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Schwung Kischde, Kischde Schwung!

Hoffenheim liegt uns. Ich erinnere mich an Schützenfeste, Gomez-Festspiele (inklusive unsouveränem Julian Nagelsmann) und souveräne Siege. Und was war das am siebten Spieltag? Es waren drei enorm wichtige Punkte, die ein bisschen Ruhe bringen, in der Länderspielpause und danach.

Pellegrino Matarazzo hatte umgestellt: Zurück zur Dreierkette und Ata Karazor spielte davor zentral den alleinigen Sechser, Wataru Endo und Orel Mangala unterstützen ihn situativ, agierten aber offensiver und mehr in den Halbräumen. Vorne bildeten Chris Führich, Omar Marmoush und Tanguy Coulibaly einen temperamentvollen Dreiersturm. Besonders beeindruckend das Anlaufverhalten der drei, die einen geordneten Aufbau der Hoffenheimer immer wieder unterbanden, Ballverluste erzwangen und die Abwehrreihe spürbar stressten.

Gleichwohl Hoffenheim in der ersten Halbzeit zu guten Chancen kam. Aber der VfB liegt dem ansonsten treffsicheren André Kramaric nicht. Gegen andere Gegner hätte der Vize-Weltmeister sicher genetzt, gegen die Cannstatter fehlt ihm die Überzeugung, wie übrigens schon im letzten Heimspiel des VfB in der zurückliegenden Saison. Gut, dass Ihlas Bebou an die Unterkante der Latte schießt, denn ansonsten hätte wieder ein Spiel wie gegen Freiburg oder Leverkusen entstehen können. So trifft Marc Oliver Kempf nach einer Ecke per Kopf – ohne auch nur einen Millimeter springen zu müssen – und das gab Sicherheit, Selbstvertrauen und Überzeugung. Denn Hoffenheims Beats haben Bass, aber uns’re Beats haben Besser.

Gibt es für Dinos Mavropanboss‘ Tor eine bessere Beschreibung als Schwung Kischde Kischde Schwung? In der Vorschau bei den Hoffe-News prognostizierten wir schon einen Lucio-Moment des griechischen Gladiators. Der kicker nennt das 2:0 in seinem gewohnt nüchternen Stil einen “sehenswerten Treffer“. Dabei war es ein echtes Boss-Tor, ein Naturereignis, bestehend aus Willen, Energie und dem Auge für die Spielsituation und der sich daraus ergebende Chance. Das sind 192 Zentimeter pure Kraft des Dampfmachers auf der rechten Seite. Schnell, athletisch, wuchtig, furcheinflößend.

Der VfB war bei weitem nicht fehlerfrei (I look at you, Ata!), brachte aber ein erstaunliche Intensität und Geschwindigkeit ins Spiel. Der VfB suchte Zweikämpfe, die dann auch mit der notwendigen Härte geführt wurden. Das machte dem Gegner spürbar zu schaffen, der teilweise regelrecht entnervt war. Selbst der sonst wie ein Dorf-Disco-Rüpel agierende Dennis Geiger, der keine Konfrontation scheut, ließ sich davon beeindrucken. An Ata Karazors Trikots zerren, das kann er allerdings sehr gut.

Im stadion aktuell zum Hoffenheim-Spiel sagte Orel Magala, dass der Löwe sein Lieblingstier sei, weil „er hat einfach Charisma und eine beeindruckende Aura.“ Dasselbe könnte man auch über den jungen Belgier sagen, der zunehmend seine Form findet, Verantwortung übernimmt und zeigt, wie wichtig er für das Spiel des VfB ist – und für Wataru Endo, der nicht mehr der Einzige ist, der im Spielaufbau den Ball zugespielt bekommt. Chris Führich bestätigte den guten Eindruck vom Bochum-Spiel. In erster Linie bringt er viel Tempo mit und versucht, sich mit energischen Tiefenläufen anzubieten und die Abwehrreihe auseinander zu reissen.

Drei Premieren wurden gegen Hoffenheim noch gefeiert: Nikolas Nartey und Clinton Mola bestritten ihre Bundesliga-Debüts und Roberto Massimo schoss sein erstes Tor, sehr cool übrigens, aus ähnlicher Position wie Mavropanos zuvor. Vor allem Massimo ist es zu gönnen, er sieht sich immer wieder Kritik ausgesetzt – selbst vom Trainer direkt nach dem Spiel, als Matarazzo den Torschützen erst umarmte und dann gestenreich auf eine Szene hinwies, in der sich der U21-Nationalspieler nicht optimal verhielt. Der Wechsel von Freude zu Verwunderung und Aufmerksamkeit in Massimos Gesicht: unbezahlbar! Dass auch seine Kollegen ihm das Tor gegönnt haben, sieht man daran, dass nach seinem Treffer sogar die Ersatzspieler aufs Feld eilten, um ihn zu feiern. Es scheint zu stimmen im VfB-Team.

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Zum Weiterlesen:
Unser vertikalGIF „Mavropornös“ findet Ihr hier.

Stuttgart International blickt bereits nach vorne und fordert dieselbe Intensität gegen die kommenden Gegner Gladbach, Union Berlin und Köln, während Rund um den Brustring erleichtert ist.

