Nach dem spektakulären 2:1 Auftaktsieg gegen Hannover war klar: Das erste Auswärtsspiel der Saison würde eine ganz andere Nummer werden – und der erste echte Härtetest für das von Hitzlintat zusammengestellte Team und den praktizierten Walterball.
Die Stimmung im Vorfeld war bei den VfB-Fans zwar vorsichtig optimistisch, doch viele erinnerten sich auch daran, wie schwer sich das Stuttgarter Team gegen die Heidenheimer in der letzten Zweitligasaison getan hatte. Und auch Walters Ex-Team Holstein Kiel konnte in der vergangenen Saison nicht gegen die Mannschaft von Frank Schmidt gewinnen. Trotzdem machten sich 2.000 oder mehr VfB-Fans auf den Weg in die Voith-Arena. Mal wieder ein beeindruckendes Naturschauspiel.
In der Abwehr nahm wie angekündigt Holger Badstuber den zweiten Platz in der Innenverteidigung ein. Heidenheim statt Champions League. Kann man auch mal machen. Back to the roots und so. Das änderte aber auch rein gar nichts daran, dass unsere Nummer 28 ein hervorragendes Spiel machte.
Hervorragend war auch die Ernsthaftigkeit, mit der das Walter-Team ins Spiel ging und von Anfang an klar machte, dass es bereit war, die Favoritenrolle zu übernehmen und auszufüllen. Das einzige, was fehlte, war der Führungstreffer. Doch der gelang leider weder Castro, noch Kempf oder Al Ghaddioui.
Als der Halbzeitpfiff ertönte, waren die Stuttgarter allerdings gar nicht mehr traurig, dass es noch 0:0 stand. Denn in den letzten zehn Minuten der ersten Halbzeit feierte die VfB-Defensive den Tag der offenen Tür und Heidenheim kam ebenfalls zu drei hochkarätigen Chancen, von denen mindestens eine hätte drin sein müssen.
Ob es in der Halbzeitpause eine spontane Runde Arschbolzen in der Kabine gab oder ob Tim Walter einfach die richtigen Worte gefunden hatte: es wirkte. Mann der ersten Minuten war Santi Ascacibar. Mit einem schönen Distanzschuss eröffnete er die zweite Halbzeit und kurze Zeit später hatte er die nächste Chance zum 1:0. Dazwischen lag eine Szene, die VfB-Fans den Atem stocken ließ. Die Zeitlupe des Zweitkampfs, in dem Ascacibar gefoult wurde, schrie nur so: “Schien- und Wadenbeinbruch!” Und was machte Ascacibar? Spielte einfach weiter. Maschine.
Der VfB war schwer am Drücker – und kurze Zeit später auch in Führung: Nach einer lang geschlagenen(!) Ecke stand Al Ghaddioui da, wo ein Knipser zu stehen hat und nickte so ein, wie man das von einem Zweitliga-Torjäger erwartet: lässig.
Eine weitere Ecke später stand es dann sogar 2:0. Diesmal war es Holger Badstuber, der erfolgreich abstaubte. Und damit sind von den vier Toren in dieser Saison drei nach langen Flanken und eines durch einen direkten Freistoß gefallen. Treffer nach dem Walter-Prinzip: null. Und das dürfte den Trainer ungefähr so beschäftigen:
60 Minuten gespielt, 2:0 vorne, alles im Griff. Oder? Zumindest bis zur 78. Minute sah es so aus. Doch dann bestraften die Heidenheimer das brutal bräsige Abwehrverhalten der VfB-Defensive und es stand 2:1. Allerdings nur sechs Minuten lang. Denn dann schoss der Heidenheimer Dorsch aus gefühlten 53 Metern auf das VfB-Tor. Kobel hätte das Bällchen vermutlich mit der Mütze gefangen, aber Kempf fälschte den Schuss unhaltbar ab. Schon wieder ein Eigentor!
Aber das war immer noch nicht alles: In der 94. Minute legte der eingewechselte Donis auf den eingewechselten Klimowicz quer, der freistehend nur den Pfosten traf. Ein kleiner Flashback der vergangenen Saison.