3,56 zu 1,75 expected Goals, 23 zu 7 Schüsse, 718 zu 261 gespielte Pässe, 68 % Ballbesitz und trotzdem 2:3 verloren – und das ausgerechnet gegen die Theaterspielgruppe aus Hoffenheim! Also erstmal tief durchatmen, dann geht’s los.
Schon vor Anpfiff war klar: Eine Serie würde am Samstag reißen. Entweder die der Hoffenheimer, die in dieser Saison alle Auswärtsspiele gewinnen konnten, oder die des VfB, der unter Sebastian Hoeneß noch kein einziges Heimspiel verlor. Spannend!
Apropos vor dem Anpfiff: Da gab es auch eine sensationelle Choreo der Cannstatter Kurve, um den Club nachträglich zum 130-jährigen Geburtstag zu gratulieren. Und die war mal wieder wie?
How good is the @BL_Live_EN?
Love coming to Stuttgart to watch @VfB and Hiroki Ito!!
An amazing atmosphere!!
Can’t help being a little envious living in 🇦🇺!!
We need the fans in our stadiums. pic.twitter.com/sdWiKA9j3p— John Grimaud 🇦🇺⚽️ (@grimaud_john) October 28, 2023
In der Sturmspitze sollte es wie erwartet Deniz Undav anstelle vom verletzten Guirassy richten. Außerdem rückten Pascal Stenzel und Hiroki Ito wieder in die Startelf. Und während sich Fans und Team noch sortierten, gewann Wout Weghorst einen Zweikampf gegen Angelo Stiller und schickte Beier alleine auf die Reise Richtung VfB-Tor. Der scheiterte zwar im Duell an Nübel, aber Prömel konnte zum 0:1 abstauben. Wie schon gegen Wolfsburg und Darmstadt lag der VfB im Heimspiel erstmal hinten.
Aber wir kennen das ja in dieser Saison vom Hoeneß-Team: Egal ob 0:1 hinten oder 3:0 vorne: Es geht weiter, immer weiter! Und tatsächlich tauchte Undav nur zwei Minuten später auf einmal völlig frei vor Baumann auf, scheiterte jedoch am Hoffenheimer Keeper, der am Samstag nicht seinen schlechtesten Tag hatte.
Kaum war der VfB einigermaßen auf Betriebstemperatur, kam der nächste Nackenschlag: Rouault stellte sich gegen Beier gleich zweimal ungeschickt an. Erst mit schlechtem Stellungsspiel, dann mit wenig cleverem Zweikampfverhalten und einer Hand im Gesicht vom Hoffenheimer Stürmer, der anschließend so lange im Strafraum lag, dass man sich Sorgen machen musste, ob er sein Augenlicht je wiedererlangen würde.
Den VAR-Elfmeter verwandelte Weghorst und der VfB lag bereits früh mit 0:2 hinten. Aber: Wer früh hinten liegt, hat mehr Zeit, das Spiel noch zu drehen!
Und tatsächlich hatte der VfB gute zehn Minuten später die riesige Chance auf den Anschlusstreffer: Nach einer Flanke des überragenden Chris Führich leistete sich Baumann seinen vielleicht einzigen Fehler, ließ erst den Ball fallen und fällte dann Undav, der schnell zur Stelle war. Zur Stelle war er auch, als es darum ging, den Elfmeter zu schießen. Wie Weghorst zuvor traf auch er den Pfosten, leider jedoch nicht innen, sondern außen.
Doch auch den anderen VfB-Spielern klebte das Abschlusspech an den Füßen. Und weil auch Chris Führich in der 41. Minute den Ball nicht im Tor unterbrachte, ging es mit 0:2 in die Halbzeitpause. Im zweiten Durchgang dauerte es etwas, bis wieder Schwung in die Partie kam. In der 60. Minute setzte sich Undav auf links gut durch, aber seine Hereingabe rauschte unangerührt durch den TSG-Strafraum. Doch nur eine Minute später war es erneut Undav, der einen Pass von Führich per Hacke auf den Nationalspieler zurücklegte und der eiskalt zum 1:2 einnetzte.
Über Chris Führich müssen wir kurz reden: 92 % Passquote, 7 von 13 Zweikämpfen gewonnen, 7 von 9 Dribblings erfolgreich. Seine Duelle gegen Kaderabek auf der linken Seite wirkten als wäre der VfB mit einer Pistole zu einem Messerkampf erschienen. Oder kurz gesagt:
Nach dem Anschlusstreffer war die Hoffnung umso größer, dass der VfB das Spiel noch dreht. Doch diesmal kam es anders, denn der Fußballgott trug am Samstag ein blaues Trikot. In der 66. Minute daddelten Skov und Beier über die linke Angriffsseite und der Däne war auf einmal frei vor Nübel und erzielte das dritte Tor für Hoffenheim.
Aber auch durch den erneuten Rückschlag ließen sich die Stuttgarter nicht beeindrucken. Nur vier Minuten später war es mal wieder Undav, der mit einem Distanzschuss mal wieder den Pfosten traf. Doch der Stürmer schaltete nie ab, sondern blieb immer online – und wurde belohnt als eine Flanke von Leweling über den Pfosten zurück ins Spiel prallte. Undav war da und nickte zum 2:3 ein!
Großchance vergeben, Elfer herausgeholt, Elfer vergeben, Tor vorbereitet, Pfosten getroffen, Tor erzielt: Es war ein wilder Nachmittag für die Leihgabe aus Brighton. Man kann darüber streiten, ob es eine gute Entscheidung war, dass Undav den Elfer schoss. Aber nicht darüber, dass er eine absolute Bereicherung für das Stuttgarter Offensivspiel war. Vier Treffer und zwei Assists in sechs Spielen sind auch ziemlich überzeugende Zahlen.
Ein Tor Rückstand und noch zwanzig Minuten auf der Uhr: Das sollte im Neckarstadion doch noch zu mindestens einem Treffer reichen! Und die Jungs von Sebastian Hoeneß taten wirklich alles dafür: Leweling, Silas, Anton, Millot … sie alle hatten den Ausgleich auf dem Fuß, scheiterten aber alle an Keeper Baumann, der nicht nur durch seine Paraden, sondern vor allem durch sein exzessives Zeitspiel auffiel. Was tat eigentlich Schiedsrichter Zwayer dagegen?
Das Happyend blieb aus und am Ende stand die erste Heimniederlage unter Sebastian Hoeneß auf der Anzeigetafel. Weitaus besser als das Ergebnis war die Leistung gegen ein TSG Hoffenheim, das so auftrat wie Union Berlin als es noch Spiele gewann. Eklig und leider effizient.
Apropos Union: Der VfB-Team kann schon am Dienstag zeigen, dass man auch mit Rückschlägen umgehen kann, und im Pokal dafür sorgen, dass die Berliner die zehnte Niederlage in Serie kassieren.