Das 5:1 in Dortmund in der Hinrunde war eine der absoluten Brustring-Sternstunden in dieser Saison: Tanguy Coulibaly spielte vermutlich das Spiel seines Lebens, fast alles klappte und am Ende war Lucien Favre seinen Job los.
Zugegebenermaßen ist Borussia Dortmund auch unter Favres Nachfolger Terzic ein Team, gegen das man sich immer etwas ausrechnet. Auf der anderen Seite trifft man auf Spieler wie Reus, Reina, Haaland und Guerreiro, die mit brillanten Einzelaktionen Spiele entscheiden können. Man durfte gespannt sein.
Nicht am Start war Gonzalo Castro, der laut offizieller Mitteilung wegen einer “Vorsichtsmaßnahme aufgrund muskulärer Probleme” nicht im Kader stand. Für ihn seit langem mal wieder in der Startelf: Atakan Karazor. Und das auch noch auf der Doppelsechs neben Wataru Endo. Wann hatte er dort zum letzten Mal gespielt?
Das Spiel startete wie erwartet: Dortmund hatte mehr vom Spiel und kam in der 14. Minute zu zwei durchaus ernstzunehmenden Abschlüssen. Aber noch während sich VfB-Fans den Kopf darüber zerbrachen, ob das Team von Pellegrino Matarazzo ohne vier seiner besten Spieler (Silas, Mangala, Gonzalez, Castro) überhaupt eine Chance gegen den Champions Leagie Viertelfinalisten haben würde, stand es 1:0.
Und das kam so: Kalajdzic eroberte den Ball auf der rechten Seite und über Klimowicz, Endo und Förster landete der Ball auf der gegenüberliegenden Seite bei Borna Sosa. Dessen eher verunglückte Flanke segelte hoch in den Dortmunder Strafrauf und dort schraubte sich Kalajdzic in gefühlte 4,50 Höhe und köpfte mit einer herrlichen Bogenlampe ein. Guerreiros Chancen, das Kopfballduell zu gewinnen: eher klein.
Abgesehen von zahlreichen Dortmunder Halbchancen und einem vielversprechenden Kopfball von Coulibaly verlebten Kobel und Hitz (der im Dortmunder Tor) eine recht ruhige erste Halbzeit. Was vor allem an der superkonzentrierten Defensivleistung des VfBs lag.
Man spricht oft davon, dass eine Mannschaft wie verwandelt aus der Kabine kommt – und meint das fast immer im positiven Sinn. Auch der VfB trat zu Beginn der zweiten Hälfte anders auf. Die Konsequenz: zwei Gegentore in sieben Minuten aufgrund von Nachlässigkeiten und Unkonzentriertheiten.
Zum Glück fing sich das Stuttgarter Team nach dem Dortmunder Doppelschlag wieder und blieb in der Partie. Umso mehr, nachdem in der 61. Minute Daniel Didavi eingewechselt worden war. Eine seiner ersten Aktionen: Ein absolutes Sahne-Tackling im Mittelfeld gegen Marco Reus.
Seine zweite Aktion: Ein Traumpass von der linken Seite auf den zweiten Pfosten. Der dort stehende Couibaly musste nur noch den Fuß zum Ausgleich hinhalten: perfekt. Kleiner Schönheitsfehler: Coulibaly schaffte es irgendwie, den Ball nicht auf das leere Tore zu bringen.
Und so dauerte es zehn Minuten länger bis zum Ausgleich. Nach einem Dortmunder Fehlpass und einem wunderbaren Direktpass von Coulibaly auf, na klar, Daniel Didavi erzielte die Nummer 10 in der 78. Minute abgeklärt das 2:2. Ein Unentschieden, mit dem die Stuttgarter Fans und Spieler sicherlich hätten leben können. Doch statt den 40. Punkt der Saison einzufahren, stand der VfB am Ende mit leeren Händen da, weil der Dortmunder Youngster Knauff nur zwei Minuten später das 3:2 erzielte. Was ein wildes Spiel.
Aber sehen wir es positiv: Das Saison-Duell VfB gegen BVB geht mit 7:4 Toren klar nach Stuttgart. Und der 40. Punkt wird jetzt bei Union Berlin eingefahren.
“Applaus, Applaus”: Hier geht’s zum Text zum Spiel gegen Dortmund.