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Country for old men?

Und wieder waren es am Ende sechs Tore, diesmal paritätisch verteilt. Wie schon hier geschrieben: Der VfB ist momentan ein zuverlässiger Unterhaltungsfaktor in der Bundesliga. Eine Headline “Spektakel in Ingolstadt” hat man in dieser Saison noch nie gelesen. Noch bevor man auch überlegen konnte, mal kurz in die Konferenz zu schalten, waren bereits die ersten beiden Treffer gefallen.

Leider ließen sich die Stuttgarter nach einer guten Viertelstunde das Spiel der Ingolstädter aufzwingen. Das war zwar nicht “ekelhaft”, wie Lewis Holtby es mal gesehen hatte, aber auch nicht gerade ein Leckerbissen. Über weite Teile der Partie hatte man das Gefühl ein mittelklassiges Spiel der Premiere League zu sehen: Gras fressen, Feld umpflügen, lange Bälle, Kampf, Kampf, Kampf. Schneller Check, ob man auf der Fernbedienung ausgerutscht ist und gerade Stoke gegen Southampton schaut. Nein, es war tatsächlich Ingolstadt gegen Stuttgart.

Die Ingolstädter schafften es, aus jedem Zweikampf gefühlte zwei Freistöße zu ziehen. Das lag zum einen an der kleinlichen Pfeiferei von Manuel Gräfe, vielmehr aber noch am naiven Zweikampfverhalten der Stuttgarter. Das ist umso erstaunlicher, als dass Jürgen Kramny wieder seine Rentnergang mit einem Durchschnittsalter jenseits der 27 aufs Feld schickte. Doch was im Heimspiel gegen Hoffenheim noch “Alt & abgeklärt” aussah, war gegen Ingolstadt leider “Alt & ahnungslos”. Denn vor allem die Brustringsenioren hatten keinen guten Tag erwischt: Wer möchte, darf Tyton (29) an zwei Toren eine Mitschuld geben, Gentner (30) holte sich den Assist zum 1:0, Niedermeier (30) musste Gelb-Rot gefährdet früh raus und Schwaab (27) und Sunjic (27) zeigten ein ebenso altbackenes Defensivverhalten wie Dié (31) und Großkreutz (27). Die geriatrische VfB-Defensive dämmerte bei Standards vor sich hin. Robin Dutt sollte sich auch dieses Spiel ganz genau angucken, bevor er allzu großzügig mit Vertragsverlängerungen um sich wirft.

Jürgen Kramny hat seit seinem Amtsantritt die jungen Wilden konsequent durch alte Säcke erfahrene Profis ersetzt und der Erfolg gibt ihm Recht. Dennoch darf man sich fragen, wie es weitergeht. Wird der Sandkasten für junge Talente langsam aber sicher zum Rentnerparadies? Werden bald die ersten Physiotherapeuten durch Altenpfleger ersetzt? Verhandelt Robin Dutt schon mit Claudio Pizarro und Miro Klose?

Vlachodymos ist weg, Ristl, Ferati bei der zweiten Mannschaft, Tashchy wurde immerhin eingewechselt. Baumgartl und Barba sollen die Innenverteidigung der Zukunft sein, sagt Dutt. Wann das sein soll, hat er nicht gesagt. Vielleicht erst dann, wenn sie im besten Fußballeralter sind: Also so um die 30. Da es tatsächlich den Anschein hat, als dürfte der VfB sich dieses Jahr frühzeitig im gesicherten Mittelfeld etablieren, ist es vielleicht an der Zeit, doch mal mehr als nur auf einer Position zu rotieren. Eventuell würde es dem Team gut tun, wenn der Trainer mal ordentlich durchlüftet, um den Alte-Leute-Mief rauszubekommen.

Aber nochmal zurück zur Partie in Ingolstadt: Dass sich das Team nach dem 3:1 nicht hängen lässt, obwohl die Anzeigetafel zwischenzeitlich sogar das 4:1 verkündet, ist überragend. Die Mannschaft glaubt an sich und ist auch an schlechten Tagen in der Lage, ein Comeback zu feiern – zumindest gegen ein Team wie Ingolstadt. Vielleicht ist das einer der Vorzüge des fortgeschrittenen Durchschnittsalters.

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1 Kommentare

  1. drausvomlande sagt

    Naja, die läuferische Glanzleistung einmal quer durch das Abseits und zurück und wieder rein von meinem Lieblings-Küsschen-Schmeisser beim 2. VfB-Tor spricht auch nicht gerade für lernwillige Jungprofis, zumindest nicht für diesen einen .. und gottseidank hat Gräfe diese Steilvorlage nicht genommen ..

    Für mich:
    Ich bleibe dabei, diese Mannschaft hat insgesamt keinen Charakter, anders kann man solche Schwankungen in der Leistungsbereitschaft nicht erklären ..
    aber wenigstens hat sie Qualität und ruft die jetzt öfter ab ..

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