“Wir sind natürlich nicht immer bei allen Themen einer Meinung, das wäre auch nicht normal und auch für den Verein nicht gut. Aber alle wollen immer das Beste für den VfB Stuttgart“, sagte Präsident Claus Vogt am Rand des VfB-Trainingslagers in Marbella. Übersetzt heißt das wohl: Es knirscht mal wieder ganz gewaltig bei den Vereinsgremien des VfB Stuttgart. Und ob immer alle das Beste für den VfB wollen? Zweifel sind angebracht.
Jetzt sind die Vereinsbeiräte Susanne Schosser und Martin Bizer von ihren Ämtern mit sofortiger Wirkung zurück getreten. Der Druck sei zu groß geworden, schreiben sie in ihren Rücktritts-Statements. Und das ist noch harmlos formuliert. Schosser schreibt in ihrem Statement: “[…] sowie das für einen engagierten, kreativen und zugewandten Menschen wie mich unerträgliche, unprofessionelle, allein auf Machtsicherung bedachte und diffamierende Vorgehen wesentlicher Mitglieder der Gremien, führen mich zu diesem Rücktritt.”
In ihren Schreiben schildern sie die dicke Luft im Vereinsbeirat und den Umgang mit „Abweichlern“, wenn man gerade in der Causa Schlecht/Bühler eine andere Meinung als das Präsidium vertritt.
Zur Erinnerung: Ein von Pierre-Enric Steiger in Auftrag gegebenes externes Rechtsgutachten stellte in Frage, ob die Engagements der Vereinsbeiräte Marc-Nicolai Schlecht (als Mannschaftsarzt der VfB Frauenfußballmannschaft) und André Bühler (als akademischer Leiter des VfB-Master-Studiengangs in Kooperation mit der HfWU Nürtingen, bei der Bühler wiederum angestellter Professor ist) satzungskonform sind. Schließlich ist es Angestellten der AG untersagt, zugleich Gremien im e.V. zu besetzen. Das Gegengutachten des VfB ließ nicht lange auf sich warten, das Ergebnis lautete wenig überraschend: Alles einwandfrei so wie es ist, Sache erledigt. Aber offenbar sahen das nicht alle im Vereinsbeirat so.
Interessant an vor allem Bizers Rücktrittsschreiben ist, dass ein Rücktritt von Claus Vogt unter bestimmten Umständen im Raum steht: “Das Credo lautete: Der Beschluss des Präsidiums, dass kein Satzungsverstoß vorliegt, ist von den Gremienmitgliedern zu akzeptieren und mitzutragen. Dass der Präsident für sich in Anspruch nimmt, diese Entscheidung zu verantworten und bei einem andersgearteten Urteil von seinem Amt zurücktreten will, erwähne ich nur der Vollständigkeit halber.“ Bizer bezieht sich dabei auf die Bewertung, dass bei bei Schlecht/Bühler kein Satzungsverstoß vorliegt.
Grundsätzlich werfen die Schreiben der beiden ausgeschiedenen Vereinsbeirät*innen ein schlechtes Licht auf die Gremienarbeit beim VfB. Man muss nicht mal zwischen den Zeilen lesen, um zu erfahren, dass das Präsidium offenbar eine Linie vorgibt, die auch der Beirat einhalten soll. Dabei ist es durchaus wünschenswert, dass das ehemals 9-köpfige Gremium sich seine eigenen Gedanken macht, konstruktive Kritik übt und seine Vorschläge einbringt – und das nicht nur, wenn es um die Benennung der Kandidaten für das Präsidium geht. Doch dies ist offenbar nicht gewünscht.
So schreibt Bizer: “Die Zusammenarbeit litt unter dem Führungsstil der beiden Vorsitzenden, die inhaltlich und in der Außenwirkung einen großen Raum einnehmen und die unter Bezugnahme auf Zwänge, die sich aus der Satzung und der Geschäftsordnung ergäben, eine inhaltliche Arbeit, so wie es sich einige Vereinsbeiräte vorstellten, sehr erschwerte bzw. unmöglich machte. So ist es Beiratsmitgliedern verboten, mit dem Vorstand oder anderen AG-Mitarbeitern ohne Genehmigung der beiden Vorsitzenden, bzw. des Präsidiums Kontakt aufzunehmen.”
Natürlich kann man Susanne Schosser und Martin Bizer dafür kritisieren, dass sie seit ihrer Wahl 2021 genauso wie ihre damals neu gewählten Kollegen abgetaucht waren. Man kann auch der Meinung sein, dass man Gegenwind aushalten muss, wenn man ein Funktionsträger im größten Verein Baden-Württembergs ist. Dass beide nun nur zwei Tage nach einer Gremienklausur zurücktreten, sollte aber zu denken geben. Auch, wenn es etwas seltsam anmutet, den Verein zeitgleich mit der Presse zu informieren, während man gleichzeitig mehr Transparenz fordert.
