Spätestens seit Timo Werner das Dönergate ausgelöst hat, ist die Ernährung der Stuttgarter Profis in … Achtung … aller Munde.
Wer es nicht mitbekommen hat: Werner hat erst in Leipzig erfahren, dass man sich auch vegan, gluten- und laktosefrei ernähren kann. Oder auch alles gleichzeitig. Zu Stuttgarter Zeiten hatte er sich nach eigener Aussage mittags auch gerne mal einfach einen Döner reingepfiffen. Vermutlich auch noch mit allem und scharf!
Aber man kann ja von den Profis auch nicht alles verlangen. Wie sollte jemand, der mit seiner körperlichen Fitness seinen Lebensunterhalt bestreitet, auch wissen, dass er sich gesund ernähren sollte? Der Meinung war schon Huub Stevens, dessen erste Maßnahme damals darin bestand, eine gemeinsame Frühstückspflicht einzuführen.
„Wir haben durchschnittlich einen jungen Kader, viele leben allein und frühstücken morgens nicht. Ein Motor braucht aber Energie und die Energie beim Menschen ist die Ernährung. Deshalb frühstücken wir zusammen, wenn wir morgens trainieren. Wenn Spieler ohne Frühstück zum Training kommen, dann kann es passieren, dass sie etwas müder sind, dadurch unkonzentriert.“
Ich verstehe das. Ich muss unsere Tochter auch immer wieder morgens eindringlich daran erinnern, etwas zu frühstücken. Sie ist acht Jahre alt.
Leider geriet die Frühstückstradition beim VfB schnell wieder in Vergessenheit. Es folgten neue Trainer und neue Rituale. Gemeinsame Mahlzeiten gehörten anscheinend nicht dazu. Dabei weiß doch mittlerweile jeder: “Abs(tiege) are made in the kitchen”. Und Aufstiege auch! Deswegen ist es nur konsequent, dass der VfB Stuttgart jetzt wieder einen Ernährungsberater einstellen möchte.
Auf einen neuen Koch wird man allerdings verzichteen. Aus gutem Grund. Denn nach Aussage von Jan Schindelmeiser ist das Team im Clubrestaurant “1893” so heiß auf gesunde Küche, dass man dort … nochmal Achtung … sogar neue Kochbücher gekauft hat. Wenn man mich fragt: Reine Geldverschwendung. Bekommt man mittlerweile doch auch alles bei Chefkoch.de
Doch wir sollten auch weiter blicken. Quinoa statt Calzone, Chiasamen statt Schnitzel. Was bedeutet das für das Vivaldi? Wie entwickelt sich die (Falsch)park-Situation in Gablenberg? Bevor es zum großen Kochduell gegen 1860 München (wir tickern das live für die Stuttgarter Nachrichten und Stuttgarter Zeitung, siehe hier!) kommt, werfen wir einen schnellen Blick in das Bücherregal des 1893.
Bricht damit eine neues Zeitalter für den VfB Stuttgart an? Tauscht Jan Schindelmeiser Schraubenschlüssel gegen Kochlöffel? Dreht Emiliano Insua seine Kochvideos in Zukunft im Clubrestaurant? Treffen sich Aufsichtsrat, Präsident und Ultras demnächst zum veganen Kochkurs? Man darf gespannt sein!
Wobei es in der Vergangenheit sicher Spieler gab, die mit einem Nuttenfrühstück (120er Zigarette, Kaffee) mehr Leistung brachten als manch Grünschnabel, der Körner picken muss.
Ja, in der Vergangenheit eben. So 1991.
Guter Text. Geht ja nicht nur um gesunde Ernährung, sondern darum, dass man jungen Spielern noch sagen muss, dass man sich als Leistungssportler, der einen Haufen Geld verdient, vernünftig ernähren sollte.
Dass das beim VfB bisher noch nicht so war, ist erschreckend. Aber immerhin scheint sich da jetzt was in die richtige Richtung zu entwickeln.
@Tom
In den Zeiten von Paul Breitner, Mario Basler und Klaus Augenthaler war das sicher nicht unüblich. Nebenher wurde noch gezockt und getrunken, siehe 1982 am “Schlucksee” ;-) Aber heute? Eher nicht.
@Lennart
Das ist genau der Punkt, Eigenverantwortung scheint nicht bei allen in ausreichendem Maße ausgeprägt zu sein. Aber Shindy & Wolf scheinen mir alle Aspekte, die erfolgversprechend sind, beachten und bearbeiten zu wollen. Ein guter Weg. Ich denke, die beiden werden das unbeirrt verfolgen, schließlich sind sie es, die den Kopf bei Misserfolg hinhalten müssen.
Sehr lesenswerter Artikel, danke dafür!
Wir fragen mal Basler und Effenberg zu ihren besten Zeiten bei den Bauern xD
Damals mochte ich die ja gar nicht. Wahrscheinlich weil mein geistiger Horizont ziemlich beschränkt war zu jener Zeit. Heute bin ich der Meinung, dass die zwar ständig ihre Fresse aufgerissen und ständig herumproletet haben, sie es sich aber auch erlauben konnten. Solche Spieler fehlen mir persönlich heutzutage in der Bundesliga. Ich möchte das jetzt gar nicht weiter ausführen und von alten Zeiten sprechen, sonst werde ich hier nicht mehr fertig und ihr schlaft bei der Hälfte des Beitrags ein.
Ein Wort zum Timo, dem Werner:
Der kam wohl auf die Welt und dachte, seine Bestimmung sei es, auf einem grünen Geläuf rauf und runterzurennen bis an sein Lebensende. Damits ihm dabei nicht vielleicht irgendwann langweilig wird, hat man ihm einen Ball mitgegeben, seinen treuen Weggefährten, dem aber auch oft hinterherlaufen muss. Er ist einfach noch schneller als er. Also ich finde, dass ein Profi (das Wort sagts für mich eigentlich schon) selbst einschätzen muss (zumindest im Groben), was er essen kann und was nicht. Ist etwas unklar, dann erwarte ich schon Eigeninitiative, in dem man sich einfach informiert. Kurzum: Eigenverantwortlichkeit ist gefragt. Aber offenbar muss man auch in diesem Bereich den Profis sehr viel “vorkauen” (haha, Wortspiel *Stimmung*). Wie in den anderen Bereichen, die den Fussball tangieren gilt: man sollte sich mit dem Thema auseinandersetzen, aber übertreiben sollte mans auch nicht (naja, die Gefahr, dass das passiert scheint mir auch eher gering).