Vier Liga-Spiele am Stück hatte RasenballSport Leipzig saisonübergreifend nicht gewinnen können und auch der Saisonauftakt in Mainz ging in die Hose. Da kam der leicht euphorisierte Tabellenführer aus Stuttgart gerade recht. Denn der VfB konnte keine einzige der bisherigen sechs Partien gegen Leipzig gewinnen. Im Gegenteil: Man holte nur einen einzigen Punkt und erzielte nur ein einziges Tor. Oder besser gesagt: VfB-Legende Steven Zuber tat das. Übrigens: Das letzte Bundesligaspiel, das Leipzig gewinnen konnte, war am 31. Spieltag der vergangenen Saison. Der Gegner damals: der VfB Stuttgart.
Hatte der VfB nur sechs Tage zuvor die Fürther noch dominiert und ordentlich hergespielt, wurde am Freitag Abend schnell klar, dass die Rollenverteilung eine ganz andere sein würde. Leipzig entwickelte vom Anpfiff weg hohen Druck und ließ die VfB-Spieler kaum zu Atem kommen. Hauptleidtragender war Wataru Endo, der von Rasenballsport vermutlich härter gestresst wurde als seine vier Kinder es je könnten.
Nach 25 Minuten hatte der VfB zwar schon drei Torschüsse zu verzeichnen, die Leipziger allerdings zehn. Bereits jetzt war klar, dass das ersatzgeschwächte Stuttgarter Team auf verlorenem Posten stand. Die einzige Hoffnung bestand darin, dass Rasenballsport nach 30 Minuten mal etwas vom Gaspedal gehen würde.
Und tatsächlich war es auch so. Noch besser: Hamadi Al Ghaddioui hatte das 1:0 auf dem Fuß! Doch statt die Hereingabe von Massimo mit Lonks über die Linie zu drücken, entschied er sich für den rechten Fuß und verpasste deutlich.
Doch nur 5 Minuten später war es dann soweit: Kempf legte perfekt auf und nach einem wunderbaren Disntanzschuss stand es 1:0. Kleiner Schöhneitsfehler: für Leipzig.
Der unfreiwillige Assist von Kempf war die logische Konsequenz der vielen Fehlpässe, die sich der VfB immer wieder erlaubte. Zu ungenau, zu unkonzentriert, zu zahm. So konnte man fast noch dankbar sein, dass es nur mit einem Tor Rückstand in die Halbzeit ging. Dieser Spielstand war leider schon 15 Sekunden nach Wiederanpfiff Makulatur: Leipzig kombinierte sich vom Anstoss weg bis vor das Tor von Florian Müller und zum 2:0. Stuttgarter Gegenwehr: komplette Fehlanzeige. Matarazzos Mannen verfolgten den Angriff genauso wie die Fans vor dem TV.
Mit dem 3:0 nur sechs Minuten später war das Spiel natürlich endgültig gelaufen. Zumal der VfB nach der Hereinnahme von Didavi für Al Ghaddioui zur Halbzeit mittlerweile auch nominell ohne Stürmer unterwegs war und kaum offensive Akzente setzen konnte. Der vorläufige Höhepunkte dieses unschönen Abends: Ein Witz-Hand-Elfmeter für Rasenballsport. Aber klar: Auch Neuzugang André Silva wollte sich noch in die Torschützenliste eintragen. VAR-Frust hat mehr Tradition als RB Leipzig.
Gleich zwei kleine Lichtblicke gab es dann in der 73. Minute: Neben Neuzugang Enzo Millot betrat auch Sasa Kalajdzic den Rasen. Der Lange war zurück! Endlich. Aber der VfB 2021 wäre nicht der VfB 2021, wenn sich Kalajdzic nicht in der allerletzten Situation des Spiels noch die Schulter augekugelt hätte und erneut ausfällt. Wie viel Pech kann man bitte haben?
Fürth dominiert, von Leipzig dominiert worden: Nach diesen zwei Extremen kommt nächste Woche mit Freiburg ein Gegner, den man auf Augenhöhe wähnt. Andererseits: Freiburg hat gegen Dortmund gewonnen. Andererseits: Freiburg hat gegen Bielefeld nur Unentschieden gespielt und Bielefeld hat gegen Fürth nur Unentschieden gespielt. Was das bedeutet? Überhaupt nichts …