Seit über 400 Tagen warten VfB-Fans mittlerweile auf einen Auswärtssieg ihres Teams. Eigentlich wäre es verständlich, wenn der Gästeblock inzwischen leer bliebe. Aber die Stuttgarter Anhänger geben die Hoffnung nicht auf: Sensationelle 3.000 von ihnen machten sich am Dienstag nach Sinsheim auf, um das Auswärts- in ein Heimspiel zu verwandeln. Sensationeller Support!
Englische Wochen bedeuten in der Regel auch Rotation, aber Bruno Labbadia setzte auf die gleiche Startelf wie gegen Mainz, also mit Nartey und Anton auf den Außenverteidigerpositionen. Und wie muss sich Pascal “Gewinner der Vorbereitung” Stenzel fühlen?
In der 12. Minute konnte man die Stuttgarter Fehlerkette in Aktion beobachten. Tiago Tomas verteidigte halbherzig und konnte eine Flanke nicht verhindern, Ahamada klärte viel zu kurz und Anton war zu weit weg von Stiller. Die Konsequenz: Der erste Tor von Andre Kramaric seit dem 2. Oktober 2022.
Anschließend gab es wenig Fußball, aber viele Verletzungspausen. Beide Teams mussten wechseln und Dinos Mavropanos sah nach einem Zusammenprall mit Bebou in der 42. Minute aus, als sei er über zwölf Runden gegangen.
Doch ein Highlight gab es noch in der Nachspielzeit von Halbzeit eins: Ahamada schickte Guirassy Richtung Hoffenheimer Tor und der guineische Nationalspieler zeigte mal wieder seine beeindruckenden Abschlussqualitäten. Sechs Tore in zwölf Spielen stehen mittlerweile auf seinem Konto und sorgen dafür, dass wohl kaum jemand Sasa Kalajdzic auf dem Rasen vermisst.
Der zweite Durchgang war noch intensiver als der erste. Mit der Konsequenz, dass in der 58. Minute auch Silas verletzt vom Platz musste. Für ihn kam Juan José Perea in die Partie und zeigte gleich, was er kann und was nicht. Oder anders gesagt: Viel Tempo und Einsatz, wenig Übersicht, aber definitiv ein belebenden Chaos-Element im Stuttgarter Spiel.
Den ersten großen Aufreger gab es dann in der 60. Minute: Naouirou Ahamada ging im Hoffenheimer Strafraum ins Kopfballduell und kassierte von seinem Gegenspieler einen Ellbogencheck, für den man selbst im Eishockey eine Zeitstrafe kassiert hätte. Elfmeter? Fehlanzeige! VAR-Check? Fehlanzeige. Wobei Schiedsrichter Badstübner nach der Aktion hektisch seine Verkabelung justierte. Vielleicht ging der Anfruf aus Köln auf seinem Anrufbeantworter ein?
Eine gute Viertelstunde später stand Ahamada wieder im Fokus: Erst legte er wunderbar auf Endo auf und der Kapitän erzielte mit einem sehenswerten Distanzschuss die Führung, dann feierte der Franzose als einziger VfB-Spieler mit den Fans und sah dafür seine zweite Verwarunung und musste mit Gelb-Rot vom Platz. Zugegeben: Nicht gerade clever, aber andererseits auch irgendwie nachvollziehbar: Fight for your right toooo partyyyyy!
Mit zehn Mann versuchte der VfB dann den ersten Auswärtssieg seit Dezember 2021 über die Zeit retten. Und schaffte das auch dank einer Monsterparade von Florian Müller bis tief in die Nachspielzeit. Doch dann kam in der 94. Minute noch einmal Kramaric an den Ball und schweißte das Leder in den Winkel des VfB-Tores. Football, bloody hell!
Die gute Nachricht: Schon am Freitag gibt es die nächste Chance auf einen Auswärtssieg. Die schlechte: in Leipzig. Das Team von Marco Rose hat gerade erst Schalke mit 6:1 auseinandergeschraubt und der VfB hat auswärts gegen Leipzig bislang weder gepunktet noch überhaupt ein Tor geschossen. Aber, hey: Irgendwann ist es immer das erste Mal!