Foto: Matthias Hangst (Getty Images)

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6 Kommentare

  1. Bernd sagt

    Ganz ganz wichtiger Dreier, auch wegen der Art des Zustandekommens. Bin einfach nur erleichtert, dass Rino mit der Dreiercombo Endo, Mangala und Karazor eine Lösung für unsere Probleme bei hohem Pressing gefunden hat, sodass wir uns immer wieder in gefährliche Zonen kombinieren konnten. Das Ausspielen dieser Vorstöße ist sicher noch verbesserungsfähig, angesichts der Uneingespieltheit von Führich und Marmoush hoffentlich nur ein vorübergehendes Problem.

  2. drhuey sagt

    Ich habe das Spiel nicht in Gänze gesehen, aber dennoch gab es evtl. ein paar wichtige Hinweise. Massimo, Klimo und Hamadi auf der Bank war von Matarazzo endlich eine konsequente Folge der bisherigen Leistungen. Auch, wenn Massimo ein Tor gemacht hat, sollte er bis auf weiteres nicht starten und, wenn er kommt, nicht als völlig überforderter Wingback. Matarazzo hat schließlich genau die richtigen Schlüsse gezogen und auch die Mentalität wieder zurück gebracht. Wenn Chris Führich mit der Mannschaft weiter wächst kann das ein ganz wichtiger Transfer werden. Er bringt Elemente ins Spiel des VfB, der die Berechenbarkeit des Spiels reduziert.

  3. Motzbackenbruddler sagt

    Mir gefällt es, wenn Ata auf der 6 sich nach hinten fallen lassen kann – jetzt muss er nur noch etwas konzentrierter zu Werke gehen und sich die Fehler und Schlurrigkeiten abgewöhnen, die er ab und an zeigt. Ansonsten würde ich gerne auch mal Ito auf dieser Position sehen. Endo und Mangala mit mehr Raum nach vorne könnte Spaß machen und entlastet Sosa ein wenig, da er nicht mehr ganz so arg nach hinten arbeiten muss und mehr Zeit für seine Flanken hat. Coulibaly muss jetzt einfach mal noch einen Schritt machen – dann kann er Marmoush/Führich mit seinen schnellen Läufen Raum geben, die die beiden wiederum für ihre Abschlüsse brauchen. Gegen Gladbach wird es aber schwer, da in meinen Augen an einem guten Tag ein absolutes Top-Team – mal sehen. Wäre mit einem Punkt schon zufrieden…

  4. Estrella sagt

    Kann mir bitte jemand erklären, wieso ich in den Spielen vor Hoffenheim eine krasse null Bock Einstellung gesehen habe? Gegen Hoffenheim hatten sie wieder Bock …?
    So sah es für mich zumindest aus. Aber warum!

    Ein Fan von Dreier Kette war ich nie… Materazzo sagte im SWR selbst, das seine Spielweise bereits von den Meisten decodiert wurde. Mit schnellen Fluegelspielern…

    Liegt es tatsächlich daran, das “unserer Spiel” zu leicht ausrechenbar war??? Ich meine eher auch, dass zuwenig wirklich richtig konstant klasse Spieler dabei sind. Castro mit seiner Übersicht fehlt mir und so lieb ich Sven hab, geht mir der Jugendwahn manchmal ziemlich auf den Zeiger .
    Das ist mir zu extrem. Mir wäre Castro lieber als Dida gwesen, trotzdem tut der mir mit den obligaten Einwechslungen in minute 86 leid.

    Ich glaube tatsächlich nicht, das Tongy, Teto und Roberto um so viel besser werden. Die kosten ziemlich Nerven mit ihrer Art. Thommy, Klement und noch eine Hand voll sind leider keine spielentscheidenden backups.

    Kann Silas und Sasa kaum erwarten und hoffe dann wieder auf mehr Spaß beim zuschauen…

    Dinos liebe ich, er hat aber ziemliche Schwankungen, wie Kempfi auch. Versteh ich auch nicht…?

    Bei Materazzo finde ich, dass er zu spät auf Spielveraenderungen reagiert. In Unterzahl in Leverkusen zB. Da wusste man vom Bayern Spiel, was kommen kann. Da haette ich von allen mehr erwartet… Stattdessen passiert dasselbe. Da muss man als Trainer schneller taktisch eingreifen, nachjustieren und was veraendern. Mir reagiert er in sehr vielen Spielen zu spät. Er hat einige mit der viel zu langen Warterei klar vercoacht.

    Ich bin mal gespannt, wo es hingeht.. noch so ein nullbockSpiel wie Bochum und ich bin raus aus DZAN und bei den nicht sky Spielen. Für sowas zahle ich nicht nochmals 15 Euro monatlich zusätzlich.

  5. Clemens sagt

    Ein wenig Spielglück (beim frühen Lattentreffer der Hoffenheimer), ein solidarisches Mannschaftsgefüge (Abwehr kompensiert die offensive Harmlosigkeit) sowie ein Trainer mit einer Lösung (wie die von Bernd positiv bewertete Taktik mit Karazor als Sechser sowie Mangala und Endo als vorgezogene Aufbauspieler) haben einen enorm wichtigen Dreier gesichert.

    Ich hoffe aber weiterhin auf die Rückkehr eines Silas und Kalajdzic als Unterschied Spieler, denn auch wenn Führich und Marmoush mit etwas mehr Spielpraxis auf dem Platz vermutlich auch noch besser harmonieren werden, fehlt mir jemand in vorderster Front, der auch mal den Gegner zur Verzweiflung treibt und zu taktischen Umstellungen zwingt.

    Aber ich will wirklich nicht meckern. Schön, dass man in einer Länderspielpause endlich mal wieder durchatmen kann.

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