieses Buch, das der „Saudi“ da wohl irgendwie geschrieben hat, und dass auch sein Blog ziemlich lesenswert sei. Und ich dachte mir nur: „Das wäre doch auch mal was für den vertikalpass.“ Und kurze Zeit später fragt mich meine Frau, was ich „denn da schon wieder bestellt habe“, weil ein Exemplar von Heimspiele im Briefkasten lag. Halt, das stimmt nicht. Mit seinem stattlichen Format und den knapp 300 Seiten ist „Heimspiele“ ein Fall für den Paketdienst. Wer das Buch aufschlägt, stellt sofort fest, das es in 90 Kapitel aufgeteilt ist – zzgl. vier Kapitel Nachlesezeit. Das machte das Werk für mich zur perfekten Klolektüre. Allerdings war ich mir nicht sicher, ob man so etwas in einer Rezension schreiben darf, ohne dem Autor auf die Füße zu treten. Doch da im Vorwort Jogi Löws ehemalige Toilette eine entscheidende Rolle spielt und sogar der Begriff „Klo-Lektüre“ fällt, ist es  in diesem Fall hoffentlich vertretbar.

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Doch worum geht es überhaupt? Es geht um Fußball in Baden-Württemberg. Und damit sind nicht (nur) die großen Namen wie Stuttgart, Karlsruhe und Freiburg gemeint. Es geht um „wahre Fußballgeschichten, die unter die Grasnarbe gehen“ wie es der Untertitel des Buchs so schön formuliert. Die hat Bernd Sautter an vielen Orten in Baden und Württemberg gefunden und aufgeschrieben. Zum Beispiel im Pforzheimer Vorort Dillweißenstein. Oder in Eimeldingen. Oder in Schramberg. Oft an jenen Orten, an denen man sie nicht vermuten würde. Umso mehr Vergnügen bereitet es, die Anekdoten zu lesen, die meist zwischen zwei und vier Seiten einnehmen und wirklich schön bebildert sind.

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Für wen ist das Buch? Ich vermute, Nachwuchsfans mit Neymar-Trikot im Schrank und einem Poster von Mario Götze an der Wand werden mit „Heimspiele“ nicht allzu viel anfangen können. Zu wenig Bling-Bling, zu wenig Spektakel, alles reichlich unprätentiös. Und das, obwohl sogar Fotos von Victoria Beckham und Andrea Berg im Buch zu finden sind! Das Werk von Bernd Sautter vermittelt vielmehr einen Eindruck, was Fußball mal war, bevor es nur noch um millionenschwere Sponsoringverträge, korrupte Verbände und die reichweitenstärksten Social Media Kanäle der Nationalspieler ging.

Die Geschichten handeln von Menschen, wie Axel Dünnwald-Metzler, Walter Bensemann oder Achim Stocker. Aber auch um jene, deren Namen man noch nie gehört hat. Für alle, die sich selbst als Fußballromantiker bezeichnen, ist Heimspiele deshalb eine Pflichtlektüre. Ebenso für jene, die schon jetzt ein Weihnachtsgeschenk für Fußballromatiker suchen. Und natürlich ist es ein einfach ein erstklassiger Lesestoff für Menschen, die sich für den Fußball in Baden-Württemberg wissen interessieren.

Und, um darauf zurückzukommen: Mit seinen kurzen Kapiteln ist „Heimspiele“ eine gleichermaßen gehaltvolle wie repräsentative Klolektüre. Und das ist als Ausdruck großer Wertschätzung zu verstehen.

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3 Kommentare

  1. Buzze, Alder, endlich wissen wir, was Du so lange auf dem Klo anstellst. Mensch, das ist immer 280 Seiten lang besetzt, wenn du nur einmal kurz musst. Danke Dir für das Durchhaltevermögen, ausführliche Buchbesprechung gerne auch ein dem einen oder anderen Getränk. Grüße, Saudi

    • @buzze sagt

      Ich konnte es leider nicht komplett in einer Sitzung durchlesen, weil mich meine Familie zwischenzeitlich als vermisst gemeldet hatte. Und wir freuen uns auf die ausführliche Buchbesprechung!

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