Dass der VfB fast alles kann, wussten wir schon lange. Aber dass er selbst die Gesetze der Quantenmechanik außer Kraft setzen kann, ist neu. Doch gegen Köln gelang es dem Team von Pellegrino Matarazzo, einen Punkt zu gewinnen und gleichzeitig zwei zu verlieren.
Die VfB-Fans sahen dem Auswärtsauftritt in Köln trotz drei Spielen ohne Sieg gelassen entgegen. Denn wer sollte schon das obligatorische Tor für Köln schießen, wenn Modeste nicht mehr dort spielt? Blöderweise spielte aber auch der VfB ohne A-Lösung im Sturm, weil sich Sasa Kalajdzic nicht in der Lage sah, aufzulaufen. Warnhinweis: Versucht diese Taktik besser nicht bei eurem Arbeitgeber am Montagmorgen.
Kein Wunder, dass das Verständnis für Kalajdzic’ Verhalten bei Fans und Verantwortlichen schneller schwindet als die Gletscher in den Alpen. Dafür wächst mal wieder die Erkenntnis: Niemand ist größer als der VfB. Selbst, wenn er zwei Meter misst.
Doch zurück zum Spiel. Luca Pfeiffer kam zu seinem Startelf-Debüt, aber ansonsten trat der VfB an wie gegen Freiburg – und präsentierte sich in Köln auch wie eine Heimmannschaft. Was sagen wir zur Anfangsphase?
Und diesmal leistete sich die Defensive keinen kollektiven Tiefschlaf. Im Gegenteil: Der VfB erarbeitete sich sogar selbst hochkarätige Chancen: Erst durch Dinos Mavropanos, der sich offenbar als neuer Mittelstürmer bewirbt, und dann in der 22. Minute, als Führich Silas mit einem Traumpass auf die Reise zum 1:0 schickte. Doch der scheiterte am Kölner Schwäbe, dem Schwabenschreck.
Aber wir kennen es ja: Der VfB hat die Chancen, der Gegner erzielt das Tor. Und das wäre in der 37. Minute fast passiert als ein Kölner Freistoß den völlig blank am Elfmeterpunkt stehenden Hector erreichte. Doch der war anscheinend noch überraschter als Ahamada, der zwei Meter entfernt offenbar eingenickt war.
Doch im direkten Gegenzug war es wieder Führich, der Silas schickte. Und wieder gab der Kölner Keeper den Spielverderber. Kann es eigentlich sein, dass die gegnerischen Torhüter immer gegen den VfB einen Sahnetag erwischen?
Nachdem Mavropanos kurz vor dem Halbzeitpfiff nochmals in höchster Not gerettet hatte, ging es nach einer rasanten ersten Halbzeit in die Kabine. Ja, der VfB hätte führen müssen, aber was gab es sonst an der Leistung auszusetzen?
Auch die ersten zehn Minuten der zweiten Halbzeit bestimmten die Stuttgarter. Doch dann kam die 55. Minute. Dann kam Flying Pfeiffer. Leider jedoch zu spät mit seiner Blutgrätsche im Mittelfeld. Er traf Hübbers klar am Knöchel und wurde vom Platz gestellt.
Timing? Ausbaufähig. Eine unnötige Aktion? Absolut! Aber dass Pfeiffer, der zum ersten Mal Kalajdzic vom Anpfiff weg an ersetzte, vor allem mit Einsatz und Körperlichkeit punkten wollte, kann man ihm nicht vorwerfen. Trotzdem wird er dem VfB erstmal fehlen. Die Personal-Situation im Angriff wird immer dürftiger. Wer soll gegen Schalke spielen? Kuol? Kastanaras? Oder gar …
Nachdem sich die VfB-Fans also knapp eine Stunde lang darüber geärgert hatten, dass es Unentschieden stand, hofften sie jetzt, dass das Ergebnis noch weitere 35 Minuten Bestand haben würde. Und tatsächlich verteidigte der VfB mit zehn Spielern cleverer als wir es in der vergangenen Saison oft mit elf Mann gesehen hatten. Es wurde viel gelaufen, gut verschoben und leidenschaftlich gekämpft.
Apropos Leidenschaft: Neben Pfeiffer musste auch Pellegrino Matarazzo mit Gelb-Rot vom Platz. Zusätzlich sahen Karazor und Millot die gelbe Karte. Und was sagen wir zur Zweikampbewertung des Schiedsrichters?
Eigentlich kamen die Kölner nur noch zu einer richtigen Chance in der Nachspielzeit. Nach einem abgewehrten Freistoß zog Thielmann aus 18 Metern ab und der Ball drehte sich Richtung Winkel. Aber Flo Müller fischte den Ball heraus und sicherte dem VfB Stuttgart damit das erste Zu-Null-Spiel seit dem 0:0 in Mainz am 30. Spieltag der vergangenen Saison – und das in Unterzahl!
Drei Punkte nach vier Spielen bedeuten sicherlich keinen Traumstart. Aber die Leistung gegen Köln hat Mut gemacht, dass es gegen Schalke endlich den ersten Sieg in dieser Saison gibt. Und dann hat auch endlich die Sasa-Saga ein Ende und wir immerhin vier Monate unsere Ruhe vor Transferperioden, die immer nerviger werden.
“Gemischte Gefühle, die wo man schwer beschreiben kann” – Unseren Text zum Spiel findet ihr hier.