Nach einer Sensationssaison 20/21 und einer katastrophalen Spielzeit 21/22 startet der VfB Stuttgart in Jahr Nummer drei seit dem Wiederaufstieg und das tatsächlich immer noch mit dem gleichen Trainer. Nach den Plätzen 9 und 15 wünschen sich viele Fans einfach eine herrlich langweilige Saison im Mittelfeld der Tabelle. Aber sind wir ehrlich: So wird es garantiert nicht kommen. Hier unsere große Saison-Prognose:
1. Spieltag
Auch zu Saisonbeginn muss Matarazzo auf Borna Sosa und Sasa Kalajdzic verletzungsbedingt verzichten. Doch das fällt kaum auf, denn der VfB feiert den ersten kleinen Erfolg der Saison und schießt zum zweiten Mal nach 2019 in einer Begegnung mit den Sachsen überhaupt mal ein Tor (Tiago Tomas). Zu Punkten reicht es aber trotzdem nicht: Leipzig gewinnt nach drei Treffern von Christopher Nkunku mit 1:3. Im Stadion anwesend auch Timo Werner, nachdem er sich bei Alaturka zwei Mal Yüksel’s Original XL gegönnt hatte. Nach dem Spiel wird sein leihweiser Wechsel in die Liga bekannt gegeben. Allerdings weder nach Leipzig noch nach Stuttgart. Doch dazu später mehr.
2. Spieltag:
Beim letzten Auswärtsspiel in Bremen fiel Silas mit seinem lässigen Schlurchi-Tor auf, was insbesondere Davie Selke mächtig aufregte. Auch dieses Mal kommt es zu einer Rudelbildung, nachdem Silas den Torhüter und die halbe Abwehr ausspielt und sich auf der Torlinie erstmal auf den Ball setzt – um ihn dann mit dem Knie ins Tor zu schießen, als Jiri Pavlenka und Mitchell Weiser auf ihn zu sprinten. Selke meldet sich via Instagram („Das ist respektlos“), wahrscheinlich noch aufgewühlt, weil er mit seiner Hertha zwei Mal recht knapp verlor (0:3 gegen Union, 1:4 gegen Frankfurt). Das kontroverse Silas-Tor bringt immerhin den ersten Punkt der Saison 2022/2023, nachdem Niklas Füllkrug eine Lücke in der Abwehr zur Führung genutzt hatte.
3. Spieltag:
Freiburg ist in den letzten Jahren traditionell ein Gegner, gegen den es für den VfB wenig zu holen gibt. Der letzte Sieg stammt aus 2018, beide Tore beim 2:1 schoss Mario Gomez. Der fehlt kurzfristig in Matarazzos Aufgebot und so kommt es zur erwarteten Heim-Niederlage. Allerdings werden dem VfB zwei glasklare Elfmeter verwehrt. Christian Streich empfiehlt dem VfB, „mehr zu wörken“, dann kommt der Erfolg ganz automatisch, „denn mit jedem Jahr, in dem Du wieder nicht gewinnst, steigt dann die Wahrscheinlichkeit, dass Du eher gewinnst!“. Kein wirklicher Trost nach dem 0:3 (Petersen, Grifo und Eigentor von Dinos Mavropanos).
4. Spieltag:
Köln musste unter der Woche eine peinliche Niederlage in der Conference League gegen die Nordmazedonier aus Shkendija Tetovo hinnehmen (Darko Churlinov freut das), zudem verließ kurz zuvor Top-Scorer Tony Modeste die Geißböcke in Richtung englische zweite Liga zum FC Burnley („Ich muss an meine Familie denken!“). Der VfB ist in Müngersdorf das gesamte Spiel besser, vergibt jedoch fahrlässig auch die besten Torchancen, so dass sich alle Zuschauer auf ein 0:0 einrichten. Bis Wataru Endo in der 92. Minute in Köln nach einer Ecke trifft. Zuvor hatte Hiroki Ito die Flanke von Chris Führich verlängert. Matarazzo rennt nach dem ersten Saisonsieg völlig euphorisiert auf den Platz und plötzlich liegt Hennes auf ihm.
