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Sosa (fast) auf den Spuren von Elmer und Greiner

Deadline Day ist immer ein Wahnsinn. Verrückte Gerüchte und noch verrücktere Gerüchte, die wie bei Union Berlin und Isco beinahe wahr werden. Beim VfB standen Dinos Mavropanos und Borna Soasa auf der Kippe. So dringend wie der VfB Geld benötigt, musste man mit allem rechnen.

Aber Mavropanos wechselte schießlich nicht zu Inter Mailand und Sosa ging nicht zu Bayer Leverkusen. Überhaupt: Wer geht schon vom VfB nach Leverkusen – von Bernd Leno mal abgesehen? Das wäre wirklich noch verrückter gewesen als ein Isco-Transfer zu den Eisernen. Aber es gibt sie, die VfB-Spieler, die einmal nach Leverkusen wechselten: Linksverteidiger Markus Elmer und Torhüter Uwe Greiner in den 80er Jahren.

Wer erinnert sich noch?

Uwe Greiner ist mir deshalb eindrücklich in Erinnerung, weil ich ihm als Balljunge in einem Spiel gegen Leverkusen (ausgerechnet) die Kugel zuwarf. Ich stand hinter dem Tor, ein unter Balljungen begehrter Platz obwohl man eine beschissene Sicht hatte. Das Spiel blieb mir in erster Linie in Erinnerung, weil ich endlich in dem riesigen Stadion stand (mit knapp 20.000 Zuschauern spärlich gefüllt) und ich mir vorstellte, ich würde ein paar Jahre später selbst auf dem Rasen stehen. Und weil der damalige Libero Alexander Szatmari seinen Keeper Greiner ständig herbeleidigte. Auch Nebenmann Rainer Adrion bekam sein Fett weg. Szatmari war ein grimmiger und gemeiner Spieler, dessen Karrierehöhepunkt Jahre vor seinem Wechsel zum VfB im Dress von Dinamo Bukarest ein Siegtor gegen Real Madrid war. Greiner fiel gegen Leverkusen nicht groß auf. Ein Keeper mit Stärken auf der Linie, enormer Sprungkraft und guten Reflexen. Strafraumbeherrschung, na ja. Fliegen konnte er deutlich besser, das tat er oft und gerne, es sah meist spektakulär aus und erinnerte die Älteren an Gerhard Heinze, der von 1967 bis 1975 das VfB-Tor hütete.

Das Spiel gegen Leverkusen endete 2:1 für den VfB, die Tore schossen Hansi Müller (Elfmeter) und Hermann Ohlicher, in der Startelf stand sogar ein gewisser Joachim Löw. Für Greiner war der Schatten von Stammkeeper Helmut Roleder zu groß, er wechselte nach 30 Einsätzen für den VfB (24 Bundesliga-, 1 Pokal-, 5 UEFA Cup-Spiele) nach Leverkusen und war dort zwei Spielzeiten Stammkeeper und der erste Torhüter in der Bundesliga, der beim Pillenclub einen Elfmeter hielt – gegen Paul Breitner übrigens. Nach Stationen bei Tennis Borussia Berlin und Fortuna Düsseldorf ließ er seine Karriere in Ludwigsburg ausklingen.

Greiner traf bei Leverkusen auf seinen ehemaligen Mannschaftskameraden Markus Elmer, der ein Jahr zuvor vom VfB zu Bayer wechselte. Elmer musste weniger wegen seiner Leistung gehen als vielmehr wegen seiner Libido, die kannte kaum Grenzen, auch im direkten Umfeld des VfB nicht. Aber Elmer feierte nicht nur gern und war blind vor lauter Amore, als stürmender Außenverteidiger interpretierte er seine Rolle schon früh sehr modern, stand hoch und zwang seine gegnerischen Flügelspieler selbst zur Defensive. So schnell wie er sich verliebte, war er auf dem Platz nicht immer. Dieter Hoeneß, Ottmar Hitzfeld und Hermann Ohlicher liebten seine Flanken, immer lässig geschlagen, immer mit dem perfekten Timing.

