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Der VfB als Gute-Laune-Meister

Neulich habe ich mir vorgestellt, wie es wäre, mit Robin Dutt ein Bier zu trinken. Es ist so gelaufen: Ich trink’ nen Helles, er rührt in einem Tee, wahrscheinlich weil er so wirken will wie Felix Magath. Dutt hat gefährlich gute Laune, er will sich niemanden schlecht reden lassen, schon gar nicht Toni Sunjic und Lord Hlousek, die so gut im Testspiel gegen Hannover verteidigt haben.

Kevin Großkreutz stellt sich zu uns, er ist froh, dass er wieder in Deutschland ist und Fußball spielen kann. Im Arm hat er Serey Dié, der strahlt, weil mit Großkreutz endlich einer da ist, der wie er tickt. Bald wird Kevin auch so einen Iro tragen. Artem Kravets prostet uns zu, er ist schon zufrieden, dass er deutsch lernen darf. Jürgen Kramny ist glücklich, dass er endlich Cheftrainer ist und gibt allerlei optimistische Interviews. Daniel Schwaab und Georg Niedermeier sind froh, dass sie wieder spielen dürfen. Bernd Wahler lacht breit, gehts doch endlich los mit der Vereinsentwicklung und den Workshops und den Regionalversammlungen. Da ist er in einem Element. Und die Fans freuen sich, dass Großkreutz seinen bekannten Hashtag #isso eingeschwäbelt hat in #ischso. Na prima!

Das habe ich mir alles nur vorgestellt? Nein, es ist wirklich so, dass alle beim VfB überlaufen vor Glück. Gibt es eigentlich einen Grund für diese gute Stimmung? Wenn der VfB sportlich auf absehbare Zeit keine Titel gewinnt, dann wird er eben Gute-Laune-Meister. Doch Achtung: Wenn einer niest, kann sich die Stimmung blitzartig ändern. Und Georg Niedermeier wäre schon verschnupft, wenn er nicht spielt.

Beim Blick auf diese Zahlen kann man aber schlechte Laune bekommen:

Die Innenverteidiger 2013/2014
Niedermeier, Schwaab, Rüdiger, Haggui
Ergebnis: 62 Gegentore

Die Innenverteidiger 2014/2015
Niedermeier, Schwaab, Rüdiger, Baumgartl, Haggui
Ergebnis: 60 Gegentore

Die Innenverteidiger 2015/2016
Niedermeier, Baumgartl, Sunjic (Schwaab, Lord Hlousek)
Ergebnis: 37 Gegentore in der Hinrunde

Alle wissen es, nur Robin Dutt nicht. So kommt es mir jedenfalls vor, wenn ich mir die Planung der Innenverteidigung des VfB anschaue. Jeden Tag gibt es neue Gründe, warum es so wahnsinnig schwer ist, einen gestandenen Innenverteidiger zu verpflichten (siehe hier).

Jeden Tag kommen neue Ausreden, warum es sich der VfB nicht leisten kann, einen Innenverteidiger zu holen, der besser ist als die, die sich im Kader befinden. Besser als Niedermeier, Schwaab und Sunjic – really? Jeden Tag gibt es neue Namen. Das ist fast wie 2009, als der Nachfolger von Mario Gomez gesucht wurde. Helmes, Ba, Huntelaar, Wagner Love – geworden ist es ein Russe, der Rumpel-Russe Pavel Pogrebnyak.

Wenn man aufs Geld schauen muss, dann sind Phantasie, Mut, Netzwerk und Marktkenntnis gefragt. Und ich frage mich immer mehr, ob und welche dieser Kompetenzen der Verein besitzt. Abwarten wie in der Trainerfrage funktioniert dieses Mal nicht. Von selbst wird sich aus dem bestehenden Kader keiner aufdrängen, wie es Jürgen Kramny ganz bescheiden und unaufgeregt bei der Besetzung des Trainerpostens tat.

In Stuttgart sind sie wieder die finanziellen Entenklemmer, weil in Großkreutz der Großteil des finanziellen Spielraums investiert wurde. So richtig notwendig war der Transfer für die defensiven und offensiven Außenbahnen nicht, dafür fehlt jetzt das Budget für die defensive Mitte. Für eine Rückhol-Aktion von Serdar Tasci sowieso. Den hatten wir im Sommer mal auf dem Zettel (siehe ausführlich hier)

David Bowie sagte einmal: „Liebe ist unberechenbar, Sex ist nicht kompliziert“.
Aber nur weil es schwierig ist, ist es nicht unmöglich. Haben sich die Manager von Köln, Mainz, Augsburg, Frankfurt oder Bremen jemals öffentlich beklagt? Augsburg hat den Kapitän von AZ Alkmaar verpflichtet, einer, der ganz sicher besser ist als die bestehenden VfB-Innenverteidiger und ganz sicher keine 10 Millionen gekostet hat. Bremen holte sich das 400.000 EUR-Schnäppchen Papy Djilobodji, ein ähnlicher Typ wie Niedermeier. Nur Linksfuß und auf dem so stark, daß er sogar manierliche Freistöße damit schießen kann. Für diese Transfers haben beim VfB ganz offensichtlich Phantasie, Mut, Netzwerk und Marktkenntnis gefehlt.

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4 Kommentare

  1. Bruno Schöllhorn sagt

    Dem kann ich nur zustimmen. Und ich fürchte, es ist vor allem das Letzte, die fehlende Marktkenntnis und kein funktionierendes Netzwerk. Und ein Scouting, das seinen Namen nicht verdient. Bin leider sehr pessimistisch bezüglich unserer Zukunft.

    • @abiszet sagt

      Hallo Bruno,
      vielen Dank für Deinen Einwurf.
      Eins ist sicher: Von selbst löst sich das Problem (wie die Trainerfrage) nicht. Dass bisher kein neuer IV gekommen ist, hört sich m.E. nach Ausreden an. Das muss nicht so sein, hinter den Kulissen kann recherchiert, beobachtet und verhandelt werden. Aber mir geht es wie Dir: Ich bin skeptisch. Und wenn es dazu führt, dass neben Baumgartl, Sunjic und Niedermeier plötzlich Schwaab (oder gar Lord Hlousek) die Lösung sein soll, dann sieht es wirklich nicht gut aus für die Rückrunde. Denn Schwaab war bisher in keinster Weise eine gute Lösung in der Innenverteidigung.

  2. David sagt

    Ich finde Hlousek sollte in der IV gesetzt sein, er hat immer ordentlich gespielt auf der Position. Am Anfang der Saison war da natürlich Chaos weil die Kette so hoch stand. Gegen Hertha sein letzter Stamm Einsatz sah er schlecht aus weil er beim Gegentor ausgespielt wurde, der entscheidende Fehler wurde aber vorher gemacht.
    Ich finde er bringt Eigenschaften mit die ihm im Vergleich zu Niedermeier eindeutig den Vorzug erweisen sollten, Schnelligkeit, Linksfuß, nicht so ein Holzbein.

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