Mini-Feature, VfB
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Male(diven) ist nur einmal im Jahr

Kingsley Coman musste sich in Dubai isolieren, Lucas Hernandez und Manuel Neuer verbringen ihre Quarantäne dort, wo Otto-Normal-Fan nicht mal im Urlaub hinkommt: auf den Malediven.

Dem Profi-Fußball und seinen Akteuren wird vorgeworfen, für sie gälten andere Regeln, nämlich die, die sie selbst aufstellen. Und natürlich, sie leben in einer völlig anderen und eigenen Welt: Protz-Schlitten in der Garage, Gold auf dem Steak und Friseure als Leibeigene. Gerade während der Pandemie wurde die Kluft zwischen Fußballern und ihren Fans besonders deutlich. Aber sind wir ehrlich: Neuer hätte sich in Schwabing oder Grünwald ebenso anstecken können wie Coman und Hernandez in St. Germain oder Montmartre. Aber die Frage muss erlaubt sein, ob es wirklich sein muss, während alle Menschen sich einschränken und Kontakte vermeiden sollen, selbst wenn man doppelt und dreifach geimpft ist. Die SpVgg Fürth hat das hinbekommen, aber wahrscheinlich kann sich von deren Spielern keiner Dubai oder die Malediven leisten.

Der Profisport lebt von seinen Fans und Zuschauern, von deren Kaufkraft und Einschaltquote, sie bezahlen im Grunde die obszönen Gehälter der Profis. Kann man da ein Minimum an Respekt und Sensibilität erwarten? Das wäre wohl naiv und weltfremd, oder? Erlaubt ist schließlich alles. Im Gegenzug muss der Fußball dann mit einer zunehmenden Entfremdung leben, die ihn Stadionbesucher, Einschaltquote und schlussendlich Geld kostet. Ob es den FC Bayern wirklich treffen wird? Seine Arena wird wohl immer voll sein, seine Spiele die meisten Fernsehzuschauer haben, forever Number one will jeder sein.

Und der VfB? Bekam sogar sein Stadion nicht voll, als es die Bestimmungen zuließen beziehungsweise erreichte nicht einmal die vom Gesundheitsamt und der Landesregierung erlaubte Kapazitätsgrenze. Das mag aber auch an der eher vorsichtigen Haltung des Stuttgarter Publikums zu liegen. Natürlich kann der VfB Orel Mangala nicht verbieten, eine Porno-G-Klasse zu fahren oder Sasa Kalajdzic den Verzehr seines goldenen Steaks untersagen. Kontraproduktiv ist das jedoch im Zusammenhang mit der Bitte, das Eintrittsgeld für die Geisterspiele doch bitte dem VfB zu spenden.

Wir haben auf Twitter gefragt, wie groß die Vorfreude auf den Rückrundenstart ist.

Herausgekommen ist ein stabile 4,2. Begeisterung sieht anders aus, was wohl auch mit den nicht immer vergnügungssteuerpflichtigen Auftritten in der Hinrunde zu tun hat. Aber offensichtlich wächst der Abstand zum VfB, wohl auch weil der Club nicht mehr als sein Standard-Repertoire spielt mit belanglosen Filmchen auf Social Media, mit Promo-Aktionen zum Verkauf des Merchs, mit dem Versand der Mitglieder-Postille „Dunkelrot“ und von “Stadion aktuell” als PDF.

Immerhin gelten für den FC Bayern dieselben Regeln wie für den Rest der Liga. Hasan Salihamidzic soll scheinbar kurz über einen Antrag nachgedacht haben, den Rückrundenauftakt gegen Gladbach zu verlegen – auf die Malediven. Aber der Rekordmeister spielt nun doch in der Allianz-Arena, mit acht Nationalspielern, ein paar 16-jährigen und Sven Ulreich im Tor.

Zum Weiterlesen:
Rund um den Brustring hat Schiss vor der Rückrunde, auch wenn er jegliche Parallelen zu den Abstiegen 15/16 und 18/19 ablehnt.

Stuttgart International fragt sich, ob es reicht, in der Rückrunde auf die „gefühlten Neuzugänge“ zu setzen und hofft ansonsten auf den Friehling (Otto-Baric-Voice).

Zum Weiterhören und Weiterschauen:
VfBSTR mit einem brandneuen (Bild-)Format und seiner Vorschau auf Fürth.

Foto:

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9 Kommentare

  1. Bruy Oliver sagt

    Bayern muß spielen und möglichst gegen einen potenziellen Gegner im Abstiegskampf auch noch gewinnen.

