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Breaking Bad Cannstatt

Noch vor wenigen Monaten war die Welt in Bad Cannstatt in Ordnung. Der VfB Stuttgart feierte Highlights in der Champions League, spielte eine mehr als ordentliche Hinrunde und lag am 18. Spieltag auf Platz vier. Die Spielweise nicht ganz so begeisternd wie in der Vizemeister-Saison, aber doch weiterhin fluide, mutig und dominant. Es schien so, als ob der VfB seine herausragenden Leistungen bestätigen könne. Doch nach dem Ausscheiden aus der Champions League gegen Paris St. Germain ging es bergab. Die Rückrunde liest sich wie ein Kapitel, das man am liebsten überspringen möchte: 12 Punkte aus 14 Spielen, sechs Heimniederlagen in Folge – Vereinsnegativrekord. Aus einer Mannschaft, die erneut auf dem Weg nach Europa schien, ist ein Team geworden, das ohne Führerschein oder zumindest mit angezogener Handbremse in die wichtigsten Wochen der Saison fährt. „Breaking Bad Cannstatt“ – das trifft es sehr gut. Es ist etwas verrutscht, der VfB ist vom rechten Weg abgekommen. Vor allem das, was ihn so stark gemacht hat: Die Spielfreude, das Finden von Freiräumen, ein gewisses Tempo, das vertikale Passspiel, das …

Es lässt sich nicht mehr mit Glück und Pech erklären

Die sechste Heimniederlage in Folge, eine unterirdische Rückrunde: Würde der Trainer Markus Weinzierl, Tayfun Korkut, Jürgen Kramny oder Bruno Labbadia heißen, gäbe es eine veritable Trainerdiskussion. Das ist zu Recht nicht so. Warum? Weil Sebastian Hoeneß besondere Qualitäten hat, die er bereits nachgewiesen hat. Und weil der VfB im Pokalfinale steht und das euphorisierend wirkt. Weil der Gedanke an Berlin vieles überstrahlt, was aktuell im Tagesgeschäft Bundesliga falsch läuft. Weil das Vertrauen in Hoeneß groß ist. Und weil die vergangene Saison so erfolgreich war, dass sie noch heute nachwirkt. Doch genau das kann zum Problem werden. Denn der Blick auf die Vizemeisterschaft verhindert womöglich, die vielen offensichtlichen Probleme anzugehen. Muster wiederholen sich – und keiner unterbricht sie. Die Spielverläufe ähneln sich. Die Mannschaft wirkt gegen Ende vieler Spiele ausgebrannt, körperlich und mental. In der Abwehr fehlen Abstimmung und Führung, vorne die letzte Konsequenz, dazwischen oft die Struktur. Spieler, die noch vor wenigen Monaten aufblühten, wirken gehemmt, verunsichert, teilweise regelrecht blockiert. Die beispiellose Negativserie des VfB ist keine Verkettung unglücklicher Umstände mehr – sondern ein Muster: …

Lecko Millot: irrer Kick in Köpenick

Sebastian Hoeneß sagte nach dem Spiel, er könne seiner Mannschaft “keinen Vorwurf machen, ich muss sie loben!“ Sport-Vorstand Fabian Wohlgemuth fand gar, es gibt „wenig Grund zu nörgeln“. Hatte der VfB bei Union Berlin gewonnen? Hatte der VfB ein gutes Spiel in Köpenick gemacht? Nicht wirklich. Ok, es war ein aufregendes 4:4. Und es war ein Spektakel, das sich als Erklärung gut eignet. So wie sich seit Ende Januar verwegene Spielverläufe gut als Erklärung für fehlende Punkte eigneten, ungerechtfertigte Platzverweise, Unreife, eine an sich gute Spielanlage, kuriose Abwehrfehler. Jetzt kommt eine Rekordhalbzeit dazu. Erklärungen hat der VfB immer schnell und davon viele. Lösungen leider keine, auf Platz 14 steht der VfB in der Rückrunde, in der Gesamttabelle auf einem enttäuschenden Platz 11. Und das wird für viel zu gut befunden und „gute Phasen“ oder eine „gute Entwicklung“ gesehen. Dabei ist die einzige Entwicklung die, die nach unten geht. Eigentlich ist es die Saison, die wir immer wollten. Insgesamt sorgenfrei, mit absoluten Highlights in der Champions League und einzelnen Bundesligaspielen (Dortmund, Leipzig, Freiburg). Dazu kann der …

VertikalGIF #FCUVfB: Football, bloody hell! 

