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Der Spektakel-Spieler

Der VfB Stuttgart stellt bis zum vierten Spieltag die beste Offensive der gesamten Liga. Das liegt in erster Linie am Spektakel-Spieler Serhou Guirassy, der erneut den Unterschied machte gegen Mainz in einer Partie, die überhaupt kein Spektakel war.

Spiele in und gegen Mainz sind meist zäh, überwiegend unansehnlich, von Zweikämpfen geprägt, echt enge Kisten. Das Auswärtsspiel am vierten Spieltag ist da keine Ausnahme. Keine der beiden Mannschaften überzeugt, beide äußerst fehlerhaft im Positionsspiel, beide ohne Esprit in der Offensive mit vielen Flipper-Aktionen.

Solche Spiele werden in der Regel durch Fehler und individuelle Klasse entschieden. Die Fehler machten Stefan Bell, der unter einem langen Ball von Waldemar Anton durchtaucht. Und Edimilson Fernandes, der vor dem 1:2 grotesk ausrutscht und schließlich die gesamte Mainzer Abwehr, die sich beim 1:3 amateurhaft anstellt. Die sich bietenden Chancen muss aber auch erst einmal einer so konsequent nutzen wie Guirassy. Der Mittelstürmer hat einen echten Lauf, jetzt nach dem Hattrick in Mainz mit acht Toren in den ersten vier Bundesligaspielen. Wieder fragen sich viele, warum sich kein Team der Premier League den Goalgetter in der Sommerpause geschnappt hat. Aber wahrscheinlich will Guirassy weder in West Ham, noch in Wolverhampton, noch in Liverpool auf der Bank sitzen und dafür lieber die Bundesliga rocken.

Das Spiel in Mainz gibt keinen Anlass für Euphorie
Beim VfB stand dieses Mal keine Spektakel-Mannschaft auf dem Platz, das Team zwar mit mehr Ballbesitz, ohne jedoch Gefahr im letzten Spieldrittel zu erzeugen. Enzo Millot wirkte sehr fahrig und unkonzentriert, Chris Führich nicht so durchschlagskräftig wie zuletzt, Silas brachte seine Dynamik und Schnelligkeit kaum auf den Platz, von einer Großchance in der 38. Minute abgesehen. Das 0:1 hätte eigentlich Sicherheit geben sollen, das Gegenteil war der Fall. 05-Trainer Bo Svensson brachte Ludovic Ajourque, Aymen Barkok und Tom Krauß und dadurch bekam der VfB Probleme, der Ausgleich durch Leandro Barreiro die logische Folge.

Typisch VfB wäre gewesen, das Spiel jetzt aus der Hand zu geben. Aber eine Qualität unter Sebastian Hoeneß ist, dass sich die Mannschaft nach dem Ausgleich wieder fing und eine gewisse Widerstandskraft gegen die eklig zu bespielenden Mainter zeigte. Und der VfB hat eben auch Guirassy.

Who the fuck is Harry Kane?
Guirassy jetzt mit doppelt so vielen Toren wie der Münchener Rekordeinkauf, der bisher oft farblos auftritt. Guirassy mit dem Kapitän der Three Lions zu vergleichen, kann man jetzt schon einmal im Überschwang machen. Den Moment genießen sollten wir alle. Aber alle täten gut daran, auf dem Boden zu bleiben. Nicht immer wird Guirassy treffen, es werden auch andere Mannschaften kommen, die sich mit ihren Abwehrbemühungen nicht so lächerlich anstellen. Und dann müssen andere treffen. Im Moment ist der VfB zu sehr abhängig von Guirassy. Deniz Undav feierte nach seiner Verletzung immerhin ein kurzes Bundesliga-Debüt inklusive Assist zum 1:3.

„Er hat eine körperliche Präsenz, aber auch eine fußballerische Komponente, die es in der Kombination nicht oft gibt“, sagt Sebastian Hoeneß über seinen Mittelstürmer. Der 27-Jährige habe das “richtige Bauchgefühl für die Brennpunkte”, lobt Sportdirektor Fabian Wohlgemuth. Die Nummer 9 des VfB ist nicht nur dort, wo man ihn braucht. Er zeigt auch eine bemerkenswerte Effektivität. Er ist Goalgetter, Schlüssel- und Führungsspieler des VfB. Und er kann aus sehr wenig sehr viel machen.