    • @abiszet sagt

      “Ob es den FC Bayern wirklich treffen wird? Seine Arena wird wohl immer voll sein, seine Spiele die meisten Fernsehzuschauer haben, forever Number one will jeder sein.”

      Ich wüsste nicht, etwas anderes geschrieben zu haben. Natürlich kommt das meiste Geld von den Sponsoren. Ohne Fans (= Interesse, Einschaltquoten, Klicks) keine Sponsoren..

      • Bernd sagt

        Vorsicht: Polemik voraus.

        Am Ende zahlen die Zeche offenbar die Leute, die sich in ihren Kaufentscheidungen davon beeinflussen lassen, ob bei den Bazis ein großes T auf der Brust prangt oder nicht. (Wobei man bei einer derartigen Involvierung eines halbstaatlichen Konzerns ohnehin immer die Frage stellen sollte, ob es da mit rechten Dingen zugeht.) Dass sich die Spieler nicht verpflichtet fühlen, gegenüber solchen Idioten Rechenschaft abzulegen und deswegen keinerlei Probleme mit einer Entfremdung haben, kann man den Spielern auch nicht wirklich zum Vorwurf machen.

  2. drhuey sagt

    Die Spieler können sich doch nicht für ihr überdurchschnittliches Talent das sie in einem verrückten Markt anbieten können, entschuldigen. Für das eine haben sie hart gearbeitet und für das andere können sie nichts. Das Blöde dabei ist ja nur, dass jedes verdammte Goldsteak gepostet wird und dem geneigten Fan vorgeführt wird, wie weit sich diejenigen von seiner eigenen Realität entfernt haben, denen er zujubelt und mit denen er mitleidet. Und, wenn zudem das Produkt nicht stimmig ist, wie beim VfB seit Jahren, dann kommen die Zuschauer auch zur Überraschung vieler nicht mehr so zahlreich. Nur fürs Protokoll und für diejenigen, die immer den Ausverkauf der Traditionsklubs anmahnen: Aston Villa ist ein Jahr vor dem VfB in die PL aufgestiegen und heute spielt dort ein Coutinho. Mit dem Aufstieg flossen mal automatisch ca. 200 Mio. EUR in die Kasse. Deswegen ist die PL das beste Produkt in der Fussballwelt und hat zurecht diesen Zuspruch. Ich denke auch nicht, dass nach einem höchtintensivem Spiel Chelsea-Liverpool vor ein paar Tagen irgendjemand darüber nachdenkt, was die Jungs für Autos fahren, die an diesem Abend alles auf dem Platz gelassen haben. Der VfB hingegen hat viel Geld verbrannt und muss versuchen mit seiner riskanten Talentschmiede wieder in der Bundesliga Fuss zu fassen und die Hoffnung mal wieder am ganz grossen Futtertrog naschen zu können, schwindet zunehmend, wenn man sich die Entwicklung vor Augen führt. Bleibt also die alte Verbundenheit der Fans zum Verein wie zu einem alten Freund, den man heute nicht mehr kennenlernen würde. Aber auch diese Ebene ist für viele schwierig geworden seit der Ära Dietrich und offenen Briefen. Niemand sollte sich daher wundern, dass im Fussballgeschäft der Erfolg eine Funktion des Budgets ist (Ausnahmen wie Freiburg bestätigen die Regel). Und so müssen wir heute bangen, dass die VfB-Goldsteakesser und -G-Modell-Fahrer gegen Greuther Fürth einen Fehlstart hinlegen. Hierin liegt das Identifikationsproblem.

  3. Estrella sagt

    Guten Abend,

    ein gutes Neues Jahr 2022 allen !!!
    Traditionell auch im Neuen Jahr mein Senf dazu… :-)

    Was ich mich schon ein paar Tage frage, ist die Frage, warum Reiche und Schöne generell in ein paar wenigen Weihnachtsfeiertagen auf irgendeine Insel oder zu irgendeinem Scheich in Entfernung von 6-20 Flugstunden müssen? Haben die es Zuhause nicht schön?

    Bei Dinos oder Klimo verstehe ich das natürlich, weil bei beiden die Familie weiter weg ist.
    Warum muss Neuer auf die Malediven oder unser guter alter King Sasa zum Goldsteakmann? W o z u u u u ?

    Ich frage mich das auch bei den Herren Manager in oberen Führungsetagen. Da sind sie das ganze Jahr gefühlt nur im Geschäft (oder Fußballer auf Fußballreisen) und eh nicht zuhause. Dann muss man sich und seinem Körper den Stress zumuten, bis zu 30 Grad Temperaturunterschied auszuhalten und dann wegen Jetlag oder angesprochener Temperaturschwankung auch ohne Corona erkältet, grippig und matt zurückzukommen?

