I said „Captain!” He said „What?
Rewind selecta.
Saisonanfang 2017/2018. Pokalspiel in Cottbus. Trainer Hannes Wolf greift zu einer drastischen Maßnahme: Er setzt Kapitän Christian Gentner auf die Bank. Doch soweit kommt es nicht, da sich Timo Baumgartl kurzfristig verletzt. Das VfB-Urgestein rutscht wieder in die Startelf.
In der Retrospektive fragt man sich: War das bereits der Anfang vom Ende für Hannes Wolf, weil er in so einem verdienten wie auch mächtigen Spieler nicht mehr den unantastbaren Stammspieler sah? Denn der Wind drehte sich schnell: Erst lobte der neue Sportvorstand Michael Reschke den Kapitän oft und auffällig über den grünen Klee, dann musste Wolf gehen, weil er Teile der Mannschaft nicht mehr erreichte. Nicht wenige meinen, dass Christian Gentner zu diesen Teilen gehörte.
“Gentner ist derjenige, der das Sagen hat, und derjenige, der sich auch nicht scheut, den eigenwilligen Holger Badstuber in der Kabine zurechtzuweisen, wenn dieser Gefahr läuft, mit seiner Ich-kann’s-und-ihr-nicht-Attitüde dem Team mehr zu schaden als zu helfen.” #VfB
— Francesco1893 (@jusfra1893) 22. April 2018
Fast forward.
Heute ist Christian Gentner wichtiger denn je und ein absoluter Fixpunkt im Kader des VfB Stuttgart: Tayfun Korkut ließ ihn bereits auf vier verschiedenen Positionen spielen, gegen Werder Bremen gelang ihm nun sein erstes Saisontor.
Und wir müssen ehrlich feststellen: Egal, wo Christian Gentner spielte, er füllte alle Aufgaben solide aus. Er „stellte sich in den Dienst der Mannschaft“, wie Tayfun Korkut gerne floskelt. Er nahm den Gemeinschaftserfolg wichtiger als sich selbst. Ein perfekter Kapitän, oder?
In die Funktion des Kapitäns wird viel hineingeheimnist: Er soll Vorbild sein, er soll führen, er soll vorangehen in Krisen und er soll der verlängerter Arm des Trainers sein. Dazu auch noch Motivator und Gesicht nach außen. Ist Christian Gentner das alles? Vielleicht nicht immer. Aber er ist mehr als jeder andere im Kader das Gesicht des VfB Stuttgart. Mit all seinen Facetten – positiv wie negativ.
#VfB #Stuttgart: Der wertvollste #Gentner aller Zeiten #VfBSVW https://t.co/ErZNTEJRgk pic.twitter.com/1Y3AMgfYrV
— MeinVfB (@MeinVfB) 22. April 2018
Trotzdem ist Christian Genter für viele das Sinnbild der um sich greifenden Selbstzufriedenheit, die wir in den vergangenen Spielen angeprangert haben. Sie sehen in ihm bereits seit einiger Zeit einen Bremsklotz für die weitere Entwicklung der Mannschaft. Denn Gentner ist eher Leise- als Lautsprecher. Aus einigen seiner Aussagen kann man fehlende Selbstkritik heraushören, wenn man möchte. Zum Beispiel, wenn der Kapitän in der Pressekonferent vor dem Spiel gegen Bremen keinen Spannungsabfall in der Mannschaft feststellen kann. Denn diese Meinung hat er wohl exklusiv.
“Aber ich bin mitverantwortlich und nicht alleinverantwortlich. Wir haben einen Mannschaftsrat und viele erfahrene Spieler“, deutet Gentner an, dass die Verantwortung auf vielen Schultern liegt und nimmt erkennbar Kollegen wie Gomez, Aogo, Badstuber und Zieler in die Pflicht.
Gegen Bremen ging Christian Gentner voran, legte mit seinem Tor den Grundstein für den Sieg und den Klassenerhalt. Unser Lieblingsblog kessel.tv würde sagen „Man muss auch mal was gut finden!“ Und das, was Christian Gentner gegen Bremen ablieferte, finden wir absolut gut.
Gut finden wir übrigens auch, dass Tayfun Korkut offensichtlich in der vergangenen Woche mal bei Twitter und Facebook reingeschaut hat. Statt Daniel Ginczek, der seit Wochen so wirkt, als bräuchte er eine Pause, durchspielen zu lassen, wechselte der VfB-Trainer früh Öczan ein. Und damit nicht genug: Zehn Minuten später brachte er tatsächlich Tassos Donis in die Partie. Und der zeigte prompt, warum man auf ihn eigentlich nicht verzichten kann. Dass es diese beiden Spieler waren, die für das entscheidende 2:0 sorgten, ist vermutlich kein Zufall.
Aber Heimsieg hin, Klassenerhalt her. Sind wir ehrlich: Das Highlight des Samstags war eindeutig unser “Auftritt” im aktuellen Sportstudio.
Die Jungs vom @vertikalpass beim @ZDFsportstudio! fragKorkut #VfB pic.twitter.com/NE08cJgTht
— Blog aus Cannstatt (@blogcannstatt) 21. April 2018