Autor: Vertikalpass

Die Vielseitigkeit von Silas

Serhou Guirassy? Leider verletzt. Luca Pfeiffer? Offenbar überfordert. Thomas Kastanaras? Anscheinend noch nicht so weit. Was blieb Bruno Labbadia also anderes übrig, als Silas gegen den 1. FC Köln in die Sturmmitte zu beordern? Dort machte er zwar kein überragendes Spiel, war oft zu hektisch am Ball, musste seine Beine sortieren und traf zu oft genau die falsche Entscheidung. Aber er band auch meist gleich zwei Gegenspieler und hielt die Kölner Abwehr ordentlich auf Trab. Die Fußballsprache hat für ihn den schönen Begriff „ständiger Unruheherd“ erfunden. Das galt allerdings sowohl in seiner Wirkung auf die Kölner Abwehr wie auch auf das Stuttgarter Publikum. Wir haben Silas unter Pellegrino Matarazzo oft als Wingbacker gesehen, der aber so seine Schwierigkeiten mit der Defensivarbeit hatte. Manchmal fehlte ihm dazu der Willen, manchmal die taktische Intelligenz. Wir haben ihn als reinen Außenstürmer gesehen, dort war er allerdings leichter zu verteidigen. Alles kam auf seine Ballannahme an; hatte Silas einen schlechten Tag oder wurde früh attackiert, blieb er oft wirkungslos. Silas braucht Tiefe, sollte den Ball in den Lauf gespielt …

Der VfB e.V. kommt nicht zur Ruhe

“Wir sind natürlich nicht immer bei allen Themen einer Meinung, das wäre auch nicht normal und auch für den Verein nicht gut. Aber alle wollen immer das Beste für den VfB Stuttgart“, sagte Präsident Claus Vogt am Rand des VfB-Trainingslagers in Marbella. Übersetzt heißt das wohl: Es knirscht mal wieder ganz gewaltig bei den Vereinsgremien des VfB Stuttgart. Und ob immer alle das Beste für den VfB wollen? Zweifel sind angebracht. Jetzt sind die Vereinsbeiräte Susanne Schosser und Martin Bizer von ihren Ämtern mit sofortiger Wirkung zurück getreten. Der Druck sei zu groß geworden, schreiben sie in ihren Rücktritts-Statements. Und das ist noch harmlos formuliert. Schosser schreibt in ihrem Statement: “[…] sowie das für einen engagierten, kreativen und zugewandten Menschen wie mich unerträgliche, unprofessionelle, allein auf Machtsicherung bedachte und diffamierende Vorgehen wesentlicher Mitglieder der Gremien, führen mich zu diesem Rücktritt.” In ihren Schreiben schildern sie die dicke Luft im Vereinsbeirat und den Umgang mit „Abweichlern“, wenn man gerade in der Causa Schlecht/Bühler eine andere Meinung als das Präsidium vertritt. Zur Erinnerung: Ein von Pierre-Enric Steiger …

Der Fleißige, der Brutale, der Retter, der Schleifer, das Arbeitstier

Das Präsidium des VfB schreibt in seinem etwas bemühten Neujahrsbrief an seine Mitglieder, dass die Profi-Mannschaft auf Platz 16 steht mit lediglich einem Punkt Vorsprung auf Rang 17. Das ist absolut korrekt. Aber richtig ist auch, dass es nur drei Punkte Rückstand auf Platz 13 sind. Der VfB kommuniziert immer wieder die Kosten in Höhe von 130 Millionen für den Stadionumbau. Von den 22,5 Millionen, die der Club selbst bezahlen muss, liest und hört man dagegen sehr wenig. Logisch, ist auch nicht so furchteinflößend. Gut: Man hat offensichtlich ein Narrativ gefunden. Schlecht: viel schwarz-weiß und zu wenig weiß-rot. Aber es stimmt schon: Es gab schon einfachere Situationen beim VfB und das Ziel in der Mercedes Straße ist, Fans und Mitglieder mitzunehmen bei der Ausrichtung mit den neuen sportlichen Verantwortlichen Bruno Labbadia und Fabian Wohlgemuth, sie einzuschwören auf die kommenden 19 Spieltage, an deren Ende der Klassenerhalt stehen soll. Wobei der VfB voll auf die Lösung Labbadia setzt. Sie hätte auch Friedhelm Funkel, Felix Magath oder Huub Stevens heißen können, aber so einfallslos ist selbst Alexander …

Ganz großes Kino: Mislintat vs. Wehrle wird verfilmt!