5. Spieltag:
Herzlich willkommen zu den Darko Churlinov Festspielen im Neckarstadion! Letzte Saison an Schalke verliehen, hat er bei den Knappen noch viele Freunde. Nur so ist es zu erklären, dass er drei Tore ohne jeglichen Gegnerdruck schießen und noch zwei weitere (Tomas, Silas) vorbereiten kann. Aus alter Verbundenheit lässt der VfB zwei Gegentreffer von Marcin Kaminski und Simon Terodde zum 5:2-Endstand zu.
6. Spieltag:
Nachdem sich die Bayern partout nicht bei Kalajdzic wegen eines Wechsels gemeldet haben, will der lange Mittelstürmer bei seinem ersten (!) Saison-Einsatz von Anfang an beweisen, was in ihm steckt. Machen die Bayern ja gerne, dass sie Spieler kaufen, die gut gegen sie performt haben. Bereits nach sechs Minuten köpft Kalajdzic in der Allianz Arena einen Eckball zur Führung ins Tor, was allerdings unangenehme Folgen hat: Der FCB fühlt sich herausgefordert und schießt schnell eine 6:1-Führung heraus. Kalajdzic hält zwar eisern dagegen, mehr als das 6:2 und ein Tritt in die Beine von Thomas Müller sind für ihn aber nicht drin. Nach dem Spiel spricht CEO Oliver Kahn ein Machtwort: „Was interessiert mich Kalajdzic, er ist ein VfB-Spieler, basta!”
7. Spieltag:
Eintracht Frankfurt bekommt in der Champions League eine „Todesgruppe“ mit Liverpool, Inter Mailand und Celtic Glasgow zugelost. Die ersten beiden Spieltage verlieren die Adler deutlich mit 0:4 (Liverpool) und 1:3 (Inter). Entsprechend schlecht ist die Stimmung, vor allem bei Mario Götze, weil er der Welt nicht zeigen kann, dass er besser ist als Terodde. Filip Kostic wäre gerne gewechselt (natürlich!), schießt aber gegen den VfB das Tor, das er immer schießt. Es reicht jedoch nicht für den Sieg, weil Mavropanos im Waldstadion ein 60-Meter Solo mit einem Schuss in den Knick abschließt. Christan Streich kommentiert das beeindruckt: „Übsch! Schpielsch!”
8. Spieltag:
Niko Kovac hat mit Wolfsburg einen hervorragenen Start mit sechs Siegen hingelegt. Trotzdem herrscht Unruhe, weil es Gerüchte gibt, dass er zu Tottenham wechselt, wo Antonio Conte auf Platz 9 entlassen wurde. „Stand jetzt bin ich VFL-Trainer“, bleibt Kovac cool, seine Spieler trauen der Sache nicht. Völlig konfus treten sie gegen den VfB auf, der sich in einen regelrechten Rausch spielt. 0:5 heißt es am Ende, Silas mit einem Hattrick, Luca Pfeiffer mit seinem Premierentreffer, Max Kruse ist dagegen so sauer, dass er sich zu einem Eigentor hinreißen lässt. Thomas Hitzlsperger sendet seinem Nachfolger ein Tütchen Konfetti zu.
9. Spieltag:
“Union Berlin ist fällig!“, zeigt sich Mislintat vor dem Spiel kämpferisch. In der Bundesliga noch gegen die Köpenicker sieglos, geht Matarazzo deshalb erstmals mit dem Fernsehturm-Sturm ins Spiel. Flanken, Flanken, Flanken auf Kalajdzic und Pfeiffer, so der Matchplan. Vor allem von Waldemar Anton, Ito und Mavropanos, aber auch von Florian Müller, um das Mittelfeld einfach zu überbrücken und den Fouls der Unioner zu entgehen. Und mit dieser Taktik wird Union rasiert. Bereits nach 15 Minuten steht es 2:0 durch Pfeiffer und Führich (der eine Kopfballablage von Kalajdzic verwertet), der Rest ist eine einzige Party: Die VfB-Fans singen „HaHoHe – Ihr seid schlechter als Hertha BSC“, Matarazzo isst während des Spiels eine vegane Wurst und Silas stellt einen neuen Rekord bei Übersteigern auf. Ach ja, Tore werden auch noch geschossen: Erneut Pfeiffer und Endo (natürlich per Kopfball) machen den Spieltag rund.
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