Alle Artikel mit dem Schlagwort: Frust

Unerfreulich. Oder eher beschissen?

Sebastian Hoeneß lag mehr auf der Trainerbank als dass er saß. Sein Blick leer. Seine Augen wässrig. Er hatte einen Freak-Spielverlauf gesehen. Freak-Tore. Ein Freak-Spielende. Er konnte es nicht fassen, dass der VAR in der 98. Minute das 3:3 von Chris Führich aufgrund einer Abseitsstellung zurücknahm. „Ich denke, wir hätten es schon verdient“, meinte der VfB-Trainer. Wenn meine Mutter zu lange auf einen Termin bei einem Arzt warten muss oder beim Penny sich ihr Lieblings-Käse wieder mal in einem anderen Regal befindet, dann nennt sie das „unerfreulich“. Über Jahre begrüßte sie mich mit „unerfreulich“, wenn der VfB mal wieder verloren hatte und sie dies im Videotext gelesen hatte. Zuletzt schwieg sie meist wegen der VfB-Spiele (“nix g’sagt isch g’nug g’lobt!“), aber das 0:4 gegen Bayern München bezeichnete sie mal wieder als „unerfreulich“. Meine Schwiegermutter ist weniger euphemistisch. Sie sagt, was sie fühlt. Und wenn man sie fragt, wie es ihr geht, dann sagt sie gerne „beschissen“, wenn es ihr gesundheitlich schon besser ging. Ich schwanke bei der Bewertung des Spiels gegen Frankfurt zwischen „unerfreulich“ und …

Aufbaugegner mit drei Buchstaben

Was rege ich mich auf? Wenn eine Mannschaft nur eines der letzten zehn Heimspiele gewinnt, dann gewinnt sie: gegen den VfB. Wenn jemand nach vorne harmlos ist und nur durch einen Fehler ein Tor machen kann. Wer macht dann den Fehler: der VfB. Wenn der VfB dann in der zweiten Halbzeit klar besser ist, den Ausgleich schafft, Torchancen hat, wer bekommt dann in der Nachspielzeit das entscheidende Tor: der VfB. Das ist keine Polemik, das ist seit vielen Jahren so und beim VfB werden auch als AG weiterhin Traditionen gepflegt. Warum rege ich mich dann trotzdem auf? Weil ich dachte, wenn beim Club so ziemlich alle Personen ausgetauscht wurden, wenn erneut wieder sieben(!) Neuzugänge aufgeboten werden, dann ändert sich etwas, dann werden Muster aufgebrochen, Einstellungen geändert. Aber ich muss nach dieser deprimierenden 2:1-Niederlage gegen Eintracht Frankfurt sagen: Pure Dummheit wird niemals siegen. Ich erwarte noch mindestens 2 Tore. Wehe die nehmen auch nur eine Minute den Fuß vom Gas, vor einer Führung. #SGEVfB — Golwar (@Golwar) September 30, 2017 Ok, es kam schon viel zusammen: …

Diese EM macht (noch) keinen Spaß!

Meine Vorfreude auf das Turnier war so groß. Anfang des Jahres überlegte ich mir, was wir hier im Blog alles machen könnten: Podcast. Videos. Die besten Szenen mit Gummibärchen nachbauen. Doch je näher das Turnier rückte, desto mehr verebbte mein Enthusiasmus. Und als dann noch die ersten Lieder im Radio zu hören waren, deren einzige Motivation es ist, als EM-Song Kasse zu machen, spätestens da hatte ich keine Lust mehr auf die Europameisterschaft. Nach den ersten zehn Turniertagen sehe ich mich in meiner Ablehnung bestätigt. Bisher ist die EM für mich: David Guetta, Mark Forster, wenige Tore, späte Tore, besorgte Bürger mit Pickelhauben und Reichskriegsflagge, Favoritensiege, Geheimfavoritensterben, Eventisierung von Nichtigkeiten, Fremdschämen, Hashtagflut, schlechte Torwartleistungen, mittelmäßige Kommentatoren, erstaunlich unauffällige Schiedsrichter. Kurz gesagt: Diese EM hat es auch nach mehr als einer Woche nicht geschafft, was seit 1990 jedem großen Fußballturnier in Windeseile gelungen ist: Mich zu begeistern. Und ich merke, dass es vielen so geht wie mir. Aber woran liegt das? Am aufgeblähten Teilnehmerfeld? Eher nicht. Denn gerade die vermeintlich “Kleinen” wie Nordirland, Ungarn, Island und Albanien sorgten bisher …

Call me Aufbaugegner!

Am Freitag vormittag läutet das Telefon bei uns. Rudi Völler ist dran. Natürlich große Aufregung, so oft kommt das ja nicht vor. Rudi will mit Sebastian sprechen. “Sag’ mal, was haste denn am Wochenende vor?”, fragt der Weltmeister. “Am Samstag habe ich meinen langen Lauf mit 30 km und am Sonntag arbeitet meine Frau, da hab’ ich die Kinder!” “Ja klar, muss auch mal sein, Deine Kleinen sind aber auch süß. Aber Du weisst ja, wir haben große Verletzungsprobleme und da dachten wir an Dich, Du kannst doch hinten rechts verteidigen, oder?” “Na ja, aber eigentlich …” “Siehste, wusste ich es doch, hab’ nur Gutes gehört von Dir. Du könnest uns echt helfen, sonst muss ein Jungendspieler ran!” “Herr Völler, ehrlich, das ehrt mich wirklich, aber ich muss doch die Kinder …” “Ach, Du willst doch nur wieder gemütlich drei Weißbier trinken!” “Nein, wirklich …” “Du hast den Fußball nie geliebt” Rumms, legt der Rudi auf. Wird wohl nix mehr mit der Bundesligakarriere von Sebastian. Es gibt keine Bundesligaspiele in die wir als Favorit gehen. …