Trauer oder Triumph. Sieg oder Sarg. Vollhorst oder voll geil. Das Abstiegs-Endspiel wird kein Fight Light, es wird ein Drama, Baby. Bremen gegen VfB, Werdinator vs. VfBallermann, Tag der Abrechnung, das Spiel um die Big Points, eine Art vorgezogenes Relegationsspiel. Hier kann sich jeder unsterblich machen, es können Legenden entstehen, über die noch in 25 Jahren gesprochen wird.
Auch wenn es kein Kampf Mann gegen Mann wird, machen wir den großen Head-to-Head-Vergleich.
Trainer
Viktor Skripnik und Jürgen Kramny stehen sich beide an Farblosigkeit in nichts nach. Beide standen und stehen in der Kritik wegen Ihrer Art der Mannschaftsführung. Am Anfang wurde dieses Ruhige, Zurückhaltende und Bodenständige beiden noch als Vorteil ausgelegt.
Remis der tristen Sorte.
Torhüter
Pommes Tyton und Felix Wiedwald, beides Hauptdarsteller der Serie Pleiten, Pech und Pannen und in der Torhüter-Rangliste des Kicker auf den Plätzen 16 und 17.
Remis. Aber kein gutes.
Außenverteidigung
Emiliano Insua läuft Furchen in seine Außenbahn. Sein Laufstil sieht immer nach harter Arbeit aus. Solide kann man ihn nennen, wobei er zuletzt weniger konsequent in den Zweikämpfen war und sein Stellungsspiel dem Gegner Räume eröffnete. Florian Klein spielt auf der rechten Seite manchmal wie ein zartes, dünnes Wiener Schnitzel. Ich würde mir wünschen, er wäre etwas zäher im Zweikampf, näher dran am Mann, hätte mehr Biss.
Bei Werder lebt Gebre Selassie auf rechts seinen Offensivdrang aus und fehlt bei Turn-overs in der Defensive. Santiago Garcia hat die Statur eines Innenverteidigers und wirkt hölzern auf seiner linken Seite. Sein Spiel ist der Kampf. Aber das ist gefragt am Judgement Day.
Hart umkämpftes Remis.
Innenverteidigung
Jannik Vestergaard, der aussieht, als ob er einem Wickie-Film entsprungen wäre und Papy Djilobodji, der laut Robin Dutt schlechter ist als Niedermeier, Schwaab, Baumgartl, Sunjic und Barba, sind zwar echte Schwergewichte – sie lassen sich jedoch schnell aus der Zentrale locken und überspielen. Ein Fall für Timo Werner, wenn er nicht von den beiden Ochsen auf die Hörner genommen wird. Das Werder-Duo ist genauso fehlerhaft wie die VfB-Innenverteidigung, egal in welcher Konstellation diese aufläuft. In einem Spiel, in dem Leidenschaft und Emotion gefragt sind, scheint Georg Niedermeier der Richtige zu sein. Der eiskalte Daniel Schwaab sollte seine Intelligenz in Zweikämpfe und Stellungsspiel einbringen.
Hölzernes Remis.
Defensives Mittelfeld
Zlatko Junuzovic, der Freistoß-Schnippler mit dem Schmäh im linken Fuß, rückte eins nach hinten auf die Sechserposition. Clemens Fritz ist mittlerweile zu alt für die Außenbahn und spielt den Ballverteiler, geht aber auch mal auf die Knochen. Beide sind überfordert, wenn es schnell wird. Lukas Rupp, der Spielzüge vorausahnen kann wie Busquets, dem Steals gelingen wie einst Khedira, der aber auch Bälle leichtfertig herschenken kann wie auf einem Kindergeburtstag, hat auf der neuen Position als Ersatzmann von Serey Dié seine Torgefahr verloren. Christian Gentner ist überall und nirgends auf dem Platz unterwegs, bei Standards ist er jedoch immer für ein Tor gut.
Glückliches Remis.
Offensives Mittelfeld
Fin Bartels, geboren an der Ostseeküste, läßt sich manchmal durch die Zweikampfhärte abkochen und ist dann kopflos wie eine Kieler Sprotte. Oft bringt der Fummler Geschwindigkeit ins Spiel, tanzt durch Abwehrreihen, verdaddelt aber den Abschluss.
Winterneuzugang Sambou Yatabaré ist ein robuster Zweikämpfer, offensiv verpuffen seine Dribblings noch, nur ein Scorerpunkt bisher. Der 20-jährige Florian Grillitsch ist dagegen so etwas wie ein Hoffnungsträger, ruhig und selbstbewusst im Abstiegskampf, kann er auch besondere Momente kreieren mit überraschenden Pässen und gedrechselten Fernschüssen.
