Es war das Wort des Abends. „Nochmal“. Pierre-Enric Steiger verwendete es in jedem zweiten Wortbeitrag, sichtlich genervt davon, seinen Zuhörerinnen und Zuhörern seine Konzepte erneut zu erläutern. Und sicher auch von sich selbst genervt, weil ihm das mit zunehmender Veranstaltungsdauer nicht gelang.
Das VfB-Fanprojekt hatte in den Gourmet-Tempel „Schwemme“ in Bad Cannstatt geladen, dort gab es ein sogenanntes „Duell“ zwischen Amtsinhaber Claus Vogt und Herausforderer Steiger. Überdies stellten sich die Präsidiumskandidaten Rainer Adrion, Hubert Deutsch, Christian Riethmüller und Markus Scheurer vor.
Die Moderatoren des Abends, Autor Bernd Sautter und Vertikalpass-Blogger und STR-Podcaster Sebastian, hatten den Abend thematisch eingeteilt in die vier Blöcke „Stimmung“, Datenskandal“, “Gesellschaft“ und „Wahlprogramm“. Nach Steigers angriffslustigen Interview in der Stuttgarter Zeitung hatten nicht wenige einen harten Schlagabtausch zwischen Vogt und seinem Herausforderer erwartet. Ein bisschen in den Infight gingen die Kontrahenten jedoch erst in der zweiten Hälfte des Abends. „Ich weiß nicht, was Sie in Mathe hatten, bei mir war es gut bis sehr gut“, kommentierte Vogt die Ideen seines Widersachers zur Neubesetzung des Aufsichtsrats. „Sich flapsig als “Mindestlohn-Präsident“ zu bezeichnen, ist gerade gegenüber den Mitgliedern, die mit der Höhe des Mindestlohns zu kämpfen haben, … ich weiß gar nicht, da fehlen mir die Worte“, zeigte sich Steiger entrüstet als es um die Entlohnung des Präsidiums ging.
Claus Vogt hat in den letzten knapp zwei Jahren deutlich an Profil gewonnen, der Amtsinhaber zeigte sich während des ganzen Abends sehr souverän und konnte abwarten, wie sich Steiger in seinen Formulierungen und Sätzen selbst verirrte. Dazu rutschen ihm immer wieder diskutable Aussagen heraus, wie schon vor Wochenfrist im Podcast „Bruddelei“: Klar sei für ihn, dass der VfB die Frauenquote in den Gremien erhöhen müsse, aber dazu müssten Frauen erst einmal „das Selbstvertrauen entwickeln, sich das auch zu trauen“. Man gewinnt immer mehr den Eindruck, dass Steiger für öffentliche Auftritte beim und für den VfB Stuttgart ungeeignet ist. Wie immer wieder an diesem Abend betont wurde, ist der VfB der größte Verein in Baden-Württemberg und hat eine nationale Strahlkraft, da kommt es auf jedes Wort an und der VfB kann sich verbale Ausrutscher seines obersten Repräsentanten nicht erlauben.
Deutlich wurde, dass Vogt die Idee der „Vertreterversammlung“ für überflüssig hält und zumindest das Publikum in der „Schwemme“ zeigte sich wenig interessiert bis ablehnend Steigers Ansatz gegenüber. Nicht hilfreich war es dabei, dass Steiger am Anfang sagte, dass er total hinter seinem Zukunftspapier stehe, bei zunehmender Kritik jedoch stets zurück ruderte mit dem Hinweis, er wollte eine Diskussion beginnen, das sei nur eine Idee, wenn jemand anderes eine bessere hätte, dann her damit. Auch wie Steiger die Sponsoring-Einnahmen für die Abteilungen erhöhen will, blieb diffus, obwohl Moderator Sautter eine Brücke baute und wissen wollte, wie dies am Beispiel der Tischtennis-Abteilung ablaufen könnte.
