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Der VfB kennt keine Grenzen

Da in dieser Saison der Superlative alles geht, hat auch ein Auswärtsspiel in Augsburg seinen Schrecken verloren. In der Vergangenheit kassierte der VfB dort gerne mal eine Klatsche, der FCA immer ein ekliger Gegner, die Zweikämpfe immer einen Tick drüber, der VfB ließ sich nicht selten den Schneid abkaufen. Und am 33. Spieltag? Souverän und gelassen holt der VfB seinen zehnten (!) Auswärtssieg. Platz drei ist sicher, mit 70 Punkten der Vereinsrekord eingestellt. Es scheint keine Grenzen zu geben für den VfB 2023/2024.

Bei Augsburg wusste man in den vergangenen Jahren nie, ob es ihnen um den Ball oder um den Gegner ging. War es den Spielern doch meist völlig egal, ob sie den Ball oder den Fuß des Gegenspielers trafen, Hauptsache der Spielzug wurde unterbrochen. Mittlerweile sehen Spieler wie Niklas Dorsch und Jeffrey Gouweleeuw nur noch furchterregend aus. Sie treten aber nicht mehr furchterregend auf. Der Grund: Sie kamen am Freitag Abend gar nicht in die Zweikämpfe, bekamen gar keine Gelegenheit, die Akteure des VfB zu foulen. „Die haben immer eine Lösung mit dem Ball“, meinte Dorsch fast schon erfürchtig. Sein Kapitän Ermedin Demirovic ist ja sowieso Fan des VfB. Die Augsburger jedenfalls so zahm wie noch nie.

“Für mich war es heute nicht anstrengend”, meinte Undav nach dem Spiel. Das sieht man!

Der Schlüssel zum 22. Erfolg in dieser Saison: Spielkontrolle.
77 Prozent Ballbesitz sind Ausdruck davon. Der VfB ließ den Ball und den Gegner laufen, ließ keine Umschaltmomente für Augsburg zu und wartete geduldig auf die Lücke, um sich ins letzte Drittel zu kombinieren.
Sebastian Hoeneß war das manchmal nicht zwingend genug, was verwundert, hatte der VfB bei einem xG-Wert von 2,67 genug hochkarätige Chancen mit Chris Führich (13., knapp neben das Tor), Deniz Undav (30., Fernschuss), Jamie Leweling (35., an den Pfosten), Silas (87.) und Jeong Woo-yeong (91.), die beide aus kurzer Distanz an Tomas Koubek scheiterten. Mit dem Ballbesitz dominierte der VfB jedenfalls das Spiel, es kamen nie Zweifel auf, wer der Boss im Duell mit den Fuggerstädtern ist.

Der Schlüssel zur Spielkontrolle: Angelo Stiller und Enzo Millot.
Beide extrem ballsicher, spielstark und pressing-resistent. Beide waren Auslöser für Ballstafetten, beide boten sich stets als Anspielstation für ihre Mitspieler an. Mit ihnen hatte der VfB die Spielmitte im Griff. Etwas überraschend saß dagegen Atakan Karazor auf der Bank. Hoeneß wollte angesichts von neun gelben Karten keine Sperre im letzten Heimspiel riskieren.

Locker und lässig: das Tor des Tages.
Millot hob in der 48. Minute kurz den Kopf und schlug dann lässig aus dem Stand einen weiten Ball in die Spitze. Indem er seinen Fuß leicht unter den Ball setzte, flog der Ball weich mit feinem Unterschnitt nach vorne und Serhou Guirassy konnte den nicht einfachen Pass locker verarbeiten. Fast streichelte er sich den Ball zurecht, um ihn sicher an Koubek vorbei zu verwandeln. „Dafür haben wir unsere Nummer 9“, sagte Undav nach dem Spiel und meinte, das Spiel sei für ihn nicht anstrengend gewesen, „wir hatten ja sowieso immer den Ball“.

