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Jein.

Soll ich wirklich über den Punkt in Frankfurt lachen oder lass’ ich’s lieber sein? Jein. Ich fühle mich nach dem 1:1 gegen Eintracht Frankfurt wie das Spiel ausging: unentschieden. Und weiß noch nicht, was ich davon halten soll.

„Dieses Unentschieden ist extrem wichtig für uns“, sagte Pellegrino Matarazzo nach dem Spiel, „da es mehr als der Punkt wert sein könnte.“ Denn in Frankfurt in Unterzahl noch ein Remis erreicht zu haben, kann für den weiteren Saisonverlauf prägend sein. Einerseits der Punkt an sich, andererseits das erneute Wissen, dass die Mannschaft jeden Rückstand ausgleichen kann – selbst in einem nicht wirklich guten Spiel.

Das Comeback von Mangala – soll ich mich darüber freuen oder lass’ ich’s lieber sein? Jein.
Es lief so einiges unrund gegen die Eintracht. Ungenauigkeiten im Passspiel, Schwierigkeiten bei Ball- an und -mitnahme. Höhepunkt der Einwurf von Hiroki Ito, der ähnlich slapstick-artig war wie der von Borna Sosa 2018 gegen Bremen und der Waldemar Anton schließlich die rote Karte einbrachte. Wataru Endo dagegen versuchte zuverlässig wie immer das Mittelfeld zu dominieren, aber es ist nicht zu übersehen, dass selbst er am Ende seiner Kräfte ist. Wir freuten uns zwar alle extrem auf das Comeback von Orel Mangala und dadurch auf mehr Stabilität mit Endo. Aber sein Kurzeinsatz hat gezeigt: Er ist nicht wirklich auf der Höhe, die sechs Monate ohne Spielpraxis waren ihm deutlich anzumerken. Erst eine schusselige Aktion gegen Jens Petter Hauge, die ihm eine gelbe Karte einbrachte, dann der Stockfehler vor dem 1:0 durch Kostic. Und ja, dieses Tor war wie das 2:3 gegen Freiburg eine Kopie der letzten Saison. Gut, dass Mangala wieder gesund ist, aber er wird in den nächsten Wochen noch keine Hilfe für Endo und das defensive Mittelfeld sein.

Kaum ein Spieler, der gegen Frankfurt Normalform erreichte. Ata Karazor mit lässigen Pässen, die lässig beim Gegner landeten. Dinos Mavropanos mit haarsträubenden Fehlpässen. Teto Klimowicz hinterließ kaum Eindruck, außer in seiner Art, körperlos zu verteidigen und stets die falsche Entscheidung zu treffen. Borna Sosa seltsam gehemmt und wirkungslos, Philipp Klement mit seinen Verzweiflungs-Kreiseln, Roberto Massimo wie meist mit guten Ansätzen, aber mehr nicht. Individuelle Fehler und unforced errors – defensiv wie offensiv – prägten das Spiel des VfB. Dass Eintracht Frankfurt diese nicht nutzen konnte, sagt einiges über die Form des letztjährigen Tabellenfünften aus. Ein Gegner mit mehr Sicherheit und Konsequenz hätte dem VfB in diesem Spiel einen deutliche Niederlage beigebracht.

Freue ich mich über das Debüt von Marmoush oder lass’ ich’s lieber sein? Jein.
Überzeugen konnte dagegen Neuzugang Omar Marmoush. Nicht nur wegen seines Tores. Er kann dem VfB in der Offensive einiges geben durch seine individuelle Qualität, durch seine Dribblings und seine Sprints (die meisten beim VfB). Aber er verändert natürlich auch das Spiel. Er ist nicht der Zielspieler wie Sasa Kalajdzic oder Hamadi Al Ghaddoui. Vor allem Sosa fehlt damit ein Abnehmer für seine Flanken. Auch ins Kombinationsspiel war er noch nicht gut eingebunden, er fiel in erster Linie durch Einzelaktionen auf. Das Offensivspiel mit ihm neu zu strukturieren, wird Zeit benötigen.

