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Die Mannschaft lebt!

Es wäre nicht überraschend gewesen, wenn der VfB nach dem 0:2 Zwischenstand zusammen gebrochen wäre. Nach neun sieglosen Spielen dann auch noch nach 35 Minuten zurückliegen? Beeindruckend wie die Mannschaft zurück gekommen ist. Mit einer Leidenschaft, die bis auf die Zuschauerränge spürbar war.

Es kann mir keiner erzählen, die Mannschaft sei leblos, trainiere lasch oder ihr sei egal, was mit dem VfB in dieser Saison passiert. Wer im Stadion gewesen ist, hat gesehen: Da ist ein Team auf dem Platz, das kann und will. Eine Mannschaft, die sich nicht unterkriegen lässt. Sie hat die Zuschauer mitgenommen und wer nach dem Spiel nicht mitgenommen war, der hat ein Herz aus Stein. Ich habe Borna Sosa in mein Herz eingeschlossen. Seine Energie habe ich sogar im Oberrang gespürt. Und er gibt nie auf. Immer wieder geht er ins Dribbling, geht mühelos an Gegenspielern vorbei, weil ihm der Ball am Fuß zu kleben scheint. Bis er endlich die Vorlage zum 3:2 auf seinen Kumpel Kalajdzic gibt. Und wer Atakan Karazor nicht liebt, hat den Fußball nie geliebt. Während er dirgiert, organisiert und emotionalisiert kann Wataru Endo wieder Schnittstellen- und Vertikalpässe spielen wie vor dem 2:2 auf Tiago Tomás. Und der Japaner sei ein stiller Führer, wie viele meckern? Er hat seinen Anschlusstreffer alles andere als still gefeiert, die Mannschaft aufgerüttelt und ihr und uns die Hoffnung zurück gegeben.

Was der Matchplan der Gladbacher war?
Möglichst passiv zu sein, tief zu stehen und die defensiven Außenbahnen komplett offen zu lassen. Ab und zu nach vorne zu gehen und auf Fehler des VfB warten. Denn die kommen sicher, das wissen die Gegner und wir. Ansonsten wollten sich die Fohlen auf Yann Sommer verlassen. Hat ehrlicherweise gut geklappt in der ersten Halbzeit. Beide Tore schön herauskombiniert und beschissen verteidigt, weil körperlos und orientierungslos. Vor allem bei meinem Freund Sosa, der vor dem 0:2 den Gegenspieler in seinem Rücken vergisst.

Aber was dachte sich die Mannschaft?
Scheiss drauf! Spätestens seit dem Leverkusen-Spiel hat sie eine Einstellung zur Gesamtsituation und zu Rückschlägen gefunden. Sie ist nicht am Boden, sie schießt drei Minuten später das 1:2. Ab dem Moment hatte man das Gefühl: Es ist nur eine Frage der Zeit, bis das nächste Tor für den VfB fällt. Aus der Halbzeit kommt der VfB heiß raus, spielt weiter so mutig wie Pellegrino Matarazzo sie aufgestellt hat: Mit Chris Führich, Omar Marmoush, Sasa Kalajdzic und Tiago Tomás startete er bereits mit allen offensiven Optionen. Marmoush wie immer ein bisschen verspielt und kompliziert. Tomás dagegen geradlinig, schnell und direkt, wie er immer wieder den Körper vor den Gegenspieler bringt: außergewöhnlich. Chris Führich ist überall und belohnt sich mit einem schönen Flugkopfball-Tor. Kalajdzic am Anfang ein bisschen unglücklich mit seinem Kopfball in der 24. Minute, er kämpft sich dann ins Spiel, immer wieder erstaunlich was er mit seinen langen Beinen machen kann. Am besten natürlich ein Tor schießen, wie beim Siegtreffer, als er durch fünf Mann hindurchschießt.

Machten wir uns Sorgen, dass der VfB noch ein Gegentor frisst?
Natürlich, weil wir den VfB kennen. Waren die Sorgen berechtigt? Überhaupt nicht. Einerseits zieht sich der VfB nicht zurück, sondern geht auf das vierte Tor. Andererseits ist Gladbach offensiv eine einzige Enttäuschung. Wacklig, nervös, ängstlich, mit den Kräften am Ende ist der VfB in der Schlussphase mitnichten. Im Gegenteil: Dinos Mavropanos und Waldemar Anton verteidigen mit Vehemenz und Konsequenz, sie bearbeiten ihre Gegenspieler – auch körperlich – sie nerven und lassen oft erst gar kein Zusammenspiel zu. Dadurch bleibt der Ball weitehend in der Hälfte der Galdbacher, dort kann er wenig gefährlich werden für das Stuttgarter Tor.

Ist der Sieg jetzt der Wendepunkt?
Er könnte eine Befreiung sein. Die emotionalen Jubelszenen nach dem 3:2 unterstreichen das. Beim vermeintlichen 4:2 von Omar Marmoush holte sich Ersatzspieler Tanguy Coulibaly bei seinem Sprint aufs Feld den Geschwindigkeitsrekord des Spiels, nicht nur beim ihm hat man gesehen: Die Spieler brennen und sehnten sich nach einem Erfolgserlebnis und Bestätigung ihrer Arbeit und Leistungsfähigkeit. Auch die Art und Weise müsste Kraft und Hoffnung geben. Und vor allem Vertrauen in die eignen Fähigkeiten (zurück)geben.

