Schlechte 70 Minuten gegen Augsburg: verloren. Schlechte 90 Minuten gegen Bielefeld: verloren. Gute 90 Minuten in Dortmund: verloren. Man musste die Sorge haben, dass der VfB sich auf dem besten Weg in eine Abwärtsspirale befand. Dazu noch Limitierung der Zuschauerkapazität und 2G Plus Regelung für den Stadionbesuch und eine Coronainfektion bei Chris Führich.
Doch vor dem Spiel gegen Mainz gab es tatsächlich auch gute Nachrichten: Omar Marmoush kehrte für den gesperrten Coulibaly in die Startelf zurück und auf der Bank saß nach achtmonatiger Verletzungspause the one and only Silas!
Dafür, dass der VfB seit fünf Ligaspielen sieglos war, trat das Team von Pellegrino Matarazzo erstaunlich selbstbewusst an und zeigte den Mainzern deutlich, dass es eine harte Nummer werden würde. Ganz vorne mit dabei: Omar Marmoush, der schon in der dritten Minute bewies, wie er das Stuttgarter Spiel bereichern kann. Seinem Gegenspieler dürfte immer noch schwindlig sein.
Der VfB blieb am Drücker, obwohl die Mainzer früh anliefen und dem Stuttgarter Spielaufbau immer wieder einem Stresstest unterzogen. In der 21. Minute war es dann soweit: Der VfB spielte einen fast schon barcaesken Angriff mit 15 Stuttgarter Ballkontakten von Müller bis zu Ito ohne Mainzer Beteiligung. Am Ende war es der wieder starke Japaner, der mit seinem (eigentlich) schwächeren Fuß wunderbar zum 1:0 einnetzte. Und wie feierte Ito sein erstes Bundesligator?
Nach einem zurückgenommenen Elfmeter für den VfB zeigten die Mainzer, dass sie in diesem Jahr auch nicht ganz so schlecht sind. Währed die VfB-Dreierkette Burkhardt im Griff hatte, sorgte sein Sturmpartner Onisiwo immer wieder für Schweißperlen auf der Stirn von VfB-Fans. Aber auch bei Mainz war es ein Innenverteidiger, der sich in die Torschützenliste eintragen konnte: Nach einer Ecke kam Hack vor Sosa an den Ball und köpfte in der 39. Minute aus kurzer Distanz ein. Ging das schon wieder los?
Doch wie schon gegen Dortmund ließ sich das Stuttgarter Team von dem Gegentor nicht aus der Ruhe bringen. Im Gegenteil: Der VfB kam mit viel Drive aus der Kabine und belohnte sich früh für das Engagement. Nach einem Einwurf auf der völlig überladenen rechten Seiten verlagerten Marmoush und Mangala das Spiel in wenigen Augenblicken auf den linken Flügel, Sosa kam an den Ball und jagte ihn aus spitzem Winkel ins kurze Eck. Auch für ihn das erste Tor in der Bundesliga – und was für eins! Mit einem wort: bornös!
Nach dem 2:1 hatte Mainz mehr vom Spiel doch der VfB schaffte es mit vereinten Kräften, gefährliche Abschlüsse zu verhindern. Außer Distanzschüssen kam nicht viel von den Rheinhessen. Aufregend wurde es nur, wenn sich die Stuttgarter unnötige Fehlpässe im Aufbauspiel leisteten. Und so erging es den Fans dabei:
Wer dachte, die Premierentraumtore von Ito und Sosa wären die emotionalen Höhenpunkte gewesen, wurde eines besseren belehrt: In der 85. Minute war es soweit. Silas wurde eingewechselt! Wurde ein Comeback jemals so gefeiert? Höchstes jenes von Daniel Ginczek gegen 1860 München. Aber da war das Neckarstadion auch voll. Und ungefähr so hat vermutlich jeder VfB-Fan die Einwechslung verfolgt:
In den verbleibenden knapp zehn Minuten konnte Silas sogar noch zeigen, wie wichtig er wieder werden wird. Tempo, Tricks, Aura: Wir dürfen uns schon jetzt freuen! Kurz vor Schluss noch ein kurzer Aufreger: Dinos Mavropanos musste von den eigenen Mannschaftskollegen davon abgehalten werden, Adam Szalai aufzufressen. Der Zweikampf gegen Flo Müller: Es war gefühlt der einzige, den der Grieche verlor.
Am Ende sind es hart verdiente und ganz wichtige drei Punkte für den VfB. Sieglosserie gebrochen, vorerst Platz 13. Weiter geht es am zweiten Adventssonntag mit einem weiteren Heimspiel und hoffentlich einer schönen Bescherung für Hertha. Sorry Santi!