Die Bundesliga macht Pause und beim VfB werden sicher mal wieder die Ergebnisse analysiert. Gleichzeitig werden die Gespräche über Vertragsverlängerungen vertagt, denn irgendwas ist ja immer. Die Cannstatter Hängepartie hat sich mittlerweile sogar bis nach Hollywood herumgesprochen: Namhafte Studios haben Interesse an der Posse rund um Alexander Wehrle und Sven Mislintat und versprechen sich davon einen Kassenschlager. Gleich sieben Produzenten konnten sich die Rechte an dem Drama sichern. Ihre Filme werden bereits im Frühjahr 2023 exklusiv auf VfB TV erscheinen, aber wir durften vorab auf die Rough Cuts schauen: Spiel mir das Lied von der Vertragsverlängerung Als wesentliches Gestaltungsmerkmal für die opernhafte Geschichte rund um Alexander Wehrle und Sven Mislintat dient die musikalische Untermalung. Der schwäbische Rapper Max Herre und der Produzent Dexter begeistern mit einer elektronischen Neuinterpretation von Ennio Morricones Titelmusik. Obwohl mit großer Symbolkraft überrascht das Ende in diesem dreistündigen Epos, in dem Wehrle und Mislintat auf Pferden gemeinsam dem Sonnenuntergang entgegen reiten. Kill Sven Eine überdrehte Autorengruppe rund um @Danny1893_ schrieb das Drehbuch, in das sie als wichtigen Bestandteil hochstilisierte Kampfszenen einbauen, …

So läuft die Saison für den VfB!

Nach einer Sensationssaison 20/21 und einer katastrophalen Spielzeit 21/22 startet der VfB Stuttgart in Jahr Nummer drei seit dem Wiederaufstieg und das tatsächlich immer noch mit dem gleichen Trainer. Nach den Plätzen 9 und 15 wünschen sich viele Fans einfach eine herrlich langweilige Saison im Mittelfeld der Tabelle. Aber sind wir ehrlich: So wird es garantiert nicht kommen. Hier unsere große Saison-Prognose: 1. Spieltag Auch zu Saisonbeginn muss Matarazzo auf Borna Sosa und Sasa Kalajdzic verletzungsbedingt verzichten. Doch das fällt kaum auf, denn der VfB feiert den ersten kleinen Erfolg der Saison und schießt zum zweiten Mal nach 2019 in einer Begegnung mit den Sachsen überhaupt mal ein Tor (Tiago Tomas). Zu Punkten reicht es aber trotzdem nicht: Leipzig gewinnt nach drei Treffern von Christopher Nkunku mit 1:3. Im Stadion anwesend auch Timo Werner, nachdem er sich bei Alaturka zwei Mal Yüksel’s Original XL gegönnt hatte. Nach dem Spiel wird sein leihweiser Wechsel in die Liga bekannt gegeben. Allerdings weder nach Leipzig noch nach Stuttgart. Doch dazu später mehr. 2. Spieltag: Beim letzten Auswärtsspiel in …

So läuft die Saison für den VfB (Teil II)

Mit 14 Punkten aus 9 Spielen surft der VfB Stuttgart auf einer Welle des Erfolgs in den gefürchteten Herbst. Die Stimmung ist gut. Doch der Herbst steht vor der Tür – traditionell nicht die beste Jahreszeit für den VfB. 10. Spieltag: Der VfL Bochum ist in seiner zweiten Saison eingebrochen. Der scheidende Sport-Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz als Lame Duck, viele Leistungsträger verloren, Trainer Thomas Reis am 8. Spieltag entlassen. Seit dem ist Philipp Förster ein wichtiger Faktor für den Teamgeist: Alle Spieler tragen einen Schnauzer, vor allem bei Takuma Asano sieht das lustig aus. Die VfB-Spieler kommen während des Spiels aus dem Lachen nicht heraus und retten erst in der Nachspielzeit einen Punkt: Mavropanos verwandelt einen Elfmeter humorlos. 11. Spieltag: Bei Dortmund läuft es nicht rund. In der letzten Sekunde konnte man den Haller-Ausfall zwar überraschend mit Timo Werner ersetzen, doch die Küche im Ruhrpott ist zu viel für den des Steinhaldenfelder. Das Resultat: zu viele Pfunde, zu wenig Tore. Der VfB hingegen rollt und jedes Spiel zaubert Matarazzo einen anderen Spieler aus dem Hut, der …

(Fast) mehr Trikots als Siege

Klar, über Geschmack lässt sich streiten. Auch über das neue Sondertrikot, das sich am Meistertrikot von 1992 orientiert. Manchen fällt nur geil ein, andere verdrehen die Augen. Die Frage ist aber: Warum gerade jetzt? Was will der VfB mit dem Sondertrikot bewirken? Einen Zusammenhalt herzustellen, das kann es nicht sein, denn die Trikots werden nicht rechtzeitig zum letzten regulären Saisonspiel gegen Köln ausgeliefert. Erinnerungen an 1992 wach halten? Das ist wohl im augenblicklichen Abstiegskampf nicht die erste Priorität. Niemand sollte bis Samstag an die Vergangenheit denken, es zählt ausschließlich das hier und jetzt. Alexander Wehrle bemüht den Aberglauben: „Das Trikot knüpft an den Geist von 1992 an, der uns auch am Samstag gegen den 1. FC Köln beflügeln und Glück bringen soll. Wir haben in den bisherigen JAKO-Sondertrikots immer gewonnen und hoffen, dass es so bleibt.“ Der Geist von 1992? Wenn es ihn wirklich gibt, sollte er vor dem Spiel gegen die Geißböcke in die Kabine gehen und den Spielern davon erzählen, wie der VfB überraschend die Meisterschaft gewann. Der Triumph vor 30 Jahren war …

Der VfB-Film!

