Mainz, Darmstadt, Köln: Gestern stand das Finale des Dreierpacks gegen die Kellerkinder an. Und der VfB ging tatsächlich mit der perfekten Bilanz aus sechs Punkten in diese letzte Partie, auch wenn der Sieg in Darmstadt zugegebenermaßen schmeichelhaft gewesen war.
Für das Spiel gegen den Tabellensechzehnten rotierte Sebastian Hoeneß ordentlich durch: Für den verletzten Undav spielte Millot, für den gesperrten Stenzel rückte Vagnoman in die Startelf. Außerdem startete Rouault für den leicht angeschlagenen Mittelstädt und auf dem offensiven Flügel durfte Jeong statt Leweling beginnen.
Nach Anpfiff brauchte die Stuttgarter Passmaschine eine Viertelstunde bis sie auf Betriebstemperatur war. Was sich dann im Mittelfeld abspielte, war durchaus beeindruckend: Bei den vielen Direktpässen und Kombinationen musste man sich hin und wieder fragen, ob man wirklich im Neckarstadion sitzt oder im Camp Nou. Tiki-Takale sozusagen.
Obwohl die Konsequenz abnahm, je näher sich der VfB dem Kölner Tor näherte, hatten Jeong und Guirassy gute Chancen auf die Führung. Aber generell fehlte dem Stuttgarter Spiel die Konsequenz im Abschluss. Teilweise machte es den Eindruck, als würden sich die Spieler von Sebastian Hoeneß lieber am eigenen Passspiel berauschen als den Abschluss zu suchen.
Mit nur drei Minuten Nachspielzeit ging es dann in Halbzeitpause. Ohne Tore und ohne Tennisbälle, aber mit der festen Überzeugung, dass der VfB auch das fünfte Spiel in Folge gewinnen würde.
Und tatsächlich brachte der VfB nach Wiederanpfiff seine spielerischen PS endlich auf den Rasen. In der 53. Minute nahm Chris Führich ein weiteres Mal Tempo auf der linken Seite auf, spielte einen tollen Doppelpass mit Hiroki Ito, zog in den Strafraum und bediente mustergültig Enzo Millot, der völlig freistehend vor dem Tor lauerte. 1:0!
In Anbetracht der Tatsache, dass der VfB überlegen war und die Kölner ohne Stürmer spielen mussten, hätte das Spiel eigentlich schon entschieden sein können. Aber der VfB kann in dieser Saison viel, aber eines überhaupt nicht: gegnerische Standards verteidigen. Und deswegen hatte die Führung keine zehn Minuten Bestand bevor Martel zum 1:1 ausgleichen konnte, weil die Zuordnung im Stuttgarter Strafraum mal wieder überhaupt nicht passte.
Doch der VfB hätte kurz danache erneut in Führung gehen müssen, als Guirassy einen genialen Vertikalpass von Dahoud genauso genial zu Millot weiterleitete, der aber dann an Schwäbe scheiterte.
Und ganz ehrlich: Danach kamen nicht mehr viele zwingende Aktionen vom VfB. Im Gegenteil: Die Stuttgarter mussten noch dankbar sein, dass Alidou in der 85. die große Chance auf den Sieg recht kläglich vergab. Die Endphase war dann skurril: Obwohl Köln mit dem Punkt zufrieden war und auf Zeit spielte, waren es die Domstädter, die näher am Sieg waren als der VfB.
Am Ende spielte der VfB knapp 850 Pässe, von denen 90 % ankamen und hatte je nach Statistik zwischen 66 % und 75 % Ballbesitz. Daraus resultierten aber nur 1,68 erwartbare Treffer. Viel Aufwand also für wenig Ertrag. Hätte man das Spiel gegen Köln gewinnen müssen? Natürlich! War man vor dem Tor nicht konsequent genug? Ziemlich sicher. Dennoch fällt es schwer, so richtig sauer zu sein, wenn man bedenkt, dass das 1:1 das erste nicht gewonnene Spiel nach vier Liga-Siegen in Folge war. Zur Erinnerung: In der vergangenen Saison hat es der VfB nicht geschafft, auch nur zwei Ligaspiele am Stück zu gewinnen.