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Das Win-Win-Finale

Die wenigsten wissen vermutlich, dass das erste Konzept dieses kleinen Blogs vorsah, über den VfB Stuttgart und Arminia Bielefeld zu schreiben. Sogar eine eigene Kategorie für die Kicker aus Ostwestfalen gibt es, aber leider nur einen einzigen Beitrag von 2015. Aber warum eigentlich? Vermutlich vor allem deshalb, weil der Autor dieser Zeilen 20 Kilometer Luftlinie entfernt von der Alm das Licht der Welt erblickte und die Arminia seitdem – meist aus der Ferne – von der Oberliga Westfalen bis in die Bundesliga und zurück in die dritte Liga begleitet hat. Dabei muss man nicht mal Ostwestfale sein, um mit den Bielefeldern zu sympathisieren. Deren Stadion steht mitten in einem Wohngebiet und ist definitiv noch weniger Arena als das Neckarstadion und heißt schlichtweg “Alm”. Das Maskottchen? Lohmann, eine bodenständige westfälische Kuh ohne jegliche Star-Allüren. Auch dieses Gefühl, dass Stuttgart-Anhänger gerne mit #VfBsein beschreiben, kennt man in Bielefeld nur zu gut. Auch die Arminia ist ein Club, der seine Fans genauso schnell in Ekstase versetzen wie in tiefe Depressionen stürzen kann. Exemplarisch hierfür stehen natürlich die Relegationsspiele …

Es wäre mehr drin gewesen …

Sport-Vorstand Fabian Wohlgemuth sagte bei DAZN vor dem Augsburg-Spiel, der VfB sei im Soll. Ziel sei gewesen, möglichst früh 40 Punkte zu erzielen. Trainer Sebastian Hoeneß bezeichnete nach dem Leipzig-Spiel die Saison als „ordentlich“, man müsse auch berücksichtigen, wo man her kommt. Der VfB kommt allerdings von Platz 2 und sind die Aussagen der beiden VfB-Verantwortlichen deshalb nicht ein wenig unambitioniert? Es klingt ein bisschen danach, als ob der neunte Tabellenplatz in der Liga als Erfolg verkauft werden soll. Denn klar ist auch: Selten war es so einfach, in die Champions League zu kommen. In den letzten zwölf Jahren hat es neben der aktuellen Saison nur eine weitere Spielzeit gegeben, in der man mit 57 Punkten einen Platz erreicht hat, der zur Teilnahme an der Champions League berechtigt. Vor allem die verheerende Heimbilanz in der Rückrunde verhinderte eine bessere Platzierung. Drei Heimsiege mehr und der VfB wäre erneut in der Königsklasse. Heidenheim, Gladbach, Bremen, Wolfsburg, Hoffenheim, Mainz: In zu vielen Heimspielen wurden Siege regelrecht hergeschenkt. Die Qualifikation für die Champions League in dieser Saison ins …

Die Drei und der unsichtbare Gegner

Der VfB geht mit einem guten Gefühl ins Finale in Berlin. Team und Trainer wissen: Sie haben mit drei Siegen in Folge gerade noch rechtzeitig die Ergebniskrise hinter sich gelassen. Der VfB schleppt sich nicht nach Berlin – und danach hatte es lange ausgesehen – sondern scheint rechtzeitig wieder in Topform zu sein. Das gilt insbesondere für seine drei Stürmer, die bei den Sachsen drei Ausrufezeichen setzen. Leipzig trat auf wie sein eigener Schatten – körperlich anwesend, geistig längst beim Transferfenster in der Sommerpause. Motivationslos, emotionslos, kraftlos. Ein unsichtbarer Gegner. Und dennoch, er traf zwei Mal aus dem Nichts, während der VfB immer wieder beste Chancen ausließ. Da haben wir erneut das Thema, das sich durch die gesamte Saison zieht: Die fehlende Effizienz vor dem Tor, die mangelnde Chandenverwertung. „Die gute Leistung passte in der ersten Halbzeit nicht zum Ergebnis“, sagte Sebastian Hoeneß nach dem Spiel und das hat er zu einigen Begegnungen in dieser enttäuschenden Rückrunde gesagt. Doch mit der Leistung im 34. Bundesligaspiel der Saison hat seine Mannschaft Schwung aufgenommen und Selbstbewusstsein aufgebaut. …

VertikalGIF #RBLVfB: Ende gut, alles gut … ?