Freue ich mich auf das Spiel gegen Leverkusen oder lass’ ich’s lieber sein? Jein.
Der VfB macht trotz einiger Unzulänglichkeiten nach wie vor Freude. Vor allem die Widerstandsfähigkeit ist beeindruckend. Zudem wird es spannend sein, wie sich einige Spieler entwickeln werden. Ömer Beyaz feierte gegen Frankfurt ein unauffälliges Debüt, Wahid Faghir könnte eine Option sein und Tanguy Coulibaly könnte nach und nach mehr Spielanteile bekommen. Aber gegen Leverkusen befürchte ich, dass es ein Spiel wie gegen Leipzig werden könnte. Der VfB wird deutlich mehr benötigen als Glück, den richtigen Spin nach einem Lattentreffer und die Hoffnung, dass der Gegner die eigenen Fehler nicht bestraft.

Wenn Ihr auf das Remis gegen Frankfurt standesgemäß anstoßen wollt (oder sonst einen Anlass zum Anstoßen habt), wir haben sehr schöne Sektgläser in einer Sonderserie zusammen mit Martin vom Brustringtalk gestaltet und produziert (hier entlang).

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Zum Weiterlesen:

Unser vertikalGIF „Kostic? Leckmic!“ findet Ihr hier.

Auch Rund um den Brustring sieht deutlichen Verbesserungsbedarf, ist aber ebenfalls mit dem Punkt zufrieden.

Zum Weiterhören
Der Brustringtalk spricht mit Benni Hofmann über sein Buch „Kapital oder Kurve?“. Der kicker-Redakteur arbeitet in seiner sehr lesenswerten Veröffentlichung die Verwerfungen der letzten Jahre beim VfB auf.

Foto: Imago

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10 Kommentare

  1. Clemens sagt

    Schiffmeister @abiszet steht auf “nordisch by nature”, nun ist es endgültig raus ;-)

    Womit wir bei der MS-Schwaben angekommen sind. Diese ist gestern in Frankfurt beinahe leck geschlagen, aber immerhin nicht gesunken. Eine Passquote von 68% ist für VfB Verhältnisse absolut ungewöhnlich. Man hatte zwar die bessere Zweikampf Quote, aber leider fast jeden erkämpften Ball auch prompt wieder verloren. Endo als einsamer Kämpfer im Mittelfeld tat mir gestern wirklich leid. Außer ihm kann derzeit leider niemand Struktur ins Stuttgarter Spiel bringen. Ich hoffe daher sehr auf eine schnelle Wiedereingliederung von Mangala, damit sich das Aufbauspiel wieder auf mehrere Schultern verteilen kann.

    • @abiszet sagt

      König Clemens … ist im Haus! :-)

      Nach dem gestrigen Auftritt denke ich, dass Mangala kurzfristig keine Hilfe ist. Man hat gesehen, dass ihm aufgrund fehlender Spielpraxis einfach das Timing fehlt.

      • Clemens sagt

        Das stimmt, kurzfristig sicherlich nicht. Dafür bedarf es weiterer Einsätze. Ob die 2. Mannschaft dafür geeignet ist, glaube ich aufgrund des geringen Leistungsniveaus allerdings nicht. Und in Anbetracht der roten Karte von Anton muss auf der Doppel-Sechs eh umgestellt werden, da Karazor vermutlich in die Innenverteidigung rückt. Warum also nicht bereits am kommenden Sonntag Mangala von Anfang an bringen? Um es mit Gentners Worten zu sagen: Gegen Leverkusen muss man nicht gewinnen.

  2. drhuey sagt

    Das geht mir ganz ähnlich. Man möchte das Gute mitnehmen wie es so schön heisst, wenn nicht alles so optimal lief. Allerdings haben mich die mangelnde Präzision bis hin zu überforderten Spielern wie einmal mehr Klimowiecz und Massimo doch sehr überrascht. Frankfurt war der erwartbare eklige Gegner, der nach schlechtem Ligastart endlich punkten wollte. Wenn nicht gegen einen geschwächten Aufsteiger im 2. Jahr gegen wen denn dann? Ich traue Mangala zu bereits beim zweiten Einsatz eine viel bessere Leistung zu zeigen und würde ihn daher, wenn es geht unbedingt zur Unterstützung von Endo bringen. Leverkusen hat gegen Dortmund gezeigt wieviel Alarm sie machen können und wird dem VfB in der Frankfurt-Verfassung ganz andere Probleme bereiten. Ich würde daher auch für die Viererkette plädieren hinter einer Doppelsechs (4-2-3-1). Die Wingback-Ausbildung muss mal pausieren gegen einen so offensiv-starken Gegner und eine derzeit unsichere VfB-Mannschaft. Anton’s Ausfall wiegt dann natürlich auch schwer und so wäre ein Punkt ein Erfolg. Auf die Schwankungen muss man sich wohl einstellen, denn die Wiedereingliederung von Genesenen oder neuen Talenten wird die Mannschaft durch die ganze Vorrunde beschäftigen. Da kann man nur hoffen, dass nebenbei genügend Punkte gesammelt werden, um in der Rückrunde mit einer stabilen Formation nicht allzuviel Aufholdruck zu haben.