Der VfB kann sich auf seine Unterschiedspieler verlassen.
Gerade in einem engen Spiel, in dem der VfB konzentriert auftrat und es weitgehend beherrscht hat, entscheiden Form und Klasse einzelner Spieler. Waldemar Anton und Hiroki Ito agierten mit großer Coolness und Selbstverständlichkeit in der Innenverteidigung, so dass ihr Keeper Nübel kein einziges Mal wirklich eingreifen musste. Maxi Mittelstädt und Leonidas Stergiou spielten solide, keinesfalls überragend, aber eben fehlerlos. Stiller und Millot bestimmten das Mittelfeld. Undav streunerte viel zwischen den Linien, Führich und Leweling verzettelten sich dagegen manchmal an den Linien. Da ist es gut, wenn Guirassy nach drei Spielen ohne Tor, seine einzige Torchance nutzt. Aber hey, wo sind wir angekommen, wenn es kritisch rüber kommt, dass der VfB-Mittelstürmer gegen Bremen, Leverkusen und München nicht getroffen hat hat? Auf sehr, sehr hohem Niveau.

Dieses hohe Niveau hält der VfB in der gesamten Saison: taktisch, spielerisch, aber auch in Sachen Haltung und Teamgeist. Nach Nübel betont auch Stiller im Interview, dass er gerne mit der kompletten Mannschaft nächstes Jahr Champions League spielen möchte. “Jeder einzelne weiss, was er am VfB hat und deshalb hoffe ich, dass wir alle zusammen bleiben“. Schließlich sei es etwas besonderes, das gemeinsam Erreichte auch gemeinsam zu erleben in den großen Städten Europas.

Mailand oder Madrid, Hauptsache zusammen.

Zum Weiterlesen:
Champions League, “das ist mein Traum“, sagte Undav nach dem Spiel und betonte, wie wohl er sich in Stuttgart fühlt: „Ich habe mir hier etwas aufgebaut. Ich verstehe mich mit allen gut und ich liebe die Fans.“ Ein Verbleib ist eine Frage des Geldes. Bis Mitte Juni muss der VfB im Fall der Fälle die Kaufoption ziehen.

Alles kann, alles muss! Unser VertikalGIF zum Spiel gibt’s hier.

“Ein Auswärtssieg von der Stange”: Auch bei stuttgart.international ist man fast scchon irritiert ob der Abgeklärtheit des VfB.

Bilder: Alexander Hassenstein/Getty Images

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14 Kommentare

  1. Armin Müller sagt

    Hallo,wisst ihr auch,bis wann im Fall Guirassy eine Entscheidung fallen muss?

    • Konrad sagt

      Hab ich mich auch schon gefragt, bis zu welcher Deadline die SG9 Klausel gezogen werden muss. Im Winter war es ja vor Afrikacup. Wurde tatsächlich nirgends öffentlich diskutiert, wie es jetzt im Sommer ist. Hoffentlich klappt es mit Undav zeitnah 🙏

      Kann mich nur wiederholen, es ist nicht zu erwarten, dass Serhou, Führich ect. in einer anderen Mannschaft sofort so funktionieren, um gleich Stammplatzgarantie und Führungsspielerfunktion zu haben.
      Sosa und Dinos würdens sicher anders machen heute…

      Man kann nur hoffen, dass Mislintat jetzt nicht bei Ito, Millot, Führich, Serhou … dazwischen grätscht. Der ist jetzt auch wieder in Amt und Würden 🙄 da bin ich mal gespannt wie es ihm auf dem Platz auf den hinteren Bänken im Backoffice gefällt. F. Wohlgemuth ist mir deutlich angenehmer und klar der bessere Teamplayer. Wobei ich schon denke, dass unser Trainer massgeblich an der Kaderplanung beteiligt war.

    • Bernd sagt

      Wenn es wieder läuft wie bei den letzten beiden Transferperioden, dann kann die Klausel bis zum Donnerstag vor dem ersten Pflichtspielwochenende gezogen werden. Das wäre dann der 15.08.

  2. Anne sagt

    Danke für die Verlinkung eures Artikels zum Augsburgspiel vor 5 Jahren. Ich hatte die damalige Klatsche schon komplett verdrängt, aber es ist gut, bei aller derzeitigen Euphorie daran zurückzudenken, wie finster es beim VfB tatsächlich mal aussah (und schneller als gedacht wieder sein könnte – das unwürdige Verhalten des Vorstands ist leider immer noch ein Thema).