Der dritte Sieg gegen Leipzig in dieser Saison, der dritte Sieg in Folge in der Liga, drei Stürmer, die treffen, Platz 9 in der Abschlusstabelle und eine geglückte Generalprobe für das Pokalfinale: Der letzte Spieltag war ein voller Erfolg, oder? Sebastian Hoeneß brachte Millot für Stiller und Team und setzte außerdem Jeltsch, Führich und Stenzel auf die Bank. Das kann nur eines bedeuten: Der Fußball-Gott wird für das Finale geschont! Bereits nach sechs Minuten hätte der VfB führen können, doch Woltemade traf nur den Pfosten. Fast im Gegenzug spielten sich die Leipziger durch die luftige VfB-Defensive und erzielten das 1:0. Auch, wenn es für den VfB um Nichts mehr ging: Das Team von Sebastian hatte zwei wichtige Aufgaben: 1. keine weiteren Verletzungen und 2. verhindern, dass Leipzig international spielt. Das dachte sich auch Deniz Undav, der schon in der 16. Minute eine große Chance auf den Ausgleich hatte, aber an Gulasci scheiterte. Besser lief es in der 20. Minute als eine leicht abgefälschte Flanke von Mittelstädt bei ihm landete und Undav zum 1:1 traf – …

Der VfB im Schongang in Leipzig

Wie läuft das letzte Spiel der Saison 2024/2025? Wir haben da so eine Ahnung: 33 Spieltage, 47 Punkte, Platz 8 in greifbarer Nähe. Und jetzt: das Staffelfinale. Sebastian Hoeneß, Drehbuchautor der vielleicht zwei schönsten VfB-Seasons, stand vor der Frage: Wie den Spagat schaffen zwischen Spannung halten und kein Risiko eingehen, um weitere Ausfälle zu vermeiden vor dem Pokalfinale in Berlin. Keine riskanten Twists, keine ungeplanten Cliffhanger, es sollte sich definitiv niemand erschrecken und vor allem keiner verletzen. Seine Startelf: weitgehend wie bekannt aus Folge 33. Angelo Stiller fehlt verletzt, so weit, so bitter. Dafür kommt Enzo Millot wie schon gegen Augsburg in den Cast, vielleicht auch Ameen Al-Dakhil für den angeschlagenen Finn Jeltsch. Josha Vagnoman darf auf rechts von Beginn an ran, um in der Rolle des „Tempo-Stoppers“ gegen die vermeintlich schnellen Leipziger zu glänzen. Doch diese liefern nichts ab. Die Motivation bei RB? Auf dem Niveau der x-ten Folge einer Netflix-Staffel, bei der die Autoren nur noch auf das Serienende hinarbeiten. Mainz liegt gegen Leverkusen früh hinten, Leipzigs letzte Chance auf Europa ist plötzlich …

Ein Tritt mitten ins Herz des VfB

Es hätte ein rundum glanzvoller Nachmittag werden können im Neckarstadion: Erst eine überragende Choreo, dann beendet der VfB Stuttgart seine schwarze Serie mit einem feinen 4:0-Heimsieg gegen den FC Augsburg – endlich wieder ein Dreier nach sechs Heim-Niederlagen in Folge. Wäre da nicht die Verletzung von Angelo Stiller. Als man ihn weinen sah, kamen einem selbst die Tränen. Womöglich hat ihm Samuel Essende mit seinem Tritt einen großen Traum genommen. Der Tag, der so strahlend begann, endete mit einem Schatten, der über allem liegt. Ausgerechnet Stiller, der wichtigste Mann im Kader des VfB, der formstärkste Spieler in dieser Saison. Ange ist das spielerische Herz des VfB, der quasi unersetzliche Taktgeber im Mittelfeld. Das Team präsentierte sich kämpferisch, kreativ und zielstrebig – nachdem sie die Verletzung von Stiller und die Auswechslungen von Finn Jeltsch und Yannick Keitel verkraftet hatte. Klar, gegen zehn Mann spielt es sich einfacher und Augsburg zeigte nach der roten Karte nur kurz so etwas wie Resilienz. Aber letztlich bestand die nur aus Finn Dahmen, der ein Debakel für die Fuggerstädter verhinderte. Wäre …

Bester 10er des VfB? Das Inselbübchen!

Asgeir Sigurvinsson sagte unlängst dem Bayern-Magazin „51“ zu seinem Wechsel von Standard Lüttich 1981 nach München: „Fast wäre ich beim 1. FC Köln gelandet. Aber dann hat Uli Hoeneß angerufen und ich musste nicht lange überlegen“. Ich musste ebenfalls nicht lange überlegen: Sigurvinsson war der größte Zehner des VfB, sorry Hansi Müller, sorry Krassimir Balakov. Bereits 1980 erschien ein Buch über ihn mit dem Titel „Knattspyrnuaevintyri Eyjapeyjans“, auf Deutsch: „Das Fußballmärchen des Inselbübchens“, es steht wohl in jedem Bücherregal eines sportlich interessierten isländischen Haushalts – und in Island interessiert sich jeder für Sport. Geboren auf Vestmannaeyjar, auch Schauplatz eines Europapokalspiels des VfB 1997 (Endstand 1:3, 2x Fredi Bobic, Jonathan Akpoborie), pfiffen Sigurvinsson ständig heftige Stürme um die Ohren, als Schulkind bekam er manchmal sogar windfrei. “Wir mussten immer aufpassen, dass es uns den Ball nicht vom Fuß weht. Wahrscheinlich hatte ich deshalb eine so enge Ballführung”, sagte Sigurvinsson in einem Interview. Und wie spielte er ohne Wind? Voller Eleganz, frei von Eitelkeit und Exzentrik, wenn man von den trotzig herunter gerollten Stutzen absieht. Nachdem Hansi …