Die Vorwürfe in ihren Schreiben sind jedenfalls so gravierend, dass es eigentlich nicht lange dauern kann, bis sich der VfB zu Wort meldet. Wobei: Aus der Mercedesstraße gab es bislang noch kein Statement zum Rücktritt der beiden. Vermutlich wurden nicht nur die VfB-Mitglieder vom Rücktritt überrascht, nachdem man sich am Wochenende noch auf einen “Neustart” verständigt hatte. Doch den wird es jetzt nicht mehr geben.
Susanne Schosser und Martin Bizer haben uns freundlicherweise ihre Statements zu Veröffentlichung zu Verfügung gestellt. Bitte klicken für große Ansicht.
Aktualisierung:
In einer Stellungnahme auf der VfB-Webseite widerspricht der VfB vehement den Ausführungen Schossers und Bizers: „Claus Vogt hat auf der Klausurtagung am vergangenen Wochenende zu keinem Zeitpunkt mit Rücktritt gedroht. Deutlich treten wir auch den anderen Vorwürfen (fehlende Ehrlichkeit, Diffamierung, Bevormundung in der gremienübergreifenden Kontaktaufnahme, mangelnde Transparenz) entgegen“. Ausführlich hier.
Aktualisierung II:
Mittlerweile hat sich auch Rainer Adrion zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen geäußert.
(Bild: Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)
Ist Bühler wirklich angestellter Professor und nicht verbeamtet? Ich frage nach, weil das Auswirkungen auf die mögliche Vergütung hat, die er über die Kooperation mit dem VfB erhalten kann.
Guter Punkt: Dieses Detail sollten wir noch klären.
Könnt ihr die Schreiben Schossers und Bizers noch durch den Brief Hitzlspergers ergänzen? Vielleicht findet jemand Zusammenhänge…
PS.: Auch Hitzlsperger hat im September 2021 seinen Rückzug in unmittelbarer Folge einer solchen Gremienklausur verkündet. Das scheinen sehr spezielle Veranstaltungen zu sein.
Der ist bei uns im Archiv: https://vertikalpass.de/wp-content/uploads/2020/12/Offener-Brief.pdf
Ich bin (noch) VfB-Mitglied dennoch würde es mich wundern, wenn ich die Schreiben bekommen werde. Die Antwort von Vogt dagegen wohl schon… Daher sahen die beiden sich wohl gezwungen, über die Presse zu gehen.
Für mich stellt sich die Frage, warum beim VfB in der “Verwaltung” permanent und sich ständig wiederholend exorbitante Fehler mit exorbitanten finanziellen und personellen Verlusten passieren?
Unverständlich jetzt wieder die Schlecht(e)Bühler Story. Das darf doch in einem (Welt)Konzern dieser Größenordnung nicht passieren? Es muss doch Justiziare geben, die Arbeitsverträge prüfen…. Die Außenwirkung ist vom VfB ist einfach Schlecht.
Nachdem offene Briefe gerade in sind, nach Harry, Gänswein jetzt gerne wieder mal der VfB. Wie könnte es beim VfB im Winter auch ohne Drama und offene Briefe gehen?
Diese fehlende klar funktionierende (Innen)Organisation mit diesem ständig patriarchischen Alphatiergetue und Machtgegiere geht mir sowas von auf den Zeiger.
Wie will Erfolg im Außen entstehen, wenn es im Innen (seit Jahren, unabhängig von Personen) so derart ungeordnet ist…?
Tja … Reisende soll man bekanntlich nicht aufhalten. Dann wünschen wir den Beiden auch alles alles Gute und Tschüss !
Wann gehen endlich die Richtigen beim VfB? Die Unfähigen, Diffamierer, die Blender und Rechtsbrecher? Diejenigen die mit allen Mitteln gegen anders Denkende vorgehen, selbst aber nichts auf die Reihe bekommen? Wieviele ehrbare Gremienmitglieder dürfen sie noch vergraulen? Menschen die von uns Mitgliedern gewählt wurden!
Wie lange lassen sich das mehr als 70000 Mitglieder noch gefallen? Genug ist genug!
Ruhe in diesem Verein ist eine Illussion das was Vogt tut ist seine Alleinherrschaft untermauern,wer nicht der Meinung ihrer Majestät ist wird entfernt oder geht von sich aus,weil er feststellt das sich im punkte Meinungsfreiheit und Transparenz ,nichts getan hat oder tut egal ob Hitz Mislintat,oder die 2 Gremiummitglieder Heute ,alles was ehrlich und Transparent ist wird entfernt und Rezepte der Vergangenheit ,wieder hochgeholt ….. Ich bin VfB Fan ,und das schon lange ,doch ich glaube langsam das es besser wäre abzusteigen ,um jenen Verlogenen Ballast ,Wehrle Vogt und Adrion .loszuwerden !
Was Vogt betreibt hat mit Demokratie nichts mehr zu tun. Die Außendarstellung ist so verheerend und absurd, dass der VfB als Verein geschädigt wird. Welcher seriöse Sponsor oder Investor tut sich so etwas an ? Man darf gespannt sein wer als nächstes die Koffer packt, ich befürchte jedoch, dass es weiterhin die Falschen sein werden !
Ich find’s geil, wie alle Vogt (und Adrion) bashen, obwohl er vor ein paar Jahren noch el presidente de la kurva war und alle sich mehr ‘Fussballsachverstand’ z.b. in Person eines Herrn Adrion für den Verein gewünscht haben… Merkt Ihr was?