Vogt musste aus dem Publikum keine einzige Frage beantworten, er ging als klarer Punktsieger aus dem Abend hervor, obwohl auch bei ihm einige Punkte offen blieben. So sprach er von seinem Konzept, das außer ihm aber nur der Vereinsbeirat kennt. Gut wäre, die Mitglieder hier nicht nur verbal mitzunehmen, sondern die Pläne ähnlich wie Steiger zu verschriftlichen und zu veröffentlichen.
In die letzte Runde des Duells geht es bei der „Viererkette“. Die vier Podcasts „Brustringtalk“, „Nachspielzeit“, “Rund um den Brustring“ und “VfBSTR“ fühlen den beiden Kandidaten gemeinsam auf den Zahn, bevor es am 18. Juli bei der Mitgliederversammlung zum Showdown kommt. Dann könnten vermutlich sogar bis zu 8.000 Mitglieder ins Neckarstadion kommen, sagte der Vorsitzende des Vereinsbeirats Rainer Wenninger am Donnerstag Abend zu Beginn der Veranstaltung. Der Zeitplan für die Veranstaltung sieht übrigens acht Stunden vor.
Die komplette Veranstaltung wurde live gestreamt und gibt es hier zum Nachschauen.
Titelbild: twitter.com/tomalo_de
Eine lächerliche Veranstaltung, die da von der versammelten Vogt-Twitter-Podcast Szene inszeniert wurde. Keine Frage an den konzeptlosen Vogt – na klar, er hat auch nichts zu sagen, weil er keinen Plan hat, außer Einfluss auf die AG nehmen zu wollen und seine Einkünfte aufzubessern. Vogt als Rhetorikgenie darzustellen, obwohl er nicht mal was gefragt wurde, ist – auch angesichts seiner bisherigen volkstümlichen Stellungnahmen – großes Kino. Aber was will man vom Vertikalpass als große Vogt Anhänger auch anderes erwarten, als ein plumpes, einseitiges schlecht geschriebene Werbeartikelchen für den angehimmelten Vogt.
Hi DM, ok, Vogt hat nach Deiner Meinung eine schlechte Figur abgegeben. PES hat Dich also überzeugt?
Es hätte auch „Vogt Kritikern“ frei gestanden in die Schwemme zu kommen und kritische Fragen zu stellen. Ebenso beim dunkelroten Tisch. Man kann stattdessen aber natürlich auch lieber in Kommentarspalten im Internet rumheulen. Der Vorwurf der Inszenierung ist ziemlich armselig
In meiner Erinnerung war es keine Brücke sondern eine goldene Tischtennisplatte, die Bernd Sautter da gebaut hatte…
Habs schon vor einiger Zeit hier geschrieben, daß ich von keinem
so total richtig voll begeistert bin.
Mir gefiel zuerst der angekündigte klare Plan von Herrn Steiger. Auch der Verzicht auf Dienstwagen und Entlohnung.
Herr Steiger hat sich bei mir als Frau dann allerdings komplett ins Aus mit der Frauenquote geschossen. Irgendwie
fehlt ihm wohl ein Blick auf die reale Welt.
Ich kann nur soviel sagen, daß es bei mir
im Geschäft weder an Fachwissen noch fehlendem Selbstvertrauen bei Frauen fehlt.
Es ist einfach normaler Arbeitsalltag, daß zumindest in unserem Bereich bei zwei gleichwertigen Bewerbungen von Mann und Frau der Mann genommen wird.
Wenn ich dann sowas patriarchaisches höre, möchte ich als Frau diesen Mann nicht als Präsidenten und erstrecht nicht als Chef.
Herr Vogt ist halt attraktiv, emphatisch und kann gut mit den Fans und wahrscheinlich mit Mercedes. Das Tiefe fehlt ist zu vermuten. Trotzdem glaube oder hoffe ich, daß er zumindest gegenüber Fans und Mitarbeiter der bessere, wärmere Mensch ist.