Zweieinhalb Monate nach dem 15. Spieltag ging sie also endlich weiter: Die Mission Klassenerhalt für den VfB. Und das mit neuem Trainer und neuem Sportdirektor. Nicht geändert hat sich offenbar der Zuspruch der Fans: Das Neckarstadion war mit 46.000 Zuschauern ausverkauft. Und man musste am Samstag wirklich leidensfähig sein. Nicht nur wegen des sehr bescheidenen Spielniveaus beider Teams, sondern vor allem wegen der Außentemperaturen.
Offiziell waren es null Grad, aber im Stadion fühlte es sich an wie minus zehn – mindestens! Die zwei großen Löcher in der Haupttribüne sorgten obendrein für eine arktische Luftzirkulation, die dazu führte, dass es den Zuschauern auf der Gegentribüne in den Nacken schneite. Aber anscheinend müssen nicht nur die Spieler raus aus der Komfortzone.
Mit Spannung wurde erwartet, wie denn der “Bruno-VfB” auf- und eingestellt sein würde. Die erste Überraschung: Pascal Stenzel, inoffizieller Gewinner der Vorbereitung, saß nur auf der Bank. Immerhin war die beheizt. Als rechter Verteidiger lief dafür Waldemar Anton auf. Und wie funktionierte sein Zusammenspiel mit Silas auf der rechten Seite in der ersten Halbzeit?
Links solle Nicolas Nartey Borna Sosa ersetzen, der sich noch im Aufbautraining befindet. Sosa bekam in der Halbzeitpause nicht nur ein Geburtstagsständchen von den Fans, sondern deutete im Interview auch an, dass ein Wechsel im Winter alles andere als ausgeschlossen ist.
Das Spiel gestaltete sich so wie man es erwartet hatte: zäh. Mainz und Stuttgart schienen sich einen Wettbewerb in Kompaktheit zu liefern. Es wurde viel gepasst, aber selten nach vorne. Überraschungen? Fehlanzeige. Aber genügsam wie sie mittlerweile sind, waren die meisten Fans schon damit zufrieden, dass sich der VfB in den ersten 15 Minuten kein Gegentor einfing. Immerhin.
Ab der 25. Minute ging es dann etwas heißer her: Erst hatte Barkok eine Chance für Mainz, dann Guirassy auf der anderen Seite. Und kurze Zeit später überraschte Endo nicht nur die Fans, sondern auch die Mainzer Defensive mit einem ganz feinen Steckpass. Nicht überrascht war Serhou Guirassy, der nicht nur aufgrund der Temperaturen eiskalt blieb, und zum 1:0 einschob.
Aber was wäre ein VfB-Heimspiel ohne individuellen Fehler und vor allem ohne Gegentor? Und so dauerte es ganze vier Minuten bis es 1:1 stand. Für den Fehler sorgte diesmal Ahamada, der im eigenen Strafraum klären wollte, aber dafür so lange brauchte, dass er statt des Balls das Bein seines Gegenspielers wegschlug. Guten Morgen!
So ging es mit einem 1:1 in die Halbzeit und vermutlich hat man in der Pause noch nie so schnell ein Bier im Stadion bekommen. Das lag weniger daran, dass die Preise erhöht wurden, sondern schlichtweg an den Temperaturen. Ein Glühwein-Angebot hätte vermutlich für Rekordumsätze gesorgt.
Die zweite Halbzeit wurde nicht wärmer, aber unterhaltsamer. Der VfB kam ohne personelle Wechsel aus der Kabine, war aber deutlich aktiver. Tiago Tomas hatte in der 48. Minute eine Halbchance, Guirassy hätte in der 53. das 2:1 machen müssen. Kurze Zeit später traf erst Mainz, dann wiederum Guirassy die Latte. In dieser Phase wachten die Zuschauer sogar vereinzelt aus ihrem Kälteschlaf auf.
Am Ende machten beide Teams den Eindruck, als seien sie mit dem Unentschieden zufrieden. Trotzdem kam der VfB durch Zufall noch zu einer hundertprozentigen Torchance. Wie der eingewechselte Josha Vagnoman aus kürzester Distanz über das Tor schießen konnte, wird für immer ein Rätsel bleiben.
Nach Abpfiff ging das Team wie gewohnt in die Cannstatter Kurve. Die Reaktion von dort: keine. Die Atmosphäre im wahrsten Sinn des Wortes: frostig.
Mit dem Punkt gegen Mainz bleibt der VfB auf dem Relegationsplatz, weil Bochum gegen Berlin gewann. Schon am kommenden Dienstag gibt es dann in Sinsheim die Chance auf den ersten Auswärtssieg der Saison.
Bis dahin heißt es: Cool bleiben. Gegen Mainz muss man schließlich nicht gewinnen.