Martin Harnik, ein 50:50-Spieler, der entweder Welt- oder Kreisklasse ist, spielte einst in Bremen. Er spricht hochdeutsch und schießt hoch drüber, nicht nur in dieser Saison. Er kann sich in Stuttgart verewigen mit einem entscheidenden Tor.
Filip Kostic, die serbische Rennmaus, die auf der Außenbahn tag- und nachtaktiv ist, agiert in letzter Zeit eher wie ein fliehendes Pferd. Wenn er on fire ist, wird er spielentscheidend. Und Daniel Didavi, der mit dem zarten Füsschen und dem harten Herz, überrascht er uns alle noch einmal? Womöglich mit einem direkt verwandelten Freistoß?
Klarer Vorteil VfB
Angriff
Claudio Pizarro, der Monaco Franze aus Bremen, zeigte im Nord-Derby gegen den HSV Nerven. Kennt man nicht von ihm, er spielt mit fast 40 immer noch mit einer bemerkenswerten Leichtigkeit. Im Gegensatz zu Timo Werner und Artem Kravets, die fahrig, hektisch und verkrampft sind.
Klarer Vorteil Werder
Manager
Thomas Eichin und Robin Dutt – beide sind in erster Linie eloquent an den Mikros. Würden sie so flüssig ihre Kader planen wie sie im Fernsehen sprechen, stünden beide Teams komfortabel im Mittelfeld der Tabelle.
Leistungsgerechtes 0:0 im Management
Fans
Das Montagsspiel ist ein absolutes Politikum. Die Stuttgarter entschieden sich vor Wochen für einen Boykott, um gegen Anstoßzeiten in der Bundesliga zu protestieren. Der DFL wird dies ziemlich am Arsch vorbei gehen, der Mannschaft wird die Unterstützung fehlen. Immerhin gibt es am Sonntag eine Karawane light, die Mannschaft wird mit großem Hallo nach Bremen verabschiedet. Auch die Bremer Ultras wollen protestieren, aber das Stadion wird trotzdem voll sein. Es gibt ja auch in Bremen ein paar Fans, die keine Ultras sind.
Vorteil Bremen
Stimmung
Kurz-Trainingslager auf Malle. Erst dachte ich an einen Scherz, aber #ischso. Sogar Kevin Großkreutz ist mitgeflogen. Um sich um den Sangria-Nachschub zu kümmern? Wollen die Spieler am Ballermann trainieren, wie man im Abstiegsfall stark am Glas ist? Ernsthaft: So ein Abflug von allem Schlechten in Stuttgart kann eine gute Idee sein, wenn die Mannschaft den Kopf frei bekommt. Einfach mal das Scheißwetter und die Scheißstimmung im kalten Stuttgart lassen. Das Spiel gegen Bremen wird ohnehin mit dem Kopf und nicht mit den Beinen entschieden. Dutt muss eine Bruce Willis-Story schreiben. „Wir gegen alle. Die hard. Against all odds. Wir lassen uns die Buli nicht nehmen und schon gar nicht von den Fischköpfen“. Die Spieler als Outlaws: Die Ausgestoßenen von Cannstatt, die keine Chance mehr haben und sie deshalb nutzen. Denn der VfB ist nicht tot zu kriegen. So gesehen ist es vielleicht sogar kein Nachteil, als Underdog ohne Fans anzutreten.
Bremen dagegen hockt an der Werder bei schlechtem Wetter fest und muss sich von Torsten Frings alte Geschichten anhören, will ja keiner mehr hören. Der Schock der 1:2-Niederlage gegen den HSV sitzt noch tief, aber die zweite Halbzeit macht den Bremern Hoffnung.
Knappes Remis
Es wird die erwartet enge Kiste mit leichten Vorteilen für Bremen. Beide Teams begegnen sich auf Augenhöhe. Das perfekte Tod-oder-Gladiolenspiel. Abstiegskampf am Montag Abend. Eine Anstoßzeit, auf die sich eins der Team schon mal für die nächste Saison einstellen kann. Oder auch beide. Denn, wenn Frankfurt am Samstag gegen Darmstadt gewinnt und sich Werder und der VfB mit einem Unentschieden voneinander trennen, gibt’s einen neuen Hashtag: #KuschligImKeller.
Was am Montag für Spieler gilt, sollten auch wir Fans beherzigen: Alles raushauen, sorry: #allesraushauen! Zieht Euch rot-weiß an, schreibt Euch “Je suis VfB” mit Edding auf die Stirn oder verpasst Eurem Haustier einen Serey-Dié-Gedächtnis-Iro. Falls jemand Kontakte ins Rathaus hat: Wir brauchen ein Public Viewing auf dem Schlossplatz! Mit Sangria. Oder Glühwein!
Groß!
Danke!