Der VfB hat ein machbares Auftaktprogramm:
Am Freitag Abend geht es gegen Aufsteiger Darmstadt. Das wird ähnlich fies, zäh und womöglich unansehnlich. Es wird nicht nur auf Spektakel-Spieler Guirassy ankommen, auch andere müssen vor dem Tor ähnlich gefährlich und effektiv sein, um den positiven Lauf der Saison fortzusetzen.

Zum Weiterlesen:
Unser VertikalGIF feiert Hatriguirassy. Denn, wenn er alleine aufs gegnerische Tor zuläuft ist das wie ein Elfmeter.

Stuttgart.International würdigt ebenso Guirassy, sieht aber in vielen Bereichen noch Vebesserungspotential.

Foto: Alex Grimm/Getty Images

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8 Kommentare

  1. Jochen sagt

    Serhou is on Fire!

    Was soll das? Genießen. Guirassy ist überragend in der Ballannahme, im Ballabschirmen, weiterspielen, antreten und dann Abschluss. Wir müssen gestern das 1:0 früh machen, aber Serhou verpasst und Silas 🙈. Positionsspiel und Kombinationssicherheit vom VfB echt überraschend. Und die beste Halbzeit war die erste in Leipzig. Ja in Leipzig. Euphorie mitnehmen, Punkte machen und vom Abstiegskampf weit weg bleiben. Ich mag das gerade und danke allen! Verantwortlichen. Ja auch Sven. Schön gerade Dunkelroter zu sein!

  2. Clemens sagt

    Das Auftaktprogramm meint es diese Saison wirklich gut mit uns. Bis auf Leipzig alles Mannschaften, gegen die man punkten kann. Und ein Guirassy in dieser bestechenden Form ist dann natürlich ein unglaublicher Glücksfall für den VfB. Mit einem Sieg gegen Darmstadt könnte man bereits 33% seiner Minimalvorgabe an Saison Punkten im Sack haben. Dieses entspannte Gefühl beim Blick auf die Tabelle ist für mich total ungewohnt.

    Andreas hat das fahrige Aufbauspiel, die unsauberen Anspiele und die Konfusion beim Gegentreffer zu Recht kritisiert. Aber zu den positiven Dingen gehört neben unserem Goalgetter auch, dass wir nach zwei Jahren mit großen Schwierigkeiten auf der Torhüterposition mit Nübel scheinbar wieder eine verlässliche Größe zwischen den Pfosten haben. Denn auch gestern hat der VfB Keeper in der Anfangsphase klasse reagiert und das Momentum für die Stuttgarter gerettet. Und auch, wenn die gestrige Partie eher unter der Rubrik Arbeitssieg einzuordnen ist, muss man festhalten, dass der VfB in einigen Phasen eine richtig gute Spielanlage gezeigt hat. Dagegen sah das Spiel der Mainzer phasenweise geradezu panisch aus, wenn sich Stuttgart dem Mainzer 16er nährte und die Bälle nur noch ins Seitenaus gedroschen wurden.

    Mir graut ein wenig vor dem Afrika Cup zu Beginn der Rückrunde, denn da wird uns Guirassy mindestens vier Spiele lang fehlen. Bis dahin ist hoffentlich Undav in einer Form, die uns ebenfalls verlässliche Tore garantiert. Gestern hatte er bereits zwei tolle Assists aufgelegt, von denen Leweling einen schwach vergeben hat und einen zweiten, den Guirassy absolut weltklasse veredeln konnte.

  3. Es ist in der Tat nicht ganz leicht als VfB Fan die Balance zwischen Genießen und Sich Sorgen zu finden…

    Das Spiel selbst war ja schon recht zäh. Ich denke auch, dass das größte Lob in Richtung Entwicklung gehen “muss”. Nämlich, dass “wir” das Spiel dann gewonnen haben und im letzten Jahr definitiv verloren hätten. Unser Trainer sagte selbst, dass es ein 50:50 Spiel war, dass hätte dahin oder dorthin gehen hätte können.

    Bei Serhou ist (leider) sofort der Gedanke da – und wer nimmt ihn uns dann wieder weg…?
    Ich glaube (was mich ein klein wenig hoffen lässt…), dass Serhou eine totale Wohlfühlatmosphäre und maximale Anerkennung der Mannschaft benötigt, um so zu performen. In Köln und Frankreich ist ihm das nicht in dieser Form gelungen, natürlich ist er auch reifer. Sogar Endo kam (mit Heimweh) zurück an den Neckar. Was andererseits einen wieder glauben und hoffen lässt, dass Teamgeist und Betiebsklima passen…

