Hochglanz-Dokumentationen über Fußballclubs sind der heiße Scheiß: “Sunderland ‘Til I Die”, Manchester Citys „All or nothing“, Bayern Münchens „Behind the Legend“, Leeds Uniteds „Take us home“. Der VfB Stuttgart will wie immer auch dabei sein, macht diesmal aber erstaunlicherweise alles anders: Die Schwaben lassen keinen Reklame-Film produzieren, sondern denken gleich richtig groß, denn klein wird’s von allein: Der VfB hat gleich einen Kino-Film gedreht. Wir hatten die exklusive Möglichkeit, uns den Streifen vorab anzugucken!
Die Handlung:
Jung und wild, offensiv und attraktiv, das alles will der VfB sein. Aber auch echte Kerle – gerne aus der eigenen Jugend – die Widerständen trotzen. Die dagegen halten, wenn es ungemütlich wird. Die sich auch von Niederlagen nicht beirren lassen. Den steinigen Weg dorthin, den sogenannten Mislintat-Weg, zeigt dieser 90-minütige Spielfilm plus Nachspielzeit: spannend, manchmal herzzerreißend, aber auch ohne mit Kritik zu sparen und ohne die schmerzlichen Rückschläge auszulassen. Denn abseits des sportlichen Kampfs ums Überleben lauern noch weitaus größere Gefahren im Hintergrund!
Der Film gewährt einmalige Einblicke in die Hinter- und auch Abgründe des Club-Lebens und hebt sich wohltuend von anderen Formaten ab, indem er auf Interviews mit ehemaligen Spielern wie Guido Buchwald, Kevin Kuranyi und Hansi Müller verzichtet. Statt langweiliger Anekdoten erwartet die Zuschauer eine rasante Action-Komödie mit einer starken Besetzung, die sich aber zwischendurch auch mit Kritik am Fußball-Business nicht zurückhält.
Der Cast:
Jeff Goldblum als Pellegrino Matarazzo
Erprobt in Katastrophen, hat schlechte Erfahrungen mit Dinosauriern gemacht und arbeitet deshalb gerne mit jungen Schauspielern zusammen. Die beiden Amerikaner verstanden sich auf Anhieb und begegneten sich im wahrsten Sinne des Wortes auf Augenhöhe: Goldblum ist mit 1,94 nur 4 Zentimeter kleiner als der VfB-Trainer.
Richy Müller als Sven Mislintat
Eigentlich war Jeff Bridges für die Rolle des “Diamantenauges” vorgesehen. Doch nachdem er sich weigerte, seinen imposanten Vollbart für die Dreharbeiten abzurasieren, übernahm der Stuttgarter Tatort-Kommissar die Rolle. Eine cleverer Schachzug: Müller kennt sich bestens in Stuttgart aus und parkt im VfB-Film seinen Tatort-911er mehrmals kamerawirksam direkt vor dem Clubhaus. Kein Wunder, dass Porsche Müllers Gage übernahm.
Jan-Josef Liefers als Claus Vogt
Auf den ersten Blick eine komische Wahl, nachdem sich Liefers mit kruden Videos während der Coronazeit ins Abseits gestellt hatte. Doch der Tatort-Star will sich mit aller Macht rehabilitieren und bot deshalb an, die Rolle des beliebten Präsidenten ohne Gage zu verkörpern. Ein Deal, den Finanzvorstand Ignatzi nicht ablehnen konnte!
Hugh Grant als Thomas Hitzlsperger
Everybody’s Darling mit dem Hang zu kleinen und großen Schusseligkeiten. Hugh Grant spielt Hitz, wie er war: 4 Ämter und ein Glücksfall für den VfB. Gegen Ende des Films leider sehr wenig zu sehen.
Winfried Glatzeder als Rainer Adrion
Die perfekte Besetzung: Wie Adrion ist auch Glatzeder ein echtes Urgestein der Branche. Er verkörpert das Präsidiumsmitglied auch optisch derart authentisch, dass er angeblich zur Vorbereitung auf die Dreharbeiten sogar unbemerkt an Aufsichtsratssitzungen teilgenommen hat, ohne dass die anderen es merkten.
Christoph Waltz als Wilfried Porth
Hier ist dem VfB ein echter Coup gelungen: Weltstar Waltz verkörpert den ehemaligen mächtigen Aufsichtsrat, der alle Fäden in der Hand hielt. “Eine Rolle, die ich schon immer spielen wollte!” so Waltz, der bekannt dafür ist, eine Vorliebe für unpopuläre Rollen zu haben. Kleiner Spoiler: Sein emotionaler Ausbruch in der Ehrenloge ist oscarverdächtig! Erstaunlich: Angeblich war Waltz nur zweite Wahl, nachdem Robert Englund (bekannt als Freddy Krüger aus der Nightmare-Serie) abgesagt hatte.
Didi Hallervorden als Wolfgang Dietrich
Auf den ersten Blick eine gewagte Besetzung, aber Hallervorden überzeugt mit seiner eigenwilligen Darstellung und macht aus der Präsidentschaft Dietrichs eine Groteske, bei der den Zuschauern das Lachen im Halse stecken bleibt.
Die Regie: Roland Emmerich
Wer sonst als das “Spielbergle von Sindelfingen”? Niemand kann so perfekt die ganz großen Katastrophen inszenieren. Emmerich spart nicht mit Action-Elementn, unter anderem fliegende Trainer, explodierende Bilanzen und Nacht- und Nebelaktionen rund um die Mitgliederdaten. Aber er streut auch immer wieder leise Töne ein und nutzt geschickt das große Talent des hervorragenden Casts, um die internen Spannungen zu verdeutlichen.
Die Kritik
“Ein ordentlicher Film, aber nicht der ganz große Wurf. Schade, dass das Budget nicht für House of Stuttgarts gereicht hat.“
(Die ZEIT)
“Die Schwaben ganz anders, ein feucht(fröhlich)er Film.”
(Playboy)
“Das Ergebnis ist ein turbulentes Vergnügen, ein Plädoyer für Widerstandskraft und Teamgeist.”
(Lexikon des deutschen Films)
“Die Botschaft von Selbstbewusstsein und Zusammenhalt wird verständlich durch die überraschend sichere Regie von Altmeister Roland Emmerich, der sonst in ganz anderen Genres zuhause ist.“
(Cinema)
“Ganz großes Kino in Cannstatt!”
(kicker)
“Warum der VfB einen Kino-Film drehte.“
(Stuttgarter Zeitung)
“Der Film beweist erneut, dass das datenbasierte Scouting von Mislintat der einzige Weg für den VfB ist!”
(@Danny1893_ auf Twitter)
“Ich geh erst wider (sic!) ins Kino wenn die 3G-Regelung nicht mehr gilt!!!!”
(Irgendwer auf Facebook)
Wir sagen: Mit “Die wilden Kerle aus Cannstatt” ist dem VfB ein echter Coup gelungen. Der starke Cast überdeckt die kleinen Schwächen im Plot, der teilweise etwas konstruiert wirkt wie zum Beispiel das absurde Possenspiel rund um den Datenskandal oder auch das komplett unrealistische Verletzungspech des Teams in der Saison 21/22.
Herrlich, hat mir gut gefallen 👍 Vor allem bei der Kritik der Stuttgarter Zeitung musste ich laut lachen 😂
Hugh Grant hat das Set bereits verlassen. Ihn zieht es zu internationaleren Filmsets. Mal sehen in welcher Szene er bald zu sehen ist. Sir Alex hat nun seine Rolle übernommen… hoffentlich schreibt er dem Kollegen Liefers keine offenen Drehbücher 🫣