Elmer sprang jedoch immer nur so hoch, wie er musste. Das ist fast so etwas wie eine VfB-Spezialität, die über Spieler-Generationen weiter gegeben wird. Mit seiner guten Technik und seinem außergewöhnlichen Spielverständnis konnte Elmer fast keine schlechten Spiele machen, aber er hätte das VfB-Spiel mehr beeinflussen können und hätte in die Nationalmannschaft kommen müssen. Nach dem VfB spielte er noch drei Saisons bei Bayer Leverkusen, wo ich beeindruckt war, als ich ihn mit der Nummer zehn auf dem Rücken sah, weil er beim Werksclub plötzlich im Mittelfeld spielte. Seine Karriere musste Elmer allerdings wegen Achillessehnenproblemen viel zu früh beenden.

Sosa ist kein sehr später Nachfolger von Elmer geworden, obwohl unser Sportfreund mindestens genau so lässige Flanken schlagen kann wie sein liebestoller Vorgänger. Leverkusen war letztlich nicht bereit, die vom VfB geforderte Ablösesumme zu bezahlen. Jetzt können wir uns in der Rückrunde an seinen bornösen Flanken erfreuen, sobald er wieder spielfit ist. Seine Rolle in Bruno Labbadias 4-4-2 wird wohl nicht mehr ganz so offensiv sein. Aber jede Minute mit ihm auf dem Feld ist ein Erlebnis.

Zum Weiterlesen:
Die Süddeutsche Zeitung bewertet die Transferaktivitäten des VfB: “Im Grunde verlässt Ahamada den Verein auch zu früh – er hat ja gerade erst begonnen, seine mitunter noch naiven Fehler mit beeindruckenden Läufen und Pässen zu flankieren. Aber die Stuttgarter können es sich nicht mehr leisten, auf die Entwicklung des Spielers zu warten”

Bild: imago Images/Pressefoto Baumann

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4 Comments

  1. Konny says

    Du hast uns hier so wunderbar an Deinen Gedanken & Erfahrungen teilhaben lassen… Danke!

    Dabei hab ich grad gelesen, dass Sosa wohl unbedingt weg will und sich zu höherem berufen fühlt. Den Eindruck hatte ich bei seinen Sky Interview mit seiner Medaille auch.

    Frankfurt und CL wäre wohl sein Wunsch gewesen. Aber auch denen zu teuer.

    Tja, es wird sich zeigen, wie das dann wird…

    Ich finde seine Flanken auch klasse, nur ist er mir hinten ab und zu zu schludrig. Bei den Kroaten hatte er hinten schon einige Böcke. So ganz überzeugt, auch wegen Gesundheit bin ich nicht, ob es für das oberste Regal so schon reicht.

    Man kann nur froh sein, dass es nicht Vizekusen geworden ist 😬

  2. @abiszet says

    Ich bin sicher befangen, was Sosa betrifft, aber “unbedingt weg will” scheint mir deutlich überspitzt zu sein. Sein Interview bei sky empfand ich als völlig normal, was kann er sonst sagen? Ich kann mir vorstellen, dass es für einen CL-Teilnehmer reichen könnte. Aber für Teams wie Frankfurt definitiv zu teuer, selbst wenn der VfB von seinen um die 20 Mio weg geht.

  3. Konny says

    Ja, ich weiß, dass Borna für Dich ein ganz Besonderer ist und so soll es doch auch sein.
    Für mich waren es Mario Gomez und Gonzo, die Beiden haben ein ziemliches Loch in mir hinterlassen. Dinos hat etwas aufgefüllt – trotz Eigentor. :-)

    Borna hat sich bei der WM von einigen Top Spielern ziemlich abkochen lassen. Möglicherweise kann er defensiv von Bruno schon noch was lernen. Interessant finde ich allerdings, dass es für Ahamada mehr Geld gibt als für Sosa, zumal auf Sosas Position es ja eher weniger richtig gute gibt. Mal schauen, wohin es dann irgendwann geht… mit Serhou hätte er zumindest einen Top Flanken Abnehmer. Das auszubauen wäre kein Fehler :-)

    • @abiszet says

      Sosa war bei der WM im 4-4-2 nicht so auffällig und ja, Defensive ist nicht sein Sternchenthema ;-) Der Unterschied zwischen Ahamada und Sosa: An Sosa waren Bayer und Frankfurt aus der Buli dran, die zahlen deutlich deutlich deutlich deutlich (denke Dir noch ein paar deutlich dazu) weniger als die Premier League.

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