  3. Michael sagt

    Die Saison neigt sich dem Ende und was soll ich da noch sagen, außer meinen Worten am Anfang der Saison zu bestätigen. Ich habe es total genossen, wobei ich mich immer wieder gefragt habe, wann kommt so etwas noch einmal wieder? Egal es war eine Zeit der Rekorde ein Phönix aus der Asche, eine Leidenschaft und blindes Verständnis, ein Wir Gefühl ! Nach der letzten Saison war dies das Ultimative.
    Tja und jetzt hoffen, bangen, Daumen drücken, das der Kern zusammen bleibt und sich weiter entwickeln wird kann und wir weiter viel Freude haben.
    Vielen Dank Vertikalpass und Mitschreiber für immer wieder gute Zusammenfassungen, Kritiken, Meinungen und ja @ Buzze immer wieder geniale Gifs!!!!!🤣😂
    Jetzt noch bitte die Vizemeisterschaft

  4. Konny sagt

    In Sachen Platz 2 sind wir nun auf Rino angewiesen, die wollen auch nach Europa, komischer Spieltag. Glückwunsch nach HH und Kiel 🍀

  5. Marcus Fichter sagt

    Ich habs ja schonmal geschrieben, die 18 Mio für die CL-Qualifikation als Ablöse für Undav. Silas nach England verkaufen ( ca. 10-15 Mio ) und damit Guirassy + evtl. Führich und den Verbleib in Stuttgart schmackhaft machen.
    Dazu mit Diehl, Woltemade und Keitel drei vielversprechende Talente ( waren glaub alle ablösefrei ) in die Truppe integrieren.
    Bei Leweling bin ich noch zwiegespalten. 5 Mio. sind schon ein Brett. Ich tendiere hier eher dazu, einen der genannten Talente als Nachfolger spielen zu lassen. Und mit Jeong und Vagnoman kann man die re. Seite auch noch adäquat besetzen.

  6. Vucko sagt

    Bei der Kalkulation der Einnahmen und Ausgaben darf man den Zeitpunkt der Fälligkeit von Zu- und Abfluss des Geldes nicht außer Acht lassen.

  7. Das es für uns nächstes Jahr in die Champions League ist wirklich toll. Die Mannschaft hat diese Saison unheimlich viel richtig gemacht und steht absolut verdient dort oben. Jetzt heißt es, das zu genießen und gleichzeitig realistisch zu sein. Ich sehe Stuttgart auch kommende Saison oben mitspielen, aber ein mahnendes Beispiel sollte uns die Borussia aus Mönchengladbach sein. Die Fohlen hatten unter Favre ein paar tolle Jahre und tauchten dann wieder in der Mittelmäßigkeit ab. Zum Teil gab es am Niederrhein dieses Jahr sogar lang vergessene Abstiegsängste. Ich will damit sagen, dass wir uns sehr freuen können und ich hoffe, dass der Flug lange weitergeht. Wir sollten aber nie vergessen, wo wir herkommen und dass wir eben kein Bayern München oder Borussia Dortmund sind.

    • Konny sagt

      Bei Gladbach wurden meiner Einschätzung nach von Max Eberl einige ziemlich gruselig grottenfalsche Entscheidungen getroffen, die sogar noch in die jetzige Spielzeit fallen. Ablösefreie Spieler uvm. Der Kader ist sehr unausgewogen zusammengestellt. Er hat da nicht nur ein bisschen verbrannte Erde hinterlassen. Warum dieser Mann so gefeiert wird, mir gänzlich unklar, für mich gehört er (sorry) in die Kategorie „an mords Schwätzer“ wie SM. Sieht man ja jetzt in der T Frage bei Bayern wieder. Viel Wind und blablabla um nullundnix…
      Da hatte Gladbach schon einen richtigen Rucksack durch ihn und mE passt der aktuelle Trainer nicht zur Spielidee der Fohlen. Wie bei uns auch jahrelang zuvor matchen da Trainer und Mannschaft nicht.

      Glaube, dass durch unseren Trainer schon einiges abgefedert und realistisch eingeschätzt wird. Hoffe nur, dass sich unsere Spieler nicht von SM bequatschen lassen… Serhou soll ja dahin wollen. Tus bitte nicht, Hoeneß ist der bessere Trainer und unsere Spieler die coolere Mannschaft 🙏

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