Exakt – so ist es. Mein Präsident war es nie, auch nicht in den scheinbar noch heilen “Blendax” (=Wortspiel Blender) Zeiten. Hab ich in vielen Kommentaren drauf hingewiesen. Jeder der ihn gewählt hat bekommt jetzt die Rechnung. Der fährt die Karre komplett gegen die Wand, leider noch viel schneller als befürchtet. Bitte sich jeder gerne noch mal den Brief von Hitz vor Augen führen…………da wird doch so vieles klar. Und seine Boy Group (CC97), die angesprochene Kurve, schweigt.
Na ja, es kann aber halt auch nicht sein, dass es beim VfB ständig Theater wegen inhaltlich-rechtlichen Fehlentscheidungen und offenen Briefe gibt. Das hört man von keinem anderen Fußballverein, dass es permanent gravierende verwaltungsrechtliche Fehlentscheidungen und Strafen in Millionenhöhe gibt. So eine arbeitsrechtliche Bühler-Schlecht Geschichte hat für alle Beteiligten schon gar nichts in der Öffentlichkeit zu tun. Wer von uns wollte seine Tätigkeit medial verkartet haben? Mir tun dabei vor allem die Betroffenen leid, die wahrscheinlich einfach nur dem VfB mit Ihrem Fachwissen helfen wollten.
Insofern wird ja keine Person gebasht, sondern “nur” die Außenwirkung und der Zustand.
Wobei ich Vogt am Anfang total sympathisch, richtig fand. Wie er da bei Corona Zeiten allein mit dem VfB Schal im Stadion stand, hat sich tief in mir verewigt.
Aber im Hier und Heute dieses hintenrum irgendwie immer wieder Leute verärgern und vorne rum lächelnd nix sagen und mit irgendwelchen BlaBlaBla Presseerklärungen um die Ecke kommen ist nicht die Vereins Führung, die ich mir wünsche.
Es ist doch in jedem Verein so, dass starke Personen die Strippen ziehen. In der Bild oder Blöd wird Vogt als entscheidungsschwach dargestellt. Er hatte gegen Materazzo als Trainer gestimmt. Da muss ich allerdings sagen, dass ich das gut finde. Materazzo hatte doch null Erfahrung. Den hätte jeder professionelle Sportdirektor auch nicht direkt für die 1.Liga verpflichtet. Man kann aus allem etwas schlechtes machen. Die Journalisten suchen geradezu nach Dreck.
Was im e.V. passiert juckt mich ehrlich gesagt nicht die Bohne.
Das einzige was ich dem Vogt vorwerfen könnte ist die Verpflichtung von Wehrle, da dieser wiederum aufgrund wenig Fussballsachverstand zusätzliche Berater benötigt. Das kostet halt alles Geld. Wenigstens auf Lahm hätte man verzichten können. Andererseits ist das was Wehrle macht eine gute Strategie. Der VfB benötigt in Zukunft Leute wie Khedira und Gentner die sich mit dem VfB identifizieren.
Ich weiss nicht wer den Stadionumbau zu verantworten hat, aber das sind meiner Meinung nach die grösseren Versager. Wie kann man für 130 Millionen ein Stadion umbauen.
Wenn ich sowas mache als Verein sollte man sportlich und finanziell ganz vorne mitspielen. Am besten in der Champions Liga.
Das ist so sinnlos Geld verbraten.
Neue Sponsoren zu gewinnen ist heutzutage nicht einfach, wenn man nicht vorne mitspielt. Mit dem Erfolg kommen auch die Sponsoren. Im Prinzip müsste hinter jedem Aufsichtsratmitglied auch ein namhafter Sponsor sein. Wenn nicht läuft auch nix.
Matarazzo wurde in der 2. Liga verpflichtet um den Aufstieg zu finalisieren. Was im e.V. passiert sollte einen schon interessieren, denn die Staatsanwaltschaft prüft aktuell eine Anzeige wegen Veruntreuung gegen das Präsidium des VfB Stuttgart.
Zum Stadion: Die ursprünglich veranschlagte Summe lag unter 100 Millionen Euro, aber ich gebe jedem recht der behauptet das die finanzielle Belastung zu hoch ist. Als der DFB sich 2017 für die EM24 beworben hat kam Dietrich auf den Plan mit der Stadt einen Deal auszuhandeln um seine Vision vom VfB in der Champions League zu realisieren. Die ausführenden Organe waren dann Heim und Röttgermann. Am Ende heißt es die Verträge sind gemacht !
Es wird nicht ruhig unter Vogt und dazu kommen die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft (Artikel STN/STZ) und plötzlich kommen so manche Vorwürfe aus Hitzelspergers Brief gar nicht mehr so aus der Luft gegriffen vor, oder? So haben es sich die Verehrer (vor allem aus weiten Teilen der Kurve) und Gefolgsleute sicher nicht vorgestellt. In der Kurve den Schal hochhalten reicht aber vermutlich aus um Präsident des größten Vereins in BaWü zu werden.