Wer dachte, dass diese Saison nur noch Richtung Pokalfinale ausfaded, hatte am Ende Recht, denn der VfB konnte erneut nicht gewinnen und bleibt in der Rückrundentabelle massiv abstiegsfährdet. Die Art und Weise, wie der Punkt bei Union Berlin zustande kam, war allerdings nicht nur spektakulär, sondern auch historisch. Aber blicken wir zuerst auf die Aufstellung. Nach der unberechtigten Sperre für Nick Woltemade war klar: Es brauchte neues Personal in der Offensive. Die Frage, ob Deniz Undav oder Enzo Millot in die Startelf rücken, beantwortete Sebastian Hoeneß mit einem klaren Ja: Beide standen bei Anpfiff auf dem Platz. Passend zu Ostern eine Wiederauferstehung aus dem Cannstatter Loch. Das war es aber auch schon mit den Wundern. Denn nach Anpfiff herrschte die harte Realität. Und die sagt, dass der VfB alles kann – außer Standards verteidigen. Und deswegen stand es nach einer Union-Ecke in der 5. Minuten 0:1 und nach einem Berliner Freistoß in der 19. Minute 0:2. Die Laune der VfB-Fans zu diesem Zeitpunkt: überschaubar. Aber #VfBsein hat ja auch seine gute Seiten. Man weiß nie, …

Kicken, Kunst und Kinder

Kunst und Kicken, wie passt das in Stuttgart zusammen? Nicht nur rund um den Eckensee wird Theater gespielt, auch auf dem Feld gibt es regelmäßig bühnenreife Auftritte. Wobei es da eher um die goldene Himbeere geht, wenn sich Fußballer als Laienschauspieler aufführen. Konnte man am Sonntag eindrucksvoll bei Mitchell Weiser bewundern. Die VfB Stiftung “Brustring der Herzen“ und die Württembergischen Staatstheater spielen jetzt für Kinder einen Doppelpass zwischen Kunst & Kicken! Es ist von beiden erst einmal ein Experiment, soll aber keine Eintagsfliege sein und idealerweise einmal jährlich organisiert werden. Um was geht’s? Zusammenhalt, Identifikation, Leidenschaft und Teamspirit sind überall wichtig: Sowohl auf der Bühne wie auch dahinter als auch auf dem Spielfeld. Das wollen die VfB Stiftung und die Württembergischen Staatstheater Kindern in einem Projekt verdeutlichen. Staatstheater x VfB In einem gemeinsam organisierten “Fußball- und Kultur-Camp“ in den Osterferien vom 14. bis 17. April kicken, malen, spielen und zündeln (ja, Pyro!) 40 Kinder. Sie werfen auch einen Blick hinter die Kulissen und lernen, wie viele Menschen im Hintergrund dafür sorgen, dass am Ende alles …

Der DFB präsentiert: Das große Schlagerfest

Ein Gutes hatte die indiskutable Leistung von Daniel Schlager beim 1:2 des VfB gegen Werder Bremen: Nach Abpfiff hatte der Schiri hatte Florian Silbereisen auf seiner Mailbox. Er will Schlager zum nächsten Schlagerfest als Stargast einladen. Geplant ist, einen Einspieler mit Schlagers größten Fehlentscheidungen zu zeigen und mit seinen treuen Entschuldigungen zu untermalen. Drübersingen im Vollplayback soll Andy Borg ein Medley der größten Schlager-Hits von „Adios Nick“ über „Verdammt, ich verpfeif’ Dich“ bis zu „Ein bisschen Platzverweis muss sein“. Was Daniel Schlager am Sonntag im Neckarstadion abgeliefert hat, war jedenfalls keine Schiedsrichterleistung, sondern eine Bühnenshow. In der Hauptrolle: er selbst. In der Nebenrolle: Nick Woltemade, der mit Gelb-Rot runter muss – für ein „Foul”, das selbst in einer Samstagabend-Show namens „ZDF Witzparade“ keine Lacher bekommen hätte. Die schauspielerische Leistung von Mitchell Weiser allerdings durchaus beeindruckend, wenn auch so glaubwürdig und authentisch wie die Songtexte der Flippers. Es war also das erwartete Schlagerspiel zwischen dem VfB und Werder Bremen: Nachdem der Schiedsrichter aus Rastatt den VfB schon gegen Frankfurt (Pokal-Halbfinale 2023), Leverkusen (Pokal-Viertelfinale 2024), Kaiserslautern (Pokal, …

Es gibt keine Gerechtigkeit im Fußball

“Glück und Pech, das gleicht sich aus über die Saison gesehen“, ist eine der vielen Fußballweisheiten. Schiri-Entscheidungen, Eigentor, Latte, Pfosten, VAR, Slapstick-Fehler: Irgendwann verteilt sich das gerecht auf alle Teams. Nur im Fan-Dasein trifft das nicht zu. Natürlich haben nur die Bayern Dusel, es wird stets so lange gespielt, bis Leverkusen sein Tor schießt. Der Glubb ist immer dr’ Depp, der HSV steigt nie auf und als VfB-Fan hat man es sowieso am schwersten. Erst ständig gegen den Abstieg spielen und jetzt völlig überfordert sein, weil der VfB nicht nur in der Champions League gespielt hat, sondern auch noch im Pokalfinale steht, aber trotzdem so viele Heimspiele in Folge verloren hat wie einst unter Jürgen Kramny.  Unangenehme Nebenerscheinung des Erfolgs ist, dass alle daran Teil haben wollen. Alle wollen Champions League sehen, alle wollen ins Finale nach Berlin. Niemand lässt sich absprechen, dass er schon immer ein Herz für den VfB gehabt hat. Wo waren die denn 2016 in der zweiten Liga auswärts an einem kalten Sonntag Nachmittag in Aue oder im Dezember 2012 beim …

VertikalGIF #BOCVfB: 3RM3DIN D3MIROVIC!