    W o z u u u u? Klar Palmen, Strand, Meer, Service, Hotel, Essen, alles nett – weiß ich jetzt nicht, ob mit Corona und Co. noch so nett wie früher. Aber muss das echt?

    Zurück zu den Basics… ist es nicht einfach nur mal schön ganz einfach, mit seinen Liebsten Zuhause zusammen Zeit zu verbringen und sich gemütlich mit Partner / Familie in aller Ruhe zusammen zu hocken. Spazieren zu gehen, gemeinsam Essen zu kochen, miteinander zu reden, füreinander da zu sein? Die Reichen haben dann ja sicher Pool und Whirlpool zuhause, was ich jetzt als Otto Normal Verbraucher by the way schon zwei Jahre aber sowas von vermisse. Einfach nur mal so schwimmen gehen können.

    Gut, ich bin natürlich schon deutlich älter und schätze mittlerweile Basics, die ich im übrigen nicht habe. Als Single können Feiertage mit Corona Begrenzungen durchaus sehr lang werden… aber muss das jetzt echt sein, dass die Vereine wegen Egomimositäten Ihrer Angestellten (Dubai / Abu Dhabi / Malediven und co.) kaum Mitarbeiter auf dem Platz haben? Natürlich kann man sich zuhause auch anstecken, aber die Gefahr sich Viren und Bakterien aller Art in einem nicht Heimatland mit großen Temperaturunterschieden einzufangen ist schon vor Corona deutlich größer gewesen.

    … und jetzt habe ich die Kurve zu drhuey geschafft.
    Die drei “G” s Goldsteak / G Modell / Greuther Fürth – das war wohl nix

    Ich habe tatsächlich mittlerweile ebenfalls ein Identifikationsproblem. Das oben Beschriebene ist schon sehr weit weg von meiner Einstellung und Vorstellung. Dann ist man Fan seit 35 Jahren. Ist alle Höhen und Tiefen mit vollem Herzen mitgegangen. Zahlt monatlich Sky und DAZN, kauft Trikots und sonst noch einiges.
    Was für Otto Normal schon eine Form von Luxus ist… und mitunter den Luxus
    der Herren auf dem Rasen finanziert. Auch!

    Vor allem freust Du Dich dann auf ein Fußballspiel und ein bisschen Abwechslung
    im Corona Alltag…

    … dann machst Du heute Sky an und hast nach 10 Minuten schon wieder die Schnauze
    voll… und hörst hinterher das, was Du immer hörst

    Leipzig heute, wir heute… und das eine G (Greuther Fürth) war jetzt kein Top Gegner,
    der die Räume Top zugemacht hätte und Top unsere Fehler genutzt hat.

    ‘Wieder die gleiche Prozedur im Coaching. Spieler, die offensichtlich nicht mal auf 50% Leistungskraft sind zu lange drin gelassen, viel zu spät darauf reagiert. Die 50 langen Bälle von Anton zum Gegner oder gleich ins Aus´s waren kein probates Mittel. Mensch, das muss ich doch sehen, oder nicht? Es ist der Wahnsinn, wie viele leichte Ballverluste wir haben oder dem Gegner nett und freundlich mit angemessenem Corona Zweikampfabstand den Ball überlassen.

    Da passt für mich einfach das Gesamtpacket nicht mehr, das Feuer geht nicht mehr
    auf einen über…

    • Bernd sagt

      Für die Regeneration des Körpers sind 20 Flugstunden sicher nicht so schlimm, wenn man dadurch 1-2 Wochen dem ekligen deutschen Dezemberklima entfliehen kann. Das ist schon ziemlich gut nachvollziehbar.

  4. Barry sagt

    Mich interessiert herzlich wenig, welches Auto jemand fährt, wohin welche Reise führt, was für ein Steak jemand isst. Das ist erlaubt, das geben die Gehälter her, das gab‘s schon immer.

    Wir sind im realen Leben schon bereits seit einiger Zeit in der „Verbotsgesellschaft“ angekommen. Keine Avocados, keine Flugreisen, alles nur vegan. Wir brauchen dazu keine weitere Diskussion im Fußball, auch wenn das in C-Zeiten zeitgeistig oder schick erscheinen mag.

    Das ist meiner Meinung nach weder das Problem, noch führt das zu einer Entfremdung. Jedenfalls bei mir nicht. Die Gründe liegen für mich fernab davon.

    Bitte wieder zurück zu Diskussionen zu Mislintat und Co. Warum zB weiterhin dogmatisch alle Hoffnung auf verletzte Rückkehrer gelegt wird, ob das ausreicht oder Handlungsbedarf besteht.

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