Es wird anstrengend werden, wir werden weiter leiden müssen (vor allem meine Stimme!). Aber vielleicht sprechen wir nach der Saison darüber, dass dieses Spiel und der Spielverlauf der Saison den Kick gegeben hat, um den Klassenerhalt zu schaffen.

Zum Weiterlesen:
Unser vertikalGIF “Und sie können doch noch gewinnen!”

Der Spielverlauf erinnert stark an drei Big Points, die der VfB schon einmal gegen Gladbach machte.

Stuttgart.International attestiert dem VfB ein Löwenherz.

Die Süddeutsche Zeitung schreibt von der „Auferstehung der Unglücklichen“ und traut Borna Sosa die Olympianorm für den 10 000-Meter Hindernis-Lauf zu.

Bild:
Christian Kaspar-Bartke/Getty Images

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14 Kommentare

  1. fritzo62 sagt

    Was für ein ComeBack – aber aufgepasst. Da stand mit Gladbach einer der schwächsten Gegner dieser Saison auf dem Platz – sogar ein Ginter spielt so schlecht wie Pavard beim VfB mit Bayern-Vertrag in der Tasche. Führich hat seine Schuld beim 0:1 als Begleitung des Gegners, über Sosa‘s Rolle beim 0:2 hat Abiszet ja schon geschrieben. Es bleibt zu hoffen dass die beiden Berliner Clubs ähnlich schlecht spielen, aber Augsburg und Bielefeld werden uns super stressen. Ich hatte einen Traum: Bayern schenkt uns den nötigen Sieg…

    • @abiszet sagt

      Ein schöner Traum :-)

      Auch schwache Gegner haben den VfB nicht darin gehindert zu verlieren, deshalb sind die 3 Punkte wichtig und sollten nicht relativiert werden. Aber völlig richtig, in zwei Wochen gegen Augsburg wird es ein ganz anderes Spiel. Gladbach spielte eigentlich körperlos, das wird Augsburg nicht passieren. Nächste Woche Union auch nicht.

    • Bernd sagt

      Beim 0:1 liegt Führichs Fehler nicht darin dass er nicht hinterherkommt sondern dass er überhaupt Kempf-mäßig rausrückt und dadurch die Zone vor dem 16er exponiert. Nach seinem verlorenen Zweikampf ist das kaum noch zu verteidigen, auch weil die Gladbacher in der Situation eine brutal gute Besetzung im Angriffsdrittel haben.

  2. Clemens sagt

    Die SZ schreibt “Wäre Fußball eine durch und durch gerechte Angelegenheit, stünde der VfB Stuttgart wohl nicht auf dem vorletzten Tabellenplatz.”

    Nimmt man das gestrige Spiel zum Maßstab, würde das wohl jeder unterschreiben. Trotz der Widerstände im Spielverlauf durch einfache Gegentore, weiterhin personelle Ausfälle (Stenzel, Silas, angeschlagener Mangala), die obligatorische vergebene 100%ige Torchance (Tomas), … und dennoch hat man Gladbach weiterhin unablässig bearbeitet. Spieler spüren, wenn sich beim Gegner Verunsicherung breit macht. Und Gladbach war gestern insofern ein dankbarer Gegner, wie zuletzt davor Wolfsburg. Spiele gegen Augsburg und Bielefeld werden sicherlich anders geführt und benötigen mehr körperliche Härte. Aber entscheidend ist, dass die Spieler ein gesundes Maß an Selbstvertrauen aus dieser Partie ziehen und verinnerlichen, dass sie durch Zusammenhalt auf und neben dem Platz ihr Minimalziel, den Klassenerhalt, doch noch erreichen können.

    Ich habe mich auf jeden Fall riesig für Matarazzo gefreut. Sowohl die verbale Rückendeckung durch Mislintat, als auch der Schulterschluss mit der Mannschaft zeigen durch das Ergebnis, dass es richtig war und ist, weiterhin an ihm festzuhalten.

  3. Martina sagt

    Ich habe es auch nicht übers Herz gebracht nicht zu schauen 😳

    Nach dem 0:2 dachte ich, o.k wie immer.

    Danach war ich wirklich beeindruckt vom VfB und gleichzeitig überrascht, was Sommer / Kramer so zu Protokoll gab. Keine Chance 😳 gegen den Tabellen vorletzten 😳

    Die Mannschaft hat gestern tatsächlich im Zusammenspiel sehr gut harmoniert und der Match Plan ging über die volle Distanz auf.
    Sosa fand ich mit seinen Dribblern auch sensationell.