Der Sieg gegen Leizpig im Pokal als Brustringteilchenbeschleuniger? Darauf hatten viele Fans gehofft. Aber ob gerade in Bochum die Serie von sechs sieglosen Spielen reißen würde? Mit den 95 Minuten vom Mittwoch in den Beinen? Und mit sechs neuen Spielern? Angelo Stiller, Maxi Mittelstädt und Ameen Al-Dakhil gesperrt, Leweling und Millot nur auf der Bank. Dafür erstmals in der Startelf: Winterneuzugang Jaquez sowie Hendriks, Stergiou, Keitel, Rieder und Führich. Nehmen wir es vorweg: Jeder einzelne von ihnen machte seine Sache ganz hervorragend. So herrvorragend, dass Stuttgart bereits nach 8 Minuten vorne lag. Die frühe Führung: Jeff-Sache. Die Vorarbeit übernahm der Kapitän und das Ganze war das Resultat einer Ecke. Schon wieder! Nach seinem Assist zum 1:0 schien Ata Karazor auf den Geschmack gekommen zu sein. Denn nur drei Minuten später schickte er mit einem sensationellen Vertikalpass Ermedin Demirovic Richtung Bochumer Tor. Und die Nummer 9 überlupfte den VfL-Keeper Horn so perfekt wie man es zuletzt nur von Serhou Guirassy oder Simon Terodde gesehen hatte. Nach der frühen Führung ließ Stuttgart den VfL Bochum erwartungsgemäß etwas …

Völlig losgelöst!

Wer befürchtet hatte, dass dem VfB nach der magischen Pokalnacht gegen Leipzig im Liga-Alltag Energie und Motivation fehlen würden, wurde eines Besseren belehrt. Ja, auch ich gehörte zu den Bedenkenträgern, schließlich kenne ich meinen VfB, der nach einem Highlight gerne gegen einen vermeintlich schlechteren Gegner einen Gang runter schaltet. Der VfB dagegen mit einem eindrucksvollen Auftritt in Bochum. Erneut standen Spieler im Rampenlicht, denen viele in der Vergangenheit die Qualität abgesprochen hatten: Ermedin Demirovic erstmals mit drei Treffern in einem Pflichtspiel, Atakan Karazor feierte mit zwei Assists ebenfalls eine Premiere in seiner Profi-Karriere. Aber es waren nicht nur die beiden, die auf sich aufmerksam machten. Es zeigte sich die Qualität der Kaderbreite beim 4:0 in Bochum: Hoeneß tauschte seine halbe Anfangsformation aus im Vergleich zur unglaublichen Partie gegen die Leipziger: einerseits aufgrund von Sperren (Angelo Stiller, Maximilian Mittelstädt, Ameen Al-Dakhil), andererseits, um Frische ins Team zu bringen und Spielern aus der zweiten Reihe Spielpraxis zu geben. Oder um ihnen zu zeigen, dass er ihre Trainingsleistungen sehr wohl sieht. Luca Jaquez kam zu seinem Startelf-Debüt in …

VertikalGIF #VfBRBL: Mit Nicki-Takka nach Berlin!

Auf den Tag genau vor zwei Jahren übernahm Sebastian Hoeneß den VfB Stuttgart, der damals auf Platz 18 der Tabelle lag. Seitdem wurden viele Geschichten und viel Geschichte geschrieben. Das 3:1 gegen Leipzig und der Einzug in das Pokalfinale ist eine davon. Funktionäre und auch Fans hatten sich bemüht, die Partie möglichst emotional aufzuladen und was soll man sagen? Es hatte funktioniert! Alle, die mit einem guten Gefühl in die Partie gegangen waren, sahen sich auch bereits nach 5 Minuten bestätigt: Auf die erste gute Chance durch Maxi Mittelstädt folgte eine Ecke, die von den Leipziger in die Mitte geklärt wurde. Und in der Mitte steht beim VfB nunmal Angelo Stiller, der sich endlich mal ein Herz nahm und das Leder volley ins Netz schweißte. Was. Ein. Tor! Nach einer ersten starken Viertelstunde kam dann allerdings Leipzig besser ins Spiel – und zu guten Chancen. Doch die Stuttgarter Defensive stand bombensicher und verteidigte konzentriert und leidenschaftlich. Und wenn doch mal was auf das Tor kam, sagte Alex NübelNübelNübel immer wieder: “Not in my house!” Abgesehen …