Mini-Feature, VfB
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Being Daniel Didavi

Ich weiß gar nicht, was die Kinder heutzutage werden wollen. Astronaut und Lokomotivführer sind wahrscheinlich nicht mehr so angesagt, oder? Und Fußballprofi möchte wahrscheinlich auch niemand mehr werden. Spätestens seit bekannt ist, dass man nicht mal 75.000 Euro im Taxi vergessen kann, ohne dass es ein Riesentheater darum gibt. Dann doch lieber Youtube-Star oder irgendwas mit Offshore. Ich würde mich mit einer Profifußballerkarriere übrigens immer noch zufrieden geben. Am besten ohne Verantwortung und mit viel Freizeit. Das Ulreich-Modell sozusagen. Oder noch besser: Die Tasci-Variante.

Allerdings habe ich mich gefragt: Was ist, wenn ich nicht Sven Ulreich oder Serdar Tasci wäre, sondern Daniel Didavi? Ich hätte gerade meinen Wechsel zum VfL Wolfsburg publik gemacht und sähe mich aufgrund all der Häme und Beschimpfungen gezwungen, ein Statement abzugeben. Was würde ich schreiben? Ich glaube, es wäre ungefähr das folgende:

Servus Leute.

Ich kann verstehen, dass Ihr frustriert seid. Aber hat sich auch nur einer von Euch in meine Lage versetzt? Viele schreiben, ich hätte keinen Charakter. Blödsinn! Wahrscheinlich habe ich mehr Charakter als all ihr Facebook-Hater zusammen genommen. Mein Charakter ist, immer das Beste zu wollen. Ich möchte mich mit den Besten messen. Mit den Besten Europas, mit den Besten der Welt. So schwer es mir auch fällt, den VfB nach so langer Zeit zu verlassen: Ich möchte bei einem Verein spielen, der mir genau das ermöglicht.

Andere von Euch schreiben, mir würde es nur um die Kohle gehen. Das ist Bullshit! Ich bin mir sehr wohl bewusst, wie privilegiert ich bin, mit meinem Lieblingssport Geld zu verdienen. Viel Geld! Ganz ehrlich: Ich weiß, dass ich im Monat mehr verdiene als viele von Euch in fünf Jahren. Egal, ob ich in Stuttgart oder in Wolfsburg kicke. Ich bin sehr dankbar, dass ich mir keine Gedanken um Geld machen muss. Aber ich mache mir Gedanken um meine sportliche Perspektive.

Sind wir doch mal ehrlich: Klar, ich hätte beim VfB verlängern können. Auch in Stuttgart hätte ich mehr verdient als ich ausgeben kann. Wahrscheinlich wäre ich bald Kapitän geworden und damit zur Identifikationsfigur für Euch Fans. Und dann? Jahr für Jahr gegen den Abstieg spielen, während die besten Spieler (außer mir) den Verein verlassen und als Highlight vielleicht mal an den Tabellenplätzen schnuppern, die sich für die Europa League qualifizieren? Sorry, aber das ist nicht meine Vorstellung von einer erfolgreichen Zukunft. Ich bin nicht Karl Allgöwer oder Steve Gerrard. Aber die spielten auch in Teams, die in ihrer Zeit zur Spitzengruppe zählten und haben wahrscheinlich nie den Konflikt zwischen eigenem Anspruch und der Liebe zum Verein erlebt.

didavifacebook

Facebook-Reaktionen (Klick für groß)

Wisst Ihr, ich erwarte weder Dankbarkeit noch Verständnis von Euch. Aber ich erwarte ein klein wenig Respekt. Wer hat denn dem VfB in der vergangenen Saison den Arsch gerettet? Wer ist denn in dieser Saison der Topscorer? Ich möchte nicht arrogant rüberkommen, aber ich denke, ich habe einen guten Job in Stuttgart gemacht. Und das wisst Ihr auch. Deswegen ist es einfach nicht okay, wenn ich mich jetzt von einigen Dummschwätzern beschimpfen lassen muss (das ist eigentlich nie okay!) und dass sich zweitklassige Blogs über mich lustig machen. Geht’s noch?

Es mag sein, dass das Wolfsburger Stadion klein ist, aber dennoch nur gegen Real Madrid ausverkauft. Es mag sein, dass Wolfsburg nicht größer, aber hässlicher ist als Leinfelden.  Aber wisst Ihr was: Ich will dort nicht shoppen gehen, sondern Fußball spielen … und außerdem werde ich sowieso in Berlin wohnen. Ja, vielleicht wird Wolfsburg in der nächsten Saison nicht international spielen. Dumm gelaufen für mich. Vielleicht hätte ich nicht so früh unterschreiben sollen. Aber langfristig gesehen bietet mir der Club genau die Perspektiven, die ich beim VfB schmerzlich vermisse. 

Ich hatte so sehr gehofft, mit dem VfB eine Saison zu spielen, wie sie Mainz oder Berlin gerade hinlegen. Das hat leider nicht geklappt. Wäre ich so alt wie Timo Werner, könnte ich warten. Aber ich bin 26 und in der Form meines Lebens. Vielleicht habe ich nie wieder die Gelegenheit, auf höchstem Niveau zu spielen. Deswegen glaube ich: Der Wechsel zum VfL Wolfsburg ist für mich der richtige Schritt zu richtigen Zeit.

Ihr müsst das nicht gut finden. Ihr müsst das nicht verstehen. Aber Ihr solltet einfach ein klein wenig nachdenken bevor ihr vorschnell urteilt und dämliche Kommentare abgebt. Das gilt übrigens auch für andere Themen.

Liebe Grüße,
Dida

Wahrscheinlich ist es gut, dass ich kein Fußballprofi geworden bin. Ob es wohl schon zu spät ist für eine Karriere als Youtube-Star?

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3 Kommentare

  1. Genauso ist es. Ich bin auch empört über verschiedene Mails. Das gehört sich nicht. Schade,dass Du gehst,aber ich wünsche Dir für die Zukunft alles Gute.

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