    Herr Özdemir mit seiner VfB Leidenschaft war sehr süß und sogar loddar freute sich für den VfB 🌟

    War das jetzt ein Traum 💭 oder echt 🤔
    Sachen gibt‘s…

    Bleiben wir vorsichtshalber auf dem Boden der Tatsache, Union war noch nie unser Lieblingsgegner, ein paar Rechnungen wären allerdings noch offen. Die sind grad nicht so richtig gut, bei uns scheint es besser zu werden, vielleicht wird das ja was 🤓

    Sasa hat mich mit der Ansage, Ich will nicht absteigen auch wieder etwas versöhnlicher gestimmt. Und das habe ich ihm zu 100 Prozent abgenommen.

    Irgendwie ist ja immer was, wieso müssen unsere Ordner die Gladbach Fans verprügeln.
    Wir haben ja gewonnen, macht so ganz und gar keinen Sinn. Schon gar nicht in der allgemeinen Situation 😬

  4. Der Groundhopper sagt

    Nun, der Beginn eines Durchmarsches, der uns noch unter die Top 5 führt, wird‘s wohl nicht gewesen sein! Aber es ist ein schönes Gefühl, endlich mal wieder gewonnen zu haben und jetzt zumindest noch hoffen zu dürfen.
    Gleichzeitig war es für den Schreiberling „NiemehrErsteLiga“ ein erster zarter Rückschlag: Da möchte man seinen Hassverein schon symbolisch beerdigen, weil er zuhause gegen einen selbst in einer Vollkrise steckenden Gegner 0:2 hinten liegt – und dann gewinnt der auf einmal doch noch und ist wieder voll im Geschäft. Maximal unglücklich gelaufen würde ich sagen :-)

  5. Bacardihardy sagt

    Starke Leistung Vfb, es scheint so als könnte dies die Wende von Team und Trainer sein. Der Siegerspirit ist zurück. Nur so kommen wir wieder unten raus. Dran bleiben Jungs. Ihr könnt es noch schaffen. Hatte schon die Hoffnung aufgegeben. Der Vfb lebt wieder.

  6. Heinzi sagt

    bitte das Heimoutfit nur noch ganz in weiß und fort mit diesen schlimmen schwarzen Hosen. Man muss jeden Strohhalm ergreifen im Abstiegskampf.
    Das Fitness-Problem scheint ja auch in dieser Woche gelöst worden zu sein :-)

  7. Mathias sagt

    Es könnte der Wendepunkt sein und wir alle hoffen und wünschen das. Aber wir kennen unseren VfB…
    Jetzt erstmal den Sieg auskosten und eine Woche lang genießen. Dann schauen wir in Köpenick wie nachhaltig das ist. Unsere Abwehr ist gerade bei Kontern nicht sattelfest. Aber vielleicht schießen wir einfach wieder ein Tor mehr als der Gegner.

  8. Hessoschwabe sagt

    Zuallererst mal danke Buzze, Du hast im VfBStr-Podcast den Erfolgsweg vorgegeben: Statt Führung nicht in’s Ziel gezittert bekommen, hinten liegen und dann das Ding mit Macht drehen!

    Auf jeden Fall freue ich mich riesig, dass die positiven Entwicklungen seit dem doch schlimmen Eintracht-Spiel jetzt endlich auch mal zählbares bringen. Ich denke jeder, bis zum Trainer, hat an sich und an der Teamleistung gearbeitet. Insbesondere Atakan Karazor, den ich vor ca. drei Jahren noch für eine “untherapierbare” Mentalflasche gehalten habe, verzückt mich mit seiner neuen Körpersprache.

    Kommentare wie “So spielt ein Absteiger” nach guter Leistung im Kraichgau, können mir gestohlen bleiben, ebenso wie das gestrige saudumme Gebrabbel von Guido Buchwald bei Sport im 3.

  9. Motzbackenbruddler sagt

    Hab’s durchgerechnet: Platz 11 ist drin;-) Und Danke an Rino, dass er endlich mal ein 433 gebracht hat. Bitte weiter so. VfB-Fan sein ist spanned as Fuck!

  10. Fritz sagt

    Die Mannschaft hat ja in diesem Spiel gezeigt, dass sie es kann – umso unbegreiflicher, warum das nicht in jedem Spiel geht. Hat jemand Erklärungsversuche?

    • Bernd sagt

      Die Leistung hat seit dem Leverkusen-Spiel ja auch schon gestimmt, nur die Ergebnisse aufgrund von Kleinigkeiten nicht. Dass es seitdem aufwärts geht, ist in meinen Augen am ehesten durch die Personalien Karazor und Marmoush erklärbar. Man schaue sich einfach nur mal die jeweiligen Punkteschnitte mit und ohne den Spieler an. Gerade bei Marmoush ist das besonders krass, weil da die späten Gegentore gegen Köln, Bochum und Hoffenheim nach seiner Auswechslung gefallen sind aber in der Statistik trotzdem mitgezählt werden. Oder anders ausgedrückt: Mit Marmoush auf dem Platz haben wir diese Saison ganze zwei Spiele verloren: Gegen die Bayern und das Hinspiel gegen Leverkusen. Tomas fügt sich in die Reihe meiner Meinung nach auch gut rein. Das sind einfach Spieler, die bis zum Ende bedingungslos kämpfen und dadurch die gesamte Mannschaft mitreißen.

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