Tech-Nick sorgt für gute Laune

Das Spiel gegen Sankt Pauli lief wie zuletzt: Der VfB mit deutlich mehr Spielanteilen, er vergibt etliche Chancen, verschießt sogar einen Elfmeter, der Schiri auch nicht mit der besten Leistung – und kurz vor Spielende fällt das entscheidende Tor. Nur dieses Mal für den VfB. Der Sieg absolut verdient, nur das heißt ja nichts, das wäre auch schon letzte Woche gegen Heidenheim so gewesen. Es ist so gekommen, wie es Sebastian Hoeneß seit vielen Wochen sagt: Einfach weiter machen, dann kommt der Erfolg von selbst. Er trennte Leistung und Ergebnis auf der Anzeigetafel, betonte stets das Positive und war sich sicher, dass sich Erfolgserlebnisse einstellen, weil Qualität und Haltung im Kader stimmen. „Bei sich bleiben“ nennt man das im Fußball-Sprech. Hoeneß machte nichts Verrücktes, änderte weder Ansprache noch Taktik noch Personalauswahl. Nur mit Pascal Stenzel als Rechtsverteidiger überraschte er in Hamburg. Selbst in einem zunehmend immer hektischeren Spiel behielt der VfB die Nerven. Gerade wenn es hitzig wird, stellt sich der VfB sonst nicht besonders clever an. Nicht besonders clever jedoch der Elfmeter, der geht …

Underperformer oder Qualitätsfrage?

Es gibt nicht den einen Grund für die desaströse Rückrunde des VfB. Zu viele Faktoren spielen in die Ergebniskrise hinein, die weit über Glück, Pech und unglückliche Spielverläufe hinaus gehen: eine gewisse mentale Müdigkeit nach dem Champions League-Aus, gravierende strukturelle Probleme in allen Mannschaftsteilen, enorme individuelle Unzulänglichkeiten. Nach zwölf Punkten in 14 Spielen und dem Sturz von Platz 4 auf Rang 12 entstehen einerseits Fragen zum taktischen System andererseits zur Leistungsfähigkeit des Kaders. Aus dem Hoeneß-System ist teilweise ein starres, behäbiges, manchmal uninspiriertes und unpräzises Spielsystem geworden. Anpassungen hat der Trainer im Verlauf der Saison durchaus vorgenommen. Weil sich Gegner darauf eingestellt haben und der Spielaufbau über die Innenverteidigung gegenüber dem letzten Jahr aufgrund des neuen Personals deutlich verschlechtert hat, lässt er immer wieder mit langen Bällen spielen, die letzte Saison noch verpönt waren. Bei tief stehenden Gegnern, wie Heidenheim oder auch dem Pokalgegner Bielefeld, funktioniert das eher nicht. Gegen Heidenheim überraschte Sebastian Hoeneß nach der Einwechslung von Nick Woltemade mit einem Dreier-Sturm und sorgte damit für ein Momentum, das seine Mannschaft leider nicht nutzte. …

Breaking Bad Cannstatt

Noch vor wenigen Monaten war die Welt in Bad Cannstatt in Ordnung. Der VfB Stuttgart feierte Highlights in der Champions League, spielte eine mehr als ordentliche Hinrunde und lag am 18. Spieltag auf Platz vier. Die Spielweise nicht ganz so begeisternd wie in der Vizemeister-Saison, aber doch weiterhin fluide, mutig und dominant. Es schien so, als ob der VfB seine herausragenden Leistungen bestätigen könne. Doch nach dem Ausscheiden aus der Champions League gegen Paris St. Germain ging es bergab. Die Rückrunde liest sich wie ein Kapitel, das man am liebsten überspringen möchte: 12 Punkte aus 14 Spielen, sechs Heimniederlagen in Folge – Vereinsnegativrekord. Aus einer Mannschaft, die erneut auf dem Weg nach Europa schien, ist ein Team geworden, das ohne Führerschein oder zumindest mit angezogener Handbremse in die wichtigsten Wochen der Saison fährt. „Breaking Bad Cannstatt“ – das trifft es sehr gut. Es ist etwas verrutscht, der VfB ist vom rechten Weg abgekommen. Vor allem das, was ihn so stark gemacht hat: Die Spielfreude, das Finden von Freiräumen, ein gewisses Tempo, das vertikale Passspiel, das …