    Meine Gedanken gehen natürlich wieder (sorry dafür) komplett in die falsche Richtung, ja wenn wir vielleicht doch irgendwie Europa packen, bleibt Serhou vielleicht… aber das ist Quatsch, ich weiß. Er fehlt uns dann ohnehin, wenn er bei seinen Meisterschaften ist und ehrlich gesagt, kann man eh nicht so weit schauen. Ich erinnere mich noch sehr gut an das “Dippigodobbspiel”, bei dem unser aller Loddar Bayern Serhou empfahl und alle um hin herum komisch geschaut haben. Loddar sagte, dass er einer der komplettesten Neuner der Liga wäre… tja – ich hab Kane am Freitag geschaut, “not my cup of tea”… Serhou ist besser :-)

    Auch fand ich Undav ziemlich cool. Übrigens gefällt mir Mittelstädt, der haut sich da voll rein und brachte hinten mehr Stabilität. Nübel muß man genauso loben, der strahlt da Ruhe aus und ist sowas von sympathisch. Finds auch jetzt schon schade, wenn der zu Tuchel zurück muß. Da bin ich dann nur am Heulen :-( Hoffentlich kommen die in München nicht auf die Idee, unseren Trainer wegzukaufen… Tuchel begeistert mich dort bei Weitem nicht so wie Hoeneß bei uns. Letzteres passt endlich mal wie Arsch auf Eimer :-)

  4. Roland K. sagt

    Es war wie erwartet recht zäh.
    Allerdings liegen wir nicht mehr wie früher so oft gleich hinten,weil eben im Tor jemand steht,der ab der ersten Sekunde unglaublich konzentriert ist und dies auch auf seine Mitspieler überträgt.

    Ja, nach dem Ausgleich habe ich auch befürchtet,dass wir bald den Mainzer Führungstreffer kassieren könnten.
    Dem war nicht so. Dank unseres Torjägers sieht das Ergebnis dann doch vergleichsweise besser aus,als es tatsächlich war. Aber solche Siege sind natürlich besonders schön.

    Auffällig,dass wir auch diesmal keinen Ausfall in der Mannschaft erleben mussten. Derzeit bringen alle ihre Leistungen,wenn auch mit den ganz normalen Schwankungen. Es ist unter diesem Trainer tatsächlich eine Mannschaft auf dem Platz, kein Sammelsurium mehr oder weniger eitler Selbstdarsteller.
    Gefällt mir.

    Übrigens kam auf Sky danach noch ein Bericht über den VfB, Mittelpunkt war Deniz Undav.
    Zumindest da macht der einen prima Eindruck. Gilt überraschenderweise auch für die Herren Wehrle und Wohlgemuth.

  5. Marcus Fichter sagt

    Das war ein typisches Mainz-Spiel, das der VfB in den Vorjahren noch locker verloren hätte.

    Defensiv sieht das schon sehr gut aus und schönen Gruß an all die, die Wohlgemuth schon die Qualifikation abgesprochen haben als er für 500k den Mittelstädt holte. Der Junge gefällt mir.

    Es tut mir leid, aber Endo hab ich im VfB-Mittelfeld schon fast vergessen, so gut passen Stiller und Karazor zusammen. Führich und Silas ( wiederholt ) waren jetzt mal nicht so stark bzw. spielentscheidend. Wenn Mainz die haarsträubenden Fehler nicht macht, dann wär es ein ekliges 1:1 oder so ähnlich geworden.

    So haben wir vorne eben derzeit ne Wahnsinns-Qualität und der Undav darf sich jetzt dahin entwickeln, dass man, wenn nötig, evtl. sogar mal wieder mit zwei Mittelstürmern spielen kann bzw. der Serhou mal ne Zeitlang ersetzen kann.

    Aber denken wir nur bis zum nächsten Spiel. D98 hat gg. Gladbach lange Zeit echt gut gespielt, da ist Vorsicht geboten. Vor allem weil man seit langer Zeit mal wieder als klarer Favorit auf den Platz geht. Mal sehen wie die Truppe bzw. Hoeneß mit dieser Situation umgeht !

    Ich freu mich auf Freitag abend, Flutlicht, volle Hütte….

  6. Guirassy ist beeindruckend; vor allem macht er Tore, die eigentlich gar nicht mehr möglich erscheinen. Beim ersten Tor hatte er sich den Ball zu weit vorgelegt, beim zweiten war die Ballannahme schlecht und dann kam er zu weit nach links – und trotzdem macht er sie.

    In die Nübel-Begeisterung kann ich bis jetzt nicht so einsteigen. Auch am Samstag hatte er richtig starke Momente, aber beim Gegentor sieht er mehr als unglücklich aus.

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