Hochglanz-Dokumentationen über Fußballclubs sind der heiße Scheiß: “Sunderland ‘Til I Die”, Manchester Citys „All or nothing“, Bayern Münchens „Behind the Legend“, Leeds Uniteds „Take us home“. Der VfB Stuttgart will wie immer auch dabei sein, macht diesmal aber erstaunlicherweise alles anders: Die Schwaben lassen keinen Reklame-Film produzieren, sondern denken gleich richtig groß, denn klein wird’s von allein: Der VfB hat gleich einen Kino-Film gedreht. Wir hatten die exklusive Möglichkeit, uns den Streifen vorab anzugucken! Die Handlung: Jung und wild, offensiv und attraktiv, das alles will der VfB sein. Aber auch echte Kerle – gerne aus der eigenen Jugend – die Widerständen trotzen. Die dagegen halten, wenn es ungemütlich wird. Die sich auch von Niederlagen nicht beirren lassen. Den steinigen Weg dorthin, den sogenannten Mislintat-Weg, zeigt dieser 90-minütige Spielfilm plus Nachspielzeit: spannend, manchmal herzzerreißend, aber auch ohne mit Kritik zu sparen und ohne die schmerzlichen Rückschläge auszulassen. Denn abseits des sportlichen Kampfs ums Überleben lauern noch weitaus größere Gefahren im Hintergrund! Der Film gewährt einmalige Einblicke in die Hinter- und auch Abgründe des Club-Lebens und hebt sich …

Der Geist von Marbella

“Absolut perfekt, beste Bedingungen, große Energie und Intensität, gerne wieder” – das Fazit des VfB-Trainingslagers auf Marbella hört sich an wie eine ebay-Bewertung. Fünf Sterne, alles geil. Wie immer, solange der VfB Stuttgart nicht spielt. Aber es war auch alles gut: an der Fitness und am System gearbeitet, kaum Verletzte, keine Corona-Fälle, selbst Mateo Klimowicz schoss im Training Tore. „Der Geist von Marbella“ wird geradezu herbeigeredet und der VfB will nun die gute Stimmung vom vermeintlich besten Trainingslager aller Zeiten nutzen, um mit Zuversicht und bester Laune den Klassenerhalt zu schaffen. Der Geist von Marbella, er schwebte vor allem in Person von Jesús Gil y Gil durch Marbella. Der ehemalige Präsident von Atletico Madrid und Bürgermeister von Marbella in den Jahren 1991 bis 2002 steht für Tatkraft, Größenwahn, Selbstbewusstsein und Unberechenbarkeit, genau das, was der VfB im Abstiegskampf benötigt. Das ging sogar soweit, dass die brave Truppe an einem Mannschaftsabend ein paar Bierchen verhaftet hat. „Die Jungs sollten über ihre Grenzen hinausgehen, das wollten wir (…) provozieren“, so Sportdirektor Sven Mislintat. „Die Jungs haben sehr, …

Was noch fehlt im „Wahlkampf“

Der Countdown läuft: Noch 9 Tage bis zur Mitgliederversammlung. Einer richtungsweisenden Veranstaltung, auf der (hoffentlich) nicht nur ein Präsident gewählt wird, sondern auch zwei Präsidiumsmitglieder und der komplette neunköpfige Beirat. Doch der Fokus liegt ganz klar auf dem Duell um das Präsidentschaftsamt. Die Wahlkampftour führte die beiden Kandidaten Pierre-Enric Steiger und Claus Vogt an die „Dunkelroten Tische“, zum VfB-Fanprojekt in die „Schwemme“ und in verschiedene Podcasts von der Bruddelei über die „Viererkette“ bis zum ZVW. Aus der Wahlphase wurde zwar ein Wahlkampf, die beiden Kandidaten beharkten sich zunehmend, jedoch ohne fiese Tricks. Da fragen wir uns doch: War das wirklich schon alles? Spätestens seit Dezember 2020 wissen wir doch, dass es einen überschaubaren, aber einflussreichen Kreis von Menschen gibt, denen selbst eine Klatsche im Derby lieber wäre als weitere vier Jahre mit dem von den Mitgliedern gewählten Präsidenten. Was kommt also? Wir haben in die Zukunft (und in die Vergangenheit) geschaut und sagen euch, was bis zur Mitgliederversammlung am 18. Juli noch passieren könnte: Der Versprecher Das große Doppel-Interview in der Stuttgarter Zeitung/Stuttgarter Nachrichten. Während …