  3. Puh, also wenn wir nur mit extremem Dusel gegen eines der formschwächsten Teams der Liga punkten, mache ich mir schon ein bisschen Sorgen um den Klassenerhalt. Zwei Siege gegen Fürth und hier und da ein Unentschieden werden jedenfalls nicht reichen.

    • @abiszet sagt

      Die ersten vier Spiele bei all’ den Unwägbarkeiten/Verletzungen/Gegnern hochzurechnen auf die ganze Saison ist sehr pessimistisch und wohl unrealistisch. Sieht ganz nach “schwierigem Umfeld” aus ;-)

      • War klar, dass das jetzt kommt. ;-) Aber den Schuh vom schwierigen Umfeld ziehe ich mir nicht an. Ich bin weiter vom Weg unserer Verantwortlichen überzeugt und bruddel auch nicht gegen die Mannschaft, die hauen sich ja weiter voll rein. Manchmal halt zu viel des Guten, weswegen ich nicht glaube, dass das mit den Verletzungen irgendwann besser wird. Und zudem hat man bei Mangala ziemlich deutlich gesehen, dass Rückkehr auf den Platz nicht heißt, dass man wieder bei 100% ist. Die Gegner waren 18./2./10./5. gemäß der Platzierung letzte Saison, also ziemlich mittig. Aus der Warte ist also auch wenig Besserung zu erwarten.

        Der VfB ist leider der mit am stärksten von Corona gebeutelte Verein, dadurch haben wir im Vergleich zur direkten Konkurrenz schon recht deutlich an Qualität verloren. Teams wie Köln und Mainz haben diesmal ihre Hausaufgaben gemacht, die dürften diese Saison auch stärker als wir einzuschätzen zu sein. Und in Augsburg wird Weinzierl uns auch nicht ewig Schützenhilfe leisten dürfen. Sehe aktuell außer Fürth kein Team klar hinter uns in der Endabrechnung. Und nein, letzte Saison war ich nicht genauso unentspannt, habe extra nochmal meine damaligen Kommentare durchgelesen.

        • drhuey sagt

          Unter sonst gleichen Bedingungen würde ich Dir sofort zustimmen. Wir dürfen nicht vergessen, dass derzeit nicht das TOP-Personal auf dem Platz steht und wir damit rechnen dürfen, dass sukzessive mindestens auf 4 Positionen eine bessere Alternative zur Verfügung stehen wird. Wenn dann der ein oder andere Youngster noch zündet, sieht es auch schon viel besser aus (Beyaz scheint mir hier in der Pole). Sosa’s Irritation mangels Zielspieler wird sich legen und er wird sein Spiel anpassen. Dann können wir Fehlerquellen eliminieren (Klimowiecz, Massimo) und das Mittelfeld wird dichter. Vielleicht wird es aufgrund der Vorrunde ein schlechterer Tabellenplatz am Ende, aber ich kann mir vorstellen, dass sich in der Rückrunde, ungefähr zu der Zeit, zu der Weinzierl das macht was er am liebsten macht, nämlich nichts, eine Stammelf einspielt, die uns überraschen kann.

  4. Motzbackenbruddler sagt

    Ich weiß nicht, warum hier einige die Eintrach so klein und schwach reden? Das ist eine EL-Mannschaft, die noch (nicht) ganz in die Spur gefunden hat und die durch die unnötigen Trainerrochaden von Wolfsburg nach Frankfurt nach Gladbach + Weggang SV nach Berlin + Starallüren ihres Linksaußen etwas verunsichert wirkt. Dass unsere B-Elf (bis auf Ausnahmen) da jetzt nicht das Blaue vom Himmel spielt, hat mich nicht gewundert. Die Eintracht hatte in den ersten 20 Minuten kaum Zugriff auf das Spiel von uns und hat erst in der 2. Halbzeit in Ihr körperliches und oft ekliges Spiel reingefunden. Und ohne Kostic wäre das Spiel vielleicht auch mit 